Montag, 17. Oktober 2022
Meine Mutter hat uns eine Mail geschrieben, dass sie inzwischen ihre Unterlagen von der Sterbehilfe-Organisation erhalten hat. Sie fände es gut, wenn mein Bruder und ich auch Unterlagen beantragen, damit jeder sie hat.

Ich glaube, ich möchte das nicht. Ich weiß noch nicht genau, in welcher Form und welchem Umfang ich das begleiten möchte. Ich weiß meine Grenzen noch nicht. Ich merke nur, dass das ganze Thema sehr komplex ist. Da ist Wut, auch über Vergangenes, Trauer, Entsetzen, Ratlosigkeit, trotzdem auch Verständnis. Und es nervt mich. Sie nervt mich.

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Schon seit längerem möchte ich gerne eine bestimmte Sportart ausprobieren. Heute über den Hochschulsport dafür angemeldet. Ich bin sehr gespannt und habe auch Schiss davor. Dass mir da völlig das Talent fehlt. Aber mal ausprobieren geht ja. Im schlimmsten Fall gehe ich dann einfach nie mehr hin.

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Berlin war gut. Jetzt aber froh, wieder zu Hause zu sein.

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Am Dienstag treffe ich das erste mal einen Teil meiner direkten Kommiliton*innen. Bin ganz schön aufgeregt. Hoffe sie nehmen mich Oldie gut auf.

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Montag, 26. September 2022
Um 24 Uhr endet die Seminarwahl für das kommende Semester. Die Qual der Wahl. Ein Luxusproblem, aber ein Problem, auch hinsichtlich der zeitlichen Gestaltung (im Hinterkopf, dass irgendwie auch Broterwerbszeit eingeplant werden muss), Prüfen möglicher Überschneidungen, etc. Ewig nochmal rumgefummeln und hin- und hergeschoben. Soweit sollte es jetzt passen. Hoffe, vor allem meine Prios 1, 2 und 3 zu erhalten. Freude Freude Freude, dass es bald losgeht.

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Sonntag, 25. September 2022
Gestern begegne ich auf dem Klimastreik zufällig zwei Damen (Ü60 bzw. Ü70) aus der Meditationsgruppen. Schließe mich ihnen spontan an, was für eine schöne Gelegenheit, sie besser kennenzulernen. Meine Generation erscheint mir als sehr streikfaul, vielleicht aber auch einfach sehr beschäftigt. Allgemein hat sich das Publikum verändert. Gestern sind weniger Schüler:innen da als vor Corona, dafür ein paar mehr Studierende, ein paar Mütter und Väter mit Kindern, dann eine ziemliche Alterslücke, und schließlich Ü60. Die Veranstalter:innen freuen sich über ca. 3.000 Teilnehmende. Auch wenn das zu erwarten war, bin ich enttäuscht. Wir waren mal über 8.000.

Nach der Demo gehe ich kurz einkaufen, dann zurück zum Schloss (Demo-Startpnkt), um mein Fahrrad zu holen. Während ich das Fahrradschloss aufschließe, nähert sich mir ein Mann mit einer Größe von ca. 1,50 - 1,60 Meter.

Er spricht mich an: "Eine so schöne Frau. Schöne Frau sind Sie." Ich bedanke mich höflich, fummel mit Schloss und Fahrradkorb rum und will weg. Es ist inzwischen fast 20 Uhr und schon fast dunkel. Auf dem Schlossplatz sind sonst keine Menschen. "So schön, wirklich, gefällt mir sehr gut." Mir wird mulmig und ganz heiß. "Sie könnt ich gut vernaschen. Das wäre was, das würde mir richtig gut gefallen." Er nickt, wie zur Anerkennung, bleibt dabei körperlich distanziert.

Mir ist krass unwohl. Vor allem, weil mir einfach überhaupt nichts einfällt. Ich stotter wahllos Silben vor mich hin, die keinen Sinn ergeben, und bin einfach nur perplex. Er redet weiter. "Mit Ihnen würde das auch gut im Stehen gehen." Anstatt dass mein Gehirn endlich eine hilfreiche Abwehr ersinnt, denkt es nun krampfhaft darüber nach, wie zum Geier das kopulieren mit meinen 1,80 und seiner Größe funktionieren soll. "Ich lecke nämlich sehr gern."

