Montag, 7. November 2022
In der Klinik lernte ich eine junge Frau kenne, meine Zimmergenossin, Arsch auf Eimer, Herz und Seele. Sie reist gerade auf unbestimmte Zeit nach Asien und sitzt in Doha zum Umsteigen. Heute Nachmittag hatte ich ihr noch ausführlich liebe Wünsche für die Reise gesendet.

Völlig unabhängig davon wälze ich mich nun, seit ich vor über einer Stunde ins Bett bin, hin und her, zerfressen von Selbstzweifeln, was mich in Freundschaften angeht. Oft habe ich den Eindruck, mit mir kann man quatschen und Ballast abwerfen, aber Dinge unternehmen, oder mich mal besuchen.. irgendwie will das keiner, oder sehr selten. Und ich frage mich, was da mit mir nicht stimmt, ob ich vielleicht ausstrahle, dass ich nichts unternehmen will, auch wenn ich danach frage, oder ist das vielleicht so unangenehm mit mir. Ist auch nicht so, dass die nix unternehmen wollen. Sie erzählen mir dann, mit wem sie was wie tolles unternommen haben oder werden oder in den Urlaub fahren werden. Ich fühle mich immer wie die letzte beim Völkerball (nennt man das heute noch so? ich kenne keine andere Bezeichnung, will aber niemanden offenden). Mich belastet das sehr und ich überlege, ob ich die Menschen einfach mal direkt frage, befürchte aber, dass sie meine Wahrnehmung anzweifeln und/oder nicht ehrlich antworten. Das Thema ist so drängend und wiederkehrend, dass es auch einer der Hauptgründe für den Klinikaufenthalt war. Ich schaffe es nicht, mir hier vor Ort enge Bindungen aufzubauen, oder die, die es gab, sind weggezogen, oder verkracht (wie I.). Jetzt habe ich hier schon noch ein paar Menschen, aber... naja nach einem heutigen Treffen fühlte ich mich leer und einsamer als vorher. Das machte mich nachdenklich.

Und während ich da so liege und auf diesem Thema rumkaue, meldet sich eben die junge Frau aus Doha und schreibt unter anderem, als hätte sie es gerochen, denn ich habe in keiner Silbe irgend etwas über mich selbst geschrieben, dass ich keine Selbstzweifel haben soll, dass sie so dankbar ist mich kennengelernt zu haben, und ich ein wundervoller Mensch für sie bin.

Das tut so unglaublich gut.

Und vielleicht sollte ich endlich zu einem der "Anonyme <...>"-Treffen gehen.

 
Das habe ich früher auch immer gedacht: ich darf nicht mitspielen.
Dann ist mir eine Lösung eingefallen! Ich organisier das selbst und schau mir nach den Leuten, die mitmachen. Zum Beispiel einen Sprachkurs, den ich angefangen habe. Ich habe im Kurs gefragt, wer mit mir denn vor dem Kurs immer lernen möchte. Das hilft sehr viel, wenn man sich vorbereitet und vorher schon ein bisschen Grammatik und Sprechen übt. Da hat sich eine aus der Gruppe gemeldet und seither treffen wir uns immer zu Kaffeekuchen und Training. Da wir uns auch sonst gut verstehen, essen wir manchmal gemeinsam oder machen was anderes.
Beim Sport hab ich es auch so gemacht.
Ich gehe ungern alleine ins Fitnessstudio und habe immer Antrieb, wenn ich weiß, dass jemand auf mich wartet. Ich habe mehrere Bekannte angesprochen, ob sie mit mir zu festen Termine da hingeht. Eine Bekannte, jetzt sehr gute Freundin, sagte einfach ja und seither treiben wir uns gegenseitig an.
Ich glaube einfach, dass andere auch warten, dass man sie mitnimmt.

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@croco: danke für deinen Kommentar. Ja, ich probiere das schon so ein bisschen. Finde es manchmal einfach nur so krass einseitig und das macht mich auch müde. Dieses Gefühl, den anderen immer nur hinterherrennen zu müssen. Naja. Mal sehen.

Ne also ich hab da jetzt nochmal drüber nachgedacht. Ich hätte schon gern Beidseitigkeit in einer Beziehung. Das ist einfach so.

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Das widerspricht sich ja nicht. Ich meine eben, dass man nicht den falschen Leuten hinterherrennen muss. Aber den ersten und zweiten Schritt kann man schon machen. Wenn man merkt, dass was zurück kommt, kann man ja weiter machen. Sonst halt nicht,

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@croco: ahhh, verstanden. Ja, so sehe ich es auch. Mir fällt es nur oft so schwer einigermaßen realistisch einzuschätzen, ob ich denn genug gemacht habe (das klingt vielleicht sehr komisch, aber es ist so), oder vielleicht eben auch schon "zuviel". Also: ab wann ich hinterherrenne. Tief in mir ist das "nicht genug" verankert. Und dann wunder ich mich irgendwann, wenn ich müde werde. Weiß nicht, wie ich es besser erklären kann.

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