Mittwoch, 30. November 2011
Wenn es Zeiten gibt, in denen sich im Freundeskreis die Spreu vom Weizen trennt, dann ist das nun wohl eine. Ich habe gute Freunde noch nie dringender gebraucht als derzeit. Aber ich bin wie blockiert, kann gar nicht offen zeigen, wie es in mir aussieht, weil ich das Gefühl habe, ich würde jeden damit überfordern. Oder nerven. Ich hab Angst es drauf ankommen zu lassen weil ich Angst habe, dass die Menschen, von denen ich es nicht dachte, doch Spreu sind. Angst vor einer möglichen Wahrheit, sozusagen.

In meinem spärlichen Privatleben hier in der neuen Stadt kombiniert mit den ekelhaften Situationen in der Arbeit, mit einer Mutter die einem unterstellt man würde ihr nicht helfen, nach einer Beziehung in der mir ständig eingeredet wurde ich wäre grundlegend defizitär, mit einem ständigen Gefühl der Überforderung.. da hab ich fast so etwas wie eine Soziophobie entwickelt. Eine Soziale Phobie. Was nun dem entsprechen würde, worüber ich mit meiner Therapeutin vor langer Zeit einmal gesprochen habe. Einem selbstunsicher-vermeidendem Verhalten. Das war bisher vor allem im Zuge meiner Beziehungen (mit Männern, nicht Freundschaften) Thema.

Dieses Gefühl hat völlig von mir Besitz ergriffen.
Ich habe nun wirklich Angst davor, am Samstag nach Mann*heim zur Weihnachtsfeier der Theatertruppe zu fahren. Angst nicht gut gelaunt genug zu sein. Nicht reinzupassen. Angst vor Ablehnung. Ich bin kurz davor abzusagen.

Ich habe inzwischen das Gefühl: das bin ich. Also das bin einfach ich. Dieses blöde kleine sozial inkompatible Wesen bin ich.

Ich will. Alles anders. Ich weiß gar nicht wie ich es sonst ausdrücken soll. Ich weiß auch gar nicht wie das alles kommen konnte. Wann das passiert ist. Bitte, ich will mein altes Ich zurück! Das von vor 9 Monaten. Bitte!

 
Als ich ein Kleinkind war, hatte ich das extrem ausgeprägt. Ich hing dermaßen am Rockzipfel meiner Mutter, im wahrsten Sinne des Wortes, dass sie keinen Schritt tun konnte ohne dass sie mich mitschleifen MUSSTE. Was sie natürlich extrem genervt hat, und was ich natürlich auch gemerkt habe.

Wenn mich im Kindergarten ein fremdes Kind angesprochen hat, habe ich angefangen zu weinen und bin zur Kindergärtnerin gelaufen.

Das war so schlimm, dass meine Eltern, damals kurz vor der Trennung, von was ich natürlich nichts bewusst wusste, sich fragten: oh gott, was passiert wenn sie eingeschult wird?

Also kam ich zum Kindertherapeuten. Der war toll. Es gab immer Kakao und wir spielten mit einem Puppenhaus, und er hatte meinen größten Kindheitstraum: ein Schaukelpferd. Er hat öfters Photos von mir gemacht. Polaroids. Eines davon sehe ich vor mir. Ich sitze auf dem Schaukelpferd, in der rechten Hand Zimpeln, und strahle wie ein Honigkuchenpferd. Aber bitte fragen Sie mich nicht, was ich mit ihm gesprochen habe. Ich weiß das alles nicht mehr.

Das Ergebnis meines Aufenthalts war, dass der Therapeut meinte, ich würde die Spannungen in der Ehe spüren und wäre dadurch extrem unsicher und von Verlassenheitsängsten geprägt. Aus heutiger Sicht macht das für mich alles sehr viel Sinn. Als ich 6 war trennten sich meine Eltern. Die Karten, die mein Vater von seiner Kur schrieb, habe ich alle zerrissen. Das war aber auch schon die einzige Spitze des Eisbergs meines Innenlebens, die ich mit der Außenwelt teilte, und meinte Eltern wussten immer, dass ich viel zu viel in mich hineinfresse und mit mir selber ausmache.

Es hat mich Jahrzehnte gekostet, mich da rauszuarbeiten. Denn schließlich wurde meine Intuition, meine größte Angst damals wahr. In Mannheim war ich dann irgendwann endlich angekommen, abgesehen von meiner Tätigkeit in der Firma war ich glücklich, mit den üblichen Höhen und Tiefen.

