Freitag, 23. Januar 2015
Baden-Württembergische Abendgestaltung
Mein heutiger Abend, in einem Brief an N., die ich mit einem Kosenamen anspreche, der mit B. beginnt. Neee, nich Baby! ;-)

Hallo B,

da mir gerade langweilig ist und ich OOOORDentlich einen im Tee habe, erzähle ich dir von meinem Abend. Einfach nur so, weil mir danach ist. Du musst nix antworten, und es erstrecht nicht ernst nehmen. :-)

Also das war so. Zuerst habe ich <meinen Vater> vollgeheult wegen meinen "der Mann"-Dämonen, die mir weißmachen dass es eine Totalkatastrophe ist, dass er nach München geht [AdR: von einer anderen bayerischen Stadt]. Und dass Veränderung im Allgemeinen scheiße ist. Außer ich verändere. Also wenn ich das kontrollieren kann. Und dass das aber ziemlich kacke von mir als Freundin ist, weil ich ihn da nicht einfach unterstützen oder mich für ihn freuen kann. Also noch ein Grund mehr mich schlecht und hässlich und dumm und minderwertig zu fühlen. Bin ich ja eh neben ihm, der 3 Jahre jünger ist und nur halb soviel Berufserfahrung hat, aber sicher 1000 Euro netto mehr verdient. Außerdem bin ich jetzt bald quasi unfruchtbar. Und furchtbar. Aber das ist eigentlich alles nebensächlich. Denn.

Denn dann machte ich mich bereit für eine Rotweinwanderung in der Pfalz mit LeSchwe und zwei ihrer Kackbratzenfreunde, die da heißen Scheich (der, der aus Prinzip nie eine Moschee betreten würde (witzig, dass der Scheich heisst) und heimlich – sicher heimlich, denn für öffentlich fehlen ihm die Eier – Pegida zujubelt, während er die Bildzeitung liest) und Steffi (sehr schlecht blondiert – ne nich ich – und brunsdumm, und dermaßen komplexbeladen, dass sie andere Leute herabsetzen muss um sich selbst in ihrer mickrigen Existenz besser zu fühlen. Ne echt nich ich. ;-))

Du ahnst das Problem. Eigentlich hatte ich keine Lust auf schlechte Gesellschaft. Dazu kommt, dass ich kurz davor ein Telefonat mit G. hatte, von der ich manchmal glaube, sie ist ein jüngeres Klon von mir was Problematik und Psyche angeht. Für sie wollte ich viel lieber da sein, wir telefonieren nicht so oft, und die hat schlimm geweint. Da stand ich aber schon vor LeSchwes Haus. Ich klingelte mehrfach, und weder antwortete jemand über die Sprechanlage, noch erklang der Buzzer für den Türöffner. Ich wurde sauer. Weil ich ja eh irgendwie auch schon grundsauer war, also eigentlich noch saurer. Irgendwann kamen die Leute nach unten: LeSchwe, Steffi, Scheich, und der Freund von Steffi, den ich noch nie gesehen habe. Ich sagte: Na hätte ja auch mal einer was sagen oder gar aufmachen können. Sagte die Steffi nach einigen Sekunden: „ich hoffe, es ist keiner schlecht gelaunt, wegen der Arbeit, weil heute ist Freitag, und so.“ Ich dachte mir: „Hä? Dummer Satz. Äh, ja, doch, ich bin schlecht gelaunt.“ LeSchwe sprach: „Naja, war schon besser.“ Ich sprach: „Ja, war schon besser“.

Wir fuhren los. Wohin, das wusste ich nicht, ich fragte. Es saßen da vier Leute hinter bzw. neben mir, die alle was zu sagen hatten. Einer meinte dann „links“, das kam mir spanisch vor, denn dahin fährt man nicht, wenn man von LeSchwe aus in die Pfalz will. Aber ich fragte: wirklich? Und keiner antwortete, aber gefühlt redeten alle irgendwas durcheinander, und dann kam es mir so vor als würden sie sich lustig machen, weil alle links sagten, ich aber rechts abgebogen bin. „ne ne, das andere links“. Haha. Ich fuhr also weiter, und die redeten durcheinander.

Nach 300 Metern bremste ich sehr sehr scharf und sagte: „Also so nicht. Es redet nur einer. Ich kann sonst nicht hören wo ich hinfahren will. Sonst geht das nicht.“ Irritiertes Schweigen. Scheich: „Ich schnall mich jetzt glaub ich erst mal an..“
Dann Steffi: „Also hast du was gesagt?“ Anscheinend zu ihrem rechten Sitznachbar, LeSchwe. LeSchwe: „Ne.“ Zu Scheich: „Hast du gerade was gesagt?“ Scheich: „Ne, ich auch nich.“ Nach dem Motto: die Alte hat doch Hallus, es hat doch keiner was gesagt. Dann belustigtes Lachen von Steffi-Blondi.

