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Donnerstag, 30. Juli 2020
okavanga, 12:47h
Am Dienstag war ein Schreiben im Briefkasten. Nachbarbeteiligung, so der Betreff. Nettes Täuschungsmanöver. Die Bekanntmachung neuer Baupläne. Diesmal betrifft es vermutlich den Innenhof. Wer hats geplant? Na klar. Der Investor dem inzwischen so gut wie der ganze Kiez gehört. Der, der auf dem Quartiersplatz einen Kiosk bauen möchte. Der, der die Luxuslofts und -appartments hier gebaut hat. Der, der den Hals nicht voll kriegt.
Das wird mir die Sicht vom Balkon verbauen, vermutlich, und das wars dann mit mir und dem Kiez. Keinen Bock auf noch mehr verbaute Fläche, noch mehr Menschen. Wir haben hier so wenig Fläche, aber die wird ausgepresst über jede Schmerzgrenze hinweg.
Naja, abwarten, könnte man sagen, aber ja, um diese Fläche wird es gehen, da wette ich drauf.
Meine Bude werde ich dann zu monströsen Preisen an Hipster-Arschlöcher vermieten. Warum? Hild*ebrandt & He*es machts möglich - und anders kann ich mir mit meinem Gehalt nirgendwo ne Miete in dieser Stadt in einer Wohnung ohne Löcher im Boden leisten.
Das wird mir die Sicht vom Balkon verbauen, vermutlich, und das wars dann mit mir und dem Kiez. Keinen Bock auf noch mehr verbaute Fläche, noch mehr Menschen. Wir haben hier so wenig Fläche, aber die wird ausgepresst über jede Schmerzgrenze hinweg.
Naja, abwarten, könnte man sagen, aber ja, um diese Fläche wird es gehen, da wette ich drauf.
Meine Bude werde ich dann zu monströsen Preisen an Hipster-Arschlöcher vermieten. Warum? Hild*ebrandt & He*es machts möglich - und anders kann ich mir mit meinem Gehalt nirgendwo ne Miete in dieser Stadt in einer Wohnung ohne Löcher im Boden leisten.
Mittwoch, 29. Juli 2020
okavanga, 00:11h
Im Schlafzimmer versuchen gerade Eltern, drei Monster im Alter von 6, 4 und knapp 2 zum schlafen zu bringen. Es war ein langer Tag, mit Freibad und Rutschen, Biergarten und Klettern.
Vorhin, die Katze ist von einem Zimmer ins andere geflüchtet. 2 Monster stürmen hinterher. Gerade als sich die Katze denkt: hm ja okay, ich kann die ja mal ankucken, kommt der Jüngste mit Schaufel und Besen um die Ecke: "Miau miau Besi!"
Oder:
"Oka, hast du auch einen Hund?"
"Nein."
"Wo ist der?
Mein Herz läuft über.
Vorhin, die Katze ist von einem Zimmer ins andere geflüchtet. 2 Monster stürmen hinterher. Gerade als sich die Katze denkt: hm ja okay, ich kann die ja mal ankucken, kommt der Jüngste mit Schaufel und Besen um die Ecke: "Miau miau Besi!"
Oder:
"Oka, hast du auch einen Hund?"
"Nein."
"Wo ist der?
Mein Herz läuft über.
Samstag, 25. Juli 2020
okavanga, 11:46h
Es fühlt sich an wie Übergangszeit. Nicht mehr lange, dann. Zeit aufzubrechen. Manchmal denke ich, die Mannheimer Tage sind gezählt. Wie gerne würde ich zum Beispiel endlich mal wieder in der Nähe von N. wohnen. Wir fehlen uns, und ich würde so gerne mitbekommen, wie ihre drei Kinder aufwachsen. Ein Masterplatz (ab Herbst 2021, so die große Hoffnung) in Berlin ist aber relativ utopisch. Vielleicht Potsdam? Vermutlich ähnlich begehrt. Versuchen werde ich es.
Ein Freund von mir, V., der kommt einfach nicht an, egal wo er hingeht, und er ist schon viel gegangen, oft aufgebrochen. Er ist wie ein männliches Spiegelbild in manchen Dingen. Einmal meinte ich, dass wir vielleicht Menschen sind, die in der Bewegung ankommen, die sich dann besonders spüren und angekommen fühlen, wenn sie unterwegs sind. Ankommen in der Bewegung, in der ewigen Veränderung, nicht im Stillstand.
Dass nichts still steht ist ja für das Leben an sich ein Fakt. Und doch gibt es Seelen, deren Umtriebigkeit keinen Hafen finden mag. Eben vielleicht, weil wir nicht erkennen können, dass dieser Hafen für uns das Meer ist, und wir immer wieder Ausschau halten nach etwas, das gar nicht zu uns passt.
Vielleicht ist das auch alles Humbug.
Ich muss weiter, denke ich.
Ein Freund von mir, V., der kommt einfach nicht an, egal wo er hingeht, und er ist schon viel gegangen, oft aufgebrochen. Er ist wie ein männliches Spiegelbild in manchen Dingen. Einmal meinte ich, dass wir vielleicht Menschen sind, die in der Bewegung ankommen, die sich dann besonders spüren und angekommen fühlen, wenn sie unterwegs sind. Ankommen in der Bewegung, in der ewigen Veränderung, nicht im Stillstand.
Dass nichts still steht ist ja für das Leben an sich ein Fakt. Und doch gibt es Seelen, deren Umtriebigkeit keinen Hafen finden mag. Eben vielleicht, weil wir nicht erkennen können, dass dieser Hafen für uns das Meer ist, und wir immer wieder Ausschau halten nach etwas, das gar nicht zu uns passt.
Vielleicht ist das auch alles Humbug.
Ich muss weiter, denke ich.
Donnerstag, 23. Juli 2020
okavanga, 15:58h
Da fällste von Glauben ab. Vorherrschendes Gefühl beim Zeitunglesen. Corona scheint mir schlimm, aber andere Entwicklungen finde ich ebenso bedrohlich. Oder bedrohlicher? Corona könnte theoretisch jeder von uns im Griff haben, zumindest bestmöglich dazu beitragen. Bei anderen Dingen empfinde ich uns (jegliche Gruppe, je nach Thema) als mehr oder weniger ausgeliefert. Muss überlegen, wie ich aktiv damit umgehen kann.
Hier zitiere ich gerne Frau wartet.nicht.mehr: "Kinder kauft Kämme."
Und wieso z.B. Scheuer immer noch Minster sein darf. Man weiß es nicht. Jede*r darf Fehler machen. Aber so viele, ohne Konsequenz?
Hier zitiere ich gerne Frau wartet.nicht.mehr: "Kinder kauft Kämme."
Und wieso z.B. Scheuer immer noch Minster sein darf. Man weiß es nicht. Jede*r darf Fehler machen. Aber so viele, ohne Konsequenz?
Samstag, 18. Juli 2020
okavanga, 21:47h
Heute fand eine Quartiersveranstaltung im Kiez statt, auf dem Quartiersplatz, der (noch) in öffentlicher Hand ist. Zum einen war es sehr erleichternd, dass es scheinbar nicht nur mein subjektives Empfinden ist, dass Feier- und Saufkultur eskaliert. Vom "Ballermann Mannheims" ist inzwischen die Rede. Und ausgerechnet ein Grünen-Stadtrat sowie ein Immobilieninvestor, dem sowieso schon der halbe Kiez gehört, treiben den weiteren Ausverkauf an Gastronomie und Partyvolk voran.
Der Quartiersplatz soll in privatwirtschaftliche Hände gegeben werden, mit Bewirtschaftung z.B. in Form eines Kiosks. Jetzt muss man als jemand der hier nicht wohnt oder verkehrt wissen: das bedeutet unverschämte Preise und weitere Attraktion von Menschen, die hier eh niemand haben will. Neulich kam es auf jenem Platz und am Kanal zu dubiosen Handgemengen und Massenschlägereien, das Wort Stuttgart will in dem Kontext keiner in den Mund nehmen, aber es schwebt über allem: würden wir das hier nachts räumen wollen, so müssten wir mit Hundertschaften anrücken, so wohl eine Aussage der Mannheimer Polizei zur aktuellen Situation.
Weitere Pläne der illustren Initiative "Westwind": die "kontrollierte Entfesselung von Gastro- und Einzelhandel zur Stärkung der Funktion von Gastronomien in Stadtteilen und mehr soziale Kontrolle" (hahahaha). Dazu versteht man unter anderem eine unkomplizierte Erweiterung der Außenbestuhlung, Verlängerung der Sperrstunden im Außenbereich, Unterstützung und Ausbau von Gastronomie. Wie das zur Entspannung des sowieso schon krass angespannten Verhältnisses zwischen Bewohnern und Gastro führen soll - ein kleines Rätsel.
Auch wenn ich von "Belebung des öffentlichen Raums" lese: Fucking hell, es ist hier belebt als gäbs kein morgen mehr! Wie soll das denn aussehen? Und wo sollen wir denn dann die weitere Kacke, Pisse und Kotze stapeln? IN unseren Briefkästen, statt bisher nur daran und davor? Und gibts dann Ohrenstöpsel for free für alle Anwohner?
Das macht mich alles wahnsinnig wütend, und zum Glück nicht nur mich. Aber Hoffnung hab ich wenig. Neben Studium und Arbeit habe ich kaum Luft, doch ich überlege mich hier im Quartier mit zu engagieren. Diese weitere Kommerzialisierung des öffentlichen Raums kann ich nicht mehr wortlos hinnehmen.
Als weiterer Bauplan liegt wohl der eines Hotels in - wie eine Sprecherin vorhin betonte - klimaneutraler Bauweise über dem Parkplatz am Neckar vor. Da muss ich jetzt mal echt sagen: ich scheiss auf eure klimaneutrale Hipsterbude. Toll für unser Klima fände ich: baut auf den Parkplatz einen weiteren, am besten sogar 2- oder 3-stöckig, und sperrt endlich die Raser, Protzer und Poser aus dem Kietz, die ganzen Touris die auf Gehwegen und in zweiter Reihe parken, so dass kein Rollstuhlfahrer mehr durch kommt. Und somit hätten auch endlich die Anwohner mehr Parkfläche. Was soll hier ein Hotel? NOCH mehr Menschen?
Dafür gefällt mir Punkt 5 auf dem Wisch sehr gut. Hahaha. Was hier fehlt ist Grün. Wenn von "urbanen Landschaften" gesprochen wird: was is das?
Wir brauen Grün, und Begegnungsstätten ohne Konsumpflicht oder sonstige Kosten.
Und wie nett, dass wir über eine Beibehaltung mitentscheiden dürfen. Schön wäre es, schon viel früher einbezogen zu werden.
Boah bin ich wütend.
Es heißt immer, keine Gruppe ist wichtiger als die andere hier im Jungbusch. Als letztes werden hier aber wirklich die Anwohner von den Investoren äh Hunden gebissen. Auch in Form von Mietpreisen, die wir dem wundervollen Immobilieninvestor verdanken, der sich jetzt hier so sehr einsetzt für eine bessere Rendite äh Stadt.

Der Quartiersplatz soll in privatwirtschaftliche Hände gegeben werden, mit Bewirtschaftung z.B. in Form eines Kiosks. Jetzt muss man als jemand der hier nicht wohnt oder verkehrt wissen: das bedeutet unverschämte Preise und weitere Attraktion von Menschen, die hier eh niemand haben will. Neulich kam es auf jenem Platz und am Kanal zu dubiosen Handgemengen und Massenschlägereien, das Wort Stuttgart will in dem Kontext keiner in den Mund nehmen, aber es schwebt über allem: würden wir das hier nachts räumen wollen, so müssten wir mit Hundertschaften anrücken, so wohl eine Aussage der Mannheimer Polizei zur aktuellen Situation.
Weitere Pläne der illustren Initiative "Westwind": die "kontrollierte Entfesselung von Gastro- und Einzelhandel zur Stärkung der Funktion von Gastronomien in Stadtteilen und mehr soziale Kontrolle" (hahahaha). Dazu versteht man unter anderem eine unkomplizierte Erweiterung der Außenbestuhlung, Verlängerung der Sperrstunden im Außenbereich, Unterstützung und Ausbau von Gastronomie. Wie das zur Entspannung des sowieso schon krass angespannten Verhältnisses zwischen Bewohnern und Gastro führen soll - ein kleines Rätsel.
Auch wenn ich von "Belebung des öffentlichen Raums" lese: Fucking hell, es ist hier belebt als gäbs kein morgen mehr! Wie soll das denn aussehen? Und wo sollen wir denn dann die weitere Kacke, Pisse und Kotze stapeln? IN unseren Briefkästen, statt bisher nur daran und davor? Und gibts dann Ohrenstöpsel for free für alle Anwohner?
Das macht mich alles wahnsinnig wütend, und zum Glück nicht nur mich. Aber Hoffnung hab ich wenig. Neben Studium und Arbeit habe ich kaum Luft, doch ich überlege mich hier im Quartier mit zu engagieren. Diese weitere Kommerzialisierung des öffentlichen Raums kann ich nicht mehr wortlos hinnehmen.
Als weiterer Bauplan liegt wohl der eines Hotels in - wie eine Sprecherin vorhin betonte - klimaneutraler Bauweise über dem Parkplatz am Neckar vor. Da muss ich jetzt mal echt sagen: ich scheiss auf eure klimaneutrale Hipsterbude. Toll für unser Klima fände ich: baut auf den Parkplatz einen weiteren, am besten sogar 2- oder 3-stöckig, und sperrt endlich die Raser, Protzer und Poser aus dem Kietz, die ganzen Touris die auf Gehwegen und in zweiter Reihe parken, so dass kein Rollstuhlfahrer mehr durch kommt. Und somit hätten auch endlich die Anwohner mehr Parkfläche. Was soll hier ein Hotel? NOCH mehr Menschen?
Dafür gefällt mir Punkt 5 auf dem Wisch sehr gut. Hahaha. Was hier fehlt ist Grün. Wenn von "urbanen Landschaften" gesprochen wird: was is das?
Wir brauen Grün, und Begegnungsstätten ohne Konsumpflicht oder sonstige Kosten.
Und wie nett, dass wir über eine Beibehaltung mitentscheiden dürfen. Schön wäre es, schon viel früher einbezogen zu werden.
Boah bin ich wütend.
Es heißt immer, keine Gruppe ist wichtiger als die andere hier im Jungbusch. Als letztes werden hier aber wirklich die Anwohner von den Investoren äh Hunden gebissen. Auch in Form von Mietpreisen, die wir dem wundervollen Immobilieninvestor verdanken, der sich jetzt hier so sehr einsetzt für eine bessere Rendite äh Stadt.

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