Donnerstag, 15. Juni 2017
Liebe Eltern,
okavanga, 01:34h
manchmal diskutiere ich mit N. darüber, wieso Kinder den Kontakt zu ihren Eltern abbrechen. Sie meint, es würde ihr das Herz brechen wenn sie daran denkt, dass das vielleicht eines Tages der Fall sein könnte. Ihre Kinder sind ja noch (sehr) klein. Wir vertreten hier unterschiedliche Positionen. Sie kann es nicht nachvollziehen wenn so etwas geschieht, ohne weitere Erklärungen, Diskussionen, Auseinandersetzungen. Ich verstehe es immer mehr.
Wenn diese Kinder sich nach den Telefonaten und Begegnungen mit ihren Eltern immer und immer wieder so fühlen wie ich mich, als 37-jährige - wenn auch nicht jedes mal, aber… Immer noch erinner ich mich zum Beispiel an dieses eine Weihnachten 2015 wie an einen Horrorfilm.. Ohne konkrete Aussicht auf Besserung, weil ich es einfach nicht schaffe mich ausreichend emotional von euch abzugrenzen, dann... ja, dann kann ich das sehr gut verstehen. Es mag deprimierend sein, dass ich es bisher nicht geschafft habe, die Sache (euch und unser Verhältnis, alles) distanziert zu betrachten, oder aus einer neuen Position heraus. Glaubt man anderen Eltern, so kommt diese Distanz oft auch erst, wenn man selbst Kinder hat. Das habe ich nicht. Aber sicher tue ich mir nicht nur deswegen schwer. Ich weiß nicht, wieso es mir so schwer fällt. Ich weiß nur, dass ich es wirklich versuche, ihr mir aber immer wieder richtig weh tut und schlecht für mich seid.
Ich möchte euch das anhand der aktuellen Begebenheiten erklären. Seit einem Jahr war ich nun nicht mehr in der Heimat, und davor das letzte mal an besagtem Weihnachten 2015. Dazwischen haben wir uns September 2016 auf der Hochzeit in Oberbayern gesehen, und es war gelinde gesagt katastrophal.
Mama, du fragst immer wieder wann ich denn mal wieder in die Heimat komme, betonst, dass du mich doch so gerne mal wieder sehen willst, und ich wiederhole wie eine Tonbandansage: nicht in absehbarer Zeit, es tut mir sehr gut nicht dort zu sein. Gerade habe ich ziemlich lang darüber nachgedacht, ob du mich überhaupt mal besucht hast hier (oder als ich die kurze Phase in N. hatte), seit ich 2006 aus der Heimat weggegangen bin. Abgesehen von dem einen mal, bei dem ich dir zu Weihnachten geschenkt habe, dass ich dich mal mit dem Firmenwagen (den ich ja nicht mehr habe) abhole in der Heimat, wir zu mir fahren, und ich dich auch wieder zurückfahre. Im Juli 2014 war das, denke ich. Ja, du bist krank, auch wenn du sagst, dass du natürlich nicht krank bist, sondern dass DIE dich foltern. Du bist körperlich beeinträchtigt und es fällt dir schwer lange Strecken zu fahren. Das kann ich verstehen, deswegen habe ich dir da nie wirklich, auch nicht insgeheim, große Vorwürfe gemacht. Auch hatte ich Angst vor dieser Zweisamkeit mit dir. Oder besser: Dreisamkeit, mit dir und deiner Krankheit. Aber es war dann sehr schön damals, als ich dich abgeholt hatte, das sagtest du auch, und ich weiß, dass du es so gemeint hast. Wir sollten das wiederholen, meintest du. Ja, sagte ich, denn es war wirklich eine schöne Zeit.
Umso mehr habe ich mich nun vor einigen Wochen gefreut als du gemeint hast, du willst mich so gern sehen und kommst vorbei. Wir wollten den Sommer abwarten, damit du auf dem Balkon rauchen kannst, wir vor die Tür können und nicht in der Bude aufeinander hocken. Vor kurzem meintest du dann, du bist dir unsicher. Weißt nicht ob du das schaffst, die ganze Strecke mit dem Auto. Kein Problem, ich bin erfinderisch. Aber alle meine Vorschläge verhallen unberücksichtigt. Ich wollte dir einen Transport mit der Bahn organisieren mit Hilfe der Bahnhofsmission. Ich hätte dir Verbindungen rausgesucht mit ausreichend Umsteigezeit, und dass sie dich dann beim jeweiligen Zug abholen, dir helfen mit dem Gepäck, und dich zum nächsten Zug bringen. Die machen das. Ich habe dir vorgeschlagen, dass mein Bruder dich doch mal nach N. fahren soll, dann kannst du dich einfach in einen Fernbus setzen und hier wieder aussteigen, ohne Umsteigen oder sonstige Unannehmlichkeiten. Er fährt doch eh oft mit seiner Frau Richtung Oberbayern, da wäre das doch ein Klacks dich am Busbahnhof in N. abzusetzen. Du überlegst es dir, sagst du, und klingst so still und ratlos wie jemand, dem die Ausreden abhandenkommen. Ich bin dir gar nicht böse, während du es sagst. Nur enttäuscht, ein bisschen traurig. Es wäre schön, wenn du kommen würdest.
Du sitzt Tag für Tag in deiner Wohnung. Jeden. Verdammten. Tag. Ohne Arbeit, ohne Hobby, nur mit deiner Krankheit. Wenn du wollen würdest: es wäre gar kein Problem. Wir würden eine Lösung finden.
Sehr interessant ist übrigens, dass LeSchwe (stammt ursprünglich witzigerweise aus einer Stadt, die nur nochmal 40 km weiter von meiner entfernt liegt) exakt das gleiche Thema mit ihrer Mutter hat. Nur ist die Mutter nicht so schwer krank. Sie war schwer depressiv, da war LeSchwe aber schon erwachsen. Aber sie findet auch immer viele Gründe nicht zu kommen und war seit LeSchwe hier ist (ich glaube seit 2007? 2008?) auch erst einmal hier. LeSchwe hat das Glück, dass ihr Vater das schon fast überkompensiert.
Womit wir bei dir wären, Papa. Wie sich im Lauf der letzten Monate und Jahre herausgestellt hat, bist du doch der Part, mit dem ich weitaus größere Probleme habe als mit Mama. Unerwartet, auch für den Therapeuten, der gravierende Punkte für meine Entwicklung bei ihr sieht. Vielleicht ist es deswegen leichter für mich, weil Mama und ich unsere Kämpfe ausgefochten haben. Uns viel auseinandergesetzt haben, wenn auch oft mehr destruktiv als konstruktiv. Vielleicht, weil ich durch ihre Krankheit weitestgehend meinen Frieden mit ihr gemacht habe, machen MUSSTe. Ich musste eine Distanz finden. Oder vielleicht, weil ich noch nicht verstanden habe wie furchtbar das war, was sie getan hat, und wenn das so ist, dann hoffe ich, dass ich es nie verstehe, denn es gibt sicher einen guten Grund, warum ich es nicht spüre.
Papa… ja. Es lag alles unter einem feinen weichen Seidenteppich, weil ich mir so sehr eine harmonische Beziehung zu dir gewünscht habe. Jahrelang habe ich diesen Teppich gewebt, Träne für Träne, Gespräch für Gespräch, Nicht-Gespräch für Nicht-Gespräch. Einsame Stunde um einsame Stunde. Weil ich es musste, das war Überlebenstraining, denn deine Abwesenheit, dein Desinteresse und deine Ignoranz, vor allem während meiner Pubertät, haben unbeschreiblich weh getan. Aber es war alles da, unter diesem wunderschönen Seidenteppich, und jetzt wate ich durch kniehohe Scheiße, die ich nur in Tippelschritten durchwühlen kann.
Ihr, G. und du, wart öfters hier. Habt mir beim Umzug hierher geholfen, und später bei dem nach N., und bei dem von N. zurück hier her. Und bei zwei Geburtstagen wart ihr da. Da kommen doch in den 11 Jahren immerhin 5 Gelegenheiten zusammen. Spitze, oder? Ihr fahrt mehrmals im Jahr nach Dresden. Und jedes Jahr an Ostern in die Nähe von Stuttgart zu einer Bekannten. Aber Mannheim scheint trotz weniger Kilometern in einer nur schwer zu überbrückenden Entfernung zu liegen.
Diesen Sommer wolltet ihr kommen, wegen der Päpste-Ausstellung auch. Irgendeinen Grund braucht ihr schon, sonst wird es schwierig. Aber OK. Vor eurem Urlaub Ende Mai hast du mir am Telefon erzählt, dass ihr gerne an dem Wochenende im August kommen würdet, an dem ihr aus eurem Urlaub vom Allgäu zurückfahrt. Das kränkte mich schon, weil ich mir dachte… ja gut, also… hmm… ich wünsche mir so sehr, dass ihr einfach mal gerne einfach nur wegen mir kommt.