Ich: Vollbremsung. „So, es reicht. Alle aussteigen.“ Bin ausgestiegen, den Sitz nach vorne geklappt. Hinter mir hupt ein Auto, weil ich mitten auf der Straße stehe. Ich: „ja dann überhol doch“, mit großer Geste. Auto überholt. Im Auto nur entsetztes Schweigen, sie scheinen aber zu begreifen, dass ich es ernst meine. Ich: „Los, raus. Darauf hab ich heut echt keinen Bock. Verarschen kann ich mich selber.“
Alle steigen aus. Es ist still. Ich steige ein. Und fahre davon. Und freue mich.

Ja, ich freue mich, bis jetzt. Das Ganze ist über drei Stunden her, und ich empfinde keine Reue, sondern nur reine Freude. Weil: ich hatte wirklich keine Lust solche Kackbratzen übers Land zu kutschieren, die sich über mich lustig machen. Ja, die Art und Weise hätte diplomatischer und höflicher sein können, war sie aber nicht. Immerhin war ich sehr ruhig. Ruhig, aber SEHR SEHR bestimmt. Freude, weil: sowas kann die doofe Kuh mit ihren Kollegen machen, die ist gewohnt dass Leute sich untergeben und sie sich lustig machen kann. Heute bei mir leider ganz falscher Fuß.

Freude, weil: ich jetzt zwei Stunden mit G. telefoniert habe, und wir zwar viel geweint, aber auch sehr viel gelacht haben, und es ein tolles Gefühl war Zeit mit jemandem zu verbringen, der mir wirklich wichtig ist, und wenn es nur am Telefon war, weil der Mensch inzwischen in N. in Bayern wohnt.

Für mich selbst nehme ich mit: das nächste mal gleich meine Gefühle und Bedürfnisse ernst nehmen, und nicht mit Kackbratzen Zeit verbringen. Ich wollte es vor allem wegen LeSchwe, wir sehen uns sehr selten zur Zeit, da sie unter der Woche in Friedberg (noch hinter FFM) ist, und ich jedes zweite WE den Mann sehe. Aber es hat nicht gereicht. Ihr habe ich vorhin eine ganz nette SMS geschrieben, ich weiß nicht ob sie es versteht, aber ich fühle mich tatsächlich nicht schlecht. Sollte ich das nächste mal wieder mich selbst überlisten wollen, um entweder nicht asozial zu werden (ich dachte, es tut mir gut wenn ich mal mit anderen Leuten raus komme) oder dem Mann etwas zu erzählen zu haben („Oka, du MUSST ein spannendes Leben haben. Du MUSST dem Mann etwas erzählen können nach dem WE, du kannst nicht nur sagen: „du, die depressive G. und mein depressives Ich haben uns am Telefon betrunken und unser Leid geklagt, uns dabei aber auch echt bepisst vor Lachen! Es war großartig!“), dann appelliere ich an dieser Stelle an mein Erwachsenen-Ich, das nächste mal ein bisschen souveräner und schneller durchzugreifen und sich mit einem: “Sorry Leute, ich merk gerade, mir geht’s nicht gut, ich glaub, ihr fahrt lieber mit LeSchwe“ zu verabschieden.

[... Text der jetzt echt nicht hier her gehört, weil er sie, ihr Kind und ihren Mann betrifft ...]

Viele Küsse, ich freue mich wenn wir uns hören.
Deine Oka






Donnerstag, 5. Juni 2014
Oooo---keeeeee?!?
Es ist zwar etwas bitter, aber ich schaffe es nicht so recht mich daran zu erinnern, wann ich denn den kleinen Ben das letzte mal getroffen habe. Tatsächlich glaube ich, es war letztes Jahr Ende Juni, er ist für mich ja sowas wie... ja. Wie ein Lückenbüßer, im wahrsten Sinne des Wortes. Oder vielmehr ... in der Not stopft ... naja egal. Jedenfalls meine ich, dass wir uns seitdem nicht mehr getroffen hätten. Was nicht bedeutet, dass der junge Mann sich nicht meldet, oh nein.

Aber meist umschiffe ich Treffen, mehrere Monate waren dabei, in denen ich ihm erklärte: du, (immer noch) keinen Bock, ich hab Lust mich mal wieder zu verlieben, ich kann dem reinen Geficke nix mehr abgewinnen. War total ok für ihn. Größter Pluspunkt: es ist extrem unkompliziert. Auch deswegen, weil wir nichts miteinander reden. Also ich rede durchaus (er kann nur in SMS tippen - vielleicht sollten wir uns immer schreiben, wenn wir uns sehen), und versuche ihm wenigstens Geräusche abzutrotzen, denn sonst würden wir uns - abgesehen während des Sex - nur anschweigen. Manchmal kommt ein "Hm". Oder ein "Ja". Oder ein "Ne." Oder ein: "Och Babe!" Das sind die guten Tage.