Alles, was da endlich aus mir rauskommt ist: "Mach das niemals mit einer anderen Frau." Dann steig ich aufs Rad und fahre weg. Er ruft mir noch "Einen wunderschönen Abend Ihnen!" hinterher. Ich bin ratlos, was ist los mit mir, warum traue ich mich nicht laut zu sagen: halts Maul und verpiss dich! Oder sowas wie: "Ja, lecken - am Arsch lecken kannste mich!!!!" Hab ich Angst, er wird gewalttätig?

Ich schäme mich ob meiner Ohnmacht und fühle mich besudelt.

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Mittwoch, 14. September 2022
Leider kein Traum: Mama möchte sterben. Naja eigentlich nicht wirklich, aber sie möchte frei von Leid sein. Niemandem fällt noch eine Behandlungsoption ein, die sie nicht verweigert. Ihr fällt nur noch Suizid ein.
Das Thema trifft mich nicht so hart wie damals, als es zum ersten mal aufkam. Nun klingt sehr viel ernster, konkreter. Wenn sie darüber spricht, blüht sie auf. Ich habe (noch?) keine Worte. Aber Angst. Wir probieren es über Dignitas. Das ist mir immer noch lieber als, ich zähle ihre bisherigen Abwägungen auf: Tabletten, Zug, Mähdrescher (wtf?), Aufhängen. Wie ich das so hier her schreiben kann. Neulich habe ich diesen Artikel über Neuropolitik gelesen. Sehr spannendes Thema. Da ging es unter anderem um Dehumanisierung. Etwas, das wir alle immer wieder tun. Ich momentan vermutlich sehr. Und immer dann, wenn ich dahinter meine Mutter, meine Mama erkenne, bleibt einfach nur nacktes Entsetzen.

K. ist im Hospizverein und kennt jemanden, der seine Mutter ebenfalls auf einem solchen Weg begleitet hat. Sie versucht den Kontakt klar zu machen. Ich brauche... Hilfe.

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So gut wie pleite, und trotzdem Sylt gebucht. Oder gerade deswegen? Meine Stammunterkunft hat sehr vernünftige Preise. Geradezu unglaublich gut, für diese Insel. Und bevor der Wahnsinn mit Doppelbelastung Mitte Oktober nach einem guten Jahr Pause weitergeht, und nach diesen ganzen wahnsinnigen und zum großen Teil auch wahnsinnig anstrengenden Erlebnissen der letzten 1,5 Jahre, mag die Seele rauhe Seeluft tanken. Direkt von der Insel dann nach Berlin, N. verteidigt ihre Dissertation. Freu mich wie Bolle auf diese Ausflüge - und den Start des Masters.

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Samstag, 10. September 2022
Mein Bruder und ich telefonieren, unterhalten uns über unsere Mutter. Er hat gerade die zwei Kids ins Bett gebracht. Momentan ist er allein mit ihnen, die Mama ist ausgeflogen. Während wir sprechen, fängt die Kleine an zu weinen. Er geht hoch ins Kinderzimmer. Ich frage, ob ich später noch mal anrufen soll. Nein, sagt er, bleib doch kurz dran. In Ordnung. Ich sitze bei meinem Vater auf dem Sofa, eingemummelt in eine rote Wolldecke. Die Heizung rauscht leise, die Küchenuhr tickt, ansonsten ist es still. Durchs Telefon höre ich die intime Ruhe, die ich schon öfters bei Freund:innen erlebt habe, wenn sie ihre Kinder beruhigen und in den Schlaf begleiten. Ich höre, wie mein kleiner Bruder Papa ist. Völlig unerwartet bin ich unglaublich berührt. Sitze da, lausche mit gespitzten Ohren, fühle eine Ganzheit und für den Moment ergibt alles Sinn, alles. Vielleicht ist es manchmal so, wenn man selbst Kinder hat. Die Minuten vergehen. So sitze ich da, Tränen laufen mir übers Gesicht, und ich fühle mich meinem Bruder und seinen Kindern ganz nah. Irgendwann flüstert er fragend meinen Namen. Ich flüster "ja", er entschuldigt sich, und ich teile mit ihm, wie ich diesen Moment erlebt habe.

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Dienstag, 23. August 2022
Gefahrgutaustritt.
Es ist gerade etwas aufregend. Ziemlich nervös wurde ich bei den Sirenen. Ich hoffe, es ist keine weitere Evakuierung nötig. Sobald sie noch ein bisschen ausweiten, bin ich vermutlich mit betroffen. Schon etwas weird, dass keiner sich so wirklich über die Substanz äußern will. Manchmal ist von Flüssiggas die Rede, aber Polizei und Stadt machen z.B. keinerlei Angaben. Es hat jedenfalls übelst gestunken, ich radelte von der Post nach Hause, die Stadt apokalyptisch verstopft, Straßen gesperrt, Polizisten, Hubschrauber, Feuerwehr ohne Ende, Rotes Kreuz. War ein komisches Gefühl dahin zu fahren, wo die meisten weg wollten/sollten. Hoffentlich gehts glimpflich aus.






