Donnerstag, 8. Februar 2018
Gestern habe ich in der Arbeit I. zum ersten mal gesehen seit dem Vorfall. Wir haben seither nichts mehr voneinander gehört.

Sie war ganz frei, freundlich und zugewandt. Ich war irritiert weil ich so sehr davon ausging, dass das alles kaputt sei aus ihrer Sicht. Sie sagte Dinge die eindeutig darauf schließen ließen, dass sie das wohl nicht so sieht. Zum Beispiel als sie der Praktikantin erklärte, wie verrückt und wild und voller Insider es immer ist, wenn wir zusammen sind.

Etwas verwirrt ging ich aus der Arbeit. Am Nachmittag schrieb sie eine SMS, sie "Sensibelchen" habe das Geschehene nun für sich verarbeitet und für sie sei alles gut, und dass wir demnächst einen Kaffee trinken und reden können, wenn ich Zeit und Lust habe.

Vor Erleichterung weinte ich. Eine gewisse Ratlosigkeit und auch Skepsis blieben. Misstrauen eigentlich. Mir wurde klar dass für mich nichts verarbeitet ist, weil ich die ganze Zeit überhaupt icht einordnen konnte wo sie steht und wo wir stehen, und dass mich das verunsichert hat. Nein im Gegenteil. Ich dachte eben das Ding ist durch. Dass sie jetzt so locker damit umgeht als sei sie nur sensibel gewesen und jetzt ist alles gut, ist ganz komisch. Gut, irgendwie, aber komisch. Denn.. also. Ich weiß ich wiederhole ich, aber das was und wie sie mir da als Sprachnachrichten gesendet hatte, das war .. krass.

Ich antwortete ihr, dass ich mich sehr freue dass sie das fragt, dass ich aber auch Schiss habe, dass mich das wieder zu sehr aufwühlt und beschäftigt, dass wir es aber gerne wagen können. Wenn ich merke das Gespräch wird zu arg, könnten wir es ja nach meine Klausur und nach meinen Urlaub verlegen. Sie zeigte Verständnis, und sagte wir könnten auch direkt entspanni machen und nach dem Urlaub sprechen. Aber ich erwiderte, dass ich es gerne probieren möchte, weil sie mir fehlt.

Am Samstag sprechen wir dann wohl? Sie sehen, ich bin etwas ungläubig. Aber optimistisch.

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Montag, 22. Januar 2018
Summer moved on.
Einige Tage nachdem I. meine Karte erhalten hat, kommt eine Nachricht. "Hallo Oka. Deine Karte habe ich bekommen. Das Ganze ist mir offensichtlich unfassbar nahe gegangen und für eine Aussprache brauche ich noch Zeit. Ich muss das erst einmal sacken lassen. Von meiner Seite kannst du aber mit einem normalen Umgang im Büro rechnen. Ich weiß noch nicht wann ich das nächste mal komme."

"Ist I. verliebt in Sie?" ist die erste Frage des Theras, als ich ihm letzte Woche erzähle was passiert ist. Ich muss an Mascha denken. "Ich weiß es nicht, keine Ahnung, es war schon sehr intensiv zwischen uns." Ich erzähle von den anfangs sexuellen Avancen, auf die ich aber nie eingangen bin. Während ich rede spüre ich meine Wut, meine Wut auf I. weil sie mich einfach da hängen lässt nachdem sie mir so harte Sachen an den Kopf geworfen hat, meine Wut auf den Thera, weil ich den Eindruck habe, dass er mehr Verständnis hat für I.s Reaktionen als für meine auf I.s Verhalten. Wieso darf I. so wütend sein auf mich, aber nicht ich auf sie? Ich bin es, ob ich das darf oder nicht. Ich bin verletzt und wütend und versuche mir doch immer wieder zu sagen: großes Herz, I. hat großes Weh, bleib offen, sei zugeneigt.

