Mittwoch, 29. Januar 2014
Am Arsch.


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Dienstag, 28. Januar 2014
Ertappe mich dabei, dass ich meine Geburtstagsfeier wieder absagen will. Weil ich nicht weiß was ich feiern soll. Weil ich mich schäme für das, was ich bin, und für das, was ich lebe, und für das, was ich nicht lebe, und weil mein Leben tatsächlich sehr ... so ist, wie ich es nie leben wollte. Es erscheint mir von Tag zu Tag weniger lebenswert. Und für diese Gedanken schäme ich mich dann noch mehr. Denke mir, dass ich früher vielleicht verpeilter, unruhiger und unklarer war. Mehr getrunken, mehr geraucht und mehr gezogen habe. Vielleicht genauso viel nachgedacht, aber nicht so viel von mir selbst verstanden habe. Aber ich war öfters unterwegs. Bin mehr gereist. Habe viel gesehen, viele Menschen getroffen und viel erlebt. War unkonventioneller, mutiger, wilder, intensiver. Ich hatte das Gefühl, ich lebe. Mit Höhen und Tiefen, aber nicht ganz so verzweifelt wie heute. Und da gab es wenigstens ein Himmelhochjauchzend dazwischen. Jetzt ist alles überlagert oder unterlegt von Skepsis und Kummer. Sie wummern wie eine Baseline über den Subwoofer, immerwährend, subtil aber deep. Und wenn man die Höhen rausnimmt, bleibt nur noch der alles hinfortfegende Bass. Der alte Schlamm ist nach oben gespült und hat sich dort über mich gelegt. In mir, unentdeckt, als ein zu erahnender Schatten, war er mir lieber.

Die Leute sagen, es ist toll, allein zu sein, man muss das können (wer kann das denn überhaupt?) und sich selbst lieben lernen (wer tut das denn überhaupt?), und in Therapie zu sein, und alte Scheisse aufzuarbeiten. Ach ja, ist das so? Mir ging es besser als die Scheisse zumindest auch von sehr vielen - und seien sie manchmal auch vorgegaukelt oder erdrogt gewesen - lustigen und wilden und intensiven Situationen unterbrochen wurde. Jetzt habe ich ständig nur Angst, überhaput nur einen Schritt in irgendeine Richtung zu tun. Seit ich mich selbst suche, weiß ich leider, dass ich mich nicht finde. Vorher wusste ich nicht, dass ich mich nicht habe.

Nein, ich weiß nicht was ich feiern soll. Absolut überhaupt gar nicht.

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Sonntag, 26. Januar 2014
<Platzhalter für die (tatsächlich öde) Geschichte, als ich F. vom Flughafen abholte>

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Hurra - es ist wieder so weit! Ich heule in mein Essen. Fast schon hätte ich diese ach so lieb gewonnene Gewohnheit vergessen. Hierbei festzustellende Verbesserung: das Heulen ist nur von kurzer Dauer. Mensch das ist doch super, nicht wahr.

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Sonntag, 19. Januar 2014
Ich hasse.
Schon wieder mal. Oder immer noch. Und es stellen sich ewig die gleichen Fragen: wo ist dieser intensive Hass denn sonst die ganze Zeit? Ist er ständig da, und ich unterdrücke, überspiele, übertünche ihn nur, lasse ihm keinen Raum? Oder bin ich in der anderen Zeit wirklich zufrieden, ausgeglichen, versöhnlich, freundlich und höflich auch mir selbst gegenüber? Oder spiele ich die ganze Zeit nur Theater?

Es kotzt mich so vieles an. Meine Familie, LeSchwe, die Arbeit. Ich mich, denn vielleicht liegt das ja alles nur an mir, bin ich inkompatibel, asozial, nicht anpassungsfähig, habe zu hohe Erwartungen, zu falsche Vorstellungen, die falschen Ideale. Und dann dieses geisteskranke System, ich dem ich einfach nicht den Platz finde, an dem ich nicht das Gefühl habe mich permanent von denen ausnutzen und über den Tisch ziehen zu lassen, die dann mit ihrer Millionen nach Hause gehen, weil ich so fleißig und artig war.

