Dienstag, 1. September 2020
okavanga, 16:40h
Dankbar für N., Licht im Dunkel.
Drachenfeuer.
okavanga, 15:49h
In Wogen wälzt es in mir herum, hin und her, aufgewühlte schwarze See, in Dunkelheit, mit Gischt die umherstobt wie wütendes Drachenfeuer.
Psychomonster, Psychomonster.
Wird es je aufhören.
Ich bin so angestrengt und müde.
Psychomonster, Psychomonster.
Wird es je aufhören.
Ich bin so angestrengt und müde.
Sonntag, 30. August 2020
okavanga, 15:35h
In der Wohnung duftet es nach einer Mischung aus selbstgebackenem Granola und Basmatireis. Ich liege im Bett und frage mich, warum es nicht endlich regnet. Am Vomittag habe ich Wohnungsinserate in der Heimatstadt studiert. Es steht die Überlegung im Raum für 3-6 Monate in die Heimat zu gehen und meine Wohnung hier zwischenzuvermieten. Ich bin so müde von dieser Stadt. Sehne mich nach Ruhe, Grün, wenig Menschen, und einem Herzmenschen, und eine Herzmenschin ist dort.
Sehnsucht nach keine Ahnung was.
Sehnsucht nach keine Ahnung was.
Samstag, 29. August 2020
Insomnia.
okavanga, 03:25h
Wieder. Die Gedanken rasen, stolpern übereinander. Die alten München-Tagebücher wühlen mich auf. Die Intensität meines damaligen Lebens. Die Erinnerung an Dirk, an den animalischen Sex. Daran, wie ich mich in alles stürzte, Freud wie Leid. Daran, wie sehr ich einfach nur im Jetzt war. War sicher nicht alles rosa. Immer himmelhochjauchzend-zutodebetrübt. Aber zumindest auch himmelhochjauchzend. Jetzt oft nur schwankend zwischen zutodebetrübt und okay, und dann ein paar ganz tolle Momente ab und an. Aber die Euphorie. Ich weiß, wie ich in diesen Momenten das Leben durch jede Pore einatmete, wie ich im wahrsten Sinne des Wortes jauchzte und schrie vor Glück, barfuß durch den Regen tanzend auf dem sommerwarmen Asphalt Münchens.
Es ist so gefährlich, was ich mache, sagt etwas in mir. Dieses Verhaftetsein in der Vergangenheit. Aber das jetzt ist so unerträglich langweilig. Diese Frau die ich wurde ist so unerträglich langweilig. Ich wünschte, ich könnte die Therapien rückgängig machen.
Wenn ich wüsste, dass es jetzt immer so bleibt, wie in den letzten Jahren, dieses Gefühl in mir, dann würde ich nicht weiterleben wollen, sagte ich neulich dem Kollega. Und fing so unkontrolliert an zu schluchzen, dass die Bedienung fragte, ob alles ok bei uns sei.
Jetzt habe ich zwei Wochen darüber nachgedacht.
Keine Ahnung. Ich kann nicht mehr.
Es ist so gefährlich, was ich mache, sagt etwas in mir. Dieses Verhaftetsein in der Vergangenheit. Aber das jetzt ist so unerträglich langweilig. Diese Frau die ich wurde ist so unerträglich langweilig. Ich wünschte, ich könnte die Therapien rückgängig machen.
Wenn ich wüsste, dass es jetzt immer so bleibt, wie in den letzten Jahren, dieses Gefühl in mir, dann würde ich nicht weiterleben wollen, sagte ich neulich dem Kollega. Und fing so unkontrolliert an zu schluchzen, dass die Bedienung fragte, ob alles ok bei uns sei.
Jetzt habe ich zwei Wochen darüber nachgedacht.
Keine Ahnung. Ich kann nicht mehr.
Donnerstag, 6. August 2020
okavanga, 01:07h
Atmen und weitergehen.
Gelernt ist gelernt.
Gelernt ist gelernt.
Dienstag, 4. August 2020
okavanga, 19:50h
Es ist wieder da.
Vermutlich hat es mit zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun. Somit schon mal schlauer als am Anfang, so viele Jahre begleitet mich dieses Phänomen noch nicht.
Das schwarze Loch, in diesen Momenten scheint es plötzlich nur noch einen ganz kleinen Schritt weg zu sein, und mir wird klar, wieso mich die Geschichte von Jude so bewegt. Der Kampf um etwas, der nie aufhört, obwohl man ihn immer mal wieder für gewonnen, man sich selbst für so gut auf dem Weg hält. Und dann, zack, ein Moment, eine Emotion, und alles ist anders und Dinge erscheinen als möglich, die sonst kategorisch ausgeschlossen werden. Das macht mir Angst. Angst vor der Angst, ist das dann wohl.
