Sonntag, 9. Januar 2022
Kummer.
Es ist eine sehr merkwürdige Zeit. Um mich, um uns herum. Und auch in mir. Die letzten Wochen kommen mir vor wie in Nebel. Manchmal erinner ich mich kaum, was ich am Tag zuvor oder überhaupt in den letzten Tagen gemacht habe. Dabei kommt mir der einzelne Moment oft klar vor, und manchmal doch auch ganz fein, zum Beispiel bei einem Spaziergang, bei einem Telefonat oder bei Yoga. Und doch versinkt dann alles in grauem Brei.

Ich sollte dringend endlich den Therapeuten anrufen. Das habe ich mir seit Wochen, Monaten vorgenommen. Und dass ich es immer noch nicht getan habe, zeigt mir eigentlich nur, wie dringend es wäre. Gut, ich hatte immerhin schon mal angerufen um die aktuellen Sprechzeiten für die Terminvereinbarung auf Band zu hören. Das.... wars.

Vielleicht war einfach alles ein bisschen viel im letzten Jahr. Das waren Themen, die an den Kern gingen. Und davon zu viele auf einmal. Vielleicht ist es heute auch nur so akut, weil ich meine Tage habe, und seit der Myomgeschichte sind nicht nur die Schmerzen, sondern auch die Stimmungsschwankungen exponentiell (das kenn ja nun jeder) angestiegen sind. Oder weil heute mein König-Bukow-Team gecrashed wurde. Oder weil diese eine Sache geschehen ist. Es gibt immer noch ein Thema, DAS Thema, vermutlich, wenn ich es gestehe, über das ich hier einfach nicht schreiben kann. Es macht mich zu angreifbar, auch ohne Kommentarfunktion. Zeigt zuviel von mir.

Und wie gerne möchte ich das eigentlich endlich jemandem zeigen, und Katinka kann ich zumindest Teile davon zeigen. Und werde trotzdem angenommen, nicht nur das, verstanden, umarmt, vielleicht weil. Sie es kennt. Sie fehlt mir sehr in Mannheim.

Vielleicht kommt das eben dazu. Dass mir in Mannheim Menschen fehlen, die mir so nahe sind wie sie. Da gibt es zwar manche, aber mein Nähebedürfnis bleibt unbefriedigt. Dabei bedarf es nicht Quantität, sondern Qualität. In der Heimat war das sehr viel besser gestillt. Es fehlt mir, diese Nähe, dieses Gefühl von angekommen sein. Von. Heimat?

Und so wandel ich vorerst weiter durch diesen komischen Nebel, der immer den Moment verschleiert, sobald er stattgefunden hat.

Es ist klar, dass ich den Kliniktermin nicht nochmal verschieben sollte. Will! Das mit der Katze, ich weiß es nicht, aber ich glaube es ist nun an der Zeit, meine vor ihre Bedürfnisse zu setzen.

Morgen muss ich ihn anrufen. Zumindest um die neuen Sprechzeiten abzuhören.

~ Kummer - Der letzte Song


p.s. Sind es wirklich schon 3 Jahre? Denke momentan viel an dich, vielleicht weil es sich zum dritten mal jährt. Wenn ich an dich denke, und wie du gestorben bist, müsste ich das Leben einfach nur in mich reinstürzen und aufsaugen. Aber. Das ist etwas, das scheint irgendwie nicht für mich gemacht zu sein.

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Samstag, 1. Januar 2022
Selten so aufgeräumt in Richtung neues Jahr gegangen. Hätte ich auch nicht für möglich gehalten, nach den letzten 12 Monaten. Grundstimmung heute: versöhnlich.
Alles Gute für Sie!

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Donnerstag, 16. Dezember 2021
And it goes on.

Ich wünsche mir die notwendige Kraft. Gerade einfach nur... "Ich schaff das nicht".

Immerhin empathische Begleitung. Ein Gespräch steht an. Morgen, morgen. Ach.

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Mittwoch, 15. Dezember 2021
Seit gestern Abend juckt es mich. Angefangen hat es am Rücken, dann vorne am Bauch, unter den Brüsten, seitlicher Rumpf, Hals, Nacken, sogar am Ohr, die Kopfhaut. Achso ja und seit vorhin die Handgelenke.

Ich schätze, eine ganz neue Dimension von Stress hat sich mir offenbart. Hurra.

Es ist schon fast komisch, wie immer mehr Menschen um mich rum sagen: und 2022 wird dann jetzt aber wirklich alles besser! Ich wage keine Prognose und freue mich einfach nur, wenns nicht schlimmer wird.

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Ich finde keine Worte für diese Zeit. Das Jahr bleibt sich treu, vermutlich bis zur letzten Sekunde.

2021 in a nutshell: Kraftakt. Immerhin war, ist Bewegung drin, auch mit Blick auf 2022. Wie sagte schon Grönemeyer: Stillstand ist der Tod, gehts voran, bleibt alles anders.