Kennengelernt haben wir uns im Sommer 2012 am Hafen, bei Kar*ott*e. Unsere Begegnungen seither kann ich an einer Hand abzählen. Was unter anderem auch daran liegt, dass er eben ist wie er ist. Also wirklich, wir haben uns nix zu erzählen, können nicht gemeinsam lachen - ich weiß im Grunde gar nicht wer er ist, denn er zeigt sich nicht. ODER: da ist einfach nicht mehr.

Mit dem Frühling stieg also nun sein Hormonspiegel und somit wieder seine Hartnäckigkeit. Auf Big Ben ist Verlass. Haha! Ja. Naja. Der Frühling geht an mir ja auch nicht ganz spurlos vorbei, und so lasse ich mich Anfang Mai erweichen. Etwas geschockt bin ich ob seiner SMS, was ich denn von Hilfsmitteln beim Sex halten würde. Erst freue ich mich und denke: hmmm, niiiiiice! Doch dann schiebt er nach: Vi*ag*ra oder so. Öh. Der Hüpfer ist 6 Jahre jünger als ich. Also von seinem Vorschlag halte ich gar nichts, und das teile ich ihm auch sehr deutlich so mit.

Er erklärt mir seine Gedanken, und zum ersten mal wird mir bewusst, dass im kleinen Ben mit Sicherheit mehr passiert als nach außen dringt, und dass er hochgradig verunsichert oder auch leicht komplexig ist. Auch er hat nicht vergessen wir schnell der Spaß beim letzten mal vorbei war. Mit Engelszungen erkläre ich ihm, dass wegen SOWAS echt keine Pillen notwendig sind, und wenns nochmal so schnell geht, na dann gibt’s eben ne zweite Runde.

Unserem Treffen geht dann leider eine mich sehr enttäuschende Situation voraus, die zwar nichts mit Ben zu tun hat, letztendlich aber dazu führt, dass ich mir in seiner Anwesenheit erst einmal eine Flasche Crémant einverleibe und mich dann an meine chemischen Kühlschrankreserven mache. Derweil sehen wir <fügen Sie hier bitte dubiose Männerfilme ein, von denen ich noch nie in meinem Leben etwas gehört habe>. Ich frage ihn, ob ihm bei der Auswahl bewusst gewesen wäre, dass er gleich zu einer Frau fährt? „Jo“. Ich bin fast belustigt.

Es passiert, was zu erwarten war, und all das spielt an dieser Stelle nun keine Rolle, und immerhin gibt es eine zweite Runde, und am nächsten Tag geht es mir hundeelend (big surprise…) und ich bin sehr froh dass Ben noch bei Mama wohnt und zum Mittagessen nach Hause muss. Chrchrchr!

Soweit, so gut. Doch seitdem übersteigt Bens Hartnäckigkeit alles bisher dagewesene. Und zwar echt dermaßen super angesext, dass es mir zuviel ist und ich wirklich oft über seine SMS lachen muss, weil ich mir denke: das kann der doch jetzt nicht echt meinen? G. fragt mich, was mein Geheimnis sei. „Was machst du denn mit dem??? Der ist total süchtig nach dir“, und fragt wiederholt, ob meine Muschi denn wirklich nicht aus Gold sei.

An dieser Stelle muss ich leider nicht nur G. enttäuschen, sondern auch Sie: kein Gold, kein Geheimnis, keine wilden Praktiken. Absolut nichts. Einfach nur „Reittherapie“. Ich stehe selbst vor einem Rätsel, überlege aber wie ich dieses mir nicht wirklich bewusste Talent gewinnbringend einsetzen kann OHNE meinen Körper zu verkaufen. Wenn Sie eine Idee haben, lassen Sie es mich wissen.

Bis dahin wäre das alles noch absolut weitgehend typisch für Ben. Bis heute. Er meldet sich per SMS.
„Was machste am Wochenende?“
„Fahre zu Freunden nach Berlin, habe ein Patenkind bekommen.“
„Oha geil ich will auch nach Berlin :-(“
„Na du willst aber bestimmt ne wilde Sause in Berlin machen, du Hallodri.“
„Naja kommt ja immer drauf an mit wem man dort ist ;-) Hätt ich ne Partnerin wär ich ständig in irgendwelchen Städten aber mit meinen Kumpels ist es leider einfach net möglich :-(“

Erste Irritation meinerseits. Er mag Städtetrips? Hätte ihn am Ballerman verortet. Aber vielleicht meint er ja auch Jesolo, oder so.

