Donnerstag, 15. Juni 2017
Liebe Eltern,
manchmal diskutiere ich mit N. darüber, wieso Kinder den Kontakt zu ihren Eltern abbrechen. Sie meint, es würde ihr das Herz brechen wenn sie daran denkt, dass das vielleicht eines Tages der Fall sein könnte. Ihre Kinder sind ja noch (sehr) klein. Wir vertreten hier unterschiedliche Positionen. Sie kann es nicht nachvollziehen wenn so etwas geschieht, ohne weitere Erklärungen, Diskussionen, Auseinandersetzungen. Ich verstehe es immer mehr.

Wenn diese Kinder sich nach den Telefonaten und Begegnungen mit ihren Eltern immer und immer wieder so fühlen wie ich mich, als 37-jährige - wenn auch nicht jedes mal, aber… Immer noch erinner ich mich zum Beispiel an dieses eine Weihnachten 2015 wie an einen Horrorfilm.. Ohne konkrete Aussicht auf Besserung, weil ich es einfach nicht schaffe mich ausreichend emotional von euch abzugrenzen, dann... ja, dann kann ich das sehr gut verstehen. Es mag deprimierend sein, dass ich es bisher nicht geschafft habe, die Sache (euch und unser Verhältnis, alles) distanziert zu betrachten, oder aus einer neuen Position heraus. Glaubt man anderen Eltern, so kommt diese Distanz oft auch erst, wenn man selbst Kinder hat. Das habe ich nicht. Aber sicher tue ich mir nicht nur deswegen schwer. Ich weiß nicht, wieso es mir so schwer fällt. Ich weiß nur, dass ich es wirklich versuche, ihr mir aber immer wieder richtig weh tut und schlecht für mich seid.

Ich möchte euch das anhand der aktuellen Begebenheiten erklären. Seit einem Jahr war ich nun nicht mehr in der Heimat, und davor das letzte mal an besagtem Weihnachten 2015. Dazwischen haben wir uns September 2016 auf der Hochzeit in Oberbayern gesehen, und es war gelinde gesagt katastrophal.

Mama, du fragst immer wieder wann ich denn mal wieder in die Heimat komme, betonst, dass du mich doch so gerne mal wieder sehen willst, und ich wiederhole wie eine Tonbandansage: nicht in absehbarer Zeit, es tut mir sehr gut nicht dort zu sein. Gerade habe ich ziemlich lang darüber nachgedacht, ob du mich überhaupt mal besucht hast hier (oder als ich die kurze Phase in N. hatte), seit ich 2006 aus der Heimat weggegangen bin. Abgesehen von dem einen mal, bei dem ich dir zu Weihnachten geschenkt habe, dass ich dich mal mit dem Firmenwagen (den ich ja nicht mehr habe) abhole in der Heimat, wir zu mir fahren, und ich dich auch wieder zurückfahre. Im Juli 2014 war das, denke ich. Ja, du bist krank, auch wenn du sagst, dass du natürlich nicht krank bist, sondern dass DIE dich foltern. Du bist körperlich beeinträchtigt und es fällt dir schwer lange Strecken zu fahren. Das kann ich verstehen, deswegen habe ich dir da nie wirklich, auch nicht insgeheim, große Vorwürfe gemacht. Auch hatte ich Angst vor dieser Zweisamkeit mit dir. Oder besser: Dreisamkeit, mit dir und deiner Krankheit. Aber es war dann sehr schön damals, als ich dich abgeholt hatte, das sagtest du auch, und ich weiß, dass du es so gemeint hast. Wir sollten das wiederholen, meintest du. Ja, sagte ich, denn es war wirklich eine schöne Zeit.