Vermutlich würde es mir helfen, wenn ich besser im Loslassen wäre. Aber das ist eine andere Geschichte.

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Dienstag, 14. Dezember 2021
Das kann alles einfach nicht wahr sein. Bitte weck mich jemand auf.

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Freitag, 10. Dezember 2021
Moment.
Dieses Wesen rührt mich. Sie musste so viel mitmachen seit April. Den Umzug, die Erkrankungen, die unzähligen Tierarztbesuche, unterschiedlichste medikamentöse Behandlung, Tabletten oral oder im Futter, Spritzen (entweder spitze in den kleinen Körper, oder Plastik in den Mund), den Rückzug, und weiter ging die Odyssee.

Und doch scheint für sie nur der Moment zu zählen. Liegt friedlich neben mir, oder schreit voller Hingabe nach Futter. Oder genießt es einfach nur sich auf mir ausgestreckt zu räckeln, auf den Rücken zu rollen, leise zu gurren und laut zu schnurren. Alles andere ist für den Moment egal. Es zählt einfach immer nur das Jetzt.

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Liege im Bett, mit hammer Kopfschmerzen, und realisiere in einem kurzen Moment, was da eigentlich los war seit Mittwoch und wie mitgenommen ich davon bin.

Dass die Katze währenddessen auf ihrem Platz unterhalb der Balkontür (innen natürlich) liegt, das begreife ich gar nicht wirklich, oder vielleicht eben doch auch kurz in diesem Moment. Sie ist noch nicht weg, und wie das ging, das verstehe ich selbst nicht. Es ist ein hartnäckiger, optimistischer Tierarzt, vermutlich.

Mit einem dritten Anfall hatte ich gerechnet, allerdings nicht so spät. Er kam "erst" gestern früh morgens um 6 Uhr, als die Katze aufstand und ich auf Essenssuche begab. Danach habe ich mich von ihr verabschiedet, bis 9 Uhr, dann standen wir beim Tierarzt auf der Matte, bereit für das, was unvermeidbar erschien. Ich meine, womit hätte ich rechnen sollen, bei einer vermeintlichen Lymphomkatze mit Entzündung im Kopf und drei epileptischen Anfällen innerhalb von etwa 15 Stunden.

Der TA erkundigt sich nach Anfalldauer, Regenerationsdauer, Zustand nach der Regeneration. Stellt fest, dass das Tier munter aus dem Korb kuckt und keinen leidenden Eindruck macht. Ja, leider, sage ich, denn das würde es mir wirklich leichter machen. Da scheint seine Kampfeslust geweckt, und er meint, wäre es seine Katze, er würde es jetzt doch noch probieren mit Antiepileptika, bis vielleicht die Entzündung im Kopf zurückgeht, so sie denn zurückgeht. Und bis das Antiepileptikum wirkt, das dauere immer etwas, spritzt er ihr Valium zum Entspannen/ Entkrampfen. Sie verträgt es ganz gut, torkelt wie ein betrunkener Matrose durch die Wohnung, scheint dabei aber frohen Mutes und vor allem hungrig. Diese Katze ist ein Kuriosum. Einen weiteren Anfall hat sie seither nicht mehr gehabt.

Die Enzündung, das muss ich vielleicht kurz erläutern, hat ihren Anfang in der unbehandelten Mittelohrentzündung gefunden. Da die Katze seit des Rückzugs nach MA mit der moderaten Kortisondosis nicht mehr wirklich stabil wurde was Erbrechen und Durchfall angeht, gab er ihr letzten Freitag eine Kortison-Depotspritze. Das hat natürlich wieder wie ein Hammer auf das Immunsystem gewirkt und vermutlich die Kopfentzündung (erneut) getriggert. Bemerkt habe ich das an leichtem Schniefen, und häufigerem Kopfschütteln, so fing das auch damals mit dem Ohr an. Das war der Grund, warum ich am Mittwoch zu ihm bin, ohne Katze, und er gab mir ein flüssiges Antibiotikum für diese Kopfentzündung zum ins Maul spritzen.

Tja, naja, und dann kam am Mittwoch Nachmittag der erste Anfall. Er hatte die Katze auch geröntgt um zu prüfen, ob ggf. Metastasen gestreut haben, dann könnten die Anfälle auch darauf zurückzuführen sein. Den Kopf röntgt man wohl nicht? Oder vielleicht erkennt man da nichts? Habe nicht gefragt, jedenfalls röntgte er den Rumpf und sah auf der Lunge nichts und anderweitig. Wären hier Metastasen zu sehen gewesen, wäre es für ihn relativ eindeutig und somit auch ... entschieden gewesen.