Ich deutete an, dass August bei mir schwierig ist, weil ich Anfang September Prüfungen habe. „Ein paar Stunden wirst du ja wohl haben.“ Es mag dir nicht bewusst sein, aber es diskreditiert mein Arbeitspensum, es diskreditiert mich, es diskreditiert das, was ich tue und was mir wichtig ist. Wir stiegen nicht tiefer ein an dieser Stelle, ihr seid in den Urlaub gefahren, und ich saß bei meinem Therapeuten und erzählte ihm von diesem Telefonat. Unter großem Winden und dem Verlust von mindestens 5 Zacken aus meiner Krone legte ich ihm dar, wie verletzend das für mich ist. Dass ihr das mit etwas verbinden müsst. Dass ich allein als Grund nicht reiche. Dass dann meine Aktivitäten als weniger wichtig erachtet werden. Das wird einfach vorausgesetzt, dass ich mir Zeit freiräume, wenn IHR entschieden habt, dass es genau DIESES Wochenende sein soll. Mehr noch, ich glaube es wird erwartet, dass ich mich so sehr freue, dass ich einfach zu allem Ja und Amen sage.
Und hier wird es interessant. Denn deine Strategie ging ja auf, seit ich mit dem Prozess des Erwachsenwerdens verstanden habe, dass ich anders keine Beziehung zu dir aufbauen kann. Was ich dabei völlig außer Acht gelassen habe, waren ich und meine eigenen Bedürfnisse, und das, was du in mir auslöst mit deiner Art, deinen subtilen Erwartungen. Das, was ich mir damit antue.
Mit dem Therapeuten besprach ich, dass ich einfach versuche ganz gelassen ein Gespräch mit dir zu führen, in dem ich erkläre dass August eben schlecht ist, dass ihr aber sehr gerne kommen könnt zu einem anderen Zeitpunkt, und ob wir nicht gleich gemeinsam im Kalender nachsehen wollen, wann das denn möglich wäre. Ein hehres Ziel, aus meiner Perspektive, stecke ich nun mal in meiner Haut, und weiß ich, in welcher Haut du steckst.
Heute war es dann soweit. Du hast angerufen. Wir tauschten einige Oberflächlichkeiten aus, über den Urlaub, und wie es mir geht. Ich hatte euch ja ein kurzes Video von meiner Exkursion mit Freunden in die Pfalz gesendet. Und du kommentiertest es heute mit: „jaa, da war ihr aber ja auch ganz schön…. Also….. ange... also gut drauf, hm?“ Wir waren betrunken, wolltest du sagen. Nein, das waren wir da noch nicht. Und selbst wenn. Es klang sehr merkwürdig, wie du das sagtest. Nicht so etwas wie: Mensch schön, ich freu mich dass ihr so einen guten Tag hattet. Es klang wie ein stiller Vorwurf: das Kind kann nüchtern nicht fröhlich sein (was absolut nicht stimmt). Dabei trinkst du selbst gern einen über den Durst. Soweit, das schluckte ich und dachte mir: ahjoooo, was solls. Vielleicht habe ich mir einen inneren Rheinauer anerzogen, das wäre nicht das schlechteste.
Dann kamst du selbst auf das Thema Besuch zu sprechen, erwähntest wieder das Wochenende. Ich wiederholte, dass das für mich schlecht ist. Es wiederholte sich eigentlich alles von vor dem Urlaub. Ich bin dabei nicht auf Verständnis gestoßen. Ich versuchte weitestgehend dem Plan des Therapeuten und mir selbst zu folgen, aber… phu es war hart. Du hast es mir nicht leicht gemacht. Zum ersten mal habe ich erkannt, von dem ich es gelernt habe passiv-aggressiv zu agieren. Beleidigt zu sein. Das innere Kind antworten zu lassen. Früher haben wir beide so gesprochen und uns deswegen in Windeseile hochgeschossen. Ich bin stolz auf mich, dass ich nicht exakt so reagiert habe, wie ich es noch vor 20 Jahren hätte, obwohl du mich genauso getroffen hast.
Ich fragte, wieso ihr nicht einfach mal so zu Besuch kommen könnt, einfach um meiner selbst willen. Was dann kam hat mich etwas befremdet. Nein. Nein ich lüge. Es hat mich noch mehr verletzt, weil es so feige ist jemand anderen vorzuschieben. Du bezogst dich auf G. (AdR.: seine „neue“ Frau seit Ende der 90er), dass das ja immer so schwierig sei, weil sie eine Ausbildung in Mediation macht, und dann die Pendelei. G. pendelt tatsächlich zu ihrem Arbeitgeber, am Montag früh hin, Freitagmittag zurück in die Heimat, ich denke an die 200 km. Die Ausbildung geht erst seit relativ kurzem, und ewig wird sie nicht dauern. Und alleine willst du nicht kommen, sagtest du. Nur mit G. - auch das... das muss ich mir erst mal auf der Zunge zergehen lassen.
Wer sich jetzt fragt, wie weit die Heimat eigentlich weg ist von Mannheim: es sind max. 370 km. Es ist nicht so, dass ihr in Hamburg wohnt und ich in München. Es sind verschissene 370 km. Und wenn du dich ins Auto setzt, und G. Freitagmittag nach der Arbeit abholst, dann sind es von dort aus genauso viele Kilometer zu mir wie in die Heimatstadt.
Ich sagte, dass ich das Problem nicht verstehe, dass ihr ja auch woanders hinfahrt. In den Urlaub, sagtest du da. Sonst nirgendwo. Auch hier: ich bin stolz, dass ich nicht vorgerechnet habe, wohin ihr sonst fahrt. Zu der Familie von der Frau meines Bruders nach Oberbayern, jedes Ostern Richtung Stuttgart, oder nach Dresden, zu G.s Familie, Dresden geht ja immer (als wäre der Aufwand so wesentlich weniger), oder die Ratour, die du und mein Bruder gemeinsam gemacht habt. Ohne G.
Ich sagte, dass, wo ein Wille, da ein Weg, und dass es ganz einfach ist, wenn man etwas will. Man setzt sich ins Auto und tut es. Du hast pampig geantwortet: wärst du Wochenendpendler, würdest du das auch nicht machen.
Und sehr beleidigt klang: du würdest dich auch nicht aufdrängen wollen. Ich mein Papa, ernsthaft? Von dich mir aufdrängen warst du mein ganzes Leben lang Lichtjahre entfernt. Dich mir ernsthaft und aufrichtig nähern, das wäre schon schön gewesen.
Ich bin jahrelang immer wieder in die Heimat gefahren, mehrmals im Jahr. Es war ganz selbstverständlich. Als ich in N. jeden Tag 50 km hin und 50 km zurück in die Arbeit gependelt bin, über ein Jahr lang. Als ich über ein Jahr lang in Bonn im Projekt war. Als es mir beschissen ging, weil ich nicht wusste wohin mit mir, und froh war wenn ichs die Treppen zu meiner Wohnung hochgeschafft hab. Ich habe das immer geschafft, und habe es nie als schaffen angesehen, sondern als etwas, das ich wollte, weil ich euch liebe und eure Nähe mag. Zumindest dachte ich damals, dass sie mir gut tun würde. Wenn du sagst, ihr fahrt nur in den Urlaub, dann frag ich mich: was ist denn das für euch, wenn ihr mich besucht?
Schämt ihr euch eigentlich nicht, frag ich mich.
Ich bin es nicht wert, das erzählen mir eure Taten. Gesagt habt ihr das nie. Aber deutlich gezeigt.
Es geht mir nicht darum, wie ein Kleinkind voller Trotz zu sagen: ich will aber dass ihr euch auch mal bewegt. Sondern darum, dass diese Szenarien ein sehr wichtiges Problem sehr greifbar machen. Die Diskrepanz zwischen meinen aufgewühlten Gefühlen auf der einen Seite, all den depressiven Episoden, den Bindungsproblemen, den Verlassenheitsängsten, dem Gefühl nicht wichtig, es nicht wert zu sein, und auf der anderen Seite dem Eindruck den ihr mir immer vermitteln wollt: dass meine Gefühle nicht stimmen, dass es an meiner Wahrnehmung liegt, dass ich ein wertvoller Mensch bin, wichtig, blabla. Endlich wird mir klar, dass das nicht meine Wahrnehmung ist, sondern dass ihr lügt und es selbst nicht wisst. Nicht über den Umstand ob ich objektiv betrachtet wertvoll bin. Das bin ich. Sondern für wie wertvoll, wichtig und nahe ihr mich wirklich FÜR EUCH betrachtet.
Hier wird eure Bequemlichkeit greifbar, euer Desinteresse, eure Unglaubwürdigkeit.
Es ist das erste mal, dass ich mich, völlig nüchtern und bei vollem Bewusstsein (und völlig überfällig) frage, wieso eigentlich ich beim Therapeuten sitze, und nicht ihr. Was stimmt mit euch nicht, dass ihr euer Kind so selten sehen wollt - und gleichzeitig so sehr das Gegenteil behauptet. (Und da lass ich jetzt die ganze Scheiße von früher mal außen vor, ihr seid intelligent genug diese Erläuterungen zu übertragen.)
