Dienstag, 1. Oktober 2019
Ich weiß ich wiederhole mich, aber zwischenmenschlich ist das ein abartig anstrengendes und trauriges Jahr. Emotional bin ich sehr erschöpft.

 
Den schlimmsten Spruch finde ich: Beziehung ist Arbeit.
Fühl Dich umarmt. Von wem oder was auch immer.

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Gehört doch auch dazu oder nicht?

Die Leute, die sofort die Segel streichen, wenn es "etwas anstrengend wird", sollten andren den Gefallen tun, gleich gar keine Beziehung anzufangen.
Kein Mensch ist einfach, noch komplizierter wird es zu zweit - ich finde nichts verkehrt daran, wenn man sich ab und zu damit auseinander setzt.

Es sei denn, es liegt einem nichts an der Beziehung. Dann aber eh besser, nix als weg.

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Dann ist auch Sex Arbeit. ... Nein, natürlich nicht! Das ist eine Metapher, die man sich aus anderen Bereichen geholt hat (Physik, Wirtschaft). Wer dem anderen begegnet, tue das mit Liebe, Offenheit und Willen.

Wenn man mich verlassen würde, wäre das Letzte, dass ich unterstellen würde, mangelnder Arbeitswille.

Ich kenne so reine Arbeitsbeziehungsphasen. Mit dem erschreckenden Resultat, dass der Andere ersatzbar ist wie ein WG-Bewohner. Und auch Beziehungsarbeit kenne ich, mit dem Resultat, dass man sich dem eigentlichen Bedürfnis immer mehr entfernt. Funktioniert wie eine Maschine, aber man ist tot, unehrlich und man macht sich selbst etwas vor.

Mein Weg ist eine viel größere Offenheit für andere Menschen. Vor allem, sich nicht zu sehr oder ausschließlich mit anstrengenden Menschen beschäftigen, die konsumieren einen und saugen einen nach Eigenbedarf aus. Ich musste lernen, da knallharte Grenzen zu ziehen, und trotzdem weiterhin gleichzeitig mein Herz zu öffnen.

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Also doch auch Arbeit.

Und ja - guter Sex ist auch Arbeit. Schlechter.. hmm.. da spart wohl einer an der Arbeit ; )

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So gesehen ja.

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Habe jetzt lange über den bzw. die Kommentare nachgedacht. Über den Begriff "Arbeit". Empfinde das Thema als so komplex (vielleicht bedingt durch die ganzen Situationen die ich dazu dieses Jahr hatte), dass ich das Gefühl habe, es besteht in digitaler Form die Gefahr von Missverständnissen. Und glaube ich habe vielleicht auch nicht ganz verstanden, worauf du hinaus willst mit dem Arbeitsbegriff, lagerfeuerromantik?

Ich versuche es mal mit Sprechdenken, so ganz konkret weiß ich auch noch nicht, was ich dazu sagen will oder kann. :-) Fällt mir zur Zeit so schwer klare Gedanken zu diesem Thema zu fassen.

Arbeit ist vermutlich ein negativ behafteter Begriff, wobei ich selbst finde, dass Arbeit ja auch Spaß machen kann. Aber es schwingt meistens vielleicht etwas mühseliges mit.

Manchmal weiß ich gar nicht so genau, was mit Beziehungsarbeit gemeint ist. Wo fängt das an, wo hört das auf? Ist eine Anstrengung immer Arbeit? Momentan frage ich mich auch, ob es bei mir in einigen Beziehungen nicht deswegen so anstrengend ist, weil die Arbeit oder die offene Auseinandersetzung ausbleibt. Wobei auch ich das nicht auf "mangelnden Arbeitswillen" zurückführen würde. Sondern auf Unvermögen, vermutlich auch nicht einseitig, sondern in genau eben jener menschlichen Konstellation begründet, in der man da aufeinander trifft.

Jeder hat seine Päckchen, die er in Beziehungen mitbringt. Das finde ich erstmal nicht nur normal, sondern begrüßenswert, denn ich mag Menschen mit Ecken und Kanten, Menschen die schon was erlebt und gespürt haben, die kämpfen mussten und denen nicht immer nur die Sonne aus dem Allerwertesten scheint. Das macht sie menschlich, nahbar, und ermöglicht mir auch selbst menschlich und nahbar zu sein. So eine Offenheit begünstigt sich ja dann auch gegenseitig, und so entstehen für mich ganz tolle Begegnungen und Beziehungen.

Schwierig wird es für mich auf Dauer (!) da, wo diese Päckchen sich auf die Beziehung / Kommunikation derart auswirken, dass sie keine Konfliktbewältigung ermöglichen. Es gibt meiner Meinung nach keine nähere zwischenmenschliche Beziehung ohne Konflikt. Ich mag Konflikte nicht, aber sie sind nun mal da, und was ich nicht kann, ist sie unter den Teppich kehren.

Ist es Beziehungsarbeit, sich über so etwas auseinanderzusetzen? Über unterschiedliche Wahrnehmungen und Sichtweisen? In der einen Beziehung habe ich mir den Arsch daran abgearbeitet, die andere Seite auch, aber wir kommen auf keinen Nenner. Das ist dann OK, und damit kann ich leben, auch wenn das bedeutet dass man dann besser getrennte Wege geht. Kommt vor. In einem anderen Fall gibt es diese Auseinandersetzung nicht. Da wird dann Scheisse geschmissen, der Kontakt abgebrochen, und dann - wenn ich denn entschließe mich der anderen Person wieder zu nähern (in die andere Richtung geschieht die Annäherung grundsätzlich nicht, so wurde auch mal gesagt, dass sie das nicht kann) - nicht mehr darüber gesprochen. Das wird ausgesessen. Sobald ich das Thema anschneide, wird das ignoriert oder mit Schweigen beantwortet.

Auf Dauer kann ich letzteres nicht. Ich kann auch nicht immer wieder die sein, die sich annähert, vor allem dann nicht, wenn keinerlei Reflexion und Austausch über das Vorgefallene stattfindet. Dass die andere Seite dann billigend in Kauf nimmt, dass eben kein Kontakt mehr besteht, belastet mich. Und, dass es sich für mich völlig ungeklärt anfühlt. Eine offene Baustelle, die auch im Nicht-Kontakt Energie absaugt.

Phu jetzt hab ich mich verloren, irgendwo im Getippe.

Was wollte ich sagen.

Wenn eine Seite ihre Päckchen nicht reflektiert bekommt und sich immer wieder gleiche Schleifen wiederholen. Dann kann ich das nicht. Und ich finde, ich kann echt viel tragen.

Den Ansatz, den du in Begegnungen verfolgst, habe ich auch versucht mir zu eigen zu machen, in den letzten Monaten. (noch) Mehr Offenheit. Für Andersartigkeit, für Verletzungen, für Päckchen. Andererseits triggern manche Verhaltensweisen derart meine eigenen Päckchen, dass das für mich ab einem gewissen Punkt nicht mehr machbar ist.

Und dazu gesellt sich dann die Frage: wieviel bringe ich in diese Situationen mit? Was davon bin ich? Was der andere? Darauf gibt es natürlich keine eindeutige Antwort. Und das empfinde ich auch als wahnsinnig anstrengend. Die immer wiederkehrende Konfrontation mit meinen Dämonen/ Päckchen in diesen Situationen. Und meine (zum Glück abnehmende) Tendenz dazu, das ganze Geschehen mir selbst zuzuschreiben. Kognitiv und emotional sehr anstrengend für mich, diese Auseinandersetzungen mit der Situation und mir selbst.

So äh.. keine Ahnung ob das jetzt irgendwie Sinn macht was da steht. Aber ich speicher mal.

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Das macht ganz viel Sinn :)

Was ich da so anstrengend finde, sind Gefühle. Wut, Enttäuschung, Frust. Bevor man sich da an die Arbeit macht, ist die Frage: Was genau und konkret macht einen wütend? Was genau ist unerfüllt? Was sind die Erwartungen und damit die wichtige Frage:

Was will ich eigentlich von dem anderen? Was will ich mit ihm teilen?

Ich weiß zum Beispiel, dass mein Wunsch nach Gemeinsamkeit und Nähe und Verständnis seine Grenzen hat. Das kann total verletztend sein. Aber es gibt auch die anderen Momente. Wenn also in einer gewissen Zeit viele verschiede Bedürfnisse und Stimmungen vorhanden sind, dann kann man auch Geduld entwickeln. Wenn es aber ein Jahr lang nur darum geht, dass die Geschirrspülmaschine falsch eingeräumt wird, dann würde ich an einer Trennung arbeiten, aber nicht an der Beziehung.

Und diese Dämonen und Päckchen, die müssen auch konkret formuliert sein, ich halte sie für extrem wichtig. Wenn die nicht ins Leben integriert sind, belasten sie einen immer wieder. Das ist anstrengend. Ist es möglich, diese Päckchen zu kultivieren? Kann man ihnen ein buntes Mützchen stricken und ein rosa Schleifchen umwickeln? Oder würdest Du lieber stattdessen ein Kettensägenmassaker anrichten?

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