Dieser Sommer, diese Achterbahnfahrten. Mit I., mit Quinten. Der anfängliche Rausch, das Berauschen am Leben, an I., am Sommer. Diese Nähe zu I. Als hätten wir unsere Puzzle gegenseitig komplettiert. Wie komisch, geht mir durch den Kopf, dass 'Nähe' nach 'Enge' klingt, sie aber durch bedingungslose Offenheit entsteht. Das Verliebtsein in Quinten, der Katzenjammer zwischen den Treffen. Qual und Verliebtheit waren sehr nah beieinander. Es war ein emotionaler Sommer, ein wilder Sommer. Ein guter Sommer. Quinten ist fort.

"Das ist nun kaputt", sagt der Thera, "das ist kaputt und es bleibt abzuwarten ob es überhaupt wieder eine Basis für eine Annäherung geben kann." Meint der das so, frage ich mich still, und kann mir die Antwort selbst geben weil ich es fühle, und weil es dem entspricht was I. mir gesagt hat, in der Sylvesternacht. "Warum machst du es kaputt? Du hast alles kaputt gemacht." I. ist fort.

Als mir meine Sommer-Affäre B. letzte Woche sagt, dass er nur noch bis Ende Februar hier als Berater eingesetzt wird und dann erstmal nicht mehr da ist, fühlt es sich an als würde sich die Tür zu diesem Sommer endgültig schließen.

"Ist es nicht schön, wie vielen spannenden Menschen wir immer wieder begegnen in unserem Leben?" Ja, sage ich und nicke, und ich mag es sehr wenn sie in mein Leben kommen. Aber sie gehenlassen, das fällt mir schwer.

~ Aha - Summer moved on


oh das hier ist auch wunderschön, und wie passend die Intro-Zeilen von Olav Rex.
~ Aha - Lifelines

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Donnerstag, 18. Januar 2018
Uff...

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Mittwoch, 10. Januar 2018
Meilenstein.
Meine Heimat, das bin ich.

~ Rone - Parade (Dominik Eulberg Remix)

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Donnerstag, 4. Januar 2018
Vom Enttäuschen.
Am 30.12. schrieb ich hier: "Gestern habe ich jemanden sehr traurig gemacht, dadurch dass ich zu meinen Bedürfnissen stand. Das ist schade, aber auch sehr gut."

Zu meinen Bedürfnissen hat einen Effekt gehabt, den ich nie für möglich gehalten hätte. Also bei der anderen Person. Einen furchtbaren. Ich weiß gar nicht so genau wie ich das erzählen soll. Vielleicht, weil ich gar nicht weiß wo ich/wir stehen.

Im Mai informierte mich I. darüber, dass sie und ihr Freund einen Flug über Sylvester gebucht hätten, nach Bar*celona. Es würden voraussichtlich auch noch einige ihrer alten Kommilitonen mitkommen. Ob ich denn auch Lust hätte? Klar, sagte ich, und frage auch die F., die auch gleich mit dabei war. Anfang Juni buchte ich unsere Flüge. Im Lauf des Juli war dann auch die Unterkunft für alle gebucht.

Irgendwann im Oktober sprang die F. ab. Da ihr Projekt Winterpause macht, fliegt sie komplette 6 Wochen im Dezember und Januar auf die Malediven. Schade, aber durchaus nachvollziehbar.

Anfang Dezember hatten I und ich dann eine Party, auf der ich betrunken ziemlich dämliche Sachen machte. Also nicht wirklich schlimm schlimm, aber dämlich und überflüssig, und es hinterließ ein Scheiss Gefühl bei mir. Dem ging ja ein anderer Alkoholexzess im Oktober voraus, als ich im Quinten-Wahn meinem Selbsthass freie Bahn ließ.

Seit dieser Situation Anfang Dezember kündigte ich I. an, dass ich mir nicht sicher sei, mit der Sylvester-Sache. Dass ich Parties und Alkohol für mich nicht als gut empfinde. Außerdem fühlte ich mich umso schlapper, je näher das Jahresende kam.

Für den Heiligen Abend hatte ich eigentlich ein gediegenes Programm geplant. Sehr spontan wurde das dann über den Haufen geworfen, ich berichtete, und das war auch gut so. No Regrets.

Was ich aber durchaus spürte, war das Misstrauen von I.'s Seite: "Oka feiert am Heiligen Abend, aber Sylvester will sie uns vielleicht absagen?"

