Freitag, 4. November 2022
okavanga, 19:12h
Plötzlich in der Nase: Mutzl-Duft.
Sie fehlt mir heute sehr sehr sehr.
Sie fehlt mir heute sehr sehr sehr.
Montag, 24. Oktober 2022
okavanga, 22:00h
Phu. Mit Karacho in den Uni-Alltag, mit Frustration und Tränen der Enttäuschung raus. Der Zerfleischer in mir kickt voll rein, umringt von triumphierenden sozialen Ängsten: "haben wirs doch gleich gesagt. Was hast du dir nur dabei gedacht."
Aber du hast dich doch heute richtig was getraut, flüstert der Mut ganz leise. Ich höre dich, aber die anderen sind noch so laut.
Aber du hast dich doch heute richtig was getraut, flüstert der Mut ganz leise. Ich höre dich, aber die anderen sind noch so laut.
Donnerstag, 29. September 2022
okavanga, 15:39h
Nachdem die Ansprechpartnerin des Tierheims und ich in den letzten Monaten ständig aneinander vorbeitelefoniert oder beidseitig immer wieder Termine verschieben mussten, war es heute soweit. Sie holte ab, was noch abzuholen war.
Ich lebe inzwischen okay ohne die Katze. Wenn ich dran denke, tut es so weh wie am ersten Tag. Es ist traurig, dass sie weg ist, doch was mir nach wie vor richtig nachgeht, sind die Bilder und Erlebnisse aus den Wochen und Monaten vor ihrem Tod. Ich bin froh, dass Trauer in der Klinik viel Raum bekommen hat.
Du fehlst mir, Mau Mutzel.
Ich lebe inzwischen okay ohne die Katze. Wenn ich dran denke, tut es so weh wie am ersten Tag. Es ist traurig, dass sie weg ist, doch was mir nach wie vor richtig nachgeht, sind die Bilder und Erlebnisse aus den Wochen und Monaten vor ihrem Tod. Ich bin froh, dass Trauer in der Klinik viel Raum bekommen hat.
Du fehlst mir, Mau Mutzel.
Donnerstag, 22. September 2022
Leben.
okavanga, 19:57h
"Haben Sie was mit Ihren Haaren gemacht?
[...]
Mhmmm... früher, als Sie Kind waren, sollten Sie ihr helfen zu leben. Heute sollen Sie ihr helfen zu sterben.
[...]
Wenn Ihre Mutter zu dem Entschluss kommt, dass sie die Kontrolle über ihr Leben zurückhaben möchte, und das bedeutet, dass sie sich für den Tod entscheidet, dann müssen Ihr Bruder und Sie sich vielleicht dahin arbeiten, das zu respektieren.
[...]
Das ist nichts, wofür es eine psychologische Lösung gibt. Da wird Schmerz sein. Durch den müssen Sie durch.
[...]"
--
Heimweg am Neckar. Die Sonne strahlt vom knallblauen Herbsthimmel. Der Wind fährt durch die Pappeln. Klare Luft auf dem Gesicht. Ich radel langsam.
--
Ein Mann schiebt einen Kinderwagen, sucht Lieder auf Youtube und singt laut (und schräg) dazu, sichtlich erfreut.
--
In den Quadraten. Ein Wohnungsloser kackt vor den Rewe.
--
Neulich bei der Akupunktur versuchte ich mich zu entspannen, wie bei der Meditation. Einatmen, ausatmen. Loslassen. Einatmen, ausatmen, loslassen. Und wie ich da so atmete, war ich irgendwann auf der Grenze zwischen Wachsein und Schlaf. Da war ich plötzlich erfüllt von der tiefen Gewissheit, dass alles Sinn ergibt. Dass alles so ist wie es sein soll. Also nicht im Kleinen, in meinem Leben, sondern (auch) im Großen, alles. Sobald mir das bewusst wurde, wollte ich mir das näher ankucken, aber dieses Wissen und die damit einhergehende Ruhe, Gelassenheit und Freude zogen sich sofort zurück. Okay, dachte ich mir. Zuckte mental mit den Schultern, lächelte und schlief ein.
~ Ströme X Nick McCarthy - Stadlberg
[...]
Mhmmm... früher, als Sie Kind waren, sollten Sie ihr helfen zu leben. Heute sollen Sie ihr helfen zu sterben.
[...]
Wenn Ihre Mutter zu dem Entschluss kommt, dass sie die Kontrolle über ihr Leben zurückhaben möchte, und das bedeutet, dass sie sich für den Tod entscheidet, dann müssen Ihr Bruder und Sie sich vielleicht dahin arbeiten, das zu respektieren.
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Das ist nichts, wofür es eine psychologische Lösung gibt. Da wird Schmerz sein. Durch den müssen Sie durch.
[...]"
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Heimweg am Neckar. Die Sonne strahlt vom knallblauen Herbsthimmel. Der Wind fährt durch die Pappeln. Klare Luft auf dem Gesicht. Ich radel langsam.
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Ein Mann schiebt einen Kinderwagen, sucht Lieder auf Youtube und singt laut (und schräg) dazu, sichtlich erfreut.