Wenn ihr keine Lust habt: sagt es. Wenn ich euch nicht wichtig bin: sagt es. Aber eure Worte passen nicht zu eure Taten. Und immer wieder habe ich mir in der Vergangenheit vor allem Männer gesucht, deren Taten nicht zu ihren Worten passten, wo ich die Worte doch so sehr glauben wollte, ich habe mich verzehrt nach dieser verbalisierten Zuneigung und Nähe, und habe sie doch nie wirklich bedingungslos erhalten. Nicht von euch, und von den meisten Männern ebenfalls nicht. Und als dann Männer kamen, die das sicher so meinten, da konnte ich es nicht glauben, konnte es nicht annehmen, weil ich es nicht kenne und dem ganzen nicht traue. Denn gelernt habe ich: es passt was nicht, die Worte stimmen nie.
Oben habe ich geschrieben, ich weiß nicht wieso es mir so schwer fällt mich von euch emotional zu distanzieren. Aber eigentlich weiß ich das sehr gut. Ich hatte und habe das aus meiner Sicht natürliche Bedürfnis nach Nähe, Liebe, Zuneigung zu meinen Eltern. Aber die erfüllten und erfüllen es immer wieder nicht. Selbstverständlich sollte ich das heutzutage gar nicht mehr brauchen. Aber erst Heute habe ich verstanden, dass ihr dieses Bedürfnis so einfach nie hattet und nicht habt.
Ich möchte mich von euch verabschieden. Für wie lange, das weiß ich noch nicht. Aber lang genug. So lang, wie es mir gut damit geht.
Ich wünsche mir, dass ich den Mut habe diesen Brief abzusenden.
Okavanga.
~ Dancing People Are Never Wrong - the Bianca Story (Jan Blomqvist Remix)
This town's a judgmental place
And I'm unsure in any case
It's not under my control
They're taking aim for heart and soul
Not havin' an opinion at all
Is what is left from doing all that research
Is this the curtain call?
I can only love what feels right
What are all these questions for?
I know I like it but I can't say more
I know I want it but is it right?
Conclusion's out of sight
I can only love what feels right
I can only love what feels right
There ain't no song
Dancing people are never wrong
And what a shame
I can blame you for groovin'
You better not stop moving
I wanna' see you crying on the floor
Thats what people are dancing for
Wenn diese Kinder sich nach den Telefonaten und Begegnungen mit ihren Eltern immer und immer wieder so fühlen wie ich mich, als 37-jährige - wenn auch nicht jedes mal, aber… Immer noch erinner ich mich zum Beispiel an dieses eine Weihnachten 2015 wie an einen Horrorfilm.. Ohne konkrete Aussicht auf Besserung, weil ich es einfach nicht schaffe mich ausreichend emotional von euch abzugrenzen, dann... ja, dann kann ich das sehr gut verstehen. Es mag deprimierend sein, dass ich es bisher nicht geschafft habe, die Sache (euch und unser Verhältnis, alles) distanziert zu betrachten, oder aus einer neuen Position heraus. Glaubt man anderen Eltern, so kommt diese Distanz oft auch erst, wenn man selbst Kinder hat. Das habe ich nicht. Aber sicher tue ich mir nicht nur deswegen schwer. Ich weiß nicht, wieso es mir so schwer fällt. Ich weiß nur, dass ich es wirklich versuche, ihr mir aber immer wieder richtig weh tut und schlecht für mich seid.
Ich möchte euch das anhand der aktuellen Begebenheiten erklären. Seit einem Jahr war ich nun nicht mehr in der Heimat, und davor das letzte mal an besagtem Weihnachten 2015. Dazwischen haben wir uns September 2016 auf der Hochzeit in Oberbayern gesehen, und es war gelinde gesagt katastrophal.
Mama, du fragst immer wieder wann ich denn mal wieder in die Heimat komme, betonst, dass du mich doch so gerne mal wieder sehen willst, und ich wiederhole wie eine Tonbandansage: nicht in absehbarer Zeit, es tut mir sehr gut nicht dort zu sein. Gerade habe ich ziemlich lang darüber nachgedacht, ob du mich überhaupt mal besucht hast hier (oder als ich die kurze Phase in N. hatte), seit ich 2006 aus der Heimat weggegangen bin. Abgesehen von dem einen mal, bei dem ich dir zu Weihnachten geschenkt habe, dass ich dich mal mit dem Firmenwagen (den ich ja nicht mehr habe) abhole in der Heimat, wir zu mir fahren, und ich dich auch wieder zurückfahre. Im Juli 2014 war das, denke ich. Ja, du bist krank, auch wenn du sagst, dass du natürlich nicht krank bist, sondern dass DIE dich foltern. Du bist körperlich beeinträchtigt und es fällt dir schwer lange Strecken zu fahren. Das kann ich verstehen, deswegen habe ich dir da nie wirklich, auch nicht insgeheim, große Vorwürfe gemacht. Auch hatte ich Angst vor dieser Zweisamkeit mit dir. Oder besser: Dreisamkeit, mit dir und deiner Krankheit. Aber es war dann sehr schön damals, als ich dich abgeholt hatte, das sagtest du auch, und ich weiß, dass du es so gemeint hast. Wir sollten das wiederholen, meintest du. Ja, sagte ich, denn es war wirklich eine schöne Zeit.
Umso mehr habe ich mich nun vor einigen Wochen gefreut als du gemeint hast, du willst mich so gern sehen und kommst vorbei. Wir wollten den Sommer abwarten, damit du auf dem Balkon rauchen kannst, wir vor die Tür können und nicht in der Bude aufeinander hocken. Vor kurzem meintest du dann, du bist dir unsicher. Weißt nicht ob du das schaffst, die ganze Strecke mit dem Auto. Kein Problem, ich bin erfinderisch. Aber alle meine Vorschläge verhallen unberücksichtigt. Ich wollte dir einen Transport mit der Bahn organisieren mit Hilfe der Bahnhofsmission. Ich hätte dir Verbindungen rausgesucht mit ausreichend Umsteigezeit, und dass sie dich dann beim jeweiligen Zug abholen, dir helfen mit dem Gepäck, und dich zum nächsten Zug bringen. Die machen das. Ich habe dir vorgeschlagen, dass mein Bruder dich doch mal nach N. fahren soll, dann kannst du dich einfach in einen Fernbus setzen und hier wieder aussteigen, ohne Umsteigen oder sonstige Unannehmlichkeiten. Er fährt doch eh oft mit seiner Frau Richtung Oberbayern, da wäre das doch ein Klacks dich am Busbahnhof in N. abzusetzen. Du überlegst es dir, sagst du, und klingst so still und ratlos wie jemand, dem die Ausreden abhandenkommen. Ich bin dir gar nicht böse, während du es sagst. Nur enttäuscht, ein bisschen traurig. Es wäre schön, wenn du kommen würdest.
Du sitzt Tag für Tag in deiner Wohnung. Jeden. Verdammten. Tag. Ohne Arbeit, ohne Hobby, nur mit deiner Krankheit. Wenn du wollen würdest: es wäre gar kein Problem. Wir würden eine Lösung finden.
Sehr interessant ist übrigens, dass LeSchwe (stammt ursprünglich witzigerweise aus einer Stadt, die nur nochmal 40 km weiter von meiner entfernt liegt) exakt das gleiche Thema mit ihrer Mutter hat. Nur ist die Mutter nicht so schwer krank. Sie war schwer depressiv, da war LeSchwe aber schon erwachsen. Aber sie findet auch immer viele Gründe nicht zu kommen und war seit LeSchwe hier ist (ich glaube seit 2007? 2008?) auch erst einmal hier. LeSchwe hat das Glück, dass ihr Vater das schon fast überkompensiert.
Womit wir bei dir wären, Papa. Wie sich im Lauf der letzten Monate und Jahre herausgestellt hat, bist du doch der Part, mit dem ich weitaus größere Probleme habe als mit Mama. Unerwartet, auch für den Therapeuten, der gravierende Punkte für meine Entwicklung bei ihr sieht. Vielleicht ist es deswegen leichter für mich, weil Mama und ich unsere Kämpfe ausgefochten haben. Uns viel auseinandergesetzt haben, wenn auch oft mehr destruktiv als konstruktiv. Vielleicht, weil ich durch ihre Krankheit weitestgehend meinen Frieden mit ihr gemacht habe, machen MUSSTe. Ich musste eine Distanz finden. Oder vielleicht, weil ich noch nicht verstanden habe wie furchtbar das war, was sie getan hat, und wenn das so ist, dann hoffe ich, dass ich es nie verstehe, denn es gibt sicher einen guten Grund, warum ich es nicht spüre.
Papa… ja. Es lag alles unter einem feinen weichen Seidenteppich, weil ich mir so sehr eine harmonische Beziehung zu dir gewünscht habe. Jahrelang habe ich diesen Teppich gewebt, Träne für Träne, Gespräch für Gespräch, Nicht-Gespräch für Nicht-Gespräch. Einsame Stunde um einsame Stunde. Weil ich es musste, das war Überlebenstraining, denn deine Abwesenheit, dein Desinteresse und deine Ignoranz, vor allem während meiner Pubertät, haben unbeschreiblich weh getan. Aber es war alles da, unter diesem wunderschönen Seidenteppich, und jetzt wate ich durch kniehohe Scheiße, die ich nur in Tippelschritten durchwühlen kann.