Jetzt habe ich das Gefühl, ich stehe wieder genau da. Bin 5 und von Ängsten geplagt. Der Unterschied ist, dass ich 31 bin, längst verheiratet sein und Kinder haben wollte. Noch nie schien mir das so weit weg.

Und es erinnert mich furchtbar an meine eigene Mutter. Und jetzt quält mich zu den Ängsten die weitere Angst, genauso zu werden wie meine Mutter. Ich dachte immer, das ist ausgeschlossen, allein schon aufgrund meiner Kindheit, weil ich um ein 1000faches behüteter aufgewachsen bin und niemals diese schrecklichen Erfahrungen machen musste, die sie erlebt hat.

Aber wenn ich jetzt Bilanz ziehe, dann sieht das gar nicht so rosig aus. Ich sehe sie an und sehe mich. Vielleicht nimmt es mich deswegen so mit, wie es ihr geht. Vielleicht finde ich deswegen ihre Einsamkeit, mit der sie sich längst arrangiert hat, so schrecklich.

Ich sterbe vor Angst, dass ich genauso werde. Nur ohne einen Exmann und Kinder.

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Wer sagt, daß Du einen Ehemann und einen Stall voll Kinder haben sollst? Jetzt.

Dafür ist noch Zeit. Dann wenn die Zeit reif ist und Du Dich danach fühlst.
Laß Dir nichts einreden.

Bin ich so ein Scheidungsdramakind. Allerdings haben die das nur jahrelang eifrig festgestellt, aber drum gekümmert hat sich keiner von denen.

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@sid: das schlimme ist - niemand sagt mir das, außer ich mir selbst. das sind meine tiefsten wünsche und sehnsüchte. es ist vielleicht auch gar nicht so sehr das "ehemann und kinder" im wortwörtlichen sinn, das steht glaube ich vielmehr für das gefühl von geborgenheit, für das gefühl in einem gefüge zu sein, in das ich passe, in dem ich mich aufgehoben fühle, das ist glaub ich seit je her das synonym für glücklich sein. als scheidungsdramakind kennst du das doch sicher auch, oder?

ich sehe dann meinen bruder, mit seiner freundin, wie sie wohnung suchen, und jetzt haben sie eine katze, und ich denk mir ständig nur: ich will auch. so sehr.

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Aber Du bist doch schon so weit (denk doch nur daran, wie es Dir vor 2-3 Jahren ging), Du schaffst das!!
Kann sein, daß es sich Schritt für Schritt sortieren muß - aber Du wirst das schaffen!

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@sid: das klingt jetzt sehr blöd, aber ich hab das gefühl, mir läuft die zeit davon. ich denk mir ständig, jede minute in dieser gemütsverfassung ist verschwendete lebenszeit. das muss sich alles sofort ändert. denn sonst bin ich 50 und merk: ah ok, jetzt langsam könnt ich vielleicht eine gesunde beziehung haben. ich will nicht mehr warten. ich mag mich nicht mehr. ich will anders sein, jemand, der nicht soviel denkt und rumleidet.

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Versteh, was Du meinst.

Ich denk mir manchmal auch: was für verschwendete Jahre.

Ändern kannst wahrscheinlich nur Du selbst (mit Hilfe oder ohne - aber entscheidend ist der innere Wille. Glaub ich. Mein innerer Wille wäre da, aber.. und deswegen keine Schlauheiten mehr von mir).

Ich glaub nur, daß derzeit so viele akute Sache bei Dir sind: Arbeit, Mutter - daß es vllt ein wenig was davon sortiert braucht, bis Du Dich selbst wieder in den Mittelpunkt schieben kannst. (Sorry, übermüdet nur noch Blödsinn.)

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@sid: kein Blödsinn! Ja, der Wille ist wichtig. Und Mut. Und irgendwie das Wissen, wie jetzt die Schritte in die richtige Richtung sind. Schlaf gut, sid, und träum was ganz wundervolles :-)

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Fahr hin, sei wie Dir ist und nicht, wie Du denkst, sein zu müssen. Sei Du selbst.

Ich drück Dich!

Und nein, Du magst vieles sein aber sicher kein sozial inkompetentes Wesen. Ich behaupte das ein Stück weit beurteilen zu können, ich war (zu) lange mit einem Soziopathen zusammen.