Ich kann es nicht mehr hören. Dieses Alphamännchengetue, das Profilierungsgehabe, dieses Rumgebalze, dieses Brustgeschlage und Tarzangeschreie. Im fetten Strahl könnte ich über die Tische kotzen und den ganzen verlogenen Fratzen ins Gesicht. "Oh darf ich kurz? Da klebt was auf Ihrer Stirn.." Ein zehntel des überzogenen Egos dieser psychopathischen Alphaarschlöcher würde mir schon reichen, nein sogar verdammt gut tun. Woher nehmen die die ganze Luft für ihre Arien?

Hasse ich das alles so sehr, weil es mir verdeutlicht, wie klein ich mich selbst fühle? Wie wenig Bedeutung ich mir in diesem Universum selbst beimesse?

Wie gern wär ich selbst einfach mal Bitch. So ein eiskaltes Alphaweibchen, hinter mir nur eine Schneise der Verwüstung, ein Land der Leichen. Lasse andere aalglatt ablaufen und ziehe Bahnen in meinem Geldpool. Aber das bin ich eben nicht. Und eigentlich möchte ich das auch gar nicht sein.

Warum sind die nicht alle Bulemiker, frage ich mich, die müssen sich doch selbst so dermaßen zum Kotzen finden. Stattdessen bin ich die Saudoofe, die das alles gegen sich selbst richtet, und das dann alles so zum Kotzen findet, dass sie selbst Bulemikerin wäre, wenn sie denn Kotzen nicht so ekelhaft und Essen nicht so göttlich fände. Schleppe die negative Energie, die diese ganzen Wichser ungefragt in meiner Anwesenheit verschleudern, mit nach Hause und ärger mich damit rum, finde kein Ende, finde keinen Abstand.

Und so bleibt die ewige Frage nach dem "wohin". Wohin mit dieser Aggression? Wohin mit mir?

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Samstag, 18. Januar 2014
Von F. haben wir nichts mehr gehört. Und irgendwie spüre ich ihn gerade nicht mehr. Nach wie vor fehlt er mir dennoch ganz unglaublich.

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Sonntag, 5. Januar 2014
Distance makes the heart grow fonder.
Im Flughafen ist es erstaunlich ruhig, nur an dem angepeilten Schalter staut sich eine kleine Menschentraube. Vielleicht liegt es am 1. Januar, vielleicht auch an der Uhrzeit. Vielleicht träumen wir aber auch nur. Dass wir hier jetzt echt zusammen stehen hätten wir vor zwei Wochen auch nicht gedacht. "Fliegen Sie mit?" "Nein", antworte ich der netten Lady am Check-in mit einem wehmütigen Lächeln. Sie nickt. "Das nächste mal dann zusammen?" flüstert F. in mein Ohr. Ich lächeln weiter. "Mal sehen, hm?"

Es ist komisch ihn nun für 3 Wochen zu verabschieden. "Distance makes the heart grow fonder", hat mir in meinem Praktikum in England mal ein Kollege gesagt. Damals war ich schwer verliebt. Und mir war schon immer klar - in England wie in Afrika wie sonst wo auf der Welt - dass es immer für denjenigen, der geht, leichter ist, denn er zieht in ein Abenteuer. F. hat sich fast in die Hose gemacht in den Tagen vor dem Abflug. Sein erster Urlaub seit vielen vielen Schuldenjahren, den er nicht auf Balkonien verbringt. Und dann auch noch raus aus Europa. Da liegt ein 38-Jähriger Mann in meinem Arm, der sich fürchtet vor drei Wochen Traumurlaub. "Ich will nicht weg! Ich will in deiner Nähe bleiben!"