Umso mehr habe ich mich nun vor einigen Wochen gefreut als du gemeint hast, du willst mich so gern sehen und kommst vorbei. Wir wollten den Sommer abwarten, damit du auf dem Balkon rauchen kannst, wir vor die Tür können und nicht in der Bude aufeinander hocken. Vor kurzem meintest du dann, du bist dir unsicher. Weißt nicht ob du das schaffst, die ganze Strecke mit dem Auto. Kein Problem, ich bin erfinderisch. Aber alle meine Vorschläge verhallen unberücksichtigt. Ich wollte dir einen Transport mit der Bahn organisieren mit Hilfe der Bahnhofsmission. Ich hätte dir Verbindungen rausgesucht mit ausreichend Umsteigezeit, und dass sie dich dann beim jeweiligen Zug abholen, dir helfen mit dem Gepäck, und dich zum nächsten Zug bringen. Die machen das. Ich habe dir vorgeschlagen, dass mein Bruder dich doch mal nach N. fahren soll, dann kannst du dich einfach in einen Fernbus setzen und hier wieder aussteigen, ohne Umsteigen oder sonstige Unannehmlichkeiten. Er fährt doch eh oft mit seiner Frau Richtung Oberbayern, da wäre das doch ein Klacks dich am Busbahnhof in N. abzusetzen. Du überlegst es dir, sagst du, und klingst so still und ratlos wie jemand, dem die Ausreden abhandenkommen. Ich bin dir gar nicht böse, während du es sagst. Nur enttäuscht, ein bisschen traurig. Es wäre schön, wenn du kommen würdest.

Du sitzt Tag für Tag in deiner Wohnung. Jeden. Verdammten. Tag. Ohne Arbeit, ohne Hobby, nur mit deiner Krankheit. Wenn du wollen würdest: es wäre gar kein Problem. Wir würden eine Lösung finden.

Sehr interessant ist übrigens, dass LeSchwe (stammt ursprünglich witzigerweise aus einer Stadt, die nur nochmal 40 km weiter von meiner entfernt liegt) exakt das gleiche Thema mit ihrer Mutter hat. Nur ist die Mutter nicht so schwer krank. Sie war schwer depressiv, da war LeSchwe aber schon erwachsen. Aber sie findet auch immer viele Gründe nicht zu kommen und war seit LeSchwe hier ist (ich glaube seit 2007? 2008?) auch erst einmal hier. LeSchwe hat das Glück, dass ihr Vater das schon fast überkompensiert.

Womit wir bei dir wären, Papa. Wie sich im Lauf der letzten Monate und Jahre herausgestellt hat, bist du doch der Part, mit dem ich weitaus größere Probleme habe als mit Mama. Unerwartet, auch für den Therapeuten, der gravierende Punkte für meine Entwicklung bei ihr sieht. Vielleicht ist es deswegen leichter für mich, weil Mama und ich unsere Kämpfe ausgefochten haben. Uns viel auseinandergesetzt haben, wenn auch oft mehr destruktiv als konstruktiv. Vielleicht, weil ich durch ihre Krankheit weitestgehend meinen Frieden mit ihr gemacht habe, machen MUSSTe. Ich musste eine Distanz finden. Oder vielleicht, weil ich noch nicht verstanden habe wie furchtbar das war, was sie getan hat, und wenn das so ist, dann hoffe ich, dass ich es nie verstehe, denn es gibt sicher einen guten Grund, warum ich es nicht spüre.

Papa… ja. Es lag alles unter einem feinen weichen Seidenteppich, weil ich mir so sehr eine harmonische Beziehung zu dir gewünscht habe. Jahrelang habe ich diesen Teppich gewebt, Träne für Träne, Gespräch für Gespräch, Nicht-Gespräch für Nicht-Gespräch. Einsame Stunde um einsame Stunde. Weil ich es musste, das war Überlebenstraining, denn deine Abwesenheit, dein Desinteresse und deine Ignoranz, vor allem während meiner Pubertät, haben unbeschreiblich weh getan. Aber es war alles da, unter diesem wunderschönen Seidenteppich, und jetzt wate ich durch kniehohe Scheiße, die ich nur in Tippelschritten durchwühlen kann.

