Dienstag, 28. Mai 2019
Müüüüüde, langer Tag. Vormittags Yoga (endlich wieder, bin so aus der Form durch Siechtum), mittags für den F. und mich Pasta mit grünem Spargel gekocht. Danach sein neues Rad weggebracht für weitere Montage. F.'s großer Bus wollte genutzt werden. Also Katzenfutter und Streu besorgt, außerdem für meinen Balkon Blumen, Kräuter, Tomaten und Erde. Bike wieder abgeholt. Zu Hause direkt das meiste auf dem Balkon verbuddelt, aber noch nicht alles, denn um 19 Uhr ging es weiter zum E. Jetzt zu Hause, voller Vorfreude aufs Bett.

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Sonntag, 26. Mai 2019
Wahltagsimpressionen
Schon auf den Straßen ist spürbar, dass es kein gewöhnlicher Sonntag ist. Mehr Menschen unterwegs als sonst in diesem Viertel, wo sonntags eher ganztägig kollektives Rauschausschlafen angesagt ist. In der Wahlhalle ist gut was los. Viele junge Menschen. Das ist natürlich auch kiezbedingt, stimmt mich aber dennoch froh und optimistisch.

In der Schlange für den Einwurf in die Urne stehen zwei meiner Nachbarn, Mutter und Tochter. Sie stammen aus Bulgarien. Mit der Kommunalwahl scheint alles zu klappen. Allerdings findet man sie nicht im Wahlverzeichnis für die Europawahl. Eine Wahlhelferin erläutert, wie es dazu vermutlich kam: um zu vermeiden, dass Menschen die aus anderen Ländern stammen in beiden Ländern wählen, hier eben z.B. in Deutschland und Bulgarien, hätten sie bis zum 15.5. beantragen müssen, dass sie in Deutschland wählen. Die beiden müssten eine Benachrichtigung per Post erhalten haben. Ratlose Gesichter. Total doof, die beiden sind enttäuscht, ich ärgere mich mit ihnen. Wie oft passiert so etwas wohl? Wie viele Stimmen werden unbeabsichtigt nicht abgegeben?

Wieder zu Hause. Von meinem Fenster aus sehe ich ein interessantes Trio: einen Polizisten und eine Polizistin und eine Ente. Die Polizisten bewegen sich vom Gehweg in Richtung Kanal. Die Ente flitzt in gebührendem Abstand hinter ihnen her, scheinbar aufgebracht. Erst als die Polizisten sich am Kanal in die Böschung begeben sehe ich, dass sie einen Karton dabei haben. Vermutlich Entenkinder. Als ich mich zu der Truppe geselle, schwimmen die Entenbabies schon wiedervereint mit ihrer Entenmama in Ufernähe. Von rechts nähert sich der scheinbar zugehörige Entenvater. Happy End.

Meine Mutter hat in den letzten Tagen versucht mich zu erreichen. Heute fühle ich mich bereit mir ihr zu sprechen. Wir haben ein entspanntes Gespräch, bis ich sie frage, ob sie schon wählen war. Stille am anderen Ende der Leitung. "Mama???" Vom anderen Ende ein langezogenes "Hmmmmmmmmmm"" "Mama sag mir jetzt nicht, dass du nicht wählen gehst." Gequältes Stöhnen. "Mama das sind jetzt echt nicht mehr die Zeiten in denen wir uns das leisten können. Es geht um Europa, um unsere Zukunft. Wenn du jetzt nicht wählen gehst, ist das eine Stimme für die Falschen. Das willst du doch selber nicht!" "Natürlich nicht... mein Knie tut nur so weh.." "Frag G., ob sie dich fahren kann. Bitte Mama, versprich mir das du wählen gehst. Mir total egal welcher kleinen Partei du deine Stimme gibst, den Grauen Panthern oder der Tierschutzpartei, oder was weiß ich, aber BITTE geh wählen." "Damit du jetzt aufhörst zu reden verspreche ich es dir. Ich gehe wählen." Wir prüfen noch, welche der für sie akzeptablen Parteien zur Wahl stehen. Um ihr Wahlgeheimnis zu schützen, gebe ich das hier nicht preis. Aber ich bin erleichtert - und hoffe dass sie ihr Versprechen hält.