Irgendwie fühle ich mich schlecht, ich glaube nach außen liest es sich wie Folter, dass ich das Tier noch am Leben habe. Tatsache ist aber, und das ist wirklich kaum zu glauben, dass die Katze abgesehen von den Anfällen einen völlig munteren Eindruck macht. Sie kann nach Futter schreien wie eine Wilde, kuschelt gerne, will mit dem Paketband spielen, ist da. Zieht sich nicht zurück. Wie der TA zusammenfasste: einen leidenden Eindruck macht sie nicht.

Vielleicht hat die Katze auch 7x7x7 Leben. Dabei bleibe ich sehr skeptisch, wage nicht zu hoffen, wo ich doch merke seit Tagen, wie stark Hoffnung ist. Hoffnung. Vielleicht das stärkste überhaupt, was wir Menschen haben. Ich kenne nichts, was stärker ist, vielleicht Überlebenswille, aber zieht auch der nicht Kraft aus der Hoffnung, überleben zu können? Ob die Katze Hoffnung hat? Der Tierarzt meinte, manchmal könne er genau sehen, dass Tiere gehen wollen. Dieses Exemplar scheint ihm noch gar kein Bedürfnis zu haben.

Es bleibt abzuwarten.

Achso, eins noch, denn ich musste sofort an Frau Croco denken: dieser Tierarzt testete nochmals auf Giardien. In Hof wurde sie auch getestet, allerdings nur mit Eintagesprobe, wohl aber anhand eines Markers, der eindeutig sein soll. Damals war es negativ. Diesmal war es eine Dreitagesprobe, und sie war positiv. Entweder das Ergebnis war damals falsch-negativ, oder die Katze hat sich zusätzlich in den letzten Monaten noch Giardien zugezogen. Wo und wie auch immer! Oder ob Giardien lange ruhen können, wie aus Tierheimzeit, und erst später aktiv werden? Der Tierarzt möchte außerdem noch das Futter umstellen und die Giardien behandeln, falls sich die ersten Baustellen als gelöst erweisen sollten. Es wäre grotesk, wenn das alles dann des Rätsels Lösung gewesen sein sollte. Er selbst glaub das auch nicht so recht, vermutet Giardien auch eher als weitere Baustelle zusätzlich zu Lymphomen, das häufige Erbrechen steht eher nicht im Zusammenhang mit Giardien. Aber ja. Frau Croco fragte hier damals noch nach Giardien. :-)

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Mittwoch, 8. Dezember 2021
Tierarztbesuch. Katze lebt noch. Aber.
***

Ok womit ich nach diesem ersten Eintrag um 12 Uhr nicht gerechnet habe, und da war das alles schon kacke genug, ist ein epileptischer Anfall der Katze.

Ich kann gerade nicht mehr sagen. Vermutlich noch Schock. Schock, Trauer, Leere, ausgelaugt. Sie muss 7x7 Leben haben. Aber so langsam scheint es tatsächlich ihr letztes zu sein.
***

Hoffnung ist so etwas starkes. Es ist nicht so, dass ich gar nicht mit einem zweiten Anfall gerechnet habe. Doch nach dem Tierarzt am frühen Abend kam ich mit neuer Zuversicht nach Hause. Die ist nun fort. Sehen was die Nacht bringt. Beim nächsten, dem dritten Anfall rufe ich den Notdienst, dessen Nummer mir der Tierarzt gegeben hat. Ich habe sie vorhin schon gewählt, dort gab es die Bandansage mit Handynummer, dass mein Tierarzt heute Nacht Notdienst hat. Das ist irgendwie beruhigend. In diesem Kummer. Nur noch da sein. Das ist alles, was es noch braucht.

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Mittwoch, 3. November 2021
Ich sollte längst angefangen haben zu packen, kann mich aber nicht überwinden. Am Samstag geht es zurück. Wenn ich daran denke, bekomme ich dieses unangenehme Fallen-Gefühl. Ich will überhaupt nicht zurück, habe fast Angst davor. Hier fühle ich mich so eingebunden, richtig, alles passt gerade so. Mit Mannheim verbinde ich Einsamkeit und Depression. Beton, Asphalt, Poser, Lärm, schlechte Luft, wenig Grün. Doch über dem Hühnerstall hier kann ich im Winter nicht bleiben. Und von hier aus die Mannheimer Wohnung vermieten ist ziemlich schwierig. Vermieten müsste ich aber unbedingt, denn ich bräuchte hier eine wintertaugliche Bleibe, die Miete kostet. Andererseits wollte ich die Katze nicht nochmal in ein neues Zuhause schleifen, ich hoffe, sie lebt sich im alten wieder gut ein. Katinka meinte, sieh es als etwas zeitlich befristetes, du kuckst jetzt mal nach dem rechten dort, es ist nichts in Stein gemeiselt. Doch ich weiß auch: mit der Katze werde ich vermutlich nicht nochmal umziehen.

Vielleicht war ich zu unkreativ für eine sinnvolle Lösung. Bauchschmerzen.

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