Ihr, G. und du, wart öfters hier. Habt mir beim Umzug hierher geholfen, und später bei dem nach N., und bei dem von N. zurück hier her. Und bei zwei Geburtstagen wart ihr da. Da kommen doch in den 11 Jahren immerhin 5 Gelegenheiten zusammen. Spitze, oder? Ihr fahrt mehrmals im Jahr nach Dresden. Und jedes Jahr an Ostern in die Nähe von Stuttgart zu einer Bekannten. Aber Mannheim scheint trotz weniger Kilometern in einer nur schwer zu überbrückenden Entfernung zu liegen.

Diesen Sommer wolltet ihr kommen, wegen der Päpste-Ausstellung auch. Irgendeinen Grund braucht ihr schon, sonst wird es schwierig. Aber OK. Vor eurem Urlaub Ende Mai hast du mir am Telefon erzählt, dass ihr gerne an dem Wochenende im August kommen würdet, an dem ihr aus eurem Urlaub vom Allgäu zurückfahrt. Das kränkte mich schon, weil ich mir dachte… ja gut, also… hmm… ich wünsche mir so sehr, dass ihr einfach mal gerne einfach nur wegen mir kommt.

Ich deutete an, dass August bei mir schwierig ist, weil ich Anfang September Prüfungen habe. „Ein paar Stunden wirst du ja wohl haben.“ Es mag dir nicht bewusst sein, aber es diskreditiert mein Arbeitspensum, es diskreditiert mich, es diskreditiert das, was ich tue und was mir wichtig ist. Wir stiegen nicht tiefer ein an dieser Stelle, ihr seid in den Urlaub gefahren, und ich saß bei meinem Therapeuten und erzählte ihm von diesem Telefonat. Unter großem Winden und dem Verlust von mindestens 5 Zacken aus meiner Krone legte ich ihm dar, wie verletzend das für mich ist. Dass ihr das mit etwas verbinden müsst. Dass ich allein als Grund nicht reiche. Dass dann meine Aktivitäten als weniger wichtig erachtet werden. Das wird einfach vorausgesetzt, dass ich mir Zeit freiräume, wenn IHR entschieden habt, dass es genau DIESES Wochenende sein soll. Mehr noch, ich glaube es wird erwartet, dass ich mich so sehr freue, dass ich einfach zu allem Ja und Amen sage.

Und hier wird es interessant. Denn deine Strategie ging ja auf, seit ich mit dem Prozess des Erwachsenwerdens verstanden habe, dass ich anders keine Beziehung zu dir aufbauen kann. Was ich dabei völlig außer Acht gelassen habe, waren ich und meine eigenen Bedürfnisse, und das, was du in mir auslöst mit deiner Art, deinen subtilen Erwartungen. Das, was ich mir damit antue.

Mit dem Therapeuten besprach ich, dass ich einfach versuche ganz gelassen ein Gespräch mit dir zu führen, in dem ich erkläre dass August eben schlecht ist, dass ihr aber sehr gerne kommen könnt zu einem anderen Zeitpunkt, und ob wir nicht gleich gemeinsam im Kalender nachsehen wollen, wann das denn möglich wäre. Ein hehres Ziel, aus meiner Perspektive, stecke ich nun mal in meiner Haut, und weiß ich, in welcher Haut du steckst.

Heute war es dann soweit. Du hast angerufen. Wir tauschten einige Oberflächlichkeiten aus, über den Urlaub, und wie es mir geht. Ich hatte euch ja ein kurzes Video von meiner Exkursion mit Freunden in die Pfalz gesendet. Und du kommentiertest es heute mit: „jaa, da war ihr aber ja auch ganz schön…. Also….. ange... also gut drauf, hm?“ Wir waren betrunken, wolltest du sagen. Nein, das waren wir da noch nicht. Und selbst wenn. Es klang sehr merkwürdig, wie du das sagtest. Nicht so etwas wie: Mensch schön, ich freu mich dass ihr so einen guten Tag hattet. Es klang wie ein stiller Vorwurf: das Kind kann nüchtern nicht fröhlich sein (was absolut nicht stimmt). Dabei trinkst du selbst gern einen über den Durst. Soweit, das schluckte ich und dachte mir: ahjoooo, was solls. Vielleicht habe ich mir einen inneren Rheinauer anerzogen, das wäre nicht das schlechteste.