Samstag, 20. August 2022
And the winner is...
Das hier habe ich gestern getippt:
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Je mehr Tage vergehen, desto quälender wird das mit der Entscheidung. Nun habe ich herausgefunden, dass das, was für mich HD sehr attraktiv gemacht hat, nicht mehr ganz so gegeben ist. Bisher gab es hier auch psychodynamische Lehrinhalte. Diese Therapeutin ist nun nicht mehr da. Man versucht zwar, wieder jemanden aus TP einzustellen, aber wann und wie das passiert, ist unklar.

Das Hauptproblem mit Heidelberg ist, dass ich mir und meinem inneren Kind seit Monaten erzähle, dass wir spätestens im Oktober hier weg sind. Seit langer Zeit möchte ich hier nicht mehr wohnen, daher auch das Umsiedeln in die Heimat letztes Jahr. Das hatte mir so gut getan, auch die unmittelbare Nähe zur Natur. Hier empfinde ich alles als vollgestopft und furchtbar zersiedelt. Klar ist Heidelberg nicht Mannheim, aber es gehört für mich in das Rhein-Neckar-Gebiet, ist für mich wie erweiterter Landkreis Mannheim, hat das gleiche schreckliche Klima und ... es macht mir einfach Bauchschmerzen. Es ist, als hätte ich ich die ganze Zeit selbst verarscht mit: bald bin ich hier weg.

Jetzt versuche ich seit zwei Wochen, eine WG/ Zimmer im Umkreis von HD zu finden, näher am Grünen. Es ist eine Vollkatastrophe. Und ob ich dann 600 Euro, also nur 150 Euro weniger als hier all in (inkl. Strom, Heizung, Internet) für ein 22 Quadratmeterzimmer ohne Balkon in einem privaten Wohnheimzimmer, oder 500 - 600 Euro für ein WG-Zimmer in nicht völlig marodem Zustand zahlen möchte, wenn ich weiß, meine schöne Wohnung bleibt bewohnbar und ist sehr energieeffizient - i don't know! Gerade bei WGs werden oft nur Menschen bis 30 gesucht, und auch ich möchte nicht mehr mit Partyvolk eine Wohnung teilen. Ab und an finde ich Berufstätigen-WGs, aber da sind dann entweder Raucher, oder nur Männer (ne sorry) oder das Zimmer kostet 700 Euro. Und während all dem kauert sich meine Kleine in mir zusammen und traut sich kaum zu sagen: du wir wollten hier doch weg, was soll das denn jetzt alles? Es tut weh.

Daneben bleibt unbestritten, dass in HD einfach sehr wenig Forschungsmethoden zu lernen sind: super für mich, ich muss hart ackern für Statistik & Co., auch wenn ich es interessant finde - neben dem Beruf möchte ich das Studium aber so machbar wie möglich halten. Kacke, wenn ich doch noch mal irgendwann eine Diss schreiben will, weil ich mir dann alles, was die anderen Unis wie Potsdam oder Ulm umfangreich lehren an Methoden und Diagnostik, selbst irgendwie draufschaffen muss. Was machbar wäre. Und eine Diss steht ja überhaupt nicht in meinem Fokus, sondern die Ausbildung zur Therapeutin, und da brauche ich keine Forschungsmethoden in tiefem Umfang.

Dazu kommt: ich fühle mich hier f*cking lost. Ich weiß nicht, ob das vielleicht eher etwas in mir ist, das ich überall mit hinnehmen würde. Aber es fühlt sich ein bisschen wie verbrannte Erde an. In meiner Heimat z.B. hatte ich das letztes Jahr überhaupt nicht. Ich fühle mich da sehr gut aufgehoben, obwohl ich da weniger Leute kenne als hier. Aber etlicher Kontakt besteht hier mit Menschen, die nicht mehr oder noch nie zu mir pass(t)en. Ich habe mich hier verloren und bin dabei mich zu finden, und das was ich über mich lerne, passt nicht zu meiner Situation hier. Also: nicht alles. Ich habe hier zwei tolle Meditationsgruppen gefunden, eine davon tatsächlich in HD, die ist super. Und die S. ist auch ein feiner Kerl, aber wir sehen uns so so so selten. Ich mag meine Yoga-Lehrerin, und angesichts der Myome bin ich auch sehr froh, bei meiner Frauenärztin gut betreut zu sein. Und dann ist da auch der Therapeut.