Ihr, G. und du, wart öfters hier. Habt mir beim Umzug hierher geholfen, und später bei dem nach N., und bei dem von N. zurück hier her. Und bei zwei Geburtstagen wart ihr da. Da kommen doch in den 11 Jahren immerhin 5 Gelegenheiten zusammen. Spitze, oder? Ihr fahrt mehrmals im Jahr nach Dresden. Und jedes Jahr an Ostern in die Nähe von Stuttgart zu einer Bekannten. Aber Mannheim scheint trotz weniger Kilometern in einer nur schwer zu überbrückenden Entfernung zu liegen.
Diesen Sommer wolltet ihr kommen, wegen der Päpste-Ausstellung auch. Irgendeinen Grund braucht ihr schon, sonst wird es schwierig. Aber OK. Vor eurem Urlaub Ende Mai hast du mir am Telefon erzählt, dass ihr gerne an dem Wochenende im August kommen würdet, an dem ihr aus eurem Urlaub vom Allgäu zurückfahrt. Das kränkte mich schon, weil ich mir dachte… ja gut, also… hmm… ich wünsche mir so sehr, dass ihr einfach mal gerne einfach nur wegen mir kommt.
Ich deutete an, dass August bei mir schwierig ist, weil ich Anfang September Prüfungen habe. „Ein paar Stunden wirst du ja wohl haben.“ Es mag dir nicht bewusst sein, aber es diskreditiert mein Arbeitspensum, es diskreditiert mich, es diskreditiert das, was ich tue und was mir wichtig ist. Wir stiegen nicht tiefer ein an dieser Stelle, ihr seid in den Urlaub gefahren, und ich saß bei meinem Therapeuten und erzählte ihm von diesem Telefonat. Unter großem Winden und dem Verlust von mindestens 5 Zacken aus meiner Krone legte ich ihm dar, wie verletzend das für mich ist. Dass ihr das mit etwas verbinden müsst. Dass ich allein als Grund nicht reiche. Dass dann meine Aktivitäten als weniger wichtig erachtet werden. Das wird einfach vorausgesetzt, dass ich mir Zeit freiräume, wenn IHR entschieden habt, dass es genau DIESES Wochenende sein soll. Mehr noch, ich glaube es wird erwartet, dass ich mich so sehr freue, dass ich einfach zu allem Ja und Amen sage.
Und hier wird es interessant. Denn deine Strategie ging ja auf, seit ich mit dem Prozess des Erwachsenwerdens verstanden habe, dass ich anders keine Beziehung zu dir aufbauen kann. Was ich dabei völlig außer Acht gelassen habe, waren ich und meine eigenen Bedürfnisse, und das, was du in mir auslöst mit deiner Art, deinen subtilen Erwartungen. Das, was ich mir damit antue.
Mit dem Therapeuten besprach ich, dass ich einfach versuche ganz gelassen ein Gespräch mit dir zu führen, in dem ich erkläre dass August eben schlecht ist, dass ihr aber sehr gerne kommen könnt zu einem anderen Zeitpunkt, und ob wir nicht gleich gemeinsam im Kalender nachsehen wollen, wann das denn möglich wäre. Ein hehres Ziel, aus meiner Perspektive, stecke ich nun mal in meiner Haut, und weiß ich, in welcher Haut du steckst.
Heute war es dann soweit. Du hast angerufen. Wir tauschten einige Oberflächlichkeiten aus, über den Urlaub, und wie es mir geht. Ich hatte euch ja ein kurzes Video von meiner Exkursion mit Freunden in die Pfalz gesendet. Und du kommentiertest es heute mit: „jaa, da war ihr aber ja auch ganz schön…. Also….. ange... also gut drauf, hm?“ Wir waren betrunken, wolltest du sagen. Nein, das waren wir da noch nicht. Und selbst wenn. Es klang sehr merkwürdig, wie du das sagtest. Nicht so etwas wie: Mensch schön, ich freu mich dass ihr so einen guten Tag hattet. Es klang wie ein stiller Vorwurf: das Kind kann nüchtern nicht fröhlich sein (was absolut nicht stimmt). Dabei trinkst du selbst gern einen über den Durst. Soweit, das schluckte ich und dachte mir: ahjoooo, was solls. Vielleicht habe ich mir einen inneren Rheinauer anerzogen, das wäre nicht das schlechteste.
Dann kamst du selbst auf das Thema Besuch zu sprechen, erwähntest wieder das Wochenende. Ich wiederholte, dass das für mich schlecht ist. Es wiederholte sich eigentlich alles von vor dem Urlaub. Ich bin dabei nicht auf Verständnis gestoßen. Ich versuchte weitestgehend dem Plan des Therapeuten und mir selbst zu folgen, aber… phu es war hart. Du hast es mir nicht leicht gemacht. Zum ersten mal habe ich erkannt, von dem ich es gelernt habe passiv-aggressiv zu agieren. Beleidigt zu sein. Das innere Kind antworten zu lassen. Früher haben wir beide so gesprochen und uns deswegen in Windeseile hochgeschossen. Ich bin stolz auf mich, dass ich nicht exakt so reagiert habe, wie ich es noch vor 20 Jahren hätte, obwohl du mich genauso getroffen hast.
Ich fragte, wieso ihr nicht einfach mal so zu Besuch kommen könnt, einfach um meiner selbst willen. Was dann kam hat mich etwas befremdet. Nein. Nein ich lüge. Es hat mich noch mehr verletzt, weil es so feige ist jemand anderen vorzuschieben. Du bezogst dich auf G. (AdR.: seine „neue“ Frau seit Ende der 90er), dass das ja immer so schwierig sei, weil sie eine Ausbildung in Mediation macht, und dann die Pendelei. G. pendelt tatsächlich zu ihrem Arbeitgeber, am Montag früh hin, Freitagmittag zurück in die Heimat, ich denke an die 200 km. Die Ausbildung geht erst seit relativ kurzem, und ewig wird sie nicht dauern. Und alleine willst du nicht kommen, sagtest du. Nur mit G. - auch das... das muss ich mir erst mal auf der Zunge zergehen lassen.
Wer sich jetzt fragt, wie weit die Heimat eigentlich weg ist von Mannheim: es sind max. 370 km. Es ist nicht so, dass ihr in Hamburg wohnt und ich in München. Es sind verschissene 370 km. Und wenn du dich ins Auto setzt, und G. Freitagmittag nach der Arbeit abholst, dann sind es von dort aus genauso viele Kilometer zu mir wie in die Heimatstadt.
Ich sagte, dass ich das Problem nicht verstehe, dass ihr ja auch woanders hinfahrt. In den Urlaub, sagtest du da. Sonst nirgendwo. Auch hier: ich bin stolz, dass ich nicht vorgerechnet habe, wohin ihr sonst fahrt. Zu der Familie von der Frau meines Bruders nach Oberbayern, jedes Ostern Richtung Stuttgart, oder nach Dresden, zu G.s Familie, Dresden geht ja immer (als wäre der Aufwand so wesentlich weniger), oder die Ratour, die du und mein Bruder gemeinsam gemacht habt. Ohne G.
Ich sagte, dass, wo ein Wille, da ein Weg, und dass es ganz einfach ist, wenn man etwas will. Man setzt sich ins Auto und tut es. Du hast pampig geantwortet: wärst du Wochenendpendler, würdest du das auch nicht machen.
Und sehr beleidigt klang: du würdest dich auch nicht aufdrängen wollen. Ich mein Papa, ernsthaft? Von dich mir aufdrängen warst du mein ganzes Leben lang Lichtjahre entfernt. Dich mir ernsthaft und aufrichtig nähern, das wäre schon schön gewesen.
Ich bin jahrelang immer wieder in die Heimat gefahren, mehrmals im Jahr. Es war ganz selbstverständlich. Als ich in N. jeden Tag 50 km hin und 50 km zurück in die Arbeit gependelt bin, über ein Jahr lang. Als ich über ein Jahr lang in Bonn im Projekt war. Als es mir beschissen ging, weil ich nicht wusste wohin mit mir, und froh war wenn ichs die Treppen zu meiner Wohnung hochgeschafft hab. Ich habe das immer geschafft, und habe es nie als schaffen angesehen, sondern als etwas, das ich wollte, weil ich euch liebe und eure Nähe mag. Zumindest dachte ich damals, dass sie mir gut tun würde. Wenn du sagst, ihr fahrt nur in den Urlaub, dann frag ich mich: was ist denn das für euch, wenn ihr mich besucht?
Schämt ihr euch eigentlich nicht, frag ich mich.
Ich bin es nicht wert, das erzählen mir eure Taten. Gesagt habt ihr das nie. Aber deutlich gezeigt.