Vermutlich hat es mit zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun. Somit schon mal schlauer als am Anfang, so viele Jahre begleitet mich dieses Phänomen noch nicht.
Das schwarze Loch, in diesen Momenten scheint es plötzlich nur noch einen ganz kleinen Schritt weg zu sein, und mir wird klar, wieso mich die Geschichte von Jude so bewegt. Der Kampf um etwas, der nie aufhört, obwohl man ihn immer mal wieder für gewonnen, man sich selbst für so gut auf dem Weg hält. Und dann, zack, ein Moment, eine Emotion, und alles ist anders und Dinge erscheinen als möglich, die sonst kategorisch ausgeschlossen werden. Das macht mir Angst. Angst vor der Angst, ist das dann wohl.
Samstag, 25. Juli 2020
okavanga, 11:46h
Es fühlt sich an wie Übergangszeit. Nicht mehr lange, dann. Zeit aufzubrechen. Manchmal denke ich, die Mannheimer Tage sind gezählt. Wie gerne würde ich zum Beispiel endlich mal wieder in der Nähe von N. wohnen. Wir fehlen uns, und ich würde so gerne mitbekommen, wie ihre drei Kinder aufwachsen. Ein Masterplatz (ab Herbst 2021, so die große Hoffnung) in Berlin ist aber relativ utopisch. Vielleicht Potsdam? Vermutlich ähnlich begehrt. Versuchen werde ich es.
Ein Freund von mir, V., der kommt einfach nicht an, egal wo er hingeht, und er ist schon viel gegangen, oft aufgebrochen. Er ist wie ein männliches Spiegelbild in manchen Dingen. Einmal meinte ich, dass wir vielleicht Menschen sind, die in der Bewegung ankommen, die sich dann besonders spüren und angekommen fühlen, wenn sie unterwegs sind. Ankommen in der Bewegung, in der ewigen Veränderung, nicht im Stillstand.
Dass nichts still steht ist ja für das Leben an sich ein Fakt. Und doch gibt es Seelen, deren Umtriebigkeit keinen Hafen finden mag. Eben vielleicht, weil wir nicht erkennen können, dass dieser Hafen für uns das Meer ist, und wir immer wieder Ausschau halten nach etwas, das gar nicht zu uns passt.
Vielleicht ist das auch alles Humbug.
Ich muss weiter, denke ich.
Ein Freund von mir, V., der kommt einfach nicht an, egal wo er hingeht, und er ist schon viel gegangen, oft aufgebrochen. Er ist wie ein männliches Spiegelbild in manchen Dingen. Einmal meinte ich, dass wir vielleicht Menschen sind, die in der Bewegung ankommen, die sich dann besonders spüren und angekommen fühlen, wenn sie unterwegs sind. Ankommen in der Bewegung, in der ewigen Veränderung, nicht im Stillstand.
Dass nichts still steht ist ja für das Leben an sich ein Fakt. Und doch gibt es Seelen, deren Umtriebigkeit keinen Hafen finden mag. Eben vielleicht, weil wir nicht erkennen können, dass dieser Hafen für uns das Meer ist, und wir immer wieder Ausschau halten nach etwas, das gar nicht zu uns passt.
Vielleicht ist das auch alles Humbug.
Ich muss weiter, denke ich.
Samstag, 20. Juni 2020
okavanga, 00:22h
Erstaunlich, wie schnell in mir aufsteigt: ich bin gern allein. Trotz allem. Ich bin gerne Einzelmensch. Und ich glaube inzwischen nicht mehr, dass das ausschließlich etwas mit Ängsten zu tun hat.
Montag, 15. Juni 2020
You make it easy.
okavanga, 06:33h
Wir treffen uns seit Ostern. Er ist ein Freund einer Freundin und ich fand ihn doof und traf ihn nur widerwillig, aber keine Lust das hier zu erzählen. Wir trafen uns einige Male und schreiben sehr viel, waren im Kino, und heute in World Taxi. Danach in Spelunken, irgendwann bei mir, mit Searching for Sugar Man und dann Air - Moon Safari. So abgedroschen, so wirksam, und wir küssten uns zum ersten mal, vielleicht zum letzten mal, jedenfalls sehr ausgiebig. Bis ich ihn verscheuchte, husch husch in die Nacht. Sehr ausgiebig. Mehr mag hier nicht erzählt werden. Gute Nacht.