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In den Quadraten. Ein Wohnungsloser kackt vor den Rewe.
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Neulich bei der Akupunktur versuchte ich mich zu entspannen, wie bei der Meditation. Einatmen, ausatmen. Loslassen. Einatmen, ausatmen, loslassen. Und wie ich da so atmete, war ich irgendwann auf der Grenze zwischen Wachsein und Schlaf. Da war ich plötzlich erfüllt von der tiefen Gewissheit, dass alles Sinn ergibt. Dass alles so ist wie es sein soll. Also nicht im Kleinen, in meinem Leben, sondern (auch) im Großen, alles. Sobald mir das bewusst wurde, wollte ich mir das näher ankucken, aber dieses Wissen und die damit einhergehende Ruhe, Gelassenheit und Freude zogen sich sofort zurück. Okay, dachte ich mir. Zuckte mental mit den Schultern, lächelte und schlief ein.
~ Ströme X Nick McCarthy - Stadlberg
Sonntag, 11. September 2022
Psychodynamik
okavanga, 10:14h
Gestern Nacht träumte ich vom F.; er campiert mit einem Drogenkumpel in meiner Wohnung, die ich länger nicht betreten hatte. Nun wollte ich aber Dinge vorbereiten für einen Umzug. Ich wusste nichts von ihrem Campieren, weiß auch nicht so genau, warum er den Schlüssel hat, der F. und ich sind eigentlich im Streit und hatten länger keinen Kontakt, und die sich mir dargebotene Szene ist rätselhaft. Ich sehe die beiden, wie sie auf dem Boden sitzen und aus Blechdosen essen. Wie Obdachlose mit geliehenem Obdach. Impulsiv rufe ich schneidend kalt: "Raus! Sofort raus." Dann fällt ein enger Ring von meinem Brustkorb ab und ich senke den Kopf, schüttel ihn, sage leise: ne, egal, egal, bleibt, bis ihr etwas gefunden habt, aber bitte kümmert euch darum, die Wohnung muss geräumt werden, ihr müsst leider auf jeden Fall gehen.
Der Traum ist krass und ich verstehe ihn sehr gut im Zusammenhang mit der Situation, in der F. und ich uns befinden.
****
Heute Nacht träume ich erst von einer Technoparty, in einem Kaff meiner Heimat. Es gibt weder diesen Ort noch diesen dunklen Club, aber ich weiß genau, dass ich in einem anderen Traum schon mal hier war. Es ist viel Platz, eigentlich wenig los, aber für die Heimat typisch, mit mehr rechnet man nicht, insofern sind es genug und genau die, die immer da sind. In einer Stadt etliche Kilometer über die ehemalige Grenze findet parallel eine Schwesterveranstaltung statt, dort will ich später eigentlich noch mit dem Zug hin, was in meiner Heimat und dem gesamten Gebiet v.a. nachts eigentlich fast unmöglich ist.
Ich schlender durch die dunklen, hohen Räume, sehe Leute. Der K. aus Mannheim kommt, wir hatten uns verabredet. Er trägt ein Hemd. Ich frage mich warum und schäme mich kurz fremd, bis ich mir denke, ist doch auch scheissegal. Ich merke dass ich müde bin, sehe, dass eine ihren Spiegel auf ein kleines Sideboard vor dem Klo gelegt hat, mit fetten Lines. Jeder der mag, kann scheinbar mal ziehen. Ich möchte aber nicht, zum einen will ich eigentlich nicht, zum anderen nicht, ohne sie zu fragen, und sie ist gerade rein aufs Klo. Ich gehe weiter. Sehe hier und da Leute, die ich von früher kenne, sie sehen kaum älter aus als damals. Vielleicht, weil ich sie danach nie wieder gesehen habe und sie mir nicht älter vorstellen kann. Wie haben sie diese Zeiten damals überlebt?
Wir sehen uns Zugpläne an, alles in kompliziert. Ich will aber unbedingt D. spielen hören, und der legt bei der Schwesterveranstaltung auf. Irgendwie kommen D. und B. plötzlich, der Gig bei der anderen Veranstaltung ist schon längst vorbei, es muss schon viel später sein als ich denke. Ich freue mich, weil ich weiß, dass er gleich hier auflegen wird. An einem Tisch sehe ich die junge Frau mit den fetten Lines und einer ihrer Freundinnen. Ich frage sie, ob ich auch ein bisschen ziehen darf. Ziehe kurz etwas. Das ist interessant, denn alles in dem Traum ist ganz klar. Aber der Moment, in dem ich tatsächlich etwas ziehe, ist wie kurz rausgeschnitten. Die Nase bleibt wie unberührt. Und doch ist es geschene und ich werde mit der Zeit etwas munterer, wacher.