Es geht mir nicht darum, wie ein Kleinkind voller Trotz zu sagen: ich will aber dass ihr euch auch mal bewegt. Sondern darum, dass diese Szenarien ein sehr wichtiges Problem sehr greifbar machen. Die Diskrepanz zwischen meinen aufgewühlten Gefühlen auf der einen Seite, all den depressiven Episoden, den Bindungsproblemen, den Verlassenheitsängsten, dem Gefühl nicht wichtig, es nicht wert zu sein, und auf der anderen Seite dem Eindruck den ihr mir immer vermitteln wollt: dass meine Gefühle nicht stimmen, dass es an meiner Wahrnehmung liegt, dass ich ein wertvoller Mensch bin, wichtig, blabla. Endlich wird mir klar, dass das nicht meine Wahrnehmung ist, sondern dass ihr lügt und es selbst nicht wisst. Nicht über den Umstand ob ich objektiv betrachtet wertvoll bin. Das bin ich. Sondern für wie wertvoll, wichtig und nahe ihr mich wirklich FÜR EUCH betrachtet.
Hier wird eure Bequemlichkeit greifbar, euer Desinteresse, eure Unglaubwürdigkeit.
Es ist das erste mal, dass ich mich, völlig nüchtern und bei vollem Bewusstsein (und völlig überfällig) frage, wieso eigentlich ich beim Therapeuten sitze, und nicht ihr. Was stimmt mit euch nicht, dass ihr euer Kind so selten sehen wollt - und gleichzeitig so sehr das Gegenteil behauptet. (Und da lass ich jetzt die ganze Scheiße von früher mal außen vor, ihr seid intelligent genug diese Erläuterungen zu übertragen.)
Wenn ihr keine Lust habt: sagt es. Wenn ich euch nicht wichtig bin: sagt es. Aber eure Worte passen nicht zu eure Taten. Und immer wieder habe ich mir in der Vergangenheit vor allem Männer gesucht, deren Taten nicht zu ihren Worten passten, wo ich die Worte doch so sehr glauben wollte, ich habe mich verzehrt nach dieser verbalisierten Zuneigung und Nähe, und habe sie doch nie wirklich bedingungslos erhalten. Nicht von euch, und von den meisten Männern ebenfalls nicht. Und als dann Männer kamen, die das sicher so meinten, da konnte ich es nicht glauben, konnte es nicht annehmen, weil ich es nicht kenne und dem ganzen nicht traue. Denn gelernt habe ich: es passt was nicht, die Worte stimmen nie.
Oben habe ich geschrieben, ich weiß nicht wieso es mir so schwer fällt mich von euch emotional zu distanzieren. Aber eigentlich weiß ich das sehr gut. Ich hatte und habe das aus meiner Sicht natürliche Bedürfnis nach Nähe, Liebe, Zuneigung zu meinen Eltern. Aber die erfüllten und erfüllen es immer wieder nicht. Selbstverständlich sollte ich das heutzutage gar nicht mehr brauchen. Aber erst Heute habe ich verstanden, dass ihr dieses Bedürfnis so einfach nie hattet und nicht habt.
Ich möchte mich von euch verabschieden. Für wie lange, das weiß ich noch nicht. Aber lang genug. So lang, wie es mir gut damit geht.
Ich wünsche mir, dass ich den Mut habe diesen Brief abzusenden.
Okavanga.
~ Dancing People Are Never Wrong - the Bianca Story (Jan Blomqvist Remix)
This town's a judgmental place
And I'm unsure in any case
It's not under my control
They're taking aim for heart and soul
Not havin' an opinion at all
Is what is left from doing all that research
Is this the curtain call?
I can only love what feels right
What are all these questions for?
I know I like it but I can't say more
I know I want it but is it right?
Conclusion's out of sight
I can only love what feels right
I can only love what feels right
There ain't no song
Dancing people are never wrong
And what a shame
I can blame you for groovin'
You better not stop moving
I wanna' see you crying on the floor
Thats what people are dancing for
Donnerstag, 8. Juni 2017
Die Liebe in den Zeiten der Cholera Dating-Apps.
okavanga, 19:22h
Ich sieche zum Thera-Onkel, der mit der heutigen Stunde endlich einen eigenen Namen bekommt, auch wenn dieser Name nur einen Bruchteil dessen repräsentiert, was den Thera-Onkel für mich ausmacht.
Dieses Gutachterverfahren, das klingt nicht gut. „Wissen Sie“, sagt er, „die Kasse gibt diesen Gutachtern nicht dafür Geld, dass sie Fortführungen bewilligen.“ Das macht sogar für meinen heißen Kopf Sinn. Gefällt mir gar nicht, mein Bauch grummelt. „In jedem Fall werden wir aber irgendwie eine Lösung finden, jetzt warten wir erstmal ab.“ Ok, sag ich, und hoffe das Beste.
Gerade habe ich ihm von meinen Mini-Schritten in Richtung anderes Geschlecht berichtet. Von dem unerwarteten Date und dem unerwarteten Küssen, und von meinen App-Versuchen. Und dass ich total außer mir bin in diesen Dating-Situationen, und bei den Apps letztendlich immer den letzten Schritt zum Telefonat oder zum Date scheue. Wie sehr ich Bammel vor Ablehnung habe, davor nicht gut genug, nicht schön genug, nicht interessant genug zu sein.
Mir ist schon ganz warm, und er will mir gerade grundlegende Dating-Regeln und –Codes vorstellen, von denen ich bisher zum Teil nicht die geringste Ahnung hatte. Erst denke ich, er will mich verarschen, denn über sowas haben wir noch nie gesprochen. Aber er meint es ernst. Ich hänge an seinen Lippen. „Sie trinken soviel“, sagt er da, „haben Sie Fieber?“ Erst jetzt fällt mir auf wie sehr ich schwitze, und dass ich zur Hälfte der Zeit fast die komplette Wasserflasche ausgetrunken habe. „Ich weiß nicht…“ In der Tat, ich fühle mich scheiße. Aber das heute ist mir wichtig, ich wollte unbedingt hier her, vor allem um wegen dieser Gutachter-Sache zu sprechen. Er schmunzelt „Na vielleicht sollten wir das Thema wechseln, ich will Ihnen nicht noch mehr Blutdruck machen.“
„Nein, bitte, das müssen wir jetzt vertiefen! Ich bin so dermaßen unsicher in solchen Situationen.“
„Nun… Erstmal treffen Sie sich beim ersten Blind-Date nie am Abend. Nehmen Sie den Nachmittag. Sie wählen den Ort. Sie bestimmen, wo Sie sich treffen. Nehmen Sie da eine Wohlfühlzone, irgendeinen öffentlichen Ort, an dem Sie sich wohl fühlen. Diese Regeln sind übrigens alle nicht neu. Die gab es schon damals, als man auf Zeitungs-Annoncen geantwortet hat. Kennen Sie das überhaupt noch?“ „Klar, von meiner Mama.“
„Also gut. Dann begrenzen Sie das Date von vornherein zeitlich, auf 2 Stunden. Sagen Sie zum Beispiel, Sie müssen eine Freundin mit zum Arzt begleiten, die Freundin hat Ihnen extra noch gesagt: Nein nein, mach dein Date ruhig noch. Aber dann möchten Sie ihr eben helfen. Schauen Sie, ob der Typ Alkohol trinkt. Wenn er das am Nachmittag tut, ist er entweder hochgradig unsicher und muss sich Mut antrinken, oder er ist Alkoholiker. Beides wollen Sie nicht.“
Das entsetzt mich: „Ja aber was ist, wenn ich denn gerne ein Radler trinken möchte? Ich würde das gerade bei dem Wetter total gerne!“ Er lacht: „Tun Sie das nicht, trinken Sie beim ersten Treffen keinen Alkohol, machen Sie sich bei klarem Verstand ein Bild. Und vergessen Sie nicht – die Männer sind vielleicht auch bei mir.“ Wir lachen gemeinsam.
“Nach einer Stunde überlegen Sie, wie Sie es Ihnen geht. Wie Sie sich fühlen. Fühlen Sie sich wohl in der Situation, mit ihm? Sind Sie angestrengt? Angespannt? Oder macht es Spaß, und alles geht überraschen leicht und einfach? Stellen Sie sich vielleicht vorher einen Wecker, damit Sie nach einer Stunde innehalten können. Können Sie ja einfach sagen, Sie wollten sich an etwas erinnern, wenn es dann klingelt.“ „Nein ich sag ihm lieber, dass ich sonst immer bis 17 Uhr schlafe…“ Er lacht.
“Wenn Sie nach dieser einen Stunde eher skeptisch sind, nehmen Sie die zweite, um Ihr Bild weiter zu prüfen. Wenn Sie ein eher negatives Bild haben, können Sie auch mal fragen, wie seine Erfahrungen mit Frauen sind, z.B. mit seinen Ex-Freundinnen. Wie spricht er über andere Frauen?
