Freitag, 14. Juni 2019
Am Neckar stakste vorhin ein schmutziger Storch umher, auf der Suche nach Futter. Das ist ansich nicht weiter spektakulär. Aber es spricht sich so schön: schmutziger Storch.

Vor vielen Wochen habe ich dem F. versprochen, dass ich mit ihm anlässlich seines Geburtstags zu seinem Techno-Guru gehe. Außerdem scharre ich mit den Hufen was die Eule angeht. Seit Tagen beäuge ich immer wieder seine Seite, aber keine Hinweise ob er überhaupt kommen wird oder nicht. Bis der F. sagt: jetzt schreib ihn halt an. Hab ich gemacht, und er hat auch geantwortet: er kommt, und zwar - ich ahnte es - am selben Tag an dem wir zum Guru fahren. Ein bisschen traurig. Naja ok ein bisschen sehr traurig. Aber versprochen ist versprochen.

Für N. habe ich vorhin frisch gemahlenen Kaffee im Feinkostladen gekauft, den möchte ich ihr nachträglich zum Geburtstag in die Hauptstadt senden. Weil ich direkt danach ins Yoga bin, musste der Kaffee mit. Nach der Stunde meint eine Yogakollegin in der Umkleide: "Es duftet hier so gut nach Kaffee - ist das Wunschdenken?" Er riecht wirklich köstlich. Ich hoffe N. freut sich. Wissen Sie, wie ich den ohne Aroma-Verlust am besten versende? Abgefüllt wurde er in eine Papiertüte. Nochmal (samt Papiertüte) einpacken in Frischhaltebeutel o.ä.? Vielleicht eh besser falls er aufgeht. Hm Ideen, jemand?

Bin zwar mega pleite. Aber ich muss jetzt eine Pizza holen. Auf Wiedersehen.

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Mittwoch, 29. Mai 2019
Heute Orga-Kram. Bin öfters unterwegs in den nächsten Wochen, davon zwei mal in Österreich, und zwei mal im Taunus. Immer jeweils bei anderen Menschen. Spar-Tickets organisieren soweit möglich, außerdem Katzensitter. An einem Wochenende bekomme ich selbst Besuch.

Allein schon von den Fahrtkosten ist fast mein gesamtes Monats-Budget für Juni aufgebraucht. Ah, gerade gesehen, die Balkon-Bepflanzung von Montag und das Katzenfutter haben auch gut reingeschlagen. Aber ein bisschen Luxus brauchen die Katze und ich. Und doch.. das was ich an Zeit gewonnen habe durch die Arbeitszeitreduzierung, fehlt mir hinten und vorne an Geld. Das bereitet mir Bauchschmerzen, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. So sehr, dass ich überlege ggf. doch nicht in das andere Projekt in der neuen Welt umzusteigen, sondern stattdessen die 5 Stunden pro Woche in meinem "alten" Job draufzusatteln. Dort bekomme ich für 5 Stunden nämlich wesentlich mehr als in der neuen Welt.

Andererseits... Perspektive... Interesse...

Mal sehen.

'Es ist nur Geld', muss ich mir immer wieder sagen. Am Ende ist es nur Geld. 'Freu dich auf die schönen Begegnungen, die du in den nächsten Wochen haben wirst.' So mach ichs denn.






Dienstag, 28. Mai 2019
Müüüüüde, langer Tag. Vormittags Yoga (endlich wieder, bin so aus der Form durch Siechtum), mittags für den F. und mich Pasta mit grünem Spargel gekocht. Danach sein neues Rad weggebracht für weitere Montage. F.'s großer Bus wollte genutzt werden. Also Katzenfutter und Streu besorgt, außerdem für meinen Balkon Blumen, Kräuter, Tomaten und Erde. Bike wieder abgeholt. Zu Hause direkt das meiste auf dem Balkon verbuddelt, aber noch nicht alles, denn um 19 Uhr ging es weiter zum E. Jetzt zu Hause, voller Vorfreude aufs Bett.

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Sonntag, 26. Mai 2019
Wahltagsimpressionen
Schon auf den Straßen ist spürbar, dass es kein gewöhnlicher Sonntag ist. Mehr Menschen unterwegs als sonst in diesem Viertel, wo sonntags eher ganztägig kollektives Rauschausschlafen angesagt ist. In der Wahlhalle ist gut was los. Viele junge Menschen. Das ist natürlich auch kiezbedingt, stimmt mich aber dennoch froh und optimistisch.