I. hatte ich gesagt, dass ich einen Tag vor dem Abflug entscheiden werde. Ich hatte sogar noch mein Kleid aus der Reinigung geholt und einen Katzensitter besorgt, weil ich so unentschlossen war.

Letztendlich beschloss ich abzusagen. Aus sehr vielen Gründen. Leicht hatte ich mir die Entscheidung aber beim besten Willen nicht gemacht. Ich war gesundheitlich angeschlagen, bekam Ischias Mist (der leider immer noch da ist), fühlte mich unglaublich müde und ausgelaugt und wusste, dass diese Exkursion kein Spaziergang werden würde. Dazu saß und sitzt mir die Prüfung im Nacken. Stand 2. Weihnachtsfeiertag hing ich 2 Wochen hinterher, dabei war das Pensum eh schon straff geplant ohne große Puffer. Das Risiko, mich mit der Exkursion komplett schachmatt zu setzen und somit ggf. auch meine Prüfung zu riskieren, war mir einfach zu hoch. Ich wollte auch einfach allein sein, in Ruhe, meine Jahreswunden lecken. Endlich mal zurückgezogen. Nur mit mir. Ohne äußere Termine und Programme.

Das Telefonat war schwierig und phasenweise ziemlich hässlich, wie ich finde. Vermutlich von beiden Seiten. Sie warf mir die Weihnachtssause vor, und dass ich ihr doch nicht erzählen könne ich würde an Sylvester zu Hause sitzen, sie sieht mich schon am 1. und 2 Janaur rumjammern mit Kater. Der Tonfall war aggressiv und vorwurfsvoll. Sie nahm es komplett persönlich. Was mit ihr falsch sei. Warum sie nie lange Frauenfreundschaften hätte. Was sie falsch gemacht habe. Ich versuchte ihr zu erklären, dass das überhaupt nichts mit ihr zu tun hat, sondern mit mir, und dass ich mich fragen muss, wer mir an dieser Stelle wichtiger sei, sie oder ich, und dass das in diesem Moment eben ich bin. Sie meinte, dass ich doch nie wirklich vorgehabt hatte mitzufahren, das sei nur eine Laune gewesen, dann hätte ich mir gedacht, dass ich keinen Bock auf sie habe, dass sie mir zu blöd ist, usw., usw.. (klar, ich hatte von Anfang an vor mir an die 250 Euro ans Bein zu schmieren, die sind ja jetzt futsch).

Die Diskussion erinnerte mich sehr an Auseinandersetzungen, wie ich sie früher mit meiner Mutter hatte wenn ich auf meine Bedürfnisse beharrte. Deswegen reagierte ich sicher auch etwas empfindlich. Vielleicht darf ich an der Stelle auch nicht vergessen, dass I. 10 Jahre jünger ist als ich, und vielleicht (noch) andere Erwartungen an eine Freundschaft hat. Freundschaft bedeutet für mich jedenfalls nicht, alles zu tun um den anderen nicht zu enttäuschen, es bedeutet nicht sich selbst hinter dem anderen zurückzustellen, es bedeutet nicht, es dem anderen permanent recht machen zu wollen. Für mich war es eine Revolution eine solche Entscheidung zu treffen in dem Wissen, dass ich damit jemanden enttäusche. Aber ich dachte, eine Freundschaft hält das aus.

Sie adressierte in der Diskussion auch Punkte, die mit der Sache ansich überhaupt nichts zu tun hatten. Ich sprach das an und meinte, dass es doch gerade nur um die Sache geht, und dass da ja aber anscheinend noch mehr Themen sind, die für sie nicht passen, wieso sie darüber denn nie gesprochen hat. Das konnte sie auch alles gar nicht konkretisieren.

Ich hatte mich inzwischen gefangen und versuchte mit Engelsgeduld und mit großer Zuneigung meine Argumente immer und immer wieder vorzubringen. Vergeben. Sie schluchzte so unglaublich schrecklich, dass es mir das Herz zerriss, und wollte irgendwann das Telefonat beenden. Ich sagte, dass ich am nächsten Vormittag nochmal anrufe. Besser nicht, sagte sie, besser nicht.