Ich wäre gerne mitgeflogen, auch spontan. Am Freitag vor Weihnachten bin ich noch Flüge durchgegangen. Arbeitstechnisch aber ausgerechnet in diesem Januar nicht möglich. Vielleicht hätte ich es erflehen können. Aber mein Pflichtbewusstsein hat gesiegt. Jetzt ärger ich mich.

"Ich habe mich in den letzten Jahren daran gewöhnt dich nicht zu haben", hat F. mir vor Weihnachten gesagt, als ich mit selbstgebackenen Lebkuchen und einem "Du fehlst mir" vor seiner Tür stand. Mir selbst wurde allerdings klar, dass er mich mehr hatte als jeder andere. Es war wohl nicht der verheiratete Mann, der mich im Sommer 2013 so berauscht hat. Er war es nicht, dem ich den Rücken gestärkt habe, und auf seine Seite habe ich mich nie geschlagen. Es war nicht sein Duft, den ich vermisst habe, als er nicht mehr da war. Und der Parade-Remix von Eulberg ist eben einfach nicht sein und mein Track gewesen, sondern F.'s und meiner, und jetzt weiß ich auch, warum mich diese Aussage vom verheirateten Mann so gestört hat. Manchmal bin ich ganz schön schwer von Begriff - aber wer will so etwas auch schon zulassen, mit "so einem"? Dagegen war der verheiratete Mann rational betrachtet einfach sehr viel sinnvoller.

F. ist mir vor Freude über die Lebkuchen um den Hals gefallen. Und er sagte: "Hey, das ist die erste Karte, die ich von dir kriege. Die bekommt einen Ehrenplatz!" Es ist süß, weil es klingt, als würde er davon ausgehen, dass noch mehr Karten folgen, irgendwann. Und weil es ihm wichtig ist.

Nachts liege ich neben ihm, und wie er mich anfasst und hält, das ist einfach so wundervoll, und mein Herz klopft bis zum Hals, und ich bin froh, dass er da ist.

Am nächsten Tag bin ich zu meinem Friseur in N. Der war ziemlich arschig, wohl weil er enttäuscht war, dass ich diesmal nicht zum traditionellen Schäuffele essen mit ihm bleiben konnte, sondern direkt weiter in die Heimat musste (und wollte!) um in den Geburstsag meines Vaters reinzufeiern mit einem ganz fantastischen Dinner. Dazu gibt es auch eine Geschichte, aber die erzähle ich vielleicht ein ander mal, so wie es überhaupt viel zu erzählen gäbe, aber es lässt sich nicht so recht raustippen.

Der Friseur war also arschig und angepisst und kommentierte die Lebkuchen, die ich ihm brachte, mit: "bei der Verpackung hättest du dir aber auch mehr Mühe geben können." Und als er einen probierte: "die hattest du aber zu lang im Ofen, oder?"

Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar. Der Satz geistert mir seither oft im Kopf rum.

Da gibt es Menschen wie F., die aussehen wie Assis, die aber rundum herzerwärmend und aufrichtig sind, wenn man nicht gerade mit ihnen in Clinch geht. Und dann gibt es Menschen wie den Friseur, die wirklich herzerwärmend aussehen, wunderhübsch und sexy, die witzig und intelligent sind, die aber immer mehrere Dinge parallel am Laufen haben und sich wie ich nun beim Friseur merke oft nicht nur in einer Hinsicht völlig assi verhalten.

Es ist das erste mal seit ich F. kenne, dass ich Angst habe ihn zu verlieren. Und das nicht erst, seit er weg ist. Schon vor meinem Besuch bei ihm vor Weihnachten habe ich mit einer Kollegin darüber gesprochen. Ich hoffe, er kommt (heil) zurück. Viel hält ihn in Deutschland nicht. Und auf der anderen Seite habe ich riesen Schiss davor was ist, wenn er zurückkommt. Mein kleiner Assi mit den graublaugrünen Glitzeraugen und dem Duft nach Sonnencreme.