Dann kamst du selbst auf das Thema Besuch zu sprechen, erwähntest wieder das Wochenende. Ich wiederholte, dass das für mich schlecht ist. Es wiederholte sich eigentlich alles von vor dem Urlaub. Ich bin dabei nicht auf Verständnis gestoßen. Ich versuchte weitestgehend dem Plan des Therapeuten und mir selbst zu folgen, aber… phu es war hart. Du hast es mir nicht leicht gemacht. Zum ersten mal habe ich erkannt, von dem ich es gelernt habe passiv-aggressiv zu agieren. Beleidigt zu sein. Das innere Kind antworten zu lassen. Früher haben wir beide so gesprochen und uns deswegen in Windeseile hochgeschossen. Ich bin stolz auf mich, dass ich nicht exakt so reagiert habe, wie ich es noch vor 20 Jahren hätte, obwohl du mich genauso getroffen hast.

Ich fragte, wieso ihr nicht einfach mal so zu Besuch kommen könnt, einfach um meiner selbst willen. Was dann kam hat mich etwas befremdet. Nein. Nein ich lüge. Es hat mich noch mehr verletzt, weil es so feige ist jemand anderen vorzuschieben. Du bezogst dich auf G. (AdR.: seine „neue“ Frau seit Ende der 90er), dass das ja immer so schwierig sei, weil sie eine Ausbildung in Mediation macht, und dann die Pendelei. G. pendelt tatsächlich zu ihrem Arbeitgeber, am Montag früh hin, Freitagmittag zurück in die Heimat, ich denke an die 200 km. Die Ausbildung geht erst seit relativ kurzem, und ewig wird sie nicht dauern. Und alleine willst du nicht kommen, sagtest du. Nur mit G. - auch das... das muss ich mir erst mal auf der Zunge zergehen lassen.

Wer sich jetzt fragt, wie weit die Heimat eigentlich weg ist von Mannheim: es sind max. 370 km. Es ist nicht so, dass ihr in Hamburg wohnt und ich in München. Es sind verschissene 370 km. Und wenn du dich ins Auto setzt, und G. Freitagmittag nach der Arbeit abholst, dann sind es von dort aus genauso viele Kilometer zu mir wie in die Heimatstadt.

Ich sagte, dass ich das Problem nicht verstehe, dass ihr ja auch woanders hinfahrt. In den Urlaub, sagtest du da. Sonst nirgendwo. Auch hier: ich bin stolz, dass ich nicht vorgerechnet habe, wohin ihr sonst fahrt. Zu der Familie von der Frau meines Bruders nach Oberbayern, jedes Ostern Richtung Stuttgart, oder nach Dresden, zu G.s Familie, Dresden geht ja immer (als wäre der Aufwand so wesentlich weniger), oder die Ratour, die du und mein Bruder gemeinsam gemacht habt. Ohne G.

Ich sagte, dass, wo ein Wille, da ein Weg, und dass es ganz einfach ist, wenn man etwas will. Man setzt sich ins Auto und tut es. Du hast pampig geantwortet: wärst du Wochenendpendler, würdest du das auch nicht machen.
Und sehr beleidigt klang: du würdest dich auch nicht aufdrängen wollen. Ich mein Papa, ernsthaft? Von dich mir aufdrängen warst du mein ganzes Leben lang Lichtjahre entfernt. Dich mir ernsthaft und aufrichtig nähern, das wäre schon schön gewesen.

Ich bin jahrelang immer wieder in die Heimat gefahren, mehrmals im Jahr. Es war ganz selbstverständlich. Als ich in N. jeden Tag 50 km hin und 50 km zurück in die Arbeit gependelt bin, über ein Jahr lang. Als ich über ein Jahr lang in Bonn im Projekt war. Als es mir beschissen ging, weil ich nicht wusste wohin mit mir, und froh war wenn ichs die Treppen zu meiner Wohnung hochgeschafft hab. Ich habe das immer geschafft, und habe es nie als schaffen angesehen, sondern als etwas, das ich wollte, weil ich euch liebe und eure Nähe mag. Zumindest dachte ich damals, dass sie mir gut tun würde. Wenn du sagst, ihr fahrt nur in den Urlaub, dann frag ich mich: was ist denn das für euch, wenn ihr mich besucht?