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@sid: ich nehme es mir jedenfalls fest vor, und hoffe dass ich nicht in letzter sekunde kneife.
sozial inkompetent bin ich nicht, jedenfalls meistens ;-) vor allem als diejenige, die gute Laune in der Arbeit verbreitet und lustigen Smalltalk führen kann, das funktioniert alles prima. Ich bin die, mit der man eine gute Zeit haben und feiern kann. Ab und zu kotz ich auch mal ab, aber nie auf eine Art und Weise, bei der man ein psychisches Problem bemerken könnte. Vielleicht etwas krasse Emotionalität, aber sonst..

Aber den Rest von mir sehen nicht viele. Und momentan traue ich mich nicht einmal diesem Rest das Ausmaß meines Zustands zu erzählen.

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Guter Plan. Wenn alle Stricke reißen, kannst Du noch immer absagen oder Dich vorzeitig verdrücken.

Verstehe, was Du meinst.

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Wieder mal macht mir das Lesen Gänsehaut.

Angst vor dem Rausgehen, Angst vor Ablehnung, Vermeidung von Nähe, Angst vor dem Verlassenwerden - diese Entsetzlichkeiten kenne ich so gut. Und auch die harsche Selbstkritik, die daraus resultiert und einen herunterdrückt bis hin zum existenziellen Kern.

Deine Geschichte ist wie meine eigene. Auch meine Eltern trennten sich, als ich sechs war. Und gingen über die Situation ihres Kindes hinweg mit dem lapidaren Satz "Die ist noch so klein, die kriegt davon nichts mit!" Und wie Du reagierte ich auch mit Rückzug, auch ich ließ nur die Spitze meines Eisberges sehen, schloss mich in mein Inneres ein und misstraute und befürchtete und entwickelte einen vorauseilenden Gehorsam, um jeder neuen Möglichkeit des Verlassenwerdens (schließlich lag es ja an mir!) zuvorzukommen.

Es ist wirklich furchtbar, wenn man zurückgeschleudert wird in das Fühlen dieses kleinen Kindes, das man damals war. Wenn man wieder mit hängenden Armen dasteht und machtlos ist und unendlich einsam. Und daran auch mit aller Kraft und allem Willen nichts ändern kann.

Letztlich bleibt nur, dieses Kind, das da ist, anzunehmen. Ich habe mich lange dagegen gesträubt und die eigene Schwäche und Verletztheit, die Einsamkeit und Traurigkeit zutiefst verachtet. Hätte man mir erzählt von einem anderen Kind, das all dieses erlebt und überlebt hat, dann hätte ich ganz selbstverständlich Mitgefühl aufgebracht und Bewunderung dafür, dass dieser kleine Mensch das durchgestanden hat. Aber im Rückblick auf mich selbst konnte ich das nicht. Ich hab's abgebügelt, genau wie meine Eltern. Der kleinen Person harsch an den Kopf geworfen "Ach, da war doch nichts!", so wie ich es von meinen Eltern gelernt habe. Wenn man die eigene Vergangenheit derart mit Missachtung straft (und mir war ja nicht mal klar, dass ich das tat), dann kappt man seine eigenen Wurzeln. Dann wiederholt sich die Geschichte.

Insofern wundert mich nicht, dass in Dir die Angst aufkeimt, so zu werden wie Deine Mutter. Ich nehme an, dass das, was Du bzw. das Kind von damals im Kontakt mit ihr erfahren hast, ausschlaggebend war für das, was Du heute fühlst. Sie hat ihre Haltung weiter transportiert, vielleicht, ohne es zu wollen und zu wissen. Und jetzt bist Du an einem Ort, der für Dich kein Zuhause ist, Dir fehlen Menschen, die Dir Halt geben, Deine Mutter ist für Dich als Mutter unerreichbar - da finde ich, dass es überhaupt kein Wunder ist, wenn diese Gefühle von Angst, Misstrauen und Einsamkeit wieder hochkommen.

Dagegen hilft auch das beste Ablenkungsprogramm nicht. Ich weiß gar nicht mal, was wirklich hilft. Ich glaube, sich damit auseinanderzusetzen ist ein lebenslanger Prozess. Ich kann gut nachvollziehen, dass Du die Nase vom Leiden und Denken voll hast. Man wünscht sich halt manchmal, dass einfach alles einfach wäre.