„Wasn los mit denen, ist doch toll mal rauszukommen?“
„Alles Pfeiffen mit denen kann man nix planen und soviel mit denen ich sowas machen würd hab ich auch net bzw. sind die halt vergeben ;-) Und jetzt nimmste mich mit oder wollen wir mal sowas zusammen machen?“

Der Kollege im Büro schaut mich schräg an, weil ich laut lache. Wie, wir - sowas – zusammen machen?! Ich merke gerade, es fällt mir schwer den O-Ton seiner SMS zu tippen. Ich ertappe mich dabei wie ich Rechtschreibung und Grammatik korrigiere, aber ich gebe mir Mühe einen Teil im Original zu erhalten.

„Neeeee da kann ich dich auf keinen Fall mitnehmen. Und wir zwei nen Städtetrip???“
„Ja vielleicht. Warum nicht?“

Ich bin kurz vor der Schockstarre:
„Naja mal ganz ernsthaft: was machen wir denn da?“
„Was man halt in so ner Stadt macht, Sachen anschauen, vll mal feiern gehen. Wir schlafen in einem Bett und so wie ich uns kenne haben wir auch Sex. Ich hab doch auch kA wenn du kein Bock hast auf sowas sags doch war ne ganz easy Frage ;-)“

Ich bin ein bisschen beruhigt, frage mich aber immer noch, ob er das denn sein Ernst sein kann, und ob er denn auch bei unseren bisherigen Treffen dabei war und mitbekommen hat, wie still es ohne mich wäre?!? Immer noch wabert ein bisschen Fassungslosigkeit durch meinen Geist angesichts dieser unterschiedlichen Sichtweisen.

Ich beschließe erst einmal Spargel und Kartoffeln zu kochen. Das Handy plingt erneut.
„Ich weiß auch net, ich will dich jetzt auch net verunsichern aber ich denk in letzter Zeit schon öfter ma über uns nach.“

Meine Katze hat eine sehr sympathische Eigenart. Wenn sie in ihrem Versteck sitzt und jemand den sie nicht gut kennt ist bei mir zu Besuch und will sie an den Pfoten streicheln, dann zieht sie ihre Pfote und auf eine sehr mysteriöse Art und Weise irgendwie auch gleichzeitig ihren ganzen Körper in seeeeehr langsamen Zeitlupen Moon-Walk weg von dieser Person, während sie sie völlig pikiert mit RIESIGEN Mondaugen anstarrt nach dem Motto: so lange ich dir in die Augen starre merkst du nicht wie ich mich gaaaaaaaanz langsam von dir entferne, HARHARHAR du widerliches Menschenwesen!

Ich bin die Katze. Die SMS ist das Menschenwesen. Ich höre mich zu mir selbst sehr langsam sagen: „Oooo---keeeeee?!?“ Ich kucke entsetzt (aber langsam, eh klar). Erst nach links oben. Dann nach rechts oben. Dann starre ich in mich hinein. In Zeitlupe lege ich das Handy zurück auf den Wohnzimmertisch und bewege mich laaangsaaaaam seeiiiiitwääääääärts in die Küche. Dort angekommen traue ich mich zu blinzeln. Gaaaaanz langsam fange ich an den Spargel zu schälen. Aber bloss nicht die Deckung aufgeben.

Nach dem Essen schreibe ich: „Über uns… beim Sex? :-D“

Ich werde jetzt ins Bett gehen. Mit einer Antwort rechne ich heute nicht mehr.


---
Mai-Musik - ohne großen Bezug zu Ben, aber dafür zu den anderen Dingen, die da waren.


~ &Me - Locust


~ Red Axes - Too late to samba







Freitag, 25. April 2014
Gerücht.
Es war ein komischer Tag. Morgens werde ich von einem Kollegen dermaßen überrumpelt (und ich kann doch so scheiße lügen, und morgens noch schlechter), dass ich ihm gegenüber gestehe, dass mich Weggehgedanken umtreiben. Das ärgert mich, aber schaden tut es letztendlich wohl auch nichts.

Tagsüber verbringe ich ausnahmsweise viel Zeit im Chat mit G., die ja inzwischen leider gekündigt hat und die Firma bald verlässt. Tatsächlich verbringe ich wenig Arbeitszeit mit außerberuflichen Tätigkeiten, aber es war sehr ruhig heute und das Thema war spannend. Sie macht seit Januar eine Ausbildung zur Yoga-Lehrerin, und ich löcher sie mit Fragen, und so entspinnt sich heute eine tolle Diskussion. Mit all ihren Antworten werfen sich mir nur immer neue Fragen auf und mein Interesse wächst von Stunde zu Stunde.

Mittags gehen wir essen bei einem tollen kleinen Italiener der Pasta selber macht. Mein absoluter Favorit sind die Trüffel-Ravioli. Nach dem Essen auf dem Weg zurück zum Büro haut mich der Kollege, dem mir morgens gegenüber die Gedanken rausgerutscht sind, an.