Vielleicht erinnert mich hier auch alles zu sehr an Depression, an dysfunktionale, toxische Beziehungen, an Burnout und schädliche Arbeitsbegebenheiten. Daran, wie schwer es mir fällt, gut für mich zu sorgen. Und nun erkannt zu haben, dass eine volle, laute, wenig grüne Stadt nicht gut für mich sorgt, aber aufgrund rationaler Studieninhalte hier zu bleiben.. uff.

Jetzt wäre es mit ausreichend Geld gar kein Problem, in Heidelberg ganz wunderschön und naturnah zu wohnen. Das Geld habe ich aber nicht.
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Dann musste ich los, Verabredung zum Sushi.

Heute habe ich viel Zeit und Gedanken investiert in Arbeit mit meinen inneren Anteilen und eine Bewertungsmatrix. Außerdem hatte ich über soziale Medien noch Kontakt zu einer, die gerade den Master beendet. Es klingt wirklich toll, was sie schreibt, auch TP-Themen sollten nicht zu kurz kommen, selbst wenn diese eine Dozentin wegfällt.

Es sieht sehr nach Heidelberg aus. Also ja. Es ist Heidelberg. ?!?!?!?!?

Ich schlaf noch eine Nacht drüber. Aber dann... Die Immatrikulationsseite ist schon offen.

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Mittwoch, 17. August 2022
Absage Freiburg, Zulassung Chemnitz. Jetzt ist nur noch Landau offen. Da gingen die Bescheide schon raus, mein Status im Portal ist noch offen, vielleicht wegen Nachrückverfahren? Werde meine Bewerbung zurückziehen, Landau wäre keine Option im Vergleich zu den anderen.

Als ich die Publikationen auf der Potsdamer Seite durchging, sprang mich ein Name an. Den kenne ich, mit dem war ich mal im Skiurlaub. Er ist klinischer Prof an einer Uni und leitet ein Ausbildungsinstitut. Warum hab ich da nicht früher dran gedacht? Kurz vorgetastet, was er mir von den vieren (Jena, Ulm, Heidelberg, Potsdam) empfehlen würde. Er meinte, HD oder Potsdam.

Bei Potsdam aktuell noch unklar, ob die Zulassung erlischt. Der erste Kontakt dort konnte mir die Frage nicht beantwortet, das Ticket ist weitergeleitet.

Im Kopf manifestiert sich Heidelberg.

[Edit] Eben Rückmeldung aus Potsdam. Die Zulassung bleibt doch gültig. Hm.






Sonntag, 14. August 2022
Zulassung für Potsdam. Langsam kann ich nur noch lachen. Vermute aber, dass mein Anspruch auf den Platz verfällt, sobald ich sage, dass ich die klinischen Punkte aus den Nachholkursen nun doch nicht vorweisen kann. Trotzdem. Bizarr.






Donnerstag, 11. August 2022
Das war die bisher einzige und vermutlich auch letzte Therapiestunde, in der Meister Yoda mal mehr erzählt hat als ich. Es ging um die Master-Entscheidung. Er kennt sich mit den Unis, Profs und Instituten ziemlich gut aus, auch weil er selbst mal ein Ausbildungsinstitut gegründet hat. Er konnte nicht verhehlen, dass er ein großer Fan von Heidelberg ist, die Gründe leuchteten mir auch alle gut ein. Auch die Gründe, warum er insbesondere Jena nicht so bevorzugen würde.

In Kombination mit dem, was ich gestern mit der Studienfachberaterin in HD gesprochen hatte, verstärkt das meine Tendenz für Heidelberg. Heute Nachmittag spreche ich noch mit einer Freundin einer Kollegin. Diese Freundin hat wohl den klinischen Master in HD gemacht. Auf diesen Austausch bin ich sehr gespannt. Bisher habe ich noch keine ausführlichere Info oder Meinung ehemaliger oder noch Studierender erhalten, auch in den öffentlichen Social Media oder Messenger Gruppen zeigen sich die Leute ungewohnt maulfaul.

Parallel gestern Anfragen für Zimmer/ Appartements angestoßen. Das schwierigste in HD wäre wohl der Wohnungsmarkt.

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