~ Sugababes - Too lost in you


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Freitag, 20. Dezember 2013
Kopf. Dame. Herz.


Es waren zwei Königskinder,
die hatten einander so lieb,
sie konnten beisammen nicht kommen,
das Wasser war viel zu tief.

Je länger ich ihn kenne, desto tiefer ist sein Abdruck auf einem Herz. Er ist in meinem Herz. Mir selbst meine Liebe zu ihm einzugestehen dauert nun schon Jahre an. Und so aussichtslos es bleibt, und so sehr es mich ankotzt. Das Herz setzt sich immer wieder durch.

~ Set of the month: Dominik Eulberg - Apus apus Radiomix


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Sonntag, 1. Dezember 2013
I want to believe.
Frikadellen mit selbstgemachtem Kartoffelbrei. Das Essen und die Gesellschaft der beiden Köche sind Balsam für Magen und Seele.

Warum hast du die ganze Zeit nicht angerufen, fragt sie. Das ist doch das schöne daran, dass du endlich wieder hier wohnst. Dass wir das dann spontan machen können, vor allem wenn es dir nicht gut geht. Ich komme zu dir, oder du zu uns. Egal was ist, wir sind für dich da.

Es durchrieselt mich ganz wunderbar, als stünde ich in einem dampfenden Fußbad und jemand massiert mir den Nacken mit warmem Öl. Bei ihr klingt das nicht hohle Phrasen. Jedes Wort lässt mich fühlen dass es stimmt, und ich habe es doch auch schon so oft erfahren, wieso vergesse ich das immer wieder? Wieso vertraue ich nicht einfach auf die beiden?

Warum vertraue ich nicht einfach auch auf mich, und dass ich schon auch sinnvolle und gute Dinge (für mich) tue, frage ich mich beim Heimfahren. Ich habe es z.B. tatsächlich zu dem Chor geschafft. Meine Güte war ich stolz auf mich, dass ich dort wirklich hin bin, und dann wurde ich auch noch freundlich aufgenommen, man empfand meine Singstimme als sehr angenehm und es hat einen riesen Spaß gemacht. Ich freue mich aufs nächste mal. So kleine Schritte. Mehr Geduld und Nachsicht (mit mir). Und dann doch ein Tacken Mut, über-den-Schatten-Springen. Mehr in-mich-rein-Lauschen und lernen auf das zu vertrauen, was ich dort höre.

Zuhause dann ein Glas Rotwein. Eine Kerze. Und eine Katze.

Vielleicht ist ja doch irgendwie alles gut. Wenn ich an die richtigen Flecken schaue. Die richtigen Flecken erkennen und neue aufbauen. Und die anderen ausmisten oder zumindest auf Abstand halten soweit möglich.

Ihnen eine schöne und tatsächlich auch besinnliche Adventszeit. Ich wünsche Ihnen Momente in denen Sie Ruhe finden, Zeit und Muse, für Ihre wirklich schönen und/oder wichtigen Dinge und Gedanken.

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Dienstag, 26. November 2013
Warten auf .. was eigentlich?
Die dritte Woche Krankschreibung beginnt am Montag Morgen mit einem Anruf meines Bruders. Verdacht auf Schlaganfall bei meiner Mutter, und sie will (auch auf das beharrliche Drängen des Notarztes hin) nicht ins Krankenhaus. Die ganze Geschichte will ich hier jetzt gar nicht durchkauen. Letztendlich kann ich sie dazu überreden, in einer anderen Praxis wenigstens die CT durchführen zu lassen, dabei wird dann der Schlaganfall ausgeschlossen. Dafür erzählt sie mir, wie sie ein starktes Beruhigungsmittel, das früher als Neuroleptikum eingesetzt wurde, mit doppelter Höchstdosis in ihr Bier gekippt hat. Ob sie sich umbringen wollte, frage ich sie ganz ruhig und ernst. Nein, sagt sie, und dass der Schreck sehr tief sitzt. Sie war nur so verzweifelt, weil die Zuckungen so stark sind und sie manchmal einfach nicht mehr weiß was sie tun soll. Das verstehe ich, antworte ich, und dass sie die Tropfen ja gerne nehmen kann - aber doch bitte in Normaldosis und ohne Alkohol.
Wir machen uns Sorgen. Ich schreibe ja nicht viel von ihr in den letzten Monaten, weil es sich verhältnismäßig beruhigt hat. Vor einigen Wochen hat sie allerdings das Abil*ify abgesetzt, und wir erahnen eine gewisse Verschlechterung ihres Zustands. Bleibt abzuwarten.