Aber keine Angst, Du wirst nicht 50 darüber. Dazu bist Du viel zu reflektiert, dafür ist in Dir viel zu viel Bewegung und Erkenntnis über Deine wunden Punkte. Vieles ist eine Frage der Zeit und des Ausmaßes und der Qualität der Hilfe, die man erhält und annehmen kann, aber wenn die Rahmenbedingungen stimmen, dann kann sich innerhalb einiger Monate viel Lebensveränderndes ereignen. Manchmal braucht es gar nur Sekunden der Erkenntnis. Du bist in der Lage, Hilfe anzunehmen, und das ist viel mehr, als manch anderer Mensch kann. Du bist in der Lage, hinzuschauen und anzunehmen.

Daher habe ich irgendwie die Gewissheit, dass Du es schaffst.

Ich schick Dir noch ein Reserve-Knicklicht.

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@sturmfrau: danke, dass du an mich glaubst. und für die ganzen lichter, deine kommentare sind ganz große knicklichter. ich hoffe, dass ich auch irgendwann zu dieser gewissheit komme.

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Das alte Ich? Das gibt es nicht mehr. Es ist gewachsen, hat sich verändert.
Und es gibt Zeiten in denen man an sich selbst genug hat. Das ist nichts Schlimmes, ist nicht krank. Es reift etwas Neues. Das heißt aber nicht, dass man ab und an auf Feste geht. Man darf nur nichts erwarten, von anderen nicht, von sich nicht. Sobald man Erwartungen hat , getröstet zu werden, den Mann des Lebens zu treffen, dann wird das nichts.
Einfach das Leben auf sich regnen lassen, dann wird das wieder.
(und dass ich meiner Mutter ähnlich bin, erschreckt mich immer wieder. Aber ich hab den Vorteil, dass ich es sehe, und ihre Fehler nicht mache)
Kopf hoch und ab nach Mannheim.So.

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@croco: warum fühlt sich das dann so real an, dieses alte Ich? ich hoffe dass da etwas reift, aber spüren tu ich es nicht.

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Glaub einfach einer alten Frau :-)
Das alte Ich hatte es doch auch nicht so toll. Denk doch an die ganzen Dinge, die es fast erwürgt haben damals. Wenn Du stark genug bist für deine alten Blogbeiträge, lese sie nochmals durch. Und überlege dann, ob du das alten Ich so wiederhaben willst.

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Es ist nun einmal so, dass niemand zweimal in denselben Fluss steigt. Die Erfahrungen, die Du gemacht, die Gefühle, die Du gefühlt hast, haben sich eingeschrieben, und die Uhr zurückdrehen ist unmöglich. Binsenweisheiten, ich weiß.

Du kannst nur mit dem "arbeiten", was Du gerade hast. Du hast einen Haufen Schmerz und Einsamkeit, aber Du hast auch die Erinnerung daran, dass Du unbefangen und entspannt und in Dir zuhause warst. Diese Eigenschaften verliert man nicht einfach, die hast Du noch in Dir. Zu sagen "Ich will anders." ist in meinen Augen ein guter Anfang. Die nächste Frage wäre wohl, was sich ändern müsste, damit Du anders kannst.

Der Schmerz weist Dich auf Deine Probleme hin. Gäbe es ihn nicht, wüsstest Du nicht, wo Du suchen müsstest.

Im Übrigen kann ich mich croco nur anschließen. Wann immer ich aus dem Lesen alter Tagebücher und dem Blättern alter Alben wieder "auftauche", stelle ich fest, dass es trotz allem gut ist, in der Gegenwart zu sein. Leben kann man nur vorwärts.

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Ernsthaft: mir ist alles lieber als das jetzt.

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"Ich wünsch' mir mein altes Ich zurück."

Das ist wahrscheinlich irgendsoein zutiefst menschlicher Schutzreflex, rückblickend überwiegend die allerbesten Dinge wirklich präsent zu haben/fühlen.

Das Schmerz- und schlechte-Erlebnisse-Gedächtnis ist eine verrückte alte Kuh. Dreht sich die Welt, wie sie sie grade braucht. Wenn's um alte Ichs und dergleichen geht, war früher alles besser, auf der anderen Seite ist sie 'ne Kuh mit 'nem Elefantengedächtnis, die jede Unebenheit aus frühester Kindheit gespeichert und sanktioniert hat.