"Weißt du eigentlich das vom kleinen Professor?" Sketpisch schau ich ihn schief von der Seite an. "Neeeee....? Was genau is jetzt schon wieder?" Der kP genießt ja bei allen Kollegen einen gewissen Ruf, vor allem auch bei denen, die er nach seinem Wechsel in der neuen Firma eingekauft hat.

"Naja.." der Kollege druckst komisch rum. "Naja dass der... naja... " er macht so eine wedelnde Handbewegung..".. "Ja was denn?" "Naja weg ist da bei <sein neuer jetzt alter Arbeitgeber>. "Hm ne hab ich noch nicht gehört. Ist er gegangen oder gegangen worden?" Diese Frage verwundert nun niemanden, der einen Hauch Ahnung vom kP hat. "Also es war wohl so. Über Weihnachten soll er einige Wochen in Thailand gewesen sein. Tja. Und danach kam er einfach nie wieder zurück."

"Wie - nie wieder zurück??" Mein lustiges Gedankenkino fragt sich, ob er in Asien wohl auf F. gestoßen ist und die beiden sich in andere Dimensionen katapultiert haben, F. aber so vernünftig war sich wieder der Realität zu stellen und von mir am Flughafen abholen zu lassen (die Geschichte, die ich letztendlich hier nicht zuende erzählt habe). Ein anderer Teil Gedankenkino hat plötzlich Angst um den kP.

"Er ist einfach nie wieder an seinem Arbeitsplatz aufgekreuzt." Ich bin sprachlos. "M.", frage ich leicht atemlos, "er lebt aber, oder?" "Ja, wohl schon. Genaueres weiß ich auch nicht, da musst du mal den G. fragen, vielleicht kennt der Details. Aber irgendwie müssen sie wohl erfahren haben, dass er wohl doch irgendwann zurück in Deutschland war, aber weiterhin nicht aufgetaucht ist. Da hat man ihm gekündigt."

"Irgendwie wundert es mich gar nicht, und irgendwie wundert es mich sehr. Irgendwie bringt er mich zum lachen, und dann auch wieder gar nicht." "Ja", sagt der Kollege, "es ist eigentlich sautraurig." "Wielang ist das denn her? Er hat doch erst neulich nach mir gefragt?" "Oka das ist echt schon ne Ecke her. Aber es muss kurz danach gewesen sein. Die Kündigung vielleicht vor zwei Monaten?"

Zurück im Büro lässt mir das Thema keine Ruhe. Vielleicht bin ich da komisch, jedenfalls verstehen es anscheinend nicht viele. Dieser Mensch war mir einmal sehr wichtig, ob ich will oder nicht. Sein Schicksal lässt mich nicht kalt und ich will wissen ob es ihm gut geht, aber bitte ohne Kontakt zu ihm aufzunehmen. Ich tippe seinen Namen in die Suchmaschine. Der erste Treffer ist dieses Business Netzwerk. Kurios. Als Arbeitgeber ist weiterhin die Firma eingegeben, die ihn wohl gekündigt hat. Ich suche weiter und finde ihn ohne weiteres auf diversen gängigen Musik-Seiten. Die letzten Aktivitäten scheinen zwei bis drei Wochen her zu sein.

Ich bin etwas beruhigt, und gleichzeitig sauer. So ein Schicker. Mir ist wirklich der Schreck in die Glieder gefahren. Das heißt alles immer noch nicht, dass es ihm gut geht, gut ging es ihm ja eigentlich eh nie, nichtmal wenn er dicht war, egal wie sehr er das behauptet hat. Und ich habe immer noch keine Ahnung, was da eigentlich passiert ist. Auch wenn es mich nichts mehr angeht, ich sterbe vor Neugierde. Warum tut er so etwas?

Letztendlicht ist er vielleicht wie eine Katze. Fällt immer auf die Füße. Ich hoffe es für ihn. Ich würd ihn nicht einstellen.

Aus dem Leben ~ ... link (0 Kommentare)   ... comment





Dienstag, 25. März 2014
Stilles Staunen
Am Wochenende war ich zum Hospitieren bei einer Reittherapeutin eingeladen. Die Dame lernte ich vor einigen Wochen auf einer Jobmesse kennen. Dort hatte ich selbst Standdienst und in der Pause stromerte ich durch die Gänge und das eine führte zum anderen.. wie das eben manchmal so ist.

Erst finde ich den Betrieb nicht. Nicht weil er so klein ist (was er zum Glück ist. Hier gilt es nicht möglichs viele Patienten abzufertigen, sondern Zeit und Empathie mitzubringen), sondern weil er so idyllisch liegt, dass man ihn zwischen all den Weinanbauflächen und Obstbäumen kaum sehen kann.