Am Sonntag davor öffne ich mich der Frau meines Vaters. Mit der Bitte, mit mir gemeinsam das Zeugnis des alten Arbeitgebers durchzugehen, weil ich es alleine nicht hinbekomme. Und schütte mein Herz über diese Einsamkeit aus. Leider hat sie sich bisher nicht mehr gemeldet.

Ich zweifle, immer wieder, viel, an Menschen. Ich rede auch mit LeSchwe. Es ist verrückt: sie fragt plötzlich was ich Sylvester mache (und ich frage mich: liest sie dieses Blog?!?), und dass sie keine Lust mehr hat auf dieses klassische Sylvester, und dass der J. mit seiner Frau aus Nbg kommen und bei ihr feiern, und ob ich dabei sei. Ich sage ja, und merke aber, dass ich mir nicht sicher bin. Ich bin mit J. und seiner Frau nicht wirklich auf einer Wellenlänge. Hätte ohne LeSchwe nie eine Gemeinsamkeit mit ihnen. Nichts zu erzählen. Ich habe J. öfters in Nbg getroffen, als ich noch dort gewohnt habe, es bleibt oberflächlich, das muss ja erstmal nicht schlimm sein. Aber es strengt mich an in seiner Oberflächlichkeit. Dazu kommt, dass ich LeSchwes Kontakt immer öfters als opportunistisch empfinde. Wenn es gerade zeitlich passt, und es verhindert, dass sie alleine ist. Sonst widmet sie sich auch gern inbrünstig einem Typen, der nicht in sie verliebt ist und nur Sex will (und gerne auch noch die Mahlzeit und mal ne Unternehmung, ist bequem das Nest hier) und in den sie unglücklich verliebt ist und sich vormacht, dass sie dann jetzt einfach nur Spaß hat. Gleichzeitig möchte sie sich über ihn beschweren. Ich habe kein Verständnis mehr.


Der Rest der Woche, vielleicht liegt es an der passenden Themenwoche des ARD --- es wird jeden Tag ein bisschen besser. Irrwitzigerweise werden Nebenhöhlenentzündungen und Husten richtig schlimm, dafür scheint die Psyche wieder etwas an Halt und Zuversicht zu gewinnen.

Ich gehe weiterhin so gut wie täglich spazieren, koche. Schlafe auch viel als die Erkältung ganz heftig ist. Ich suche mir einen Chor im Internet raus. Überlege mich ehrenamtlich zu engagieren. Einfach Dinge um neue Menschen kennenzulernen und die mir und auch anderen vielleicht gut tun. Denke sogar über alternative Lebensformen nach, sehr nachdenklich gemacht hat mich der Beitrag über dieses Dorf Tempelhof. Mir fehlt so sehr eine Gemeinschaft. Auf die man bauen kann. In die man etwas geben kann, und aus der man etwas erhält. Das Ding in Mecklenburg z.B. wiederum wäre mein persönlicher Albtraum.