-- Cut im Traum, aber irgendwie hängen die Szenen doch zusammen. Ich glaube, LeSchwe taucht auf der Party auf. Doch die gesamte Party-Szenerie löst sich irgndwie auf. Es bleiben sie und ich, und ihr Freund. Wieso der da bleibt, weiß ich nicht, ich hinterfrage es auch nicht, aber bei dem, was kommt, wäre seine Gegenwart eigentlich unpassend. Wir streiten über die aktuelle Situation. Machen Vorwürfe. Es eskaliert völlig. Nach dem Gespräch bleiben nur Schutt und Asche. Ich habe den Eindruck, es lässt LeSchwe aber relativ kalt, für sie passt es so. Ich lösche sie aus dem Handy. Sie schreibt mir, wie ich ihre Daten irgendwie datenschutzkonform komplett löschen soll. Mit etwas Abstand tut es mir weh, wie es ist. Ich überlege sie anzurufen und zu fragen, wie es ihr nun nach diesem Gespräch geht. Aber mir fällt ein, dass sie gerade in die Sauna gegangen und dort nicht erreichbar ist.
Der Traum ist ebenfalls krass und ich verstehe ihn vollständig. Sofort kommen sehr liebevolle Gedanken in mir, ich teile mit ihr, dass ich einen Traum hatte, in dem nach einem Gespräch nur die Zerstörung bleibt. Dass ich immer noch keine Lösung habe für das, was gerade bei uns ist, dass ich keine Antworten weiß. Dass ich einfach versuche anzunehmen, was jetzt ist und mir vorstelle, dass es ist wie mit Bäumen und Blumen in Herbst und Winter: erst welken sie, dann verlieren sie Blätter und Blüten, sie sehen starr aus und leer, man glaubt sie tot. Aber irgendwann kommt der nächste Frühling, immer.
Der Traum ist krass und ich verstehe ihn sehr gut im Zusammenhang mit der Situation, in der F. und ich uns befinden.
****
Heute Nacht träume ich erst von einer Technoparty, in einem Kaff meiner Heimat. Es gibt weder diesen Ort noch diesen dunklen Club, aber ich weiß genau, dass ich in einem anderen Traum schon mal hier war. Es ist viel Platz, eigentlich wenig los, aber für die Heimat typisch, mit mehr rechnet man nicht, insofern sind es genug und genau die, die immer da sind. In einer Stadt etliche Kilometer über die ehemalige Grenze findet parallel eine Schwesterveranstaltung statt, dort will ich später eigentlich noch mit dem Zug hin, was in meiner Heimat und dem gesamten Gebiet v.a. nachts eigentlich fast unmöglich ist.
Ich schlender durch die dunklen, hohen Räume, sehe Leute. Der K. aus Mannheim kommt, wir hatten uns verabredet. Er trägt ein Hemd. Ich frage mich warum und schäme mich kurz fremd, bis ich mir denke, ist doch auch scheissegal. Ich merke dass ich müde bin, sehe, dass eine ihren Spiegel auf ein kleines Sideboard vor dem Klo gelegt hat, mit fetten Lines. Jeder der mag, kann scheinbar mal ziehen. Ich möchte aber nicht, zum einen will ich eigentlich nicht, zum anderen nicht, ohne sie zu fragen, und sie ist gerade rein aufs Klo. Ich gehe weiter. Sehe hier und da Leute, die ich von früher kenne, sie sehen kaum älter aus als damals. Vielleicht, weil ich sie danach nie wieder gesehen habe und sie mir nicht älter vorstellen kann. Wie haben sie diese Zeiten damals überlebt?
Wir sehen uns Zugpläne an, alles in kompliziert. Ich will aber unbedingt D. spielen hören, und der legt bei der Schwesterveranstaltung auf. Irgendwie kommen D. und B. plötzlich, der Gig bei der anderen Veranstaltung ist schon längst vorbei, es muss schon viel später sein als ich denke. Ich freue mich, weil ich weiß, dass er gleich hier auflegen wird. An einem Tisch sehe ich die junge Frau mit den fetten Lines und einer ihrer Freundinnen. Ich frage sie, ob ich auch ein bisschen ziehen darf. Ziehe kurz etwas. Das ist interessant, denn alles in dem Traum ist ganz klar. Aber der Moment, in dem ich tatsächlich etwas ziehe, ist wie kurz rausgeschnitten. Die Nase bleibt wie unberührt. Und doch ist es geschene und ich werde mit der Zeit etwas munterer, wacher.
-- Cut im Traum, aber irgendwie hängen die Szenen doch zusammen. Ich glaube, LeSchwe taucht auf der Party auf. Doch die gesamte Party-Szenerie löst sich irgndwie auf. Es bleiben sie und ich, und ihr Freund. Wieso der da bleibt, weiß ich nicht, ich hinterfrage es auch nicht, aber bei dem, was kommt, wäre seine Gegenwart eigentlich unpassend. Wir streiten über die aktuelle Situation. Machen Vorwürfe. Es eskaliert völlig. Nach dem Gespräch bleiben nur Schutt und Asche. Ich habe den Eindruck, es lässt LeSchwe aber relativ kalt, für sie passt es so. Ich lösche sie aus dem Handy. Sie schreibt mir, wie ich ihre Daten irgendwie datenschutzkonform komplett löschen soll. Mit etwas Abstand tut es mir weh, wie es ist. Ich überlege sie anzurufen und zu fragen, wie es ihr nun nach diesem Gespräch geht. Aber mir fällt ein, dass sie gerade in die Sauna gegangen und dort nicht erreichbar ist.