Ph. und ich haben über den Tag verteilt Sprachnachrichten-Kontakt, und ich erzähle ihm von dem Muttergespräch. "Bist du jetzt Wahlpolitesse?" "Findest du es denn in Ordnung nicht wählen zu gehen?" "Ich finde es total wichtig, wählen zu gehen, hab das aber früher, als ich jünger war, nicht unbedingt für so wichtig gehalten. Aber im Alter sollte man schon mal verstanden haben, dass es wichtig ist." Meine Mutter war NIE unpolitisch, im Gegenteil. Deswegen bin ich doch sehr erstaunt gewesen über ihre Wahlverweigerung.

Mal sehen. Ich bin schon bisschen aufgeregt.

[Edit] Muttertier klang danach fast ein bisschen stolz, dass sie doch noch hin ist.






Sonntag, 26. Mai 2019
Schätze manchmal bin ich auch nur n scheiss Wichser. Oder jemand der ab und an nicht mit seinen Gefühlen und Ängsten umgehen kann.

[Edit] Mit N. darüber gesprochen, die meine Perspektive ein bisschen gerade gerückt hat. "Du traust dich nicht sauer zu sein, aber du hast jedes Recht. Da dreht gerade jemand den Spieß um, und du lässt alles gewähren. Bin sehr verunsichert was das Zwischenmenschliche angeht derzeit.

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Donnerstag, 23. Mai 2019
Manchmal muss man auch Freund*innen mit einem klaren Schlussstrich ziehen lassen. So gestern geschehen, nachdem ich mir in den letzten Wochen sehr viele Gedanken gemacht habe. Das war das, was mich wirklich schwer beschäftigt hat, was ich aber nicht hier her schreiben wollte. Weil mir Worte fehlten. Entzündet hat sich alles an einer winzigen, völlig banalen Situation, wie das eben oft so ist. Aber was da auf I.'s Seite dahinter stand, und was da hochkam, das hat mich doch sehr nachdenklich gemacht, ob ich diese Freundschaft noch möchte.

Es war ein ruhiges Gespräch, zu dem mir während des Verlaufs nicht viel einfiel, weil ich mit diesen sehr einseitigen Sichtweisen und Vorwürfen nicht viel anfangen kann. Nachts nagten Wut und Verlangen, meine Sichtweise zu entgegnen. Das Gefühl bleibt bis zum Morgen, wurde aber im Verlauf des heutigen Tages immer schwächer. Es würde absolut nichts bringen. Sehr feste Meinung, sehr feste Sicht der Dinge. Und völlig konträr zu meiner. Hier gibt es keinen Kompromiss.

Die Trennung hgeschieht sehr einvernehmlich, denn jedem gibt die ganze Sache nur noch ein beschissenes Gefühl. Und wenn Sichtweisen zu so grundsätzlichen Themen so stark divergieren, dann gibt es auch keinen Weg mehr, hier zu einem anderen Einvernehmen zu gelangen, auch wenn es traurig ist.

Tschüss, I.

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Mittwoch, 22. Mai 2019
Für einen kurzen Moment wie Frau Schlau Schlau gefühlt. Eine Kollegin in der neuen Welt, die gerade an ihrer Promotion sitzt, fragt mich etwas zu dem Thema, an dem ich arbeite. Leider kann ich ihr keine Antwort geben, denn ich kenne die Antwort nicht. Das scheint sie nicht zu stören. Wir tauschen uns weiter aus und irgendwann kommt sie darauf zu sprechen, dass ich ja meine Promotion in dem Thema schreibe. "Nein nein" sage ich, "ich bin noch im Bachelor und das hier ist nur ein HiWi Job." Ihr entgleisen die Gesichtszüge. "Wie alt bist du denn??" "Alt", lache ich und erläuter ihr die Umstände. "Deswegen bin ich oft so ahnungslos in dem Thema". "Also für mich wirkst du überhaupt nicht ahnungslos, sondern irre kompetent!"

Wie Ööööööl ging das runter.

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