Ich bin unglaublich aufgeregt wie ich da in meinem Auto sitze. Ist ja nicht so mein Ding, die Konfrontation mit einem Bündel an typsichen Oka-Ängsten. Neue Situation, neue Menschen, Unsicherheit. Schiss. Aber ich bin stolz, dass ich mich in die Situation wage.

Und: es tut so gut den Samstag mal um 9 Uhr an der frischen Luft zu starten, und dann auch bis 15:30 Uhr an der Luft zu bleiben. Regen hin oder her. Wir gehen mit geistig Behinderten spazieren (also sie reiten, wir laufen nebenher), longieren weitere Behinderte, und eigentlich fällt mir schon gar nicht mehr auf dass sie anders sind, der MS-Patient mit Sohn fällt heute aus, und am Ende kommen zwei kleine Knirpse, davon ein 5-jähriges Mädchen mit Posttraumatischer Belastungsstörung, das mitten in einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalten-OP (oder so ähnlich, bitte nageln Sie mich nicht fest - es sind unendlich viele neue Begriffe und Eindrücke an diesem Tag) aufwachte, weil der Anästhesist nicht ausreichend narkotisiert hatte.

Der Geruch nach Dung und Pferdehaaren. Der Regen auf dem frischen Grün. Das weiche Pferdefell. Weinreben und in Blüte stehende Obstbäume. Kleine Hände, die die meine greifen wollen. Kleine Geschöpfe, die langsam Vertrauen fassen und ihre Wangen an die weiche Pferdekruppe schmiegen. Die lachen und babbeln, und neugierig sind, und mutig und klug. Und Pferde, die sich ganz sensibel einfühlen und den unterschiedlichen Reitern anpassen. Ich bin völlig fasziniert. Und entschleunigt. Zwar auch angestrengt. Aber geerdet. Da.

Die Therapeutin sucht noch Helfer für die Gruppe psychisch Kranker. 10 Termine. Sie findet, ich habe mich gut gemacht, sowohl im Umgang mit den Menschen, als auch mit den Pferden, und kann sich vorstellen, dass ich weiterhin komme. Ob ich Berührungsängsgte mit psychisch Kranken hätte. Nein, sage ich, und frage, welche Krankheiten die Menschen denn hätten. Chronische Schizophrenie. Ich werde nachdenklich und lasse mit Zeit mit einer Antwort. Nein, sage ich, das ist kein Problem, und ich erzähle ihr von meiner Mutter. Auch sie wird nachdenklich. "Das hat natürlich 2 Seiten. Wenn du selbst dich mit dem Thema auseinandergesetzt, und es vielleicht sogar selbst in einer Therapie bearbeitet hast, du selbst also nicht instabil bist, dann könnte das eine echte Chance sein. Ansonsten birgt es natürlich ein Risiko." Ich berichte ihr von meiner Therapie, und dass sie abgeschlossen ist. Davon, dass ich eine für mich gute Distanz zu meiner Mutter gefunden habe. Sie erzählt mir von der psychischen Erkrankung in ihrer Familie, und von ihrer Therapie.

Am Ende einigen wir uns darauf, dass ich darüber schlafe und mich melde. Und schon im Auto weiß ich, dass ich mich melden werde und das versuchen möchte. Alles in mir weiß, dass es wichtig und richtig ist. Sollte es wider jeglicher Erwartung (ich möchte dem kleinen Arschloch in mir einfach mal den Fuckfinger zeigen, der Drecksack soll mich in Ruhe lassen. Der, der mich immer daran hindern will, dass ich mir endlich nen Palast aus Gold baue) nach hinten losgehen, kann ich es auch immer noch sein lassen.

Abends war ich bei Freunden zum Spieleabend. Nach ein zwei drei Sekt und ein zwei drei Schnapps falle ich zu hause in komatösen Schlaf. Obwohl nein, komatös ist er nicht.

Ich träume als würde ich viele Leben leben. Durcheinander, bunt und intensiv. Der einzige, der bis heute hängengeblieben ist, ist der von LeSchwe. Im Traum begegnen wir uns zufällig in einer großen hellen Shoppinghalle. Ich hasse Shoppinghallen eigentlich, aber diese ist nett, ruhig, gedämpft und nicht so viel Bling Blin, und wenig Leute. Wir umarmen uns und lachen und reden. Und nach einer halben Stunde sage ich ihr: du, jetzt hab ich echt ne halbe Stunde lang gebraucht um mich daran zu erinnern, dass wir eigentlich böse miteinander sind.

Am Sonntag habe ich einen Kater. Mit der Katze auf dem Schoß.

Ich bin gespannt auf alles weitere im Leben. Jeden Tag wieder, auch wenn mich die Arbeit richtig richtig ankotzt. Und ich oft wütend bin und mit mir selbst kämpfe und viel Selbstkontrolle brauche um nicht zu explodieren... bei all den Arschlöchern, den selbstgerechten, den Empörkömmlingen und Pimmelmackern...

