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Sonntag, 10. Oktober 2021
okavanga, 23:23h
Triggerwarnung!
"Sie trinken, als wollten sie raus aus ihrem Leben, fliehen, wegtauchen, bloß alles vergessen. [...] Unter dieser dünnen Glitzerschicht Spaß lauert eine riesen Leere, ein Seelenloch, das vielleicht nur auszuhalten ist, wenn man es zuschüttet, sich betäubt, ausknipst, abschießt, sich die Lampe ausbläst, total entschlossen, als wenn es kein Morgen gäbe. Jedenfalls keines, das lohnt."
Gestern vorm Einschlafen (kein guter Zeitpunkt) das Deutschlandfunk Kultur Feature Koma Kicks angehört. Es ist informativ, interessant, und auch ziemlich erschreckend. Krass reingehauen hat der Beitrag bei mir ab dem Moment, in dem ein Minderjähriger im Koma auf die Kinderstation einer Notaufnahme eingeliefert wird. Schwer zu ertragen, die Situation ansich, die akkustische Breitseite des Ganzen, und das Wissen, dass während dieser Zeit Babies auf Behandlung warten. Schwer zu ertragen auch seine Aussagen am nächsten Tag.
Das hat mich so beschäftigt, dass ich nicht einschlafen konnte, und dann hat mich beschäftigt, wieso mich das so beschäftigt.
Klar war und ist Sucht ein Thema für mich. Ich kenne Sucht, hatte selbst relativ früh und über lange Zeit ein problematisches Trinkverhalten und eine Phase mit Speed und Chrystal. Ganz abgesehen von jahrelanger starker Zigaretten- bzw. Nikotinsucht. Das einleitende Zitat fasst für mich sehr gut zusammen, was unter all dem liegt. Ein riesiges Loch, das drohte mich zu verschlingen, das mir aber überhaupt nicht bewusst war. Ich hielt es unbewusst immer gut zugedeckt bzw. vollgeschüttet. Kurioserweise wurde mir damals mit chemischen Drogen überhaupt erst bewusst, DASS da ein Loch da in mir ist, und ich konnte es anschauen, ohne direkt darin unterzugehen. Inzwischen sehe ich mich nicht mehr als gefährdet was chemische Substanzen angeht, auch wenn ich weiß, dass es das nicht gibt, dass man immer Süchtiger bleibt. Ich habe weder Rauchen, Trinken noch Drogen aufgegeben, weil ich musste, sondern weil es nicht mehr funktionierte. Weil ich es nicht mehr wollte, es nicht mehr in mein Leben passte, es ausgedient hatte. Heute funktionieren die Drogen überhaupt nicht mehr. Ab und an probiere ich ja noch, das letzte mal Speed vor zwei Jahren. Es war furchtbar und alles was ich mir wünschte war, schnell wieder runter zu kommen (und das ist ja auch ätzend). Alkohol trinke ich alleine gar nicht mehr, das fing vor allem auch seit meinem Zweitstudium so an.
Neben all dem steht meine Zeit in der neuen Welt. Ich weiß nicht, wer hier während dessen mitgelesen hat. Viel kann und will ich darüber immer noch nicht sagen. Es war eine Arbeit mit Menschen mit Sucht. Während ich früher dachte, dass das Hauptproblem dort mit Sicherheit harte Drogen sind, bemerkte ich während meiner Zeit dort schnell, dass die häufigste Suchterkrankung Alkoholismus war. Dann vielleicht Cannabis und Benzos. Kokain, Ecstasy, Speed - Randerscheinungungen, oder Bestandteil bei Menschen mit polytoxer Abhängigkeit. Viele waren jung, aber nicht alle. Wenn ich die jeweilige Vita laß, konnte ich verstehen, was sie versuchen zu betäuben. Es gibt so unvorstellbares seelisches Gräuel. Mit nach Hause genommen habe ich das alles nie, nur einmal, bei einem Patienten. Die psychische Misshandlung in seiner Kindheit in diversen Pflegefamilien (Wahnsinn, man gibt Schutzbefohlene in vermeintlichen Schutz, und dabei werden sie wie ein Wanderpokal von Qual zu Qual gereicht) war so perfide, dass es mir die Sprache verschlug. Alle von ihnen hatten mindestens einen Selbstmordversuch hinter sich.