Der Traum ist ebenfalls krass und ich verstehe ihn vollständig. Sofort kommen sehr liebevolle Gedanken in mir, ich teile mit ihr, dass ich einen Traum hatte, in dem nach einem Gespräch nur die Zerstörung bleibt. Dass ich immer noch keine Lösung habe für das, was gerade bei uns ist, dass ich keine Antworten weiß. Dass ich einfach versuche anzunehmen, was jetzt ist und mir vorstelle, dass es ist wie mit Bäumen und Blumen in Herbst und Winter: erst welken sie, dann verlieren sie Blätter und Blüten, sie sehen starr aus und leer, man glaubt sie tot. Aber irgendwann kommt der nächste Frühling, immer.
Donnerstag, 18. August 2022
okavanga, 20:20h
In der heutigen Therpiestunde habe ich viel verstanden. Über mich, über meine Mutter, über die Schizophrenie meiner Mutter. Und ich wünschte, meine Mutter hätte einen solchen Therapeuten, mit dem sie ihr Erleben teilen könnte. Und für mich wünsche ich mir, dass ich vielleicht eines Tages eine solche Therapeutin für Menschen sein kann. Er ist mir nicht nur guter Therapeut, sondern auch ein tolles Vorbild, ich lerne viel, in jeder Hinsicht. Ich glaube, ich würde ihn einen Heiler nennen.
Dienstag, 2. August 2022
okavanga, 14:10h
Die N. ist mit ihrer Familie auf Durchreise, vom Urlaub nach Hause, und macht kurze Zwischenstation hier in der Heimat. Wir haben uns eben für 2 Stunden gesehen. Das war so unglaublich schön, beseelend, intensiv. Sie ist mein Herzmensch. Ich bin dankbar, so einen Menschen und eine solche Freundschaft in meinem Leben zu haben. Das möchte ich hier festhalten. Es ist so wertvoll und ist eines der wichtigsten Dinge, die für mich das Leben aus- und lebenswert machen.
Sonntag, 31. Juli 2022
Search for belonging.
okavanga, 17:23h
Ein kleines Lied zur richtigen Zeit. Nicht absaufen in dieser Dürre, schiens mich erinnern zu wollen. In Ordnung.
~ Hurts - Wonderful life
~ Hurts - Wonderful life
Donnerstag, 21. Juli 2022
Liebe Mutzl...
okavanga, 13:29h
... 6 Monate trennen mich nun von deiner Präsenz in meinem Leben. Es tut immer noch weh, vielleicht nicht mehr ganz so viel wie am Anfang. Ich habe sehr getrauert. Trauer immer noch. Viele Bilder gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. Vor allem die, die mit Tierarztbesuchen verbunden sind. Zum Beispiel von dem Ultraschall ohne Narkose, so lieblos, bei dem anderen Tierarzt war das dann gar kein Problem, aber dort? es tut mir so leid. Die Bilder von deinen epileptischen Anfällen. Das Bild, wie du nach einer Narkose völlig hyperaktiv und desorientiert in der Wohnung randalierst. Das Bild, wo du mich nicht mehr erkannt hast und Angst vor mir hattest. Die ständige Medikamentengabe. Und dann natürlich das, wie du in meinen Armen einschläfst.
Eigentlich tut es immer noch genauso weh wie am Anfang.
Ich versuche mich von den Schuldgefühlen und Vorwürfen freizumachen. Von den vielen Fragen, was wann wie richtig war und was nicht. Von der Arroganz über Leben und Sterben zu bestimmen. Wieviel von meinem Verhalten und meinen Entscheidungen Ursache oder Auslöser waren. Ich weiß, geschehen ist geschehen. Und ich weiß auch nicht, ob ich anders entscheiden, anders handeln würde, wenn ich nochmal könnte. Vielleicht würde ich nicht in die Heimat umsiedeln. Vielleicht wäre das Ganze aber auch zum exakt selben Zeitpunkt in Mannheim losgegangen. Ich weiß es nicht, wir wissen es nicht, und es spielt auch gar keine Rolle. Denn du bist nicht mehr da.
Wie oft sperre ich noch die Tür auf, für eine Millisekunde ganz vorsichtig, weil ich denke du könntest direkt hinter der Tür sein, oder dass ich sonst deine Wasserschlüssel umstoße. In wie vielen Millisekunden geht mir am Schreibtisch durch den Kopf, dass ich kurz aufstehen und dich streicheln könnte. Ich denke auch gern daran, wie du hinter mir auf den Bürostuhl gesprungen und dich eng an meinem Popo gekuschelt hast. Jedes mal, wenn ich das Bett mache und dabei die Bettdecke aufschüttel, denke ich, ich muss die Decke so arrangieren, dass du am Fußende in eine Deckenhöhle schlüpfen kannst. Manchmal finde ich noch Haare von dir, ganz unerwartet. Was früher so nervig war, ist jetzt ein Moment großer Freude, denn es zeigt mir: du warst da.