Heute, zu Beginn der 4. Woche Krankschreibung, ist diese leise Zuversicht wieder davongewischt. Und ich weiß nicht, ob ich mich morgen wirklich zu dem Chor traue. Ich kann nicht wirklich toll singen. Und überhaupt. Meine Soziophobie. Es ist eigentlich mein Alptraum neue Leute kennenzulernen, und dann auch noch ganz alleine und ungeschützt. Aber was, wenn ich anders einfach nicht vorwärts komme? Es ist in mir wirklich ein ganz grauenhafter und zerreissender Konflikt.

Und irgendwann muss ich zurück ins Leben, nach diesen 4 Wochen Krankschreibung. Ich sehe mich da nur nicht mehr. Nicht in dieser Firma. Nicht hier. Aber auch nicht anderswo. Ich bin völlig orientierungslos. Wohin gehen? Bei den Spaziergängen habe ich immer eine Klarheit, die sich komischerweise nicht in klaren Gedanken im Sinne von Entscheidungen und wissen-wohin äußert. Sondern in einer anderen Klarheit. Vielleicht in der Klarheit, dass dieser Moment da in der Natur gut ist. Es fühlt sich klar an. Und vielleicht setzt es auch Dinge in Gang. Aber es arbeitet nur in mir, und ich weiß nicht in welche Richtung ich das alles kanalisieren soll. Und ich habe nicht das Gefühl, dass noch mehr Zeit hilft. Weil ich mich gefühlt immer wieder im Kreis drehe. Und vielleicht auch gefangen bin in Denkmustern, sicher auch aus Angst vor Veränderung.

Ich frage mich nur immer wieder, wie lange das alles noch gehen soll. Habe das Gefühl ich warte auf etwas, das nicht kommt. Und je mehr Jahre ins Land gehen, desto mehr wünsche ich mir, jemand anderes zu sein. Ich weiß gar nicht, wer konkret. Jedenfalls nicht ich. Und ich verstehe nicht wieso das so ist. Ist Therapie so sehr fürn Arsch?

Ja. Unterm Strich sind da einfach nur sehr große Fragezeichen in mir: was jetzt? wohin? und wie? Ich denke, das "wie" würde sich ergeben. Wenn ich endlich mal wüsste "wohin".


---

Und dann sind mir noch andere Sachen eingefallen. Einfach so und ungefragt.

Das eine war ein Bekannter meiner Eltern. Mit ihm habe ich mich dieses Jahr vor einem Film auf den Filmtagen getroffen, wir haben ein Döner gegessen. Er erkundigte sich nach meiner Mutter. Und ich erzählte ein bisschen. Da wurde mir aufgrund seiner Blicke und Fragen klar, dass er keine Ahnung von den letzten Jahren hat. Das ist jetzt nicht ganz erstaunlich, aber gewundert hat es mich doch. Meine Mutter ist nicht so die Beziehungsaufrechterhalterin. Auch da habe ich Angst. Dass ich auch so bin. Weil ich misstrauisch bin. Vielleicht auch falsche Erwartungen an Freundschaften habe. Vielleicht auch nicht.

Jedenfalls.. dieser Bekannte saß mir gegenüber, und ich hatte ordentlich einen sitzen, weil ich davor ein Aktshooting bei meinem Intimfriseur hatte, nur sehr sehr schnelle Leser werden nun wissen wer das ist. Beiträge über ihn nehme ich meist sehr schnell offline.. Meine Güte habe ich mich an dem Tag toll und sexy gefühlt. Bei den Filmtagen Ende Oktober ging es mir noch so gut. Ich weiß gar nicht was passiert ist seitdem. Oder vielleicht ist ja dieses Gespräch passiert, von dem ich endlich mal erzählen sollte.

Auf meine Frage hin, woher sie sich eigentlich kennen, meine Eltern und er, erzählte mir der Bekannte die Story. Unter anderem: "die H. (also meine Mutter) die war ja früher, als ihr noch kleiner wart, immer nächtelang auf der Piste und hat getrunken. Und am nächsten Tag hat sie dann einfach geschlafen. Der H. (mein Vater) hat sich dann immer um alles gekümmert. Ansich hab ich ja nichts dagegen wenn man mal feiert. Aber wenn ich zwei kleine Kinder hab, dann steh ich halt trotzdem auf und kümmer mich." Das war erschütternd für mich. Denn ich weiß dass es stimmt.