Dann gibt es verschiedene Codes für das Verabschieden. Wenn jemand sagt: ‚ich ruf dich an‘, dann wars das. Sollte das anders sein, schreiben Sie mir bitte eine Mail mit dem Betreff: IRRTUM! Wenn Sie also elegant raus aus der Nummer wollen, sagen Sie das. Ich ruf dich an. Dann kann man noch sagen, wenn es beide nett fanden: lass uns das gerne wiederholen, wir bleiben in Kontakt. Es bleibt aber etwas unverbindlicher. Oder man wird gleich verbindlicher: Mensch das war schön heute, lass uns doch gleich was für das nächste mal ausmachen.“
Mein innerer Sekretär notiert alles eifrig mit. Schwupps ist die Stunde rum. „Üben Sie das doch mal. Ein bis maximal zwei Dates pro Woche. Einfach so. Auch um zu lernen mit eventueller Ablehnung umzugehen.“ Phu. Also wenn ich das echt durchziehe, dürfen Sie alle an diesem Projekt partizipieren, das ist Ihnen doch hoffentlich klar, liebe Leserschaft.
Hitch begleitet mich zur Tür und gibt mir noch Gesundheitsratschläge, die ich für meine Genesung beherzigen sollte. Auf meinem Weg zum Fahrstuhl höre ich sein Lachen in meinem Rücken, er steht noch in der Tür. Ich drehe mich um, und er grinst: „Ich ruf Sie an!“
Dieses Gutachterverfahren, das klingt nicht gut. „Wissen Sie“, sagt er, „die Kasse gibt diesen Gutachtern nicht dafür Geld, dass sie Fortführungen bewilligen.“ Das macht sogar für meinen heißen Kopf Sinn. Gefällt mir gar nicht, mein Bauch grummelt. „In jedem Fall werden wir aber irgendwie eine Lösung finden, jetzt warten wir erstmal ab.“ Ok, sag ich, und hoffe das Beste.
Gerade habe ich ihm von meinen Mini-Schritten in Richtung anderes Geschlecht berichtet. Von dem unerwarteten Date und dem unerwarteten Küssen, und von meinen App-Versuchen. Und dass ich total außer mir bin in diesen Dating-Situationen, und bei den Apps letztendlich immer den letzten Schritt zum Telefonat oder zum Date scheue. Wie sehr ich Bammel vor Ablehnung habe, davor nicht gut genug, nicht schön genug, nicht interessant genug zu sein.
Mir ist schon ganz warm, und er will mir gerade grundlegende Dating-Regeln und –Codes vorstellen, von denen ich bisher zum Teil nicht die geringste Ahnung hatte. Erst denke ich, er will mich verarschen, denn über sowas haben wir noch nie gesprochen. Aber er meint es ernst. Ich hänge an seinen Lippen. „Sie trinken soviel“, sagt er da, „haben Sie Fieber?“ Erst jetzt fällt mir auf wie sehr ich schwitze, und dass ich zur Hälfte der Zeit fast die komplette Wasserflasche ausgetrunken habe. „Ich weiß nicht…“ In der Tat, ich fühle mich scheiße. Aber das heute ist mir wichtig, ich wollte unbedingt hier her, vor allem um wegen dieser Gutachter-Sache zu sprechen. Er schmunzelt „Na vielleicht sollten wir das Thema wechseln, ich will Ihnen nicht noch mehr Blutdruck machen.“
„Nein, bitte, das müssen wir jetzt vertiefen! Ich bin so dermaßen unsicher in solchen Situationen.“
„Nun… Erstmal treffen Sie sich beim ersten Blind-Date nie am Abend. Nehmen Sie den Nachmittag. Sie wählen den Ort. Sie bestimmen, wo Sie sich treffen. Nehmen Sie da eine Wohlfühlzone, irgendeinen öffentlichen Ort, an dem Sie sich wohl fühlen. Diese Regeln sind übrigens alle nicht neu. Die gab es schon damals, als man auf Zeitungs-Annoncen geantwortet hat. Kennen Sie das überhaupt noch?“ „Klar, von meiner Mama.“
„Also gut. Dann begrenzen Sie das Date von vornherein zeitlich, auf 2 Stunden. Sagen Sie zum Beispiel, Sie müssen eine Freundin mit zum Arzt begleiten, die Freundin hat Ihnen extra noch gesagt: Nein nein, mach dein Date ruhig noch. Aber dann möchten Sie ihr eben helfen. Schauen Sie, ob der Typ Alkohol trinkt. Wenn er das am Nachmittag tut, ist er entweder hochgradig unsicher und muss sich Mut antrinken, oder er ist Alkoholiker. Beides wollen Sie nicht.“
Das entsetzt mich: „Ja aber was ist, wenn ich denn gerne ein Radler trinken möchte? Ich würde das gerade bei dem Wetter total gerne!“ Er lacht: „Tun Sie das nicht, trinken Sie beim ersten Treffen keinen Alkohol, machen Sie sich bei klarem Verstand ein Bild. Und vergessen Sie nicht – die Männer sind vielleicht auch bei mir.“ Wir lachen gemeinsam.
“Nach einer Stunde überlegen Sie, wie Sie es Ihnen geht. Wie Sie sich fühlen. Fühlen Sie sich wohl in der Situation, mit ihm? Sind Sie angestrengt? Angespannt? Oder macht es Spaß, und alles geht überraschen leicht und einfach? Stellen Sie sich vielleicht vorher einen Wecker, damit Sie nach einer Stunde innehalten können. Können Sie ja einfach sagen, Sie wollten sich an etwas erinnern, wenn es dann klingelt.“ „Nein ich sag ihm lieber, dass ich sonst immer bis 17 Uhr schlafe…“ Er lacht.
“Wenn Sie nach dieser einen Stunde eher skeptisch sind, nehmen Sie die zweite, um Ihr Bild weiter zu prüfen. Wenn Sie ein eher negatives Bild haben, können Sie auch mal fragen, wie seine Erfahrungen mit Frauen sind, z.B. mit seinen Ex-Freundinnen. Wie spricht er über andere Frauen?
Dann gibt es verschiedene Codes für das Verabschieden. Wenn jemand sagt: ‚ich ruf dich an‘, dann wars das. Sollte das anders sein, schreiben Sie mir bitte eine Mail mit dem Betreff: IRRTUM! Wenn Sie also elegant raus aus der Nummer wollen, sagen Sie das. Ich ruf dich an. Dann kann man noch sagen, wenn es beide nett fanden: lass uns das gerne wiederholen, wir bleiben in Kontakt. Es bleibt aber etwas unverbindlicher. Oder man wird gleich verbindlicher: Mensch das war schön heute, lass uns doch gleich was für das nächste mal ausmachen.“
Mein innerer Sekretär notiert alles eifrig mit. Schwupps ist die Stunde rum. „Üben Sie das doch mal. Ein bis maximal zwei Dates pro Woche. Einfach so. Auch um zu lernen mit eventueller Ablehnung umzugehen.“ Phu. Also wenn ich das echt durchziehe, dürfen Sie alle an diesem Projekt partizipieren, das ist Ihnen doch hoffentlich klar, liebe Leserschaft.
Hitch begleitet mich zur Tür und gibt mir noch Gesundheitsratschläge, die ich für meine Genesung beherzigen sollte. Auf meinem Weg zum Fahrstuhl höre ich sein Lachen in meinem Rücken, er steht noch in der Tür. Ich drehe mich um, und er grinst: „Ich ruf Sie an!“
Samstag, 3. Juni 2017
okavanga, 20:32h
Gerade habe ich in Kopie eine Mail meines Therapeuten an meine KK erhalten und bin sehr irritiert. Er fragt nach den Gründen, wieso bei mir eine 2. Begutachtung (die seit 1.4.17 im Ermessen der jew. KK liegt) gewünscht wird. Bei allen anderen Kassen sei bisher auf diese 2. Begutachtung verzichtet worden.
Wer macht eine solche 2. Begutachtung dann? Mein eigener Therapeut? Er weist am Ende der Mail darauf hin, dass, sollte dieses Vorgehen bei meiner KK die Regel werden bei der Fortführung einer Thera, Mitglieder künftig Nachteile beim Finden eines Therapieplatzes haben könnten. Klingt nach mehr Aufwand - für den Therapeuten.
Hm hm hm. Das klingt gar nicht gut.
Wer macht eine solche 2. Begutachtung dann? Mein eigener Therapeut? Er weist am Ende der Mail darauf hin, dass, sollte dieses Vorgehen bei meiner KK die Regel werden bei der Fortführung einer Thera, Mitglieder künftig Nachteile beim Finden eines Therapieplatzes haben könnten. Klingt nach mehr Aufwand - für den Therapeuten.
Hm hm hm. Das klingt gar nicht gut.
Montag, 15. Mai 2017
okavanga, 00:20h
Das erste Bild mit beiden zusammen fühlt sich komisch an. Es stichelt im Herz.
---
Habe mir diese umstrittene Serie über das Tote Mädchen und ihre Kassetten angesehen. Weiß nicht, wie das bei Menschen reinwumst, die in dem Alter sind. In mir hats Zeug hochgewühlt, das ich zum Teil total vergessen hatte. Viele Erklärungen dafür, dass ich bin wie ich bin.