Ich weiß, wir sollen und wollen Tiere nicht vermenschlichen. Für mich warst du eine kleine Katzenfreundin. Ganz eigen, mit eigener Sprache und eigenem Kopf. Und doch waren wir eng verbunden. Bis heute kann ich kaum glauben, dass du wirklich Verstecken mit mir gespielt hast, dass du das eingefordert hast. Genauso wie du eingefordert hast, dass ich dir die Wolldeckenhöhle auf dem Sofa baue, wenn die gerade nicht da war, weil ich selbst am Abend zuvor dort saß um fernzusehen. Dann bist du zu dieser Stelle getrabt, hast deine Pfote gehoben und aufs Polster getappst um zu sagen: ?Hallo, genau da jetzt bitte die Höhle wieder aufbauen, danke!? Und ich war noch nicht ganz fertig, da bist du schon reingesprungen in deine Höhle. Bis heute bin ich kindlich erstaunt, wie zwei Wesen völlig unterschiedlicher Spezies so gut miteinander kommunizieren, sich so gut verstehen können.
Neben all der Trauer ist auch eine große Dankbarkeit, dass ich dich in meinem Leben haben durfte. Ich habe so viel mit und an dir gelernt. In den letzten Monaten mit dir auch viel über Tod, Loslassen und Trauer. Nicht, dass ich das alles immer umsetzen, leben könnte. Aber ich habe mich viel damit beschäftigt und dadurch wichtigen Themen weiter angenähert. Weißt du noch, wie oft ich dir Mantren vorgesungen habe? Segensmantren, Gesundheitsmantren? Bis heute kann ich in der Yoga-Stunde Teyata Om Bekanze und Lokah Samastah Sukhino Bhavantu nicht mitsingen ohne an dich zu denken und ohne dass die Stimme verkrampft. Ich habe gelernt, dass es völlig okay ist, auch um Haustiere zu trauern. Dass ich mich dessen nicht schämen muss. Das ist etwas, das ich wirklich verinnerlicht habe. Diese Trauergruppe in der Klinik, und dass ich dort auch dir und mir soviel Raum geben durfte, dass die anderen Menschen so sehr Anteil genommen habe, das war ein großes Glück. Und dass ich dort der V. begegnet bin, denn ich denke, durch diese Gruppe sind die V. und ich uns sehr nahe gekommen, Trauer hat etwas sehr verbindendes. Und durch diese Trauer wurde mir klar, wieviel ich in meinem Leben nicht betrauert habe, jenseits von Selbstmitleid.
Oft sage ich mir, dass du allgegenwärtig um mich bist. Dass wir alle zu Erde werden, und Erde zu Luft und Wasser und Blumen und Pflanzen und wieder Erde und vielleicht bist du auch in mir. Es ist ein kleiner Trost.
Apropos Trost. Beim Verabschiedungsritual in der Klinik zieht jeder seinen Kraftstein. Ich zog ?Trost?. Diejenige, die den Stein gestaltet hatte, entschuldigte sich bei mir, dass ich ausgerechnet so einen komischen Stein gezogen hätte, sie weiß gar nicht, wieso sie den gemacht hätte. Ich sagte ihr, dass ich keinen besseren hätte haben können. Trost kann ich so gut gebrauchen, wegen dir, aber auch für so viel anderes, was ich endlich mit Trauer ansehen kann.
Danke, dass du da warst. Ich glaube, du hast mein Leben gerettet, und mir ist bewusst, wie pathetisch das klingt. Du warst mein Antidepressivum. Durch dich habe ich früh aufstehen gelernt, gelernt wie destruktiv Wut ist, ich habe gelernt Verantwortung zu übernehmen, voll und ganz, und ich glaube, dass es auch deine Reaktion war, als ich mal auf E nach Hause kam, die dazu beigetragen hat, das einfach nicht mehr zu tun. Ich habe mich vor dir geschämt. Du kamst mir so rein vor. Vielleicht hast du mir auch nur gespiegelt, was ich mir und meinem inneren, reinen Kern da eigentlich antue.
Ich wünschte, ich könnte jetzt noch mal an deinem Fell riechen, es fühlen, durchwuscheln. Du hast so gut geduftet. Im Allgäu kaufte ich mir ein Stoffmurmeltier, mit ganz weichem Fell. Als ich vor einiger Zeit nachts im Halbschlaf danach griff, erschrak ich, denn es fühlte sich so an wie du. Und mir fiel wieder ein, wie schön es war, nachts aufzuwachen, und du lagst neben mir, hast aufgekuckt, ich konnte mich in deine Pfoten einhaken, du hast deinen Kopf auf meine Hand gelegt, und dann haben wir weitergeschlafen.
Ich saß diese Woche lang neben deinem Grab, im Schatten unterm Apfelbaum, mitten im Vogelkonzert.
... Ach du weißt schon....
<3
~ Mogli - Earth
Eigentlich tut es immer noch genauso weh wie am Anfang.
Ich versuche mich von den Schuldgefühlen und Vorwürfen freizumachen. Von den vielen Fragen, was wann wie richtig war und was nicht. Von der Arroganz über Leben und Sterben zu bestimmen. Wieviel von meinem Verhalten und meinen Entscheidungen Ursache oder Auslöser waren. Ich weiß, geschehen ist geschehen. Und ich weiß auch nicht, ob ich anders entscheiden, anders handeln würde, wenn ich nochmal könnte. Vielleicht würde ich nicht in die Heimat umsiedeln. Vielleicht wäre das Ganze aber auch zum exakt selben Zeitpunkt in Mannheim losgegangen. Ich weiß es nicht, wir wissen es nicht, und es spielt auch gar keine Rolle. Denn du bist nicht mehr da.