Ich habe sehr vergrabene Erinnerungen an diese Zeit. Auch als meine Eltern getrennt waren. Es kam sogar vor, dass mein Bruder und ich wach wurden, und meine Mutter war gar nicht da. Sie leugnet das bis heute, aber mein Vater sagt, das stimmt, denn ihn haben wir dann angerufen, dass er kommt (also wir waren vielleicht 6 und 7 Jahre alt). Das ging länger so.

Die nächste Erinnerung ist eine an eine Mutter-Kind-Kur, mein erstes mal Sylt. Ich war 6, mein Bruder 5. Da waren meine Eltern gerade mitten in der Trennung, und ich sollte nach diesem Urlaub eingeschult werden. Es gibt ein Bild von dieser Einschulung, wenn ich es sehe muss ich heute noch weinen, so furchtbar sind diese Augen auf dem Bild.

In dieser Kur gab es irgend einen Streit zwischen meinem Bruder und mir, keine Ahnung um was es ging. Ich weiß nur, dass ich am Ende als die Blöde da stand. Das war öfters so. Ich hatte immer das Gefühl, dass mein Bruder auf eine absolut subtile Art und Weise immer bevorzugt war (heute weiß ich, es liegt an der Art der Bindung von klein auf, aber das jetzt genauer zu erläutern würde echt ausarten).
Aus welchem Grund mir meine Mutter eine gescheuert hat, das weiß ich nicht mehr, aber ich weiß, dass es ungerechtfertigt war. Und ich erinner mich so deutlich daran, weil es glaub ich die einzige Schelle ins Gesicht war, die ich je erhalten habe. Sie war so heftig, dass ich Nasenbluten bekam. Daraufhin ist meine Mutter völlig ausgeflippt, weil sie behauptete, ich hätte ihren roten Nagellack verwendet und verschüttet (das Blut tropfte auf den Boden). Ich weiß nicht wie es weiter ging, aber es war für mich grauenhaft.

Eine weitere Erinnerung ist, dass ich mit meiner Mutter mit Einsatz meiner Pubertät vermehrt aneinander gerauscht bin, und zwar gewaltig. Bis dahin war das eher symbiotisch, weil ich mir jahrelang ihre scheiß Vergangenheit anhören musste und was für ein Arsch mein Vater ist, ich sie mich eigentlich wie eine Freundin behandelt hat. Und nein, das war nicht gut.
Einer dieser Konflikte war so groß, als ich 14 war (ich höre auch regelmäßig den Satz: zieh doch bitte endlich aus), dass ich mich nach ganz viel Geschrei im Badezimmer einsperrte und über unseren Badezimmerschrank hermachte. Zum Glück hat der damals nicht viel an Tabletten hergegeben. Bisschen Aspirin und Sinupret. Und keine Ahnung was. Aber Stärkeres sicher nicht. Trotzdem bekam ich es mit der Angst zu tun und rief meinen Vater an. Er holte mich ab und wollte ständig, dass ich kotze oder Milch trinke, damit die Tabletten rausgehen. Damals konnte ich aber noch nicht mit Absicht kotzen. Auf Krankenhaus kam irgendwie niemand, aber das war auch nicht notwendig. Dazu muss ich sagen, dass das auch eine Zeit war, in der ich eigentlich eine sehr beschissene Beziehung zu meinem Vater hatte.
In dieser Nacht hatte ich aber so große Angst einzuschlafen und nicht mehr aufzuwachen, dass ich die ganze Nacht Radio hörte. Seitdem brauche ich jeden Abend etwas (zum Hören - nicht Tabletten) zum Einschlafen.

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