Montag, 4. Januar 2010
Ohnmacht.
Uns gegenüber rückt sie nicht mit der Sprache raus. Als wir meinen, ob sie mit uns über etwas reden will, sammeln sich sofort Tränen in ihren Augen. Im Nachhinein stellen mein Bruder und ich fest, dass wir beide den gleichen Eindruck hatten: da kämpft etwas in ihr. Da war so eine Verzweiflung und Traurigkeit in ihren Augen, dann folgte ein gequälter Ausdruck, und dann .. mit viel Energie wüste Andeutungenm, da ist viel Kraft und Wut (das zieht Kreise in den höchsten Gremien; ich hab da in was reingestochen; ich lass die Bombe platzen wenn ich dadurch meinen Job verliere; ich tausche mein Schloss aus.) Aber sie wird nicht konkret. "Ich will euch nicht belasten, aber das ist alles höchst kriminell." Wir sollen uns einfach keine Gedanken machen. Das müssen wir ihr versprechen. Sie will "das Geheimnis mit ins Grab nehmen."

"Ich bin nicht anders als sonst, hört ihr! Ich bin nicht anders!"

Wir haben es nicht geschafft sie mit dem zu konfrontieren, was wir über sie von anderen wissen. Wir sind restlos überfordert. Und irritiert. Warum spricht sie nicht einfach mit uns. Warum erzählt sie allen alles, und uns nichts. Wie groß muss ihre Angst sein.

Wir sollen ihr versprechen, nie den Glauben an sie zu verlieren.

Über Patientenverfügung hat sie gesprochen. Und Vormundschaft im Notfall.

Vielleicht weiß sie im tiefsten Inneren, worauf das alles hinausläuft.

Aber ich selbst trau mich keinen einzigen Schritt mehr ohne professionellen Rat zu gehen.

Mein Bruder und ich sind ihr letzter Fitzel heile Welt.

Scheisse. Scheissenfuckmistwichsdrecksscheisse.
Beschissene Situation erscheint mir noch als die Untertreibung des Jahrhunderts.