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hmhmhm... das mit ehe und kindern kenn ich. ich zähle die falten in meinem gesicht und frage mich... ob da eine person ist, die mal VERBINDLICH sein kann. die nicht fünf frauen neben mir fürs ego braucht und mich zu einer von vielen geliebten macht. die sich nicht vollkokst und unzurechnungsfähig ist und das kind genauso erzieht. ob da jemand sein wird, der mich nicht als zweifrau zu einer ehefrau will. jemand, der mich nicht nur als anhängsel und helferlein im hintergrund will, um seine eigenen ziele durchzudrücken und gleichzeitig seine komplexe an mir auszulassen.

ich halte das für normal, muss mir aber immer wieder anhören, ich sei viel zu anspruchsvoll. aber gott, dann bin ich es eben. irgendeinen ficker mit pulle im hals gibts an jeder straßenecke.
ich will nicht alles, aber ich will mehr.

vermutlich gibt es niemanden, der mir entspricht. ich versuche mich mit dem gedanken anzufreunden, dass ich alleine bleiben werde. aber das ist mir dann lieber als zweisam einsam wie in den festen beziehungen zuvor.

ach, und zurück gibt es nicht. man kann nur versuchen, die weichen auf dem kurs nach vorn richtig zu stellen und nicht in den gegenverkehr zu rasen.

im übrigen: allein so vom mitlesen habe ich nicht den eindruck, dass du früher woanders so viel glücklicher warst. in der retrospektive wirkt vieles rosarot, was es dann aber nicht war.
und: man nimmt sich immer selbst mit. in den nächsten job, in die nächste stadt, in die nächste beziehung. fuck, da gibt es kein entrinnen.

im moment habe ich auch das gefühl, die menschen hassen zu müssen. ich empfinde v.a. männer als grundlegend defizitär (also fallsdu es tatsächlich ernst nimmst, was dir so ein vollspacke erzählt, um seine komplexe zu überspielen: ich sag das sehr generell über einen sehr großen teil der männerheit ;)).

mein ziel ist es, die nächsten jahre beruflich mal aus dem hellroten bereich herauszukommen und dann werde ich vielleicht ein kind haben. ohne vater. die dreckswichser hauen eh alle ab. ich denke aber, ich werde eine gute mutter sein.

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@c17: das mit der partner-geschichte ist so eine sache. ich für mich bin mir nicht klar, inwiefern ich allein dadurch, wie ich bin und wer ich bin, nicht dazu beiträgt, dass es eben nicht die bindungsfähigsten und verbindlichsten sind. vielleicht bin ich einfach nicht soweit. klar geb ich nicht viel darauf was vollspacke erzählt um seine komplexe zu überspielen, das war nämlich wirklich sogar für mich mal sehr offensichtlich, wer da das größere problem hat. aber in einigen dingen weiß ich, dass ein funke wahrheit liegt (aber sicher nicht darin, das dermaßen aufzubauschen und hochzuschreien und als einziges problem hinzuhalten um bloss nicht auf die eigenen unfähigkeiten blicken zu müssen.. das war echt sehr traurig, was der da zum teil abgeliefert hat).

ich war in mannheim anders glücklich. Gefühlt schon glücklicher, ich war jedenfalls aufgehoben. da hatte ich auch einsame stunden, vor allem am anfang, es hat ja lange gedauert bis ich dort ankam. aber letztendlich war ich da dann sehr verwurzelt, und ich bin nicht die sorte baum, die beim umpflanzen einfach sofort neu wurzeln schlägt. und ich muss aufpassen, dass ich zumindest damit anfange, sonst sterb ich ab, und das ist das, was ich gerade fühle.

mein firmenumfeld (wie gesagt, nicht die tätigkeit, aber die menschen, die ich dort um mich hatte abgesehen von vor allem einem vereinzelten vollhorst) und mein privatleben dort haben unheimlich viel von dem kompensiert, was mit meiner Mutter abläuft. Ich hatte das Gefühl zu Hause zu sein. Eine Familie zu haben. Deswegen ist mir der Wegzug ja auch so unglaublich schwer gefallen.
Klar schleppt man sich selbst überall mit hin, aber es gibt Lebenssituationen, die das, was man nicht beeinflussen kann, erträglicher machen, und es gibt Lebenssituationen, die das Gesamtbefinden noch blöder machen. Und das hier ist definitiv zweiteres.

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