Am nächsten Morgen rief ich an, ich wollte zeigen dass es mir wichtig ist, und es ihr überlassen ob sie sprechen möchte oder nicht. Sie wollte nicht.

Per Sprachnachricht wünschte ich ihr eine gute Reise und eine schöne Zeit mit ihren Freunden, und vor allem einen guten Rutsch ins neue Jahr. Es kam ein relativ nüchterner Satz, aber doch so, dass ich dachte: naja das wird schon wieder.

Klar, sie hat jedes Recht enttäuscht zu sein, auch verärgert, und sicher auch länger als einen Tag, aber... ja. Letztendlich, so dachte ich, ist sie ja nicht alleine unterwegs, sondern mit T. und ihren Lieblingskommilitonen, die sie ewig nicht gesehen hat. In Summe 6 Leute.

Ich hangelte mich mit Pasta, Rotwein und Netflix-Streaming durch den Sylvesterabend. Vom Balkon aus dann ein bisschen Feuerwerk, LeSchwe rief an, ich sagte ihr noch, dass ich es schade finde dass I. sich gar nicht meldet, dass ich aber nicht weiß, ob ich sie nicht besser in Ruhe lassen soll und mich erstmal nicht melde. Danach machte ich das Handy aus und ging ins Bett.

Am nächsten Morgen sah ich auf Telegram 4 Sprachnachrichten, alle über T.'s (I's Freund) Handy, alle knapp 1 Minute lang, eingegangen zw. ca. 0:30 und 1 Uhr. Ich freute mich und dachte, wie schön, haben sie doch an mich gedacht, und vielleicht gröhlen sie mir ein bisschen Barcelona-Stimmung aufs Band.

Aber was dann kam, hat mich so im Mark erschüttert, dass ich danach minutenlang im Bett saß und zitterte, ratlos und überfordert.

Es waren 4 Minuten abgrundtiefes Seelenausstülpen mit einem Weinen, wie ich es von mir selbst nur kenne, wenn es richtig richtig schlimm ist, also so 1 mal im Jahr, wenn ich dann auch gar keine Kontrolle mehr über die Nagelschere haben will.
Von einem anderen Menschen habe ich ein solches Weinen noch nie gehört. NIE. Sie lallte glaube ich auch ein bisschen, vermutlich war sie abgefüllt bis unter die Haarspitzen, aber es fällt mir schwer zu differenzieren was Weinen und was wirklich ein Lallen war:

Sie hasse mich, ich hätte alles kaputt gemacht, ob ich jetzt zufrieden sei, sie sitze einfach nur da (ich vermute in der Unterkunft), warum ich ihr das antue, was falsch mit ihr sei, warum ich so böse zu ihr bin, sie sei doch so ein guter Mensch. Dazwischen einfach nur immer wieder hemmungsloses Schluchzen. Der Schmerz war spürbar durchs Telefon.
Sie habe vor Wut ihr Handy kaputt gemacht. Warum ich ihr das antue. Alles sei kaputt. Sie würde so gern mit mir befreundet sein, aber dass das einfach nicht geht. Und dann, dass die anderen jetzt alle feiern gegangen seien. Und dann alles immer wieder von vorne. Warum ich so böse zu ihr bin. Warum ich ihr so etwas böses antue.

Natürlich lässt so etwas tief blicken, nicht über mich, sondern über sie, und ich hab auch lange überlegt ob ich das hier schreiben soll, denn ich finde es furchtbar intim.

Ich rief verstört LeSchwe an. Danach ging ich wieder in den Chat und sah, dass alle Sprachnachrichten inzwischen gelöscht waren (das geht bei Telegram). Ich schrieb I., dass es mir wahnsinnig leid tut, dass es ihr so schlecht geht, dass ich inständig hoffe dass sie nicht allein war, und dass ich mich sehr freuen würde über eine kleine Info, ob sie soweit körperlich einigermaßen unversehrt ist, und dass wir das bitte in Ruhe besprechen, wenn sie wieder zu Hause ist.

Seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört, auch nicht von ihrem Freund (über dessen Handy lief das ja alles). Ich mache mir Sorgen, habe aber nicht den Eindruck dass sie Kontakt haben möchte. Es tut mir wirklich leid wie es ihr erging, sehe aber die Verantwortung dafür nicht bei mir. Enttäuschung, Ärger, ja und ja, aber das? So sehr ich sie mag, so wichtig sie mir ist. Und das ist sie, sehr sogar. Aber das ist zum Großteil ihre Baustelle. Was mir auch Sorge bereitet: auf was für ein Podest hat sie mich vorher gestellt, dass sie mich danach so davon runterwerfen und hassen musste?

Heute habe ich eine Postkarte eingeworfen, in der ich ihr sage, dass ich ziemlich verunsichert bin wieviel Initiative sie sich meinerseits überhaupt wünscht, und dass ich ihr deswegen mit dieser Karte die Hand reichen möchte. Dass sie sich gerne melden kann wenn sie sich bereit dafür fühlt, und wenn ich sonst irgendetwas für sie tun kann. Dass ich mich freuen würde, wenn sie sich meldet, und alles Liebe.

Etliche Zeit am Tag verbringe ich damit aktiv gegen Schuldgefühle anzukämpfen. Ich kann aufgrund meiner eigenen Historie, Gefühle und Gedankengänge nachvollziehen was da in ihr passiert sein muss. Und vermutlich weiß ich auch nur deswegen so genau, dass das Ganze sehr viel mehr mit ihr zu tun hat als mit mir. Trotzdem. Es ist schwer.

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Samstag, 30. Dezember 2017
Froh dabei zu sein.
Gestern habe ich jemanden sehr traurig gemacht, dadurch dass ich zu meinen Bedürfnissen stand. Das ist schade, aber auch sehr gut.

Mein Weihnachtsabend war spontan und wunderbar. Die drei Musketiere - der Moslem, die Agnostikerin und die Teilzeit-Christin. Erst klönen bei mir, Wein aus den schönen Gläsern, die I. mir geschenkt hat. Ausdruckstanz in der Bar nebenan, danach die Seele aus dem Leib feiern in einem kleinen aber feinem Club.

Vorhin ein romantischer Jahresausklang mit LeSchwe im ShoppingCenter in der Innenstadt zwischen vielen anderen Menschen. Irgendwo spielt eine Jazzband. Im Quadrat nebenan habe ich mir im Räumungsverkauf ein paar schöne Geschirrteile gekauft. Wir trinken Almdudler und unterhalten uns. Mit ihr ist es überall schön.

Ich steige die Treppen zu meiner Wohnung hoch und lächel noch, die Freude über unser Treffen und die abschließende Umarmung. Im Treppenhaus riecht es nach Milchreis. Die Katze maunzt an der Tür.

Das Jahresende meint es gut mit mir.

~ Philipp Poisel - Froh dabei zu sein

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Mittwoch, 20. Dezember 2017
Vater und Tochter und Bruder und Schwester.
Auch dieses Jahr fahre ich über Weihnachten nicht in die Heimat. Vielleicht werde ich mit E. einen Tee trinken gehen, er ist Moslem und seine Familie ignoriert dieses Fest. Somit ist er einer von wenigen, der sehr flexibel Zeit hat über die Feiertage. Das mit E. ist eine Geschichte für sich, irgendwie schleicht er sich langsam in mein Herz, als ein Freund, vielleicht, ein ganz besonderer Freund. Aber ja... Weihnachten... ansonsten werde ich es alleine verbringen, und mir graut so gar nicht davor, anders als letztes Jahr.

Dennoch mache ich mir seit einigen Wochen Gedanken über Geschenke für die Familie. Also: schenke ich überhaupt? Und wenn ja, wem und was? Meine Mutter hat bereits zu ihrem Geburtstag Anfang Dezember ein Päckchen von mir erhalten. Bei ihr ist es irgendwie einfach. So wie es kurioserweise in der Gesamtsituation relativ einfach mit ihr ist.

Ich schreibe ja wenig darüber, aber es bleibt vertrackt mit der Familie, primär bzgl. meines Bruders und meines Vaters. Vielleicht, weil ich bei meiner Mutter im Zuge ihrer Krankheit viel aufgearbeitet und losgelassen habe, ganz abgesehen von den früheren Auseinandersetzungen, Reibereien und (er)klärenden Gesprächen.

