Mittwoch, 4. Oktober 2017
Katzenjammer.
Heute Nachmittag. Ich liege nach dem Essen auf dem Sofa. Das Küchenfenster ist ganz geöffnet, es gab Rosenkohl. Ich internette durch die Gegend. Dämmer dann so ein bisschen vor mich hin. Irgendwann denke ich: wo ist eigentlich die Katze? Die kommt sonst immer zum Kuscheln aufs Sofa. Hm. Erstmal nichts dabei gedacht.

Nach einer ganzen Weile dann... immer noch keine Katze. Ich wunder mich. Suche die Wohnung ab. Alle Verstecke. Keine Katze. Mein Herz rutscht in die Hose. Das Küchenfenster. Auf dem äußeren Fensterbrett saß sie schon öfters, wenn ich es vergessen und sie unbeobachtet gelassen hatte. Die Katze hat einen scheiss Gleichgewichtssinn. Sie ist ein Stolpervogel. Ich beuge mich hinaus. Unten keine Katze. Aus der Höhe würde sie es wohl überleben, ggf. angeschlagen. Sie würde sich irgendwo hinschleppen.

Nochmal durchsuche ich die komplette Wohnung. Klapper mit Futter, fülle den Napf. Keine Katze. Ich ziehe in Erwägung, was ich nicht in Erwägung ziehen möchte. Nach einer weiteren Runde durch die Wohnung, inkl. spähen in die Waschmaschine, hinterm Duschvorhang, ins Katzenklo, hinter die Bücher, im Zwiebelschrank, ihr Depressionstunnel... alles, alles alles abgeklappert. Da kann ich nicht mehr an mich halten. Eine Gewissheit reift in mir, die ich nicht aushalte. Ich fange hemmungslos an zu schluchzen und rufe LeSchwe an. LeSchwe will dann kommen.

Ich gehe runter, schaue unter jedes geparkte Auto. In die Tiefgarage nebenan. Überlege, wohin sie wohl laufen würde. Während meine Augen durch die nähere Umgebung scheifen wird mir klar, dass es hier einfach unendlich viele Möglichkeiten gibt. Die vielen Straßen. Die Autos. Die Baustelle. Das Ufer, die Gebüsche. So viele Möglichkeiten. Hoffnungslos. Ich fühle mich ohnmächtig und völlig hilflos. Laufe los. Rufe ihren Namen. Frage jeden den ich treffe ob er eine graue Tigerkatze gesehen hat. Die Taxifahrer gegenüber. Die Skater am Ufer. Ein Pärchen auf einer Bank. Die Penner auf dem Platz. Meine Augen völlig verquollen. Eine Frau ist so gerührt und hilfsbereit, dass ich gleich wieder losheulen muss. Sie läuft mit mir die Straße ab.

Ich frage in der Tankstelle, sage bescheid falls jemand dort nach möglichen Besitzern fragt. Wir schauen weiter unter Autos. Ich rufe und rufe.

Es ist kaum auszuhalten. In mir ist so eine tiefe Traurigkeit und Verzweiflung, wie ich sie lange lange nicht mehr gespürt habe. Und das, obwohl ich sowieso in den letzten Tagen so viel geweint habe und Liebeskummer in mir trage. Die Angst sie nie wiederzusehen. Nicht auch noch das, schreit es in mir. Nicht auch noch das. Das halte ich nicht aus. Ich bin am Rande der Hysterie. Nein eigentlich wohl mittendrin. Die Vorwürfe an mich selbst so nachlässig gewesen zu sein. Das verzeihe ich mir nie.

Nach einer halben Stunde verzweifelten Suche beschließe ich hochzugehen und nochmal die Wohnung durchzusehen. Dann Tasso informieren. Die Tierheime. Vielleicht Plakate malen. Auf LeSchwe warten.

Als ich heulend die Wohnungstür aufsperre, sitzt die Katze im Flur als hätte sie nur auf mich gewartet und schaut mich mit großen ruhigen Augen an.

Seelenheil ~ ... link (4 Kommentare)   ... comment