Wie oft sperre ich noch die Tür auf, für eine Millisekunde ganz vorsichtig, weil ich denke du könntest direkt hinter der Tür sein, oder dass ich sonst deine Wasserschlüssel umstoße. In wie vielen Millisekunden geht mir am Schreibtisch durch den Kopf, dass ich kurz aufstehen und dich streicheln könnte. Ich denke auch gern daran, wie du hinter mir auf den Bürostuhl gesprungen und dich eng an meinem Popo gekuschelt hast. Jedes mal, wenn ich das Bett mache und dabei die Bettdecke aufschüttel, denke ich, ich muss die Decke so arrangieren, dass du am Fußende in eine Deckenhöhle schlüpfen kannst. Manchmal finde ich noch Haare von dir, ganz unerwartet. Was früher so nervig war, ist jetzt ein Moment großer Freude, denn es zeigt mir: du warst da.
Ich weiß, wir sollen und wollen Tiere nicht vermenschlichen. Für mich warst du eine kleine Katzenfreundin. Ganz eigen, mit eigener Sprache und eigenem Kopf. Und doch waren wir eng verbunden. Bis heute kann ich kaum glauben, dass du wirklich Verstecken mit mir gespielt hast, dass du das eingefordert hast. Genauso wie du eingefordert hast, dass ich dir die Wolldeckenhöhle auf dem Sofa baue, wenn die gerade nicht da war, weil ich selbst am Abend zuvor dort saß um fernzusehen. Dann bist du zu dieser Stelle getrabt, hast deine Pfote gehoben und aufs Polster getappst um zu sagen: ?Hallo, genau da jetzt bitte die Höhle wieder aufbauen, danke!? Und ich war noch nicht ganz fertig, da bist du schon reingesprungen in deine Höhle. Bis heute bin ich kindlich erstaunt, wie zwei Wesen völlig unterschiedlicher Spezies so gut miteinander kommunizieren, sich so gut verstehen können.
Neben all der Trauer ist auch eine große Dankbarkeit, dass ich dich in meinem Leben haben durfte. Ich habe so viel mit und an dir gelernt. In den letzten Monaten mit dir auch viel über Tod, Loslassen und Trauer. Nicht, dass ich das alles immer umsetzen, leben könnte. Aber ich habe mich viel damit beschäftigt und dadurch wichtigen Themen weiter angenähert. Weißt du noch, wie oft ich dir Mantren vorgesungen habe? Segensmantren, Gesundheitsmantren? Bis heute kann ich in der Yoga-Stunde Teyata Om Bekanze und Lokah Samastah Sukhino Bhavantu nicht mitsingen ohne an dich zu denken und ohne dass die Stimme verkrampft. Ich habe gelernt, dass es völlig okay ist, auch um Haustiere zu trauern. Dass ich mich dessen nicht schämen muss. Das ist etwas, das ich wirklich verinnerlicht habe. Diese Trauergruppe in der Klinik, und dass ich dort auch dir und mir soviel Raum geben durfte, dass die anderen Menschen so sehr Anteil genommen habe, das war ein großes Glück. Und dass ich dort der V. begegnet bin, denn ich denke, durch diese Gruppe sind die V. und ich uns sehr nahe gekommen, Trauer hat etwas sehr verbindendes. Und durch diese Trauer wurde mir klar, wieviel ich in meinem Leben nicht betrauert habe, jenseits von Selbstmitleid.
Oft sage ich mir, dass du allgegenwärtig um mich bist. Dass wir alle zu Erde werden, und Erde zu Luft und Wasser und Blumen und Pflanzen und wieder Erde und vielleicht bist du auch in mir. Es ist ein kleiner Trost.
Apropos Trost. Beim Verabschiedungsritual in der Klinik zieht jeder seinen Kraftstein. Ich zog ?Trost?. Diejenige, die den Stein gestaltet hatte, entschuldigte sich bei mir, dass ich ausgerechnet so einen komischen Stein gezogen hätte, sie weiß gar nicht, wieso sie den gemacht hätte. Ich sagte ihr, dass ich keinen besseren hätte haben können. Trost kann ich so gut gebrauchen, wegen dir, aber auch für so viel anderes, was ich endlich mit Trauer ansehen kann.
Danke, dass du da warst. Ich glaube, du hast mein Leben gerettet, und mir ist bewusst, wie pathetisch das klingt. Du warst mein Antidepressivum. Durch dich habe ich früh aufstehen gelernt, gelernt wie destruktiv Wut ist, ich habe gelernt Verantwortung zu übernehmen, voll und ganz, und ich glaube, dass es auch deine Reaktion war, als ich mal auf E nach Hause kam, die dazu beigetragen hat, das einfach nicht mehr zu tun. Ich habe mich vor dir geschämt. Du kamst mir so rein vor. Vielleicht hast du mir auch nur gespiegelt, was ich mir und meinem inneren, reinen Kern da eigentlich antue.
Ich wünschte, ich könnte jetzt noch mal an deinem Fell riechen, es fühlen, durchwuscheln. Du hast so gut geduftet. Im Allgäu kaufte ich mir ein Stoffmurmeltier, mit ganz weichem Fell. Als ich vor einiger Zeit nachts im Halbschlaf danach griff, erschrak ich, denn es fühlte sich so an wie du. Und mir fiel wieder ein, wie schön es war, nachts aufzuwachen, und du lagst neben mir, hast aufgekuckt, ich konnte mich in deine Pfoten einhaken, du hast deinen Kopf auf meine Hand gelegt, und dann haben wir weitergeschlafen.
Ich saß diese Woche lang neben deinem Grab, im Schatten unterm Apfelbaum, mitten im Vogelkonzert.
... Ach du weißt schon....
<3
~ Mogli - Earth
Mittwoch, 29. Juni 2022
okavanga, 23:54h
Am Freitag stand der erste Test an. Der war mir nicht so wichtig, die Uni ist nicht meine Prio 1. Wobei ich angesichts der Gesamtsituation hinsichtlich Masterzulassungen eigentlich inzwischen jede Uni priorisiere. Also: egal wo. Hauptsache, dass.
Der Test lief so la la. Ging mit einem 50/50 Gefühl raus, stieg in den falschen Zug, gelangte dann aber, dank des Fahrrads, doch noch nach Heidelberg zur Meditationsgruppe. Dort ist es toll. Übrigens liebe ich das 9 Euro Ticket. Ich kann in der Gegen rumgurken, mit meinem Fahrrad, kann am Ankunftsort direkt weiterradeln, oder auf andere Öffentliche umsteigen, ohne mir Gedanken über Tarife zu machen. Ich LIEBE es!
Am Samstag trat ich dann zu dem Test an, der mir sehr sehr wichtig war, und auf den ich mich - unter Berücksichtigung meiner zeitlichen und energetischen Kapazitäten - bestmöglich vorbereitet habe. Vor dem Test traf ich mich mit der ehemaligen Kommilitonin, die bereits seit einem Jahr an dieser Uni studiert. Sie zeigte mir Teile des Campus, die Uni ist wunderschön gelegen. Ich war ganz Feuer und Flamme. Das Geloder erlosch allerdings ganz schön schnell, als ich im Test saß. Zum einen saßen mit mir ca. 200 - 300 Menschen im Saal, von denen, einschließlich mir, ca. 5 Menschen Mund-Nasen-Schutz trugen. Wtf. Beim Freitags-Termin wurde penibel darauf geachtet und darauf hingewiesen, dass eine Teilnahme nur mit Maske möglich ist. Hier schien das nun absolut niemanden zu interessieren. Das wurde dann noch getoppt von den 100 Fragen. Ich kam mir vor, als wäre ich in einer Rate-Show ohne jemals den Bachelor absolviert zu haben. Meine Verzweiflung wuchs von Frage zu Frage.
Eigentlich wollte ich danach an der Infoveranstaltung teilnehmen. Dort sollten Infos zu Organisation und Ablauf des Masters vorgestellt werden. Ich war dermaßen deprimiert, dass ich dachte, das kann ich alles einfach nur in der Pfeiffe rauchen. Hirn und Herz waren fix und fertig.
Und dann geschah etwas tolles. Ich wollte nur noch weinen und bemerkte, wie ich kurz davor war den Pfad der Selbstzerfleischung zu beschreiten. "Du bist nichts, du kannst nichts, hast du nicht gut genug vorbereitet..."... Doch ich merkte, dass mich das zum einen sehr langweilt, zum anderen war mir das überhaupt kein Bedürfnis. Also suchte ich mir eine Bank im angrenzenden Wäldchen, weinte, und nahm mich innerlich sehr liebevoll in den Arm. Ich war enttäuscht, ja. Und das war auch völlig ok. Ich hörte tief in mich rein, was denn nun ein Bedürfnis des Anteils war, den ich während der ganzen letzten Tage mit Vorbereitung und Aufregung immer wieder vertröstet hatte. Er rief ganz laut: "Bitte lass uns das Münster ankucken, dann eine leckere Pizzeria aufsuchen und uns richtig verwöhnen." Gesagt getan. Von Minute zu Minute wurde ich versöhnlicher, und konnte dabei doch meine Enttäuschung und Traurigkeit zulassen. Es war so befreiend, diesen Weg zu gehen, und das ganz aufrichtig, ohne künstliche oder aufgesetzte Heiterkeit. Die Situation abgeben, wissend, dass ich sie nun nicht mehr beeinflussen kann, und dass ich mein bestes getan habe, und mich dann einfach um das zu kümmern, was in mir ist.