Schämt ihr euch eigentlich nicht, frag ich mich.
Ich bin es nicht wert, das erzählen mir eure Taten. Gesagt habt ihr das nie. Aber deutlich gezeigt.

Es geht mir nicht darum, wie ein Kleinkind voller Trotz zu sagen: ich will aber dass ihr euch auch mal bewegt. Sondern darum, dass diese Szenarien ein sehr wichtiges Problem sehr greifbar machen. Die Diskrepanz zwischen meinen aufgewühlten Gefühlen auf der einen Seite, all den depressiven Episoden, den Bindungsproblemen, den Verlassenheitsängsten, dem Gefühl nicht wichtig, es nicht wert zu sein, und auf der anderen Seite dem Eindruck den ihr mir immer vermitteln wollt: dass meine Gefühle nicht stimmen, dass es an meiner Wahrnehmung liegt, dass ich ein wertvoller Mensch bin, wichtig, blabla. Endlich wird mir klar, dass das nicht meine Wahrnehmung ist, sondern dass ihr lügt und es selbst nicht wisst. Nicht über den Umstand ob ich objektiv betrachtet wertvoll bin. Das bin ich. Sondern für wie wertvoll, wichtig und nahe ihr mich wirklich FÜR EUCH betrachtet.

Hier wird eure Bequemlichkeit greifbar, euer Desinteresse, eure Unglaubwürdigkeit.

Es ist das erste mal, dass ich mich, völlig nüchtern und bei vollem Bewusstsein (und völlig überfällig) frage, wieso eigentlich ich beim Therapeuten sitze, und nicht ihr. Was stimmt mit euch nicht, dass ihr euer Kind so selten sehen wollt - und gleichzeitig so sehr das Gegenteil behauptet. (Und da lass ich jetzt die ganze Scheiße von früher mal außen vor, ihr seid intelligent genug diese Erläuterungen zu übertragen.)

Wenn ihr keine Lust habt: sagt es. Wenn ich euch nicht wichtig bin: sagt es. Aber eure Worte passen nicht zu eure Taten. Und immer wieder habe ich mir in der Vergangenheit vor allem Männer gesucht, deren Taten nicht zu ihren Worten passten, wo ich die Worte doch so sehr glauben wollte, ich habe mich verzehrt nach dieser verbalisierten Zuneigung und Nähe, und habe sie doch nie wirklich bedingungslos erhalten. Nicht von euch, und von den meisten Männern ebenfalls nicht. Und als dann Männer kamen, die das sicher so meinten, da konnte ich es nicht glauben, konnte es nicht annehmen, weil ich es nicht kenne und dem ganzen nicht traue. Denn gelernt habe ich: es passt was nicht, die Worte stimmen nie.

Oben habe ich geschrieben, ich weiß nicht wieso es mir so schwer fällt mich von euch emotional zu distanzieren. Aber eigentlich weiß ich das sehr gut. Ich hatte und habe das aus meiner Sicht natürliche Bedürfnis nach Nähe, Liebe, Zuneigung zu meinen Eltern. Aber die erfüllten und erfüllen es immer wieder nicht. Selbstverständlich sollte ich das heutzutage gar nicht mehr brauchen. Aber erst Heute habe ich verstanden, dass ihr dieses Bedürfnis so einfach nie hattet und nicht habt.

Ich möchte mich von euch verabschieden. Für wie lange, das weiß ich noch nicht. Aber lang genug. So lang, wie es mir gut damit geht.

Ich wünsche mir, dass ich den Mut habe diesen Brief abzusenden.

Okavanga.


~ Dancing People Are Never Wrong - the Bianca Story (Jan Blomqvist Remix)



This town's a judgmental place
And I'm unsure in any case
It's not under my control
They're taking aim for heart and soul

Not havin' an opinion at all
Is what is left from doing all that research
Is this the curtain call?
I can only love what feels right
What are all these questions for?
I know I like it but I can't say more
I know I want it but is it right?
Conclusion's out of sight
I can only love what feels right
I can only love what feels right

There ain't no song
Dancing people are never wrong
And what a shame
I can blame you for groovin'
You better not stop moving
I wanna' see you crying on the floor
Thats what people are dancing for

 
Nach über einem Jahr nun endlich wirklich auch ganz tief verstanden was der Therapeut meint mit "Sie stehen ganz allein am Bahnhof. Da kommt keiner und holt sie ab."

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Leider ist das so: man bekommt nicht die Eltern, die man sich wünscht oder braucht, sondern irgendwelche. Da hilft kein Wünschen oder Träumen.
Habe es ähnlich erlebt und auch lange nicht begreifen wollen. Irgendwann kam es dann durch den bewussten Abstand: er machte mich frei. Vorwürfe mache ich nicht mehr, ich nehme sie an mit ihrem Dessinteresse an mir. Und suche mir andere als eine Wunschfamilie. Als ich sehr krank war, merkte ich, wem ich wichtig war. Meiner Familie jedenfalls nicht.

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@croco: ja, so ist das. Ich denke dass mit dem Begreifen nun Stück für Stück das Befreien kommt. Einmal begriffen, wundert es mich aber sehr, wie ich es so lang einfach nicht wahrhaben wollte.
Hast du noch Kontakt zu deinen Eltern? Wie sah damals der bewusste Abstand aus? Hattest du komplett gebrochen?

Ja, das mit der Wunschfamilie ist etwas sehr schönes. Wie gut, wenn du geeignete Familienmitglieder gefunden hast! Ich merke wie es mir die Menschen die derzeit in meinem Leben sind, sehr viel leichter machen werden, meine leibliche Familie loszulassen.

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Schon das sich selbst Eingestehen macht frei.
Mein Vater ist gestorben vor einigen Jahren, meine Mutter lebt noch, mit viel eigenem Willen, schlechter Gesundkeit und einer grenzenlosen Bewunderung für meine Schwester. Nun, das ist eben so.
Zeitweise hatte ich mit ihnen gebrochen, bin nicht mehr ans Telefon und nicht mehr zu Besuch gefahren.
Davor habe ich sehr lange versucht zu erklären, worum es mir geht. Es hat nichts geändert, sie haben es nicht begriffen, wollten es nicht begreifen, und können es wohl bis heute nicht. Jetzt habe ich so ne distanzierte Beraterfunktion, die mich innerlich völlig cool lãsst. Sie sind wie sie sind. Nur nehmen sie nicht mehr an meinem Leben teil. Ich erzähle, wenn überhaupt, nur Belangloses. So haben sie nichts, was sie anderen erzãhlen können, was sie mir wieder vorwerfen können.
Und wenn es sein muss lüge ich. Die einzigen Menschen, die ich bewußt anlüge, ist meine enge Verwandtschaft. Weil es die einzige Möglichkeit ist, mich zu schützen.
Für mich fühlt es sich gut an so.
Ich wünsch Dir ganz viele Wunschgeschwister, und Wunscheltern auch. Wenn einen das Leben nicht da hin gesetzt hat, wo man sich gut aufgehoben fühlt, muss man halt dafür sorgen. Aber das machst Du schon :)

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@croco: danke für deine Offenheit. Es hilft zu sehen nicht allein zu sein mit so etwas, sondern dass jeder so seine Elternpäckchen mit sich rum trägt.

"Wenn einen das Leben nicht da hin gesetzt hat, wo man sich gut aufgehoben fühlt, muss man halt dafür sorgen."
Das hast du so schön gesagt! Ja, es wird schon, langsam, mit Vor- und Rückschritten, aber in Summe: voran. Danke. :-)

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Ach Oka...
Kopieren, damit ihn gleich noch paar Leute an ihre Eltern schicken können...

Ich drück Dich kurz.
Für mehr ists schlicht zu heiß.

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