~ Air - You make it easy

~ Air - You make it easy

Samstag, 9. Mai 2020
The drugs don't work.
okavanga, 21:44h
Seit heute Mittag 11:30 Uhr bin ich in einer Sk*pe Video Session mit meiner Mutter. Die ersten zwei Stunden war mein Bruder auch dabei, er war bei meiner Mutter vor Ort. Anlass war, meiner Mutter beim Kiffen zuzusehen. Das wirkt für den ein oder anderen vielleicht befremdlich, aber so war es. Da es einen Cor*na-Fall im Haus meiner Mutter gibt, war mein Bruder Profi-mäßig mit Maske und Handschuhen ausgestattet. Muttern nahm auf dem Sofa Platz. Mein Bruder näherte sich ihr mit der Tüte, die ich ihr - ganz Full Service Provider - bereit zum Verzehr gesendet hatte. "Sieht aus wie ein medizinischer Eingriff", meinte ich. "Ist es doch auch", antwortete der Bruder nur trocken.
Leider zeigte die Substanz nicht die von ihr erhoffte Wirkung. Stattdessen eben die übliche, und mit der kann sich meine Mutter überhaupt nicht anfreunden. "Nie wieder!" Sie hat also (zu unserer Erleichterung) keine Karriere als Kifferin vor sich.
Die ganzen letzten Stunden wollte sie nicht alleine sein, also bin ich nach wie vor bei ihr. Sie sitzt auf dem Sofa, starrt vor sich hin. Verabschiedet sich ab und zu in einen anderen Raum mit "Ich gehe kurz in die Küche", "Koche mir eben ein Ei", "Messe Blutdruck" oder "Gehe auf die Toilette". Sonst nichts. Sie sitzt zitternd und zuckend auf dem Sofa und kuckt. Ihr Alltag.
Derweil arbeite ich weiter für die Uni, telefoniere mit Kommiliton*innen und Freund*innen, koche Spargel, feile Nägel, tippe diesen Beitrag. Manchmal lasse ich mein Mikro an. Ich glaube, meine Alltagsgeräusche beruhigen sie.
Die Kommentarfunktion unter diesem Beitrag deaktiviere ich, weil ich keine Lust habe auf eine Diskussion darüber, wieso wir ausgerechnet eine Frau mit paranoider Schizophrenie mit psychoaktiven Substanzen versorgen. Meine Mutter bettelt mich seit Monaten um diesen Versuch an, und wir verstehen wieso. Nun haben wir uns also zu diesem Experiment durchgerungen, aller Risiken bewusst und ihnen zum Trotz. Keiner steckt in dieser Situation, niemand kennt die Situation so umfassend wie wir. Mein Bruder ist jemand, der null Verständnis für Drogenkonsum hat. In dem Fall wollte auch er den Versuch wagen.
Nun wissen wir (und vor allem sie), dass die Droge gegen "DIE" nicht hilft. Das hat etwas Gutes für meinen Bruder und mich, vielleicht. Für sie aber auch etwas unglaublich Enttäuschendes. Mit jedem gescheiterten Versuch sterben ein Stückchen Hoffnung und Lebenswille.
Leider zeigte die Substanz nicht die von ihr erhoffte Wirkung. Stattdessen eben die übliche, und mit der kann sich meine Mutter überhaupt nicht anfreunden. "Nie wieder!" Sie hat also (zu unserer Erleichterung) keine Karriere als Kifferin vor sich.
Die ganzen letzten Stunden wollte sie nicht alleine sein, also bin ich nach wie vor bei ihr. Sie sitzt auf dem Sofa, starrt vor sich hin. Verabschiedet sich ab und zu in einen anderen Raum mit "Ich gehe kurz in die Küche", "Koche mir eben ein Ei", "Messe Blutdruck" oder "Gehe auf die Toilette". Sonst nichts. Sie sitzt zitternd und zuckend auf dem Sofa und kuckt. Ihr Alltag.
Derweil arbeite ich weiter für die Uni, telefoniere mit Kommiliton*innen und Freund*innen, koche Spargel, feile Nägel, tippe diesen Beitrag. Manchmal lasse ich mein Mikro an. Ich glaube, meine Alltagsgeräusche beruhigen sie.
Die Kommentarfunktion unter diesem Beitrag deaktiviere ich, weil ich keine Lust habe auf eine Diskussion darüber, wieso wir ausgerechnet eine Frau mit paranoider Schizophrenie mit psychoaktiven Substanzen versorgen. Meine Mutter bettelt mich seit Monaten um diesen Versuch an, und wir verstehen wieso. Nun haben wir uns also zu diesem Experiment durchgerungen, aller Risiken bewusst und ihnen zum Trotz. Keiner steckt in dieser Situation, niemand kennt die Situation so umfassend wie wir. Mein Bruder ist jemand, der null Verständnis für Drogenkonsum hat. In dem Fall wollte auch er den Versuch wagen.
Nun wissen wir (und vor allem sie), dass die Droge gegen "DIE" nicht hilft. Das hat etwas Gutes für meinen Bruder und mich, vielleicht. Für sie aber auch etwas unglaublich Enttäuschendes. Mit jedem gescheiterten Versuch sterben ein Stückchen Hoffnung und Lebenswille.
Seelenheil ~
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