Ich war mal so offen. So wild, so leidenschaftlich. Naiv, vielleicht. Hoffnungsvoll. Zutraulich. Immer wieder hab ich dafür aufs Maul bekommen. Aber lange Zeit hab ich mich immer wieder gerne verschenkt. Blöderweise hatte ich ein ziemlich schlechtes Händchen bei der Empfängerauswahl dieses kostbaren Geschenks. Und ja, auch bei mir gab auch welche, die sich das Geschenk einfach genommen haben, und ich habe das nie dort adressiert wo es hingehört hätte. Und daneben gab es andere Menschen, die... ich weißl, warum ichs vergessen hatte und will auch gar nicht mehr darüber nachdenken.
Es klingt total bescheuert, so bescheuert dass ich mich kaum trau das hier her zu schreiben. Aber eigentlich wunderts mich, warum ich damals nicht nochmal ernsthaft versucht habe nen Strich drunter zu machen. Vielleicht waren da die Drogen tatsächlich noch das Beste, das mir passieren konnte. So hab ich das bisher nie gesehen, aber ja, vielleicht würde ich sonst nicht mehr hier sitzen, oder .. wer weiß schon. Hätte hätte...
Ich würde gerne wieder so offen sein. Mich einfach zeigen, hingeben. Reinwerfen. Ich trau mich aber nicht mehr.
Vom Opfer zum Täter werden. Nicht schreckensstarr. Sondern aktiv. Und offensiv. Ich will wir mein Herz zurückholen, so dass ich es wieder verschenken kann.
---
Habe mir diese umstrittene Serie über das Tote Mädchen und ihre Kassetten angesehen. Weiß nicht, wie das bei Menschen reinwumst, die in dem Alter sind. In mir hats Zeug hochgewühlt, das ich zum Teil total vergessen hatte. Viele Erklärungen dafür, dass ich bin wie ich bin.
Ich war mal so offen. So wild, so leidenschaftlich. Naiv, vielleicht. Hoffnungsvoll. Zutraulich. Immer wieder hab ich dafür aufs Maul bekommen. Aber lange Zeit hab ich mich immer wieder gerne verschenkt. Blöderweise hatte ich ein ziemlich schlechtes Händchen bei der Empfängerauswahl dieses kostbaren Geschenks. Und ja, auch bei mir gab auch welche, die sich das Geschenk einfach genommen haben, und ich habe das nie dort adressiert wo es hingehört hätte. Und daneben gab es andere Menschen, die... ich weißl, warum ichs vergessen hatte und will auch gar nicht mehr darüber nachdenken.
Es klingt total bescheuert, so bescheuert dass ich mich kaum trau das hier her zu schreiben. Aber eigentlich wunderts mich, warum ich damals nicht nochmal ernsthaft versucht habe nen Strich drunter zu machen. Vielleicht waren da die Drogen tatsächlich noch das Beste, das mir passieren konnte. So hab ich das bisher nie gesehen, aber ja, vielleicht würde ich sonst nicht mehr hier sitzen, oder .. wer weiß schon. Hätte hätte...
Ich würde gerne wieder so offen sein. Mich einfach zeigen, hingeben. Reinwerfen. Ich trau mich aber nicht mehr.
Vom Opfer zum Täter werden. Nicht schreckensstarr. Sondern aktiv. Und offensiv. Ich will wir mein Herz zurückholen, so dass ich es wieder verschenken kann.
Donnerstag, 11. Mai 2017
Vom Opfer zum Täter werden.
okavanga, 22:28h
Vielleicht war die letzte Stunde sowas wie ein Wendepunkt. Heute hat es sich so angefühlt, als wäre etwas anders. Sehr nachdenklich, und innen weich.
Montag, 8. Mai 2017
okavanga, 23:50h
Wieviel Unfreiheit man sich doch mit den Jahren auflädt. Wie herrlich wieder ein bisschen Freiheit zu entdecken.
Muss mehr die guten Zeiten hier festhalten, damit ich mich erinner, dass es nicht nur das Nichts gibt.
[Edit] Igitt und dann kommt in dieser wunderbar buttercremige Zeit die Antwort meines Bruders auf meine letzte Mail. Sie ist so kurz und knapp und blöd, dass ich sie einfach in einen anderen Mailordner schiebe und vergessen will. Es ist schon so dass ich beobachte, dass es mir umso besser geht, je weniger Kontakt, auch gedanklichen, ich mit meiner Familie habe. Das ist einfach nicht gut für mich.
[Edit2] Meine Antwort macht mich fast ein bisschen stolz. Es tut sehr gut bei sich selbst zu bleiben. Ich schaff das schon. Ich find meinen Weg. Ganz bestimmt.
Muss mehr die guten Zeiten hier festhalten, damit ich mich erinner, dass es nicht nur das Nichts gibt.
[Edit] Igitt und dann kommt in dieser wunderbar buttercremige Zeit die Antwort meines Bruders auf meine letzte Mail. Sie ist so kurz und knapp und blöd, dass ich sie einfach in einen anderen Mailordner schiebe und vergessen will. Es ist schon so dass ich beobachte, dass es mir umso besser geht, je weniger Kontakt, auch gedanklichen, ich mit meiner Familie habe. Das ist einfach nicht gut für mich.
[Edit2] Meine Antwort macht mich fast ein bisschen stolz. Es tut sehr gut bei sich selbst zu bleiben. Ich schaff das schon. Ich find meinen Weg. Ganz bestimmt.
Sonntag, 30. April 2017
okavanga, 00:39h
Gestern mit LeSchwe tolles Event in Wiesbaden, heute dann Berlin bei N. plus Familie, bis Dienstag, Taufe und volles Programm. Auch hat sich heute jemand unerwartet gemeldet. Schmunzelndes Ego.
Gute Zeit.
Gute Zeit.
Freitag, 28. April 2017
Von Menschen und Pferden.
okavanga, 00:26h
Heute.
"Eigentlich hast du ja schon erreicht was du wolltest.""
"Oh.. äh... echt?"
"Ja, du stehst genau da, wo ihre Hufe vorher standen. Das war die Aufgabe."
"Hm stimmt. Hm. Oh. Toll! :-)"
"Du warst jetzt selbst überrascht dass es geklappt hat, oder?"
"Ja, aber ich dachte auch, weil sie eher seitlich..."
"Passiert dir das öfters? Dass du ein Ziel erreichst und das gar nicht so wirklich merkst?"
--
Die ganze Gruppe steht verteilt über eine Hälfte der Halle, ich gehe auf das Pferd zu um es zu holen, weil sich sonst keiner auf es zu bewegt, wir sollen es in eine höhere Gangart bringen, ohne es zu berühren. Ich gehe auf es zu um es aus der Ecke zu holen. Ich blicke zu der Frau neben mir, die eigentlich unsere Leitstute sein sollte. Aber sie bleibt stehen. Das Pferd weicht wie gewünscht so weit vor mir zurück, dass es sich umdrehen und mir folgen kann. Das tut es auch. Ich bin erstaunt.
"Sehr gut, und jetzt vorangehen!
Ich drehe mich um, bin verunsichert, und so überrascht dass es klappt, als hätte ich Angst davor meine eigenen Fähigkeiten zu akzeptieren. Angst vor meinem Können.
"Aber ich sollte doch gar nicht führen!"
"Weiter so, schneller, sie kommt mit."
---
Gestern.
Die Stunde gestern bei Ihnen hat mich mit dem Gefühl hinterlassen, ertappt worden zu sein. Sie fragten mich, ob ich das Gefühl habe, mit irgendetwas hier (bei Ihnen, in der Therapie) nicht angenommen, in etwas nicht anerkannt zu werden.
Sie meinten, dass ich festhalte, ich glaube sie meinten daran, dass meine Umstände, mein Leben nicht veränderbar sind. Dass ich daran festhalte zu glauben, dass Dinge festgeschrieben sind.
Es war ein hin und her.
Ich glaube, ich würde manchmal einfach so gerne hören, dass ich Opfer bin. Weil ich mich so sehr wie eines fühle, auch wenn ich weiß dass mich das keinen Meter weiter bringt. Im Gegenteil. Dadurch mache ich zu jemandem, der keine Selbstwirksamkeit besitzt.
Es wäre nur manchmal so viel einfacher. Wissen Sie, ich bin so unglaublich müde. Bei diesen Anfällen, wie ich eben in den letzten Tagen einen hatte, den ich Ihnen beschrieben habe, da wird das Dunkel so unglaublich groß. Übergeneralisierung nannten sie das gestern. Das stimmt. Ich weiß irgendwo ganz tief hinten in meinem Kopf (und in solchen Anfällen nicht zugänglich) dass ich übergeneralisiere. Aber das gefühlte Dunkel ist dann so überproportional riesig, dass ich nur noch Schwarz sehe.
Es ist wie das Nichts in Michael Endes Unendlicher Geschichte, und so fühlt es sich an: wie eine unendliche Geschichte. Ich habe Angst dass das niemals aufhört, und dass es mich irgendwann ganz auffrisst, dass Nichts - weil ich es zulasse.