In der Schlange für den Einwurf in die Urne stehen zwei meiner Nachbarn, Mutter und Tochter. Sie stammen aus Bulgarien. Mit der Kommunalwahl scheint alles zu klappen. Allerdings findet man sie nicht im Wahlverzeichnis für die Europawahl. Eine Wahlhelferin erläutert, wie es dazu vermutlich kam: um zu vermeiden, dass Menschen die aus anderen Ländern stammen in beiden Ländern wählen, hier eben z.B. in Deutschland und Bulgarien, hätten sie bis zum 15.5. beantragen müssen, dass sie in Deutschland wählen. Die beiden müssten eine Benachrichtigung per Post erhalten haben. Ratlose Gesichter. Total doof, die beiden sind enttäuscht, ich ärgere mich mit ihnen. Wie oft passiert so etwas wohl? Wie viele Stimmen werden unbeabsichtigt nicht abgegeben?

Wieder zu Hause. Von meinem Fenster aus sehe ich ein interessantes Trio: einen Polizisten und eine Polizistin und eine Ente. Die Polizisten bewegen sich vom Gehweg in Richtung Kanal. Die Ente flitzt in gebührendem Abstand hinter ihnen her, scheinbar aufgebracht. Erst als die Polizisten sich am Kanal in die Böschung begeben sehe ich, dass sie einen Karton dabei haben. Vermutlich Entenkinder. Als ich mich zu der Truppe geselle, schwimmen die Entenbabies schon wiedervereint mit ihrer Entenmama in Ufernähe. Von rechts nähert sich der scheinbar zugehörige Entenvater. Happy End.

Meine Mutter hat in den letzten Tagen versucht mich zu erreichen. Heute fühle ich mich bereit mir ihr zu sprechen. Wir haben ein entspanntes Gespräch, bis ich sie frage, ob sie schon wählen war. Stille am anderen Ende der Leitung. "Mama???" Vom anderen Ende ein langezogenes "Hmmmmmmmmmm"" "Mama sag mir jetzt nicht, dass du nicht wählen gehst." Gequältes Stöhnen. "Mama das sind jetzt echt nicht mehr die Zeiten in denen wir uns das leisten können. Es geht um Europa, um unsere Zukunft. Wenn du jetzt nicht wählen gehst, ist das eine Stimme für die Falschen. Das willst du doch selber nicht!" "Natürlich nicht... mein Knie tut nur so weh.." "Frag G., ob sie dich fahren kann. Bitte Mama, versprich mir das du wählen gehst. Mir total egal welcher kleinen Partei du deine Stimme gibst, den Grauen Panthern oder der Tierschutzpartei, oder was weiß ich, aber BITTE geh wählen." "Damit du jetzt aufhörst zu reden verspreche ich es dir. Ich gehe wählen." Wir prüfen noch, welche der für sie akzeptablen Parteien zur Wahl stehen. Um ihr Wahlgeheimnis zu schützen, gebe ich das hier nicht preis. Aber ich bin erleichtert - und hoffe dass sie ihr Versprechen hält.

Ph. und ich haben über den Tag verteilt Sprachnachrichten-Kontakt, und ich erzähle ihm von dem Muttergespräch. "Bist du jetzt Wahlpolitesse?" "Findest du es denn in Ordnung nicht wählen zu gehen?" "Ich finde es total wichtig, wählen zu gehen, hab das aber früher, als ich jünger war, nicht unbedingt für so wichtig gehalten. Aber im Alter sollte man schon mal verstanden haben, dass es wichtig ist." Meine Mutter war NIE unpolitisch, im Gegenteil. Deswegen bin ich doch sehr erstaunt gewesen über ihre Wahlverweigerung.

Mal sehen. Ich bin schon bisschen aufgeregt.

[Edit] Muttertier klang danach fast ein bisschen stolz, dass sie doch noch hin ist.






Donnerstag, 23. Mai 2019
Manchmal muss man auch Freund*innen mit einem klaren Schlussstrich ziehen lassen. So gestern geschehen, nachdem ich mir in den letzten Wochen sehr viele Gedanken gemacht habe. Das war das, was mich wirklich schwer beschäftigt hat, was ich aber nicht hier her schreiben wollte. Weil mir Worte fehlten. Entzündet hat sich alles an einer winzigen, völlig banalen Situation, wie das eben oft so ist. Aber was da auf I.'s Seite dahinter stand, und was da hochkam, das hat mich doch sehr nachdenklich gemacht, ob ich diese Freundschaft noch möchte.

Es war ein ruhiges Gespräch, zu dem mir während des Verlaufs nicht viel einfiel, weil ich mit diesen sehr einseitigen Sichtweisen und Vorwürfen nicht viel anfangen kann. Nachts nagten Wut und Verlangen, meine Sichtweise zu entgegnen. Das Gefühl bleibt bis zum Morgen, wurde aber im Verlauf des heutigen Tages immer schwächer. Es würde absolut nichts bringen. Sehr feste Meinung, sehr feste Sicht der Dinge. Und völlig konträr zu meiner. Hier gibt es keinen Kompromiss.

Die Trennung hgeschieht sehr einvernehmlich, denn jedem gibt die ganze Sache nur noch ein beschissenes Gefühl. Und wenn Sichtweisen zu so grundsätzlichen Themen so stark divergieren, dann gibt es auch keinen Weg mehr, hier zu einem anderen Einvernehmen zu gelangen, auch wenn es traurig ist.

Tschüss, I.

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Mittwoch, 22. Mai 2019
Für einen kurzen Moment wie Frau Schlau Schlau gefühlt. Eine Kollegin in der neuen Welt, die gerade an ihrer Promotion sitzt, fragt mich etwas zu dem Thema, an dem ich arbeite. Leider kann ich ihr keine Antwort geben, denn ich kenne die Antwort nicht. Das scheint sie nicht zu stören. Wir tauschen uns weiter aus und irgendwann kommt sie darauf zu sprechen, dass ich ja meine Promotion in dem Thema schreibe. "Nein nein" sage ich, "ich bin noch im Bachelor und das hier ist nur ein HiWi Job." Ihr entgleisen die Gesichtszüge. "Wie alt bist du denn??" "Alt", lache ich und erläuter ihr die Umstände. "Deswegen bin ich oft so ahnungslos in dem Thema". "Also für mich wirkst du überhaupt nicht ahnungslos, sondern irre kompetent!"

Wie Ööööööl ging das runter.

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Montag, 13. Mai 2019
Wussten Sie, dass manche Wanzenarten Duftstoffe absondern, die nach Marzipan riechen, oder nach Zimt? Oder dass Wanzen für die Entnahme von Blutproben bei wilden Tieren eingesetzt werden?

Und in manchen Ländern gelten z.B. Riesenwanzen als Delikatessen - auch wenn wirklich schwer vorstellbar ist, dass eine gewisse Gattung nach Apfel schmecken soll.

Die Wanze ist nicht so schlecht wie ihr Ruf. "Auf der Mauer, auf der Lauer..." im SWR2-Programm.


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Montag, 6. Mai 2019
Das war unklug mit Restkrankheit am Freitag so zu feiern. Immerhin haben mir die letzten 48 Stunden Bett auch etwas Gutes gebracht, nämlich einige Episoden hiervon: "24h Europe" auf arte. Nachts irgendwann reinzappt, und dann von vorne in der Mediathek angefangen. Finde das richtig toll. Macht (noch mehr) Lust auf Europa.






Donnerstag, 2. Mai 2019
Heute hat mir dich ein Netzwerk empfohlen, auf dem wir anscheinend nicht verbunden waren. Ob ich dich kenne, fragen sie, und ob ich mich mit dir vernetzen möchte.



Pendant que la marée monte
Et que chacun refait ses comptes
J'emmène au creux de mon ombre
Des poussières de toi
Le vent les portera
Tout disparaîtra mais
Le vent nous portera

~ Noir Désir - Le vent nous portera





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Donnerstag, 25. April 2019
Fundstücke.
Manchmal mache ich Notizen auf meinem Handy, die ich dann vergesse und nie wieder lese. Davon übertrage ich das ein oder andere mal hier her. Heute das, was ich im Urlaub letzten September (im Gailtal) notiert hatte, weil diese Sätze/ Gedanken im Urlaub immer wieder in meinem Kopf rumgespukt sind.

Es gibt kein richtiges Leben im falschen.

Bin kantig und versuche vergebens mich in einen Kreis zu stopfen, in etwas Rundes zu passen.

Renne von Massage zu Massage, als könnte mir jemand die Lösung einmassieren. Dabei kann ich meine Verspannungen nur selbst lösen.

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Was danach geschah: Ich war sehr konsequent in meinen Entscheidungen, auch wenn mich das erstaunlich viel Überwindung gekostet hat. Lerne wohl doch noch meinen Bedürfnissen gerecht zu werden.