Dienstag, 22. November 2011
Die Zeit läuft uns davon.
Das erste mal seit 2 Monaten endlich mal wieder im Fiti gewesen. Es wirkt ganz anders, als ich erwartet habe: auf einem modernen Folterinstrument für Ausdauer höre ich meine schon seit über 2 Jahren übliche Musik mit mp3-Player. Und es stellen sich kuriose Gedanken ein.

Zuerst denke ich: ich will endlich wieder feiern gehen. Ein bisschen wegbeamen, Gefühlsblockade vors Herz bauen, und tanzen bis ich tot umfalle.

Und dann male ich mir den Tod meiner Mutter aus. Wie ihr Begräbnis sein könnte. Welche Leute. Welche Musik. Was sie mögen würde.

Von mir selbst schockiert sage ich mir: nein nein nein. So darf das einfach nicht kommen!

Anscheinend sage ich es laut, denn aus den Augenwinkeln spüre ich den Blick der Frau neben mir.

Und das Telefonat eben mit Mama. Vielleicht kommt es doch so, irgendwann. Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Sie klingt so vernünftig. Nie hysterisch. Immer völlig logisch. Nur eben irgendwie unlogisch. Was ist, wenn da irgendwas einfach nicht stimmt, und keine Einweisung der Welt ihr helfen kann? Kein Medikament? Wie lange wollen wir sie so foltern? Wann hat der Mensch ein Recht auf Selbstbestimmung?

Sie sagte: "Ich werde das nicht durchstehen. Wenn ich keine Hilfe bekomme, stehe ich das nicht durch. Aber ich verspreche euch, dass ich versuchen werde, mich nicht aus dem Leben zu schleichen. Ich will versuchen euch vorher informieren".


 
*sfz*

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die antwort kann mir keiner geben, oder?

*mitsfz*

eigentlich kann ich ihr keinen vorwurf machen, dass sie alkohol konsumiert. mach ich derzeit auch sehr ordentlich.

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Sie kann nicht gehen bevor ich mit ihr in Afrika war. Sie muss Afrika sehen.

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Ich glaube, ich werde jetzt anfangen ihr Briefe zu schreiben. Nur für den Fall das. Und wenn man anfängt über den Fall dass nachzudenken, dann fragt man sich, warum man in so einer scheiß Klitsche sitzt in Oberfra*nken mit so dämlichen Leuten, die trotz ihrer Auslandseinsätze dermaßen begrenzt sind, dass man sich fragt, wie das überhaupt möglich sein kann... und warum man nicht seinen Traum, den man damals hatte, nämlich für einige Zeit Reiseleiter durch das südliche Afrika zu sein, nicht wahr gemacht hat.
Warum man so lebt wie man lebt, und so wenig liebt, das tut, was man liebt. Ist es so unrealistisch? Oder behindern einen nur die Ängste, die man vorgelebt bekommt. Sicherheitsdenken. Absicherung. Versicherung. Regelmäßiges Gehalt. Was wiegt das auf.

Ich bin in einer Sinnkrise. Das ist sicher nicht ungewöhnlich in Anbetracht solcher Umstände. Aber das Leben ist so verdammt kurz, und es kann uns so dermaßen bescheuerte Streiche spielen. Warum nicht alles riskieren und einfach nur dem Herz folgen, auch wenn das nicht einhergeht mit dem Geld, das man auf dem Konto hat, und mit dem, was man sich an Sicherheit für später wünscht.

Ich habe das Gefühl, ich muss grundlegend überdenken. Mags dem Alkohol geschuldet sein, oder der Situation mit Mama, oder der aktuellen Arbeitssituation, oder allem, was spielts für eine Rolle.

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Mir ist heute aufgefallen, dass ich diesen Gedanken, "was wäre, wenn (auch) sie nicht mehr da ist", auch relativ oft habe. Ist zwar nicht einer Krankheit geschuldet, sondern mehr so der absolut beschissenen Lebenssituation und dem sozialen Absturz, der sie verzweifeln lässt.

Schon merkwürdig...irgendwann werden sie ohnehin nicht mehr da sein, spätestens dann muss man sich ohnehin damit auseinandersetzen. Alles überdenken. Oder eben vorher schon.

(Oh. Ich las grad im Nachhinein, dass Fr.Sturmfrau schon dasselbe schrieb.)