Das sind die Momente, ich denen ich gerne sagen würde: ich kann halt nicht mehr. Ich bin Opfer von Umständen, deren Auswirkung ich heute nicht mehr ändern kann. Nicht, weil sie grundsätzlich nicht änderbar sind, sondern weil ich, ich als Okavanga, es einfach nicht schaffe. Vielleicht weil mir der Glaube an mich fehlt. Vielleicht, weil ich das falsche ändern möchte, nämlich mich als die, die ich eben bin, und daran kann ich nur scheitern, wie sie mir auch deutlich gesagt haben.
Und ich bin eben so müde. Seit vielen Jahren renne ich in Therapien, und, wie sagte ich zu Ihnen: "Es ändert sich nichts."
"Ändert sich wirklich nichts?" fragten Sie mich gestern. "Nein, ich trete doch immer wieder auf der Stelle." Auch hier: Übergeneralisierung, schlage mir ins Gesicht, obwohl ich mir auf die Schultern klopfen könnte für so manches.
Es war ganz schön augenöffnend für mich. Wie sehr ich mich doch gerne auf eine Opferrolle zurückziehen würde, weil ich so müde bin zu kämpfen. Vielleicht ist es auch falsch zu kämpfen. So habe ich sie zumindest gestern verstanden. Ich müsste mal akzeptieren. Doch das fällt mir so schwer. Da sind noch soviel Groll, Wut, Traurigkeit, Neid, Bitterkeit. Orientierungslosigkeit, Hilflosigkeit. Und Angst. Vor allem Angst. Ich würde das so gern loslassen. "Es wird nur groß, weil Sie dagegen ankämpfen".
Wir haben noch 6 Stunden. Ich schwanke, was wir tun sollen. Ich bin so enttäuscht. Vom Leben. "Sie sind enttäuscht von sich."
Und dann kam heute.
Angst vor meinen eigenen Fähigkeiten. Mich weigern zu sehen wie stark, wie gut, wie weit ich bin. Nicht darauf zu vertrauen, dass ich das schon schaffe, dahin zu kommen, wo ich will. Als wäre ich dem nicht schon sehr viel näher gekommen. Oder vielleicht sogar schon da. Ohne es zu merken.
Das waren heute 2 Stunden mit Pferden, vor nem völlig anderen Hintergrund, in einem beruflichen Kontext, mit Menschen die ich zum ersten mal gesehen habe. Ich hab da in meiner Personalerrolle reingeschnuppert.
Diese zwei Stunden waren... tja. Sie haben mir auf einer ganz anderen Ebene sehr viel deutlicher reflektiert was mein Problem ist, als es jede Sitzung im Sessel jemals gekonnt hätte. Danke, Tier.
Ich würde mir an dieser Stelle gerne etwas sagen, und genau das hab ich jetzt hiermit auch getan.
"Eigentlich hast du ja schon erreicht was du wolltest.""
"Oh.. äh... echt?"
"Ja, du stehst genau da, wo ihre Hufe vorher standen. Das war die Aufgabe."
"Hm stimmt. Hm. Oh. Toll! :-)"
"Du warst jetzt selbst überrascht dass es geklappt hat, oder?"
"Ja, aber ich dachte auch, weil sie eher seitlich..."
"Passiert dir das öfters? Dass du ein Ziel erreichst und das gar nicht so wirklich merkst?"
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Die ganze Gruppe steht verteilt über eine Hälfte der Halle, ich gehe auf das Pferd zu um es zu holen, weil sich sonst keiner auf es zu bewegt, wir sollen es in eine höhere Gangart bringen, ohne es zu berühren. Ich gehe auf es zu um es aus der Ecke zu holen. Ich blicke zu der Frau neben mir, die eigentlich unsere Leitstute sein sollte. Aber sie bleibt stehen. Das Pferd weicht wie gewünscht so weit vor mir zurück, dass es sich umdrehen und mir folgen kann. Das tut es auch. Ich bin erstaunt.
"Sehr gut, und jetzt vorangehen!
Ich drehe mich um, bin verunsichert, und so überrascht dass es klappt, als hätte ich Angst davor meine eigenen Fähigkeiten zu akzeptieren. Angst vor meinem Können.
"Aber ich sollte doch gar nicht führen!"
"Weiter so, schneller, sie kommt mit."
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Gestern.
Die Stunde gestern bei Ihnen hat mich mit dem Gefühl hinterlassen, ertappt worden zu sein. Sie fragten mich, ob ich das Gefühl habe, mit irgendetwas hier (bei Ihnen, in der Therapie) nicht angenommen, in etwas nicht anerkannt zu werden.
Sie meinten, dass ich festhalte, ich glaube sie meinten daran, dass meine Umstände, mein Leben nicht veränderbar sind. Dass ich daran festhalte zu glauben, dass Dinge festgeschrieben sind.
Es war ein hin und her.
Ich glaube, ich würde manchmal einfach so gerne hören, dass ich Opfer bin. Weil ich mich so sehr wie eines fühle, auch wenn ich weiß dass mich das keinen Meter weiter bringt. Im Gegenteil. Dadurch mache ich zu jemandem, der keine Selbstwirksamkeit besitzt.
Es wäre nur manchmal so viel einfacher. Wissen Sie, ich bin so unglaublich müde. Bei diesen Anfällen, wie ich eben in den letzten Tagen einen hatte, den ich Ihnen beschrieben habe, da wird das Dunkel so unglaublich groß. Übergeneralisierung nannten sie das gestern. Das stimmt. Ich weiß irgendwo ganz tief hinten in meinem Kopf (und in solchen Anfällen nicht zugänglich) dass ich übergeneralisiere. Aber das gefühlte Dunkel ist dann so überproportional riesig, dass ich nur noch Schwarz sehe.
Es ist wie das Nichts in Michael Endes Unendlicher Geschichte, und so fühlt es sich an: wie eine unendliche Geschichte. Ich habe Angst dass das niemals aufhört, und dass es mich irgendwann ganz auffrisst, dass Nichts - weil ich es zulasse.
Das sind die Momente, ich denen ich gerne sagen würde: ich kann halt nicht mehr. Ich bin Opfer von Umständen, deren Auswirkung ich heute nicht mehr ändern kann. Nicht, weil sie grundsätzlich nicht änderbar sind, sondern weil ich, ich als Okavanga, es einfach nicht schaffe. Vielleicht weil mir der Glaube an mich fehlt. Vielleicht, weil ich das falsche ändern möchte, nämlich mich als die, die ich eben bin, und daran kann ich nur scheitern, wie sie mir auch deutlich gesagt haben.
Und ich bin eben so müde. Seit vielen Jahren renne ich in Therapien, und, wie sagte ich zu Ihnen: "Es ändert sich nichts."
"Ändert sich wirklich nichts?" fragten Sie mich gestern. "Nein, ich trete doch immer wieder auf der Stelle." Auch hier: Übergeneralisierung, schlage mir ins Gesicht, obwohl ich mir auf die Schultern klopfen könnte für so manches.
Es war ganz schön augenöffnend für mich. Wie sehr ich mich doch gerne auf eine Opferrolle zurückziehen würde, weil ich so müde bin zu kämpfen. Vielleicht ist es auch falsch zu kämpfen. So habe ich sie zumindest gestern verstanden. Ich müsste mal akzeptieren. Doch das fällt mir so schwer. Da sind noch soviel Groll, Wut, Traurigkeit, Neid, Bitterkeit. Orientierungslosigkeit, Hilflosigkeit. Und Angst. Vor allem Angst. Ich würde das so gern loslassen. "Es wird nur groß, weil Sie dagegen ankämpfen".
Wir haben noch 6 Stunden. Ich schwanke, was wir tun sollen. Ich bin so enttäuscht. Vom Leben. "Sie sind enttäuscht von sich."
Und dann kam heute.
Angst vor meinen eigenen Fähigkeiten. Mich weigern zu sehen wie stark, wie gut, wie weit ich bin. Nicht darauf zu vertrauen, dass ich das schon schaffe, dahin zu kommen, wo ich will. Als wäre ich dem nicht schon sehr viel näher gekommen. Oder vielleicht sogar schon da. Ohne es zu merken.
Das waren heute 2 Stunden mit Pferden, vor nem völlig anderen Hintergrund, in einem beruflichen Kontext, mit Menschen die ich zum ersten mal gesehen habe. Ich hab da in meiner Personalerrolle reingeschnuppert.
Diese zwei Stunden waren... tja. Sie haben mir auf einer ganz anderen Ebene sehr viel deutlicher reflektiert was mein Problem ist, als es jede Sitzung im Sessel jemals gekonnt hätte. Danke, Tier.
Ich würde mir an dieser Stelle gerne etwas sagen, und genau das hab ich jetzt hiermit auch getan.
Montag, 24. April 2017
Lebenswille.
okavanga, 22:04h
Einatmen, ausatmen, weitermachen.
Stimmt schon, was der wahre Jakob sagt. Irgendwie bleibt er ungebrochen und will sogar weiter wachsen.
Stimmt schon, was der wahre Jakob sagt. Irgendwie bleibt er ungebrochen und will sogar weiter wachsen.
Sonntag, 23. April 2017
Heute
okavanga, 01:32h
Alles gut. Bleib so, ne Weile, bitte.
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