Vielleicht hat mich deswegen dieser eine Kandidat im Feature so wütend gemacht. Es macht mich traurig, weil man deutlich sieht, wohin es laufen, wo er landen kann. Und dann hätte er noch Glück, denn er wäre nicht tot. Und wieviel Arbeit es ihn und andere kosten wird, das dann hinter sich zu lassen, aus der ganzen Scheisse raus zukommen.
Mit diesem Typ Trinker/Süchtiger konnte ich mich nie identifizieren. Eine Funktion hat das aber bei uns allen, und ich sage bewusst uns, weil ich mich hier mit einschließe.
Vielleicht macht mich der Kandidat auch deswegen so wütend, oder hat mich deswegen so erschüttert, ja, erschüttert trifft es sehr gut, weil er mir ein Stück weit den Spiegel vorgehalten hat, auch wenn er so ein völlig anderer Jugendlicher ist als ich es war.
Vielleicht macht es mich traurig, wieviel Zeit ich vergeudet habe das Loch zuzuschütten. Dass ich keine geeigneten Skills hatte, um es konstruktiv anzugehen. Es ist ein Stück weit verlorene Lebenszeit, auch wenn natürlich steile, tolle Zeiten dabei waren, die ich zum Teil auch nicht würde missen wollen. Ich war immer gerne angetüddelt und auch betrunken.
Vielleicht wurde mir gestern klar, dass mein Blick in den Rückspiegel extrem rosa ist. Ich sehne mich so oft nach der Spontaneität und Wildheit der Zeit vor Mitte 30. Höhen, Tiefen, höhen Tiefen. Es hat sich lebendig angefühlt. Tatsächlich war das alles aber oft mit Alkohol kombiniert. Ich bin sehr froh in diesem Moment sagen zu können, dass ich es gut finde, wo ich jetzt stehe, und wie (nüchtern) ich da stehe, wieviel ruhiger. Dass ich das Loch ankucken kann, dass ich mir selbst immer mehr Fähigkeiten aneigne, um weiterhin immer besser damit umgehen zu können. Es füllen zu können mit wunderbaren, schönen, wertvollen Dingen, die tragen.
Ich weiß jetzt nicht, wo ich mit dem Eintrag hier hinwollte. Vermutlich zu keinem bestimmten Punkt. Ein Wort vielleicht noch zu der Drogenpolitik dieses Landes: dass es völlig legitim ist, sich mit 16 Jahren in der Öffentlichkeit besinnungslos zu saufen, teilweise mit 4 Bier in einer Sekunde via Bier-Bong, dagegen der Besitz von schon kleinen Mengen Cannabis illegal ist mit strafrechtlichen Folgen - ich verstehe es nicht. Ich verstehe es nicht, wie die Entwicklung toleriert wird, die sich da bei Kindern und Jugendlichen abzeichnet. Mir geht es nicht um ein striktes Verbot sämtlicher Substanzen. Sondern um eine progressive, effektive Sucht- und Drogenpolitik. UND um eine progressive Kinder- und Jugendpolitik für alle sozialen Schichten. Nicht zuletzt die Pandemie hat gezeigt, dass sie wirklich die letzten sind, die die Hunde beißen. Es tut mir weh, wie viele an so einer Scheisse kaputt gehen. Ich finde, wir dürfen das in dieser Form nicht zulassen.
"Sie trinken, als wollten sie raus aus ihrem Leben, fliehen, wegtauchen, bloß alles vergessen. [...] Unter dieser dünnen Glitzerschicht Spaß lauert eine riesen Leere, ein Seelenloch, das vielleicht nur auszuhalten ist, wenn man es zuschüttet, sich betäubt, ausknipst, abschießt, sich die Lampe ausbläst, total entschlossen, als wenn es kein Morgen gäbe. Jedenfalls keines, das lohnt."