Das mit den Briefen ist übrigens eine gute Idee. Geredet, wirklich geredet, wird bei uns nämlich auch nicht.

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Die Idee mit den Briefen gefällt mir sehr gut.

Ich mach mir auch ab und zu solche Gedanken. Liegt daran, daß in den Bergen das ganze Jahr immer wieder was passiert. Ists keine Lawiene oder Gletscherspalte, dann reißt eine Sicherung... Also kenn manches aus einem andrem Hintergrund.

Generell hab ich ab und zu solche "was wäre" Gedanken, also auch auf andre bezogen. Vor allem nahestehende Personen. Sollte man gar nicht, zieht einen runter. Da macht es mehr Spaß sich zu überlegen, was man selbst gerne hätte, "wenn..".

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"Ich will Euch vorher informieren" ist in meinen Augen ganz schön starker Tobak. Eines Tages klingelt das Telefon, und Mutter sagt: "Oka, ich wollte mich verabschieden, ich gehe jetzt..." Es ist mir bewusst, dass sie das Problem nicht sieht, aber - was zur Hölle mutet eine Mutter ihrem Kind damit zu? Mich packt das Entsetzen.

Natürlich hat sie ein Recht auf Selbstbestimmung. Ob sich das auf das Bestimmen des eigenen Todeszeitpunkts erstreckt, wird ja immer noch kontrovers diskutiert. Oft genug habe ich selbst den Satz lesen müssen: "Wenn diese verdammten Selbstmörder bloß mal darüber nachdächten, was sie ihrem Umfeld antun...!" Es ist aber nun einmal ein Charakteristikum der ganzen Angelegenheit, dass darüber nicht nachgedacht wird, dass die zwischenmenschlichen Bindungen nicht ausreichen, um jemanden im Leben zu verankern. Und das ist nicht der Fehler der Bezugspersonen.

In den meisten Fällen ist es so, dass man früher oder später am Grab seiner Eltern steht. Vielleicht ist die Tatsache, dass Dir das mit aller Angst und allem Schrecken jetzt in den Kopf kommt, ein Teil des Abschiedsprozesses, der für Dich schon begonnen hat. Denn die Mutter, die Dir mal wirklich Mutter war, ist sie schon nicht mehr.

Antworten findest Du wahrscheinlich nur in Dir selbst. Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Möglicherweise gibt es nur Übel, zwischen denen Du abwägen musst.

Was ich Dir auf jeden Fall wünsche und von Herzen hoffe, dass es gelingt: Mehr leben und weniger gelebt werden. Anleitung dazu habe ich auch nicht, aber ich weiß, dass es wichtig ist.

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@sturmfrau: ich habe auch nicht den blassesten Schimmer, wie sie sich das vorstellt mit einer Vorab-Info. Zu verinnerlichen, dass es nicht Fehler der Bezugsperson ist, ist so schwer. Ich habe das Gefühl ständig zu versagen. Mein Kopf sagt mir, dass ich das alles nicht wirklich beeinflussen kann, abgesehen von dieser kleinen Stimme die sagt: Zwangsmaßnahmen, Zwangsmaßnahmen.

Aber mein Herz ist der festen Überzeugung, sie total im Stich zu lassen. Du hast recht, früher oder später stehen wir alle am Grab unserer Eltern, und selbst wenn wir da nicht stehen, hatten wir alle Eltern die irgendwann einmal nicht mehr sind. Es ist nur so merkwürdig sich damit auseinander zu setzen, wenn man überhaupt keine Ahnung hat, wie schnell das nun wirklich kommt und doch ständig damit konfrontiert ist. Wie russisches Roulette. Wann ist es wirklich soweit? Und können wir doch noch etwas tun?

Das Gefühl gelebt zu werden habe ich tatsächlich seit Monaten, und es ist kein schönes. Ich versuche mit aktiv-sein dagegen anzukämpfen. Spazieren gehen, wenn ich es will. Sport machen, wann ich es will. Bewusst Ruhe haben, wenn ich es will. Aber alles in allem fühle ich mich sehr ausgeliefert und ohnmächtig. Mit sowas komm ich nicht klar. Vielleicht doch ein kleiner Kontrollfreak. Hat sicher auch wieder etwas mit "Loslassen" zu tun.

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