Direkte Auseinandersetzungen dieser Form hatte ich mit meinem Vater und meinem Bruder nie. Im Gegenteil. Nachdem mein Vater und ich ein beschissenes Verhältnis hatten, habe ich irgendwann, vermutlich getrieben aus der Sehnsucht nach Familie und Verbundenheit, einfach beschlossen es ad acta zu legen. Es gab manchmal noch Krach oder es kam was an die Oberfläche, aber das konnten wir dann auch einigermaßen gut klären.

Seit diesem Weihnachten 2015 passt aber gar nichts mehr. Seitdem bröckelte Sandkorn für Sandkorn aus meiner so sorgsam gebauten Sandburg. Ausgerechnet eine Sandburg. Ein Wunder, dass sie überhaupt so lange gehalten hat. Eigentlich rieselt es auch nicht. Es ist eher, als käme ein anderes Kind mit Bagger und Förmchen und würde sich an der Burg vergreifen.

Was genau da passiert, und warum, das kann ich nach wie vor schwer ausmachen. Auch überrascht mich die Wucht der Emotionen meinem Bruder gegenüber. Anstoß mag sicher der Therapiestart bei meinem jetzigen Therapeuten ca. im Oktober 2015 gewesen sein. Und der macht deep dive. Sehr behutsam, mit Sorgfalt und Einfühlungsvermögen, und doch reisst es mich phasenweise von den Füßen.

Hm ja. Das ist ein ganz schön komplexes Thema, merke ich gerade. Wie komme ich jetzt zu dem was ich eigentlich schreiben will.

In der letzten Sitzung fragte mein Thera, was ich denn schenke. Ich ratlos. Setzte er mir einen Floh ins Ohr: für meinen Vater wäre doch ein Buch gut. Sowas wie: "Wo sind die Väter?" Keine Ahnung ob er das ernst gemeint hat. Aber das hat sich festgezeckt.

Da ich seither mit meinem Geschenke-Überlegungen keinen Schritt weiter gekommen bin, habe ich vor einigen Tagen angefangen Bücher zum Thema "Geschwister-" und "Vater-Tochter-" Beziehungen" zu suchen. Das erweist sich als unerwartet schwierig.

Bei den Geschwisterbüchern finden sich zum Großteil Ratgeber für Eltern, die sich mit (erwarteter oder bereits bestehender) Eifersucht zwischen ihren Kindern beschäftigen wollen. Alternativ Kinderbücher, die kindgerecht entsprechende Situationen und die damit verbundenen Emotionen thematisieren. Oder Bücher über ungleiche Geschwisterpaare, in denen z.B. ein Geschwister mit Behinderung oder schwerer Krankheit lebt.

Bücher über die Beziehung erwachsener Geschwister konnte ich bisher kaum entdecken. Die Tatsache, dass sich auch die Psychologie erst seit kurzer Zeit intensiver mit dem Thema beschäftigt mag dazu beitragen. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass es auf den ersten Blick kein riesiges Problem gibt bzw. gab in der Geschwisterbeziehung, abgesehen von einer wirklich massiven Eifersucht im Kindesalter (Kampf um echt sehr knappe Ressourcen). Und dass mein Thema vielmehr aus der damaligen Depression meiner Mutter rührt und ihrem emotionalen Missbrauch, den sie an mir ausgeübt hat und von dem mein Bruder weitestgehend verschont geblieben ist. Ich habe aber durchaus als Kind diese Ungleichbehandlung deutlich gespürt. Er vermutlich auch, wenn auch anders. Aus seiner Sicht war ich immer Mamas Liebling. Das mag auf eine Weise gestimmt haben. War aber genauso förderlich wie der Liebling des Vaters zu sein, dessen Lümmel man streicheln darf. Und das ist der Grund, warum ich nach wie vor so extrem eifersüchtig auf meinen Bruder bin. Warum sich da ein.. ja, ein Hass wieder hochgefressen hat. Weil er dieses Scheiss Päckchen so nicht mitbekommen hat. Und mir wurden diese Gefühