Montag, 10. Mai 2021
Ich lese im Bett als um etwa 9.30 Uhr das Telefon klingelt. ?Bist du zu Hause?? fragt LeSchwe. ?Ja ähhh warum?? ?Na dann komm mal vor die Tür!? Dezent verdattert werfe ich mir etwas über, schnappe mir eine Maske, renne die Treppe runter, und ? da steht sie. Wir setzen unsere Masken auf (beide zumindest FFP2), rennen uns entgegen und fallen uns in die Arme. Während wir uns im Arm halten weine ich vor Freude, es kommt einfach so. Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen.

Es ist völlig surreal im Hof vor der Scheune neben ihr in der Sonne auf der Bank zu sitzen, sie am einen Ende, ich am anderen. Wir schauen uns an und sind fast etwas befangen. Mir ist das neulich schon bei einem Spaziergang mit einer anderen Freundin aufgefallen: ich roste irgendwie ein im persönlichen zwischenmenschlichen Kontakt, die plötzliche Nähe ist so ungewohnt, die Situation überfordert mich fast. Vielleicht ist das für Menschen, die mit anderen zusammenleben, nicht so kurios. Ich wünsche mir sehr, dass Begegnung bald dauerhaft wieder anders möglich ist, denn ich mag das gar nicht, wie sich das anfühlt, und was das mit mir macht. Ich sehne mich so sehr nach Nähe, seit vielen Jahren, und habe doch teilweise so Probleme sie zuzulassen. Da haut diese Pandemie auf eine sehr komische Art und Weise in die Kerbe, sowohl was das Sehnen angeht, als auch die Schwierigkeiten beim Zulassen.

LeSchwe war am Wochenende bei ihrer Mutter, die hatte Geburtstag, und gerade war sie auf der Rückreise nach Österreich. Ich bin so froh, dass sie hier kurz vorbeigeschaut hat. Wir quatschen, sie schaut sich meine Butze an (wieder beide mit Maske) und sagt der Katze Hallo (Katze ohne Maske aber total entspannt, kam sogar aus ihrer Höhle, sie freut sich vielleicht auch über jedes bekannte Gesicht). Und dann ist sie auch schon wieder weg. 20 Minuten Seelen-Akku aufladen.

Am Abend bereite ich für meine Mutter Salat und Spargel mit Kartoffeln zu, während sie auf ihrer Terrasse die laue Luft genießt. Wir essen gemeinsam und trinken Hugo. Seit langem, sagt sie, hat sie nicht mehr so gut gespeist, mit geschlossenen Augen lässt sie sich den Spargel auf der Zunge zergehen. Sie selbst hat keine Energie und Kraft sich ein richtiges Essen zuzubereiten. Da gibt es oft schnelle oder kalte Küche. Dazu kommt, dass ihr (Zähne)Provisorium nicht richtig sitzt, zum Glück kann sie heute alles gut beißen oder zutzeln. Es war heute richtig schön mit ihr. Man merkt, wie gut es ihr tut in Gesellschaft und endlich wieder draußen zu sein.

Heutiger Ausblick aus dem Liegestuhl am Nachmittag:


~ The Beatles - Here comes the sun


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