In all dem, was mir da durch den Kopf ging, und was ich in mir und mit mir tun konnte, merkte ich, wie viel ich aus der Klinik mitgenommen habe, und dass diese Saat ihre Zeit braucht, und dass diese Zeit aber auch kommt. Statt mich zu zerfleischen, genoss ich den warmen Spätnachmittag in dieser fremden Stadt. Erfreute mich daran, unterwegs zu sein, neues zu sehen, neues zu erleben, und weiterhin auf meinem Weg zu sein, mein Ziel zu verfolgen, auch wenn es vielleicht nicht immer gleich klappt. Und es schlich sich eine leise Hoffnung ein, dass bei anderen der Test vielleicht auch so kacke lief, und dass meine Bachelornote vielleicht ein bisschen was puffert, und dass ich vielleicht mit unglaublich viel Glück - Glück habe.
Egal wie es ausgeht. Diese Erfahrung war so wertvoll für mich. Vermutlicher wertvoller als jede Zulassung.
Der Test lief so la la. Ging mit einem 50/50 Gefühl raus, stieg in den falschen Zug, gelangte dann aber, dank des Fahrrads, doch noch nach Heidelberg zur Meditationsgruppe. Dort ist es toll. Übrigens liebe ich das 9 Euro Ticket. Ich kann in der Gegen rumgurken, mit meinem Fahrrad, kann am Ankunftsort direkt weiterradeln, oder auf andere Öffentliche umsteigen, ohne mir Gedanken über Tarife zu machen. Ich LIEBE es!
Am Samstag trat ich dann zu dem Test an, der mir sehr sehr wichtig war, und auf den ich mich - unter Berücksichtigung meiner zeitlichen und energetischen Kapazitäten - bestmöglich vorbereitet habe. Vor dem Test traf ich mich mit der ehemaligen Kommilitonin, die bereits seit einem Jahr an dieser Uni studiert. Sie zeigte mir Teile des Campus, die Uni ist wunderschön gelegen. Ich war ganz Feuer und Flamme. Das Geloder erlosch allerdings ganz schön schnell, als ich im Test saß. Zum einen saßen mit mir ca. 200 - 300 Menschen im Saal, von denen, einschließlich mir, ca. 5 Menschen Mund-Nasen-Schutz trugen. Wtf. Beim Freitags-Termin wurde penibel darauf geachtet und darauf hingewiesen, dass eine Teilnahme nur mit Maske möglich ist. Hier schien das nun absolut niemanden zu interessieren. Das wurde dann noch getoppt von den 100 Fragen. Ich kam mir vor, als wäre ich in einer Rate-Show ohne jemals den Bachelor absolviert zu haben. Meine Verzweiflung wuchs von Frage zu Frage.
Eigentlich wollte ich danach an der Infoveranstaltung teilnehmen. Dort sollten Infos zu Organisation und Ablauf des Masters vorgestellt werden. Ich war dermaßen deprimiert, dass ich dachte, das kann ich alles einfach nur in der Pfeiffe rauchen. Hirn und Herz waren fix und fertig.
Und dann geschah etwas tolles. Ich wollte nur noch weinen und bemerkte, wie ich kurz davor war den Pfad der Selbstzerfleischung zu beschreiten. "Du bist nichts, du kannst nichts, hast du nicht gut genug vorbereitet..."... Doch ich merkte, dass mich das zum einen sehr langweilt, zum anderen war mir das überhaupt kein Bedürfnis. Also suchte ich mir eine Bank im angrenzenden Wäldchen, weinte, und nahm mich innerlich sehr liebevoll in den Arm. Ich war enttäuscht, ja. Und das war auch völlig ok. Ich hörte tief in mich rein, was denn nun ein Bedürfnis des Anteils war, den ich während der ganzen letzten Tage mit Vorbereitung und Aufregung immer wieder vertröstet hatte. Er rief ganz laut: "Bitte lass uns das Münster ankucken, dann eine leckere Pizzeria aufsuchen und uns richtig verwöhnen." Gesagt getan. Von Minute zu Minute wurde ich versöhnlicher, und konnte dabei doch meine Enttäuschung und Traurigkeit zulassen. Es war so befreiend, diesen Weg zu gehen, und das ganz aufrichtig, ohne künstliche oder aufgesetzte Heiterkeit. Die Situation abgeben, wissend, dass ich sie nun nicht mehr beeinflussen kann, und dass ich mein bestes getan habe, und mich dann einfach um das zu kümmern, was in mir ist.
In all dem, was mir da durch den Kopf ging, und was ich in mir und mit mir tun konnte, merkte ich, wie viel ich aus der Klinik mitgenommen habe, und dass diese Saat ihre Zeit braucht, und dass diese Zeit aber auch kommt. Statt mich zu zerfleischen, genoss ich den warmen Spätnachmittag in dieser fremden Stadt. Erfreute mich daran, unterwegs zu sein, neues zu sehen, neues zu erleben, und weiterhin auf meinem Weg zu sein, mein Ziel zu verfolgen, auch wenn es vielleicht nicht immer gleich klappt. Und es schlich sich eine leise Hoffnung ein, dass bei anderen der Test vielleicht auch so kacke lief, und dass meine Bachelornote vielleicht ein bisschen was puffert, und dass ich vielleicht mit unglaublich viel Glück - Glück habe.
Egal wie es ausgeht. Diese Erfahrung war so wertvoll für mich. Vermutlicher wertvoller als jede Zulassung.
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