Aber hey... schauen Sie mal, die Magnolienblüten da drüben! Und da, wie das Licht sich in den Regentropfen auf den Weinblättern bricht. Und wie sehr sich die Authistin über das Flugzeug am Himmel freut, ihre einzige Gesichtsregung in einer Stunde. Der lustige Spieleabend mit Menschen, die ich mag, und die mich mögen. Die Wolken, die über den Obstbäumen Gebirge spielen. Und der kleine Stinkbär, der mich immer freudig maunzend begrüßt und seine winzige feuchte Nase an meiner reiben will.

Die wirklich wichtigen Dinge. Die sind wunderschön. So klein sie auch sein mögen, manchmal auch versteckt, und oft gefährdet, empfindlich, schutzbedürftig. Schwer zu sehen unter all dem Alltagsrotz. Manchmal mag ich mich ihnen gar nicht öffnen, mag ich ihre Schönheit nicht erkennen, wenn meine Seele mal wieder in dunklem Teer zu ersticken droht. Als müsste ich mir selbst beweisen, dass das Leben einfach scheiße ist. So wird das aber nix mit dem Palast aus Gold. Deswegen mache ich mich jetzt - egal wie schwer es ist - daran die Pimmelmacker auszusperren, und mehr kleine Wunder, das Schöne, Zarte, Feine, Reine reinzulassen.

Eine gute Woche Ihnen allen.



~ Digitalism - Just Gazin'






Dienstag, 28. Januar 2014
Identitätskrisen im Hause O.
Ob auch die Katze bald von einer Identitätskrise erfasst wird? Nenne sie öfters "Mäuschen" oder "Kleiner Hase". Oder "Kleine Möhre".






Donnerstag, 16. Januar 2014
Muttifreuden.
Anfang der Woche wurde ich überwältigt von Muttergefühlen und habe der Katze für 88 Euro Kram bestellt. Ja - wie schwerbeschäftigte Eltern versuche ich mich freizukaufen von meinem schlechten Gewissen. Heute vor den Augen der Katze freudestrahlend die ganzen Herrlichkeiten ausgepackt. Ein bisschen geweint vor Glück. Ein Katzenfummelbrett. Ein Rascheltunnel! Ein Katzenbettchen, und ein echtes Schaffell! Ein Kratzbrett. Und: knistrige Knisterbällchen!!! Ganz verzückt noch ein bisschen geweint vor Glück.

Erwartungsvoll die Katze angegrinst wie auf 3 E. Und die Katze? Interessiert sich einfach nur weiterhin für ihren ollen Wollfaden.

Bestimmt twittert sie heimlich, dass "die Alte" total peinliche Sachen gekauft hat.

Drecksgören.






Dienstag, 14. Januar 2014
Platzhalter.
Am Wochenende habe ich mit LeSchwe gebrochen. Ich bin wütend, enttäuscht und erleichtert zugleich. Manchmal leise Zweifel, die aber auch wieder gehen. Mehr kann ich dazu gerade noch nicht sagen, muss ich aber demnächst. Sonst bereu ich das mal. Erinnern Sie mich dran.






Sonntag, 12. Januar 2014
Welcome to reality.
Und dann schreibt er eine Mail, in der er mich (neben sehr vielen herzerwärmenden Worten) ohne weitere Erklärung bittet seinen Kumpel anzurufen, damit der ihm noch mal 300 Euro auf sein Konto überweist. Er hat ihm zwar auch eine Mail geschrieben, ist sich aber nicht sicher, ob er die auch liest.

Scheint dringend zu sein. Der hat doch jetzt wohl nicht ernsthaft innerhalb von 10 Tagen in Thailand seine 1.500 Euro ausgegeben, frage ich mich fassungslos, und rufe den Kumpel an, der genauso entsetzt und ratlos (und ich meine, auch völlig zurecht verärgert) ist.

Und ich denk mir nur: come on, Oka! ... kleine Träumerin...!






Mittwoch, 11. Dezember 2013
Da willste glauben und dann.. vergisste, dass de glauben wolltest. Der Dezember hat sich in diesem Jahr als ein saublödes Arschloch entpuppt, in vielerlei Hinsicht. Jetzt reichts. Piss off.

Aus dem Leben ~ ... link (0 Kommentare)   ... comment





Dienstag, 22. Oktober 2013
Surreal.
Surreale Momente, Gespräche und Gedanken, die mich bewegen, mir nachhaltig im Kopf rumspuken und nahe gehen, und es mag sicher merkwürdig sein, beide im gleichen Post zu erwähnen, aber vielleicht sollte ich auch mal wirklich aufhören darüber nachzudenken, was andere so alles merkwürdig finden könnten. Konventionell können die anderen. Meine Stärke ist es wohl nicht, und das muss ich auch einfach mal akzeptieren.

Das eine ist: es ist wirklich sehr surreal tagtäglich eine Stelle zu passieren, an der jemand gewaltsam sein Leben verloren hat. Früher war das meine Haus- und Hofhaltestelle, auch heute keine 500 Meter von meinem zu Hause. Aber seit ich den Firmenwagen habe, benutze ich kaum mehr die Straßenbahn, und innerstädtisch laufe ich oder fahre Rad. Zugegeben bin ich durch diese kleine Anlage schon früher nicht gern gelaufen, aber richtige Angst hatte ich nicht.

Es war nun seit diesem Vorfall schon sehr merkwürdig, täglich mit dem Auto unter dieser Brücke durchzufahren und aus einiger Entfernung die Kerzen zu sehen. Es macht mich nachdenklich, ängstlich, traurig. Jeden Tag aufs neue frage ich mich Dinge, die ich hier jetzt nicht fragen will.

Heute habe ich das Auto in die Werkstatt geben müssen, Abholung morgen. Also nahm ich die Bahn nach Hause, bis zu eben jener Haltestelle. Und es ist sehr surreal diese Schriften und Kerzen zu sehen, und zu sehen, wie alle - in der Bahn Sitzende wie Aussteigende - ihren Kopf hin zu dieser Stelle drehen. Es ist nicht so, dass es ein Grauen ist, aber es ist schon etwas sehr Greifendes, das einen dann aber doch nicht erreicht, weil es eben so... surreal ist.


Das andere ist: es ist wirklich surreal mit meiner Frauenärztin und auch mit N. über Fruchtbarkeit zu sprechen. Über die Schallmauer 35. Über Kryokonservierung von Vorkerneizellen. Darüber, dass Samenspende ja immer noch geht ("in Dänemark ist das ganz einfach", O-Ton Ärztin). Darüber, dass ich das nicht kategorisch ausschließe. Dass ich mir vieles vorstellen kann. Dass ich mir vorstellen kann auch ohne Partner ein Kind zu kriegen. Nicht jetzt. Nicht heute. Ich habe noch keinen Alarm, halte es aber für notwendig, dass ich mich ganz bewusst auseinandersetze. Damit ich nicht plötzlich mit 50 anfange zu realisieren, was ich früher hätte überdenken müssen.

Ist es jetzt soweit?, denke ich mir. Bin ich tatsächlich 33 und rede über Kinder? Wann ist das passiert? Ich fühle mich noch nicht so. Und doch ist es da. Es. Die Gedanken. Zarte Gefühle. Ängste. Bedenken. Zweifel.

Wir können uns Optionen schaffen, heutzutage. Wir haben in manchen Dingen eine manchmal mir geradezu unbegreifliche Freiheit. Ich bin froh, dass ich im heute lebe. Wir sind [Ergänzung: im Alltag!] nicht mehr angewiesen auf das andere Geschlecht [Ja klar - für Samen spenden (Mann) und empfangen (Frau) schon.] Natürlich möchte ich einem Kind nicht bewusst den Vater vorenthalten, mein Wunsch wäre es aus einer belastbaren Beziehung heraus schwanger zu werden - aber kann nicht auch ein anderer Freund männliche Bezugsperson sein? Und wieso sollte ich kein Kind haben dürfen, nur weil ich keinen Mann habe? Ich muss nicht mehr die klassische Beziehung leben mit Ehe und Monogamie. Wir sind frei! Wenn wir es wollen, und wenn wir die finden, die genauso denken. Auch ist ein Vater kein Garant für Glückseligkeit - auch nicht für das Kind. Es gibt sicher das ein oder andere Kind, dem es womöglich besser ergangen wäre, wenn es ohne Vater aufgewachsen wäre.. Aber da lehne ich mich aus Fenstern, die vielleicht auch ein Stockwerk zu hoch für mich sind.

So sind sie, diese Dinge.
Sie passieren, einfach so, auch wenn wir uns nicht bereit fühlen. Sie fragen nicht danach. Sie sind einfach. Sie schleichen sich leise rein und setzen sich fest, und manchmal beanspruchen sie dabei unglaublich viel Platz. Da zwickt es dann, sind wir doch nicht vorbereitet. Wollen doch gar keinen Raum schaffen. Und dann quetscht sich das da so rein. Unpraktisch. Ungefragt, manchmal auch völlig unerwünscht. Aber wichtig ist, dass wir den Dingen Raum geben, wenn sie so hartnäckig - wenngleich oft sehr sehr leise - anklopfen. Hinsehen. Nicht wegschauen. Hinhören. Nicht wegdrücken. Vielleicht gehen sie dann auch ganz von alleine wieder. Oder finden ihren Platz in uns.