Gestern vorm Einschlafen (kein guter Zeitpunkt) das Deutschlandfunk Kultur Feature Koma Kicks angehört. Es ist informativ, interessant, und auch ziemlich erschreckend. Krass reingehauen hat der Beitrag bei mir ab dem Moment, in dem ein Minderjähriger im Koma auf die Kinderstation einer Notaufnahme eingeliefert wird. Schwer zu ertragen, die Situation ansich, die akkustische Breitseite des Ganzen, und das Wissen, dass während dieser Zeit Babies auf Behandlung warten. Schwer zu ertragen auch seine Aussagen am nächsten Tag.
Das hat mich so beschäftigt, dass ich nicht einschlafen konnte, und dann hat mich beschäftigt, wieso mich das so beschäftigt.
Klar war und ist Sucht ein Thema für mich. Ich kenne Sucht, hatte selbst relativ früh und über lange Zeit ein problematisches Trinkverhalten und eine Phase mit Speed und Chrystal. Ganz abgesehen von jahrelanger starker Zigaretten- bzw. Nikotinsucht. Das einleitende Zitat fasst für mich sehr gut zusammen, was unter all dem liegt. Ein riesiges Loch, das drohte mich zu verschlingen, das mir aber überhaupt nicht bewusst war. Ich hielt es unbewusst immer gut zugedeckt bzw. vollgeschüttet. Kurioserweise wurde mir damals mit chemischen Drogen überhaupt erst bewusst, DASS da ein Loch da in mir ist, und ich konnte es anschauen, ohne direkt darin unterzugehen. Inzwischen sehe ich mich nicht mehr als gefährdet was chemische Substanzen angeht, auch wenn ich weiß, dass es das nicht gibt, dass man immer Süchtiger bleibt. Ich habe weder Rauchen, Trinken noch Drogen aufgegeben, weil ich musste, sondern weil es nicht mehr funktionierte. Weil ich es nicht mehr wollte, es nicht mehr in mein Leben passte, es ausgedient hatte. Heute funktionieren die Drogen überhaupt nicht mehr. Ab und an probiere ich ja noch, das letzte mal Speed vor zwei Jahren. Es war furchtbar und alles was ich mir wünschte war, schnell wieder runter zu kommen (und das ist ja auch ätzend). Alkohol trinke ich alleine gar nicht mehr, das fing vor allem auch seit meinem Zweitstudium so an.
Neben all dem steht meine Zeit in der neuen Welt. Ich weiß nicht, wer hier während dessen mitgelesen hat. Viel kann und will ich darüber immer noch nicht sagen. Es war eine Arbeit mit Menschen mit Sucht. Während ich früher dachte, dass das Hauptproblem dort mit Sicherheit harte Drogen sind, bemerkte ich während meiner Zeit dort schnell, dass die häufigste Suchterkrankung Alkoholismus war. Dann vielleicht Cannabis und Benzos. Kokain, Ecstasy, Speed - Randerscheinungungen, oder Bestandteil bei Menschen mit polytoxer Abhängigkeit. Viele waren jung, aber nicht alle. Wenn ich die jeweilige Vita laß, konnte ich verstehen, was sie versuchen zu betäuben. Es gibt so unvorstellbares seelisches Gräuel. Mit nach Hause genommen habe ich das alles nie, nur einmal, bei einem Patienten. Die psychische Misshandlung in seiner Kindheit in diversen Pflegefamilien (Wahnsinn, man gibt Schutzbefohlene in vermeintlichen Schutz, und dabei werden sie wie ein Wanderpokal von Qual zu Qual gereicht) war so perfide, dass es mir die Sprache verschlug. Alle von ihnen hatten mindestens einen Selbstmordversuch hinter sich.
Vielleicht hat mich deswegen dieser eine Kandidat im Feature so wütend gemacht. Es macht mich traurig, weil man deutlich sieht, wohin es laufen, wo er landen kann. Und dann hätte er noch Glück, denn er wäre nicht tot. Und wieviel Arbeit es ihn und andere kosten wird, das dann hinter sich zu lassen, aus der ganzen Scheisse raus zukommen.
Mit diesem Typ Trinker/Süchtiger konnte ich mich nie identifizieren. Eine Funktion hat das aber bei uns allen, und ich sage bewusst uns, weil ich mich hier mit einschließe.
Vielleicht macht mich der Kandidat auch deswegen so wütend, oder hat mich deswegen so erschüttert, ja, erschüttert trifft es sehr gut, weil er mir ein Stück weit den Spiegel vorgehalten hat, auch wenn er so ein völlig anderer Jugendlicher ist als ich es war.
Vielleicht macht es mich traurig, wieviel Zeit ich vergeudet habe das Loch zuzuschütten. Dass ich keine geeigneten Skills hatte, um es konstruktiv anzugehen. Es ist ein Stück weit verlorene Lebenszeit, auch wenn natürlich steile, tolle Zeiten dabei waren, die ich zum Teil auch nicht würde missen wollen. Ich war immer gerne angetüddelt und auch betrunken.
Vielleicht wurde mir gestern klar, dass mein Blick in den Rückspiegel extrem rosa ist. Ich sehne mich so oft nach der Spontaneität und Wildheit der Zeit vor Mitte 30. Höhen, Tiefen, höhen Tiefen. Es hat sich lebendig angefühlt. Tatsächlich war das alles aber oft mit Alkohol kombiniert. Ich bin sehr froh in diesem Moment sagen zu können, dass ich es gut finde, wo ich jetzt stehe, und wie (nüchtern) ich da stehe, wieviel ruhiger. Dass ich das Loch ankucken kann, dass ich mir selbst immer mehr Fähigkeiten aneigne, um weiterhin immer besser damit umgehen zu können. Es füllen zu können mit wunderbaren, schönen, wertvollen Dingen, die tragen.
Ich weiß jetzt nicht, wo ich mit dem Eintrag hier hinwollte. Vermutlich zu keinem bestimmten Punkt. Ein Wort vielleicht noch zu der Drogenpolitik dieses Landes: dass es völlig legitim ist, sich mit 16 Jahren in der Öffentlichkeit besinnungslos zu saufen, teilweise mit 4 Bier in einer Sekunde via Bier-Bong, dagegen der Besitz von schon kleinen Mengen Cannabis illegal ist mit strafrechtlichen Folgen - ich verstehe es nicht. Ich verstehe es nicht, wie die Entwicklung toleriert wird, die sich da bei Kindern und Jugendlichen abzeichnet. Mir geht es nicht um ein striktes Verbot sämtlicher Substanzen. Sondern um eine progressive, effektive Sucht- und Drogenpolitik. UND um eine progressive Kinder- und Jugendpolitik für alle sozialen Schichten. Nicht zuletzt die Pandemie hat gezeigt, dass sie wirklich die letzten sind, die die Hunde beißen. Es tut mir weh, wie viele an so einer Scheisse kaputt gehen. Ich finde, wir dürfen das in dieser Form nicht zulassen.
Samstag, 9. Oktober 2021
okavanga, 00:04h
Heute gesehen: Autokennzeichen KU-AA (XY). Hihi :-)
Montag, 4. Oktober 2021
okavanga, 23:29h
Hat mir damals gefallen: der Film "Yuli", verfügbar in der arte-Mediathek bis 10.10.
Interessant: "Interozeption" meint die Wahrnehmung und Verarbeitung von Signalen aus dem Körperinneren. Es handelt sich dabei um einen basalen Prozess, ohne den wir nicht überlebensfähig wären.
Sonst nix, krankgeschrieben, Nasen-/Nebenhöhlen, ein echter Invalidenhaushalt. Müde. Bett.
~ "Just Go On" from Unbreakable Kimmy Schmidt [beste Serie für maue Tage]
Interessant: "Interozeption" meint die Wahrnehmung und Verarbeitung von Signalen aus dem Körperinneren. Es handelt sich dabei um einen basalen Prozess, ohne den wir nicht überlebensfähig wären.
Sonst nix, krankgeschrieben, Nasen-/Nebenhöhlen, ein echter Invalidenhaushalt. Müde. Bett.
~ "Just Go On" from Unbreakable Kimmy Schmidt [beste Serie für maue Tage]
Freitag, 1. Oktober 2021
Zugewandtheit.
okavanga, 23:34h
Das gute an Trauerprozessen ist, dass sie gleichzeitig Heilungsprozesse sind.
Heute bei der Familie meines Bruders gewesen und die neue Erdenbürgerin kennengelernt. Ich hatte völlig vergessen, wie winzig sie so frisch geschlüpft sind.
Irgendwie dachte ich immer, das, was ich therapeutisch erfahren habe, könnte ich auf Distanz verinnerlichen und umsetzen, bzw. dass ich dafür nicht die Menschen brauche, die es mitbetrifft, in welcher Form auch immer. Vielleicht ist das aber Quatsch. Vielleicht braucht es für ein Vorankommen manchmal auch die Begegnung. Ich habe mich allerdings in den letzten Wochen, Monaten auch für einen grundsetzlichen Weg der Zuwendung entschieden. Während ich das tippe, taucht eine Erinnerung auf, dass ich hier schon mal davon geschrieben hätte, dass ich darauf achten will, mich trotz Enttäuschungen nicht abzuwenden von Menschen im allgemeinen, sondern weiterhin Zuwendung zu leben, einfach, weil ich das möchte, und weil ich glaube, dass das einem Teil meines Wesenskerns entspricht. Ich weiß, dass ich so schon einmal war, das intensiv gelebt habe. Über die Suche habe ich allerdings nichts dergleichen gefunden. Egal.
Ich habe lange Zeit vergessen, dass ich in dieser Zuwendung sein will, oder in einer Bejahung der Dinge, oder noch kitschiger: in der Liebe. Ich suche Verbundenheit, nicht Isolation. Nicht mit jedem und allem und um jeden Preis. Aber dann auch wieder doch mit allem, weil ich glaube, dass nun mal alles miteinander verbunden ist.
Etwas wichtiges ist heute geschehen. Ich kann es nur schlecht formulieren. Und es ist als hätte ich ein altes Puzzleteil meiner selbst gefunden, dass ich für sehr lange Zeit verloren hatte, ohne dass es mir in dieser Form bewusst war. Leicht ist es noch nicht, es fühlt sich wackelig an, ein bisschen wie nach langer Bettlägrigkeit wieder Gehen zu üben. Und es fühlt sich richtig an.
Heute bei der Familie meines Bruders gewesen und die neue Erdenbürgerin kennengelernt. Ich hatte völlig vergessen, wie winzig sie so frisch geschlüpft sind.
Irgendwie dachte ich immer, das, was ich therapeutisch erfahren habe, könnte ich auf Distanz verinnerlichen und umsetzen, bzw. dass ich dafür nicht die Menschen brauche, die es mitbetrifft, in welcher Form auch immer. Vielleicht ist das aber Quatsch. Vielleicht braucht es für ein Vorankommen manchmal auch die Begegnung. Ich habe mich allerdings in den letzten Wochen, Monaten auch für einen grundsetzlichen Weg der Zuwendung entschieden. Während ich das tippe, taucht eine Erinnerung auf, dass ich hier schon mal davon geschrieben hätte, dass ich darauf achten will, mich trotz Enttäuschungen nicht abzuwenden von Menschen im allgemeinen, sondern weiterhin Zuwendung zu leben, einfach, weil ich das möchte, und weil ich glaube, dass das einem Teil meines Wesenskerns entspricht. Ich weiß, dass ich so schon einmal war, das intensiv gelebt habe. Über die Suche habe ich allerdings nichts dergleichen gefunden. Egal.
Ich habe lange Zeit vergessen, dass ich in dieser Zuwendung sein will, oder in einer Bejahung der Dinge, oder noch kitschiger: in der Liebe. Ich suche Verbundenheit, nicht Isolation. Nicht mit jedem und allem und um jeden Preis. Aber dann auch wieder doch mit allem, weil ich glaube, dass nun mal alles miteinander verbunden ist.
Etwas wichtiges ist heute geschehen. Ich kann es nur schlecht formulieren. Und es ist als hätte ich ein altes Puzzleteil meiner selbst gefunden, dass ich für sehr lange Zeit verloren hatte, ohne dass es mir in dieser Form bewusst war. Leicht ist es noch nicht, es fühlt sich wackelig an, ein bisschen wie nach langer Bettlägrigkeit wieder Gehen zu üben. Und es fühlt sich richtig an.
okavanga, 10:20h
Mir ist kotzübel und ich traue mich kaum aufzustehen. Ich weiß auch nicht mehr, was ich mir wünschen soll für den TA-Termin. Auf der einen Seite würde ich mir so sehr wünschen, dass das mit dem Ohr okay wird. Auf der anderen Seite, dass dieses ewige Hoffen und Bangen ein Ende hat. Doch es ist so unvorstellbar mit leblosem Körper nach Hause zu kommen. Ist das unser letzter Morgen? Kalt ist es draußen, ganz kalt, die Kälte drückt in die Wohnung, aber die Sonne scheint. Das Herz klopft mir bis zum Hals. Ich stehe jetzt auf.
[edit] Kurzfassung: nächster Schritt wäre definitiv minimum Röntgen/ CT und invasiver Eingriff. Wenn ich das nicht möchte, Antibiotikum zu Ende geben, abwarten. Der Zustand ist nicht so schlecht, dass man einschläfern muss. Sie frisst und ist soweit "da". Hat sogar etwas zugenommen. Bei der Tierklinik angerufen, Status berichtet, sie schlossen sich der Meinung an: Abwarten. Kommen kann ich ansonsten jederzeit. Hoffen und Bangen in der Endlosschleife, und doch wissen, dass das eine Frage der Zeit ist. Wie geht man damit um? Wie kann man das annehmen, ohne dass man ständig mitleidet, alle Höhen und Tiefen so intensiv mitgeht? Ohne jederzeit in Habacht- oder Alarmstellung zu sein? Alle Tipps willkommen.
[edit] Kurzfassung: nächster Schritt wäre definitiv minimum Röntgen/ CT und invasiver Eingriff. Wenn ich das nicht möchte, Antibiotikum zu Ende geben, abwarten. Der Zustand ist nicht so schlecht, dass man einschläfern muss. Sie frisst und ist soweit "da". Hat sogar etwas zugenommen. Bei der Tierklinik angerufen, Status berichtet, sie schlossen sich der Meinung an: Abwarten. Kommen kann ich ansonsten jederzeit. Hoffen und Bangen in der Endlosschleife, und doch wissen, dass das eine Frage der Zeit ist. Wie geht man damit um? Wie kann man das annehmen, ohne dass man ständig mitleidet, alle Höhen und Tiefen so intensiv mitgeht? Ohne jederzeit in Habacht- oder Alarmstellung zu sein? Alle Tipps willkommen.
okavanga, 02:22h
So habe ich das glaub ich noch nie formuliert, aber: es gefällt mir in der Heimat. Es zieht mich überhaupt nicht zurück nach Mannheim. Klar fehlt mir manches, z.B. das Programmkino, manche Bars, einige Bekannte, und die Diversität der Bevölkerung. Doch ich fühle mich hier durchaus aufgehoben, eingebettet. Habe ein aktiveres und regelmäßigeres Sozialleben - trotz permanentem Home Office. Und dann die Natur. Bis Ende Oktober werde ich auf jeden Fall hier bleiben, auch um die Filmtage noch mitzunehmen. Dann mal sehen. Wenns nur nicht so kalt wäre überm Hühnerstall... aktuell draußen 6 Grad. Vor allem bei Westwind merke ich das hier sofort. Der zieht richtig durch die schlecht isolierten Wände. Und doch kommt mir das viel wärmer vor als im Frühjahr... Man gewöhnt sich.
Mittwoch, 29. September 2021
okavanga, 16:57h
Katzenupdate bei Bedarf hier.
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Seit Montag bin ich wieder Tante, kennenlernen konnte ich die Kleine allerdings noch nicht, ich bin gespannt.
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Eine Freundin von LeSchwe hat mich zu einer Babyparty für LeSchwe eingeladen. Das stellt mich vor ein Dilemma. Auch über die LeSchwe-Situation im Kontext Baby habe ich hier nicht geschrieben. Überhaupt stelle ich fest, dass ich hier kaum mehr über Dinge schreibe, die mich wirklich beschäftigen, abgesehen von dem Katzenthema. Ich weiß nicht warum das so ist. Ich hader nach wie vor mit diesem Blog. Keine Ahnung.
Jedenfalls finde ich Babyparties grundsätzlich ... schwierig und nicht besuchenswert. Etwas beruhigt hat mich, als N. heute meinte, selbst als dreifache Mutter hätte sie damit Probleme, wenn sie zu sowas eingeladen wäre. Noch schwieriger finde ich die Party mit diesen "Mädels" von LeSchwe, die sich "Mädels" nennen. Und ab schwierigsten ist die hier nicht näher beschriebene Gesamtkonstellation mit LeSchwe nach dem, was im Mai vorgefallen ist.
*************
Das ist das intensiveste Jahr seit langem. Ich weiß nicht ob ich das gut finde. Der Hardcore-Stress zu Jahresbeginn, mit diesen dubiosen Stresssymptomen. Die Bachelorarbeit. Die erkrankte Katze. Familiäre Konstellationen. Geschehnisse im Freundeskreis. Veränderungen in der Arbeit. Es bewegt sich viel. Blöderweise zeitgleich oder zumindest krass geballt. Es erfordert sehr viel Innenschau und Innenarbeit. Viel Trauerarbeit, alte und neue. Loslassen, das Studium, die Katze, mögliche Lebenswege.
Ja, all das birgt auch viel Raum für Neues. Doch es kostet so viel Kraft, und ich finde es auch völlig in Ordnung um das zu trauern, was schweren Herzens loszulassen ist.
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Seit Montag bin ich wieder Tante, kennenlernen konnte ich die Kleine allerdings noch nicht, ich bin gespannt.
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Eine Freundin von LeSchwe hat mich zu einer Babyparty für LeSchwe eingeladen. Das stellt mich vor ein Dilemma. Auch über die LeSchwe-Situation im Kontext Baby habe ich hier nicht geschrieben. Überhaupt stelle ich fest, dass ich hier kaum mehr über Dinge schreibe, die mich wirklich beschäftigen, abgesehen von dem Katzenthema. Ich weiß nicht warum das so ist. Ich hader nach wie vor mit diesem Blog. Keine Ahnung.
Jedenfalls finde ich Babyparties grundsätzlich ... schwierig und nicht besuchenswert. Etwas beruhigt hat mich, als N. heute meinte, selbst als dreifache Mutter hätte sie damit Probleme, wenn sie zu sowas eingeladen wäre. Noch schwieriger finde ich die Party mit diesen "Mädels" von LeSchwe, die sich "Mädels" nennen. Und ab schwierigsten ist die hier nicht näher beschriebene Gesamtkonstellation mit LeSchwe nach dem, was im Mai vorgefallen ist.
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Das ist das intensiveste Jahr seit langem. Ich weiß nicht ob ich das gut finde. Der Hardcore-Stress zu Jahresbeginn, mit diesen dubiosen Stresssymptomen. Die Bachelorarbeit. Die erkrankte Katze. Familiäre Konstellationen. Geschehnisse im Freundeskreis. Veränderungen in der Arbeit. Es bewegt sich viel. Blöderweise zeitgleich oder zumindest krass geballt. Es erfordert sehr viel Innenschau und Innenarbeit. Viel Trauerarbeit, alte und neue. Loslassen, das Studium, die Katze, mögliche Lebenswege.
Ja, all das birgt auch viel Raum für Neues. Doch es kostet so viel Kraft, und ich finde es auch völlig in Ordnung um das zu trauern, was schweren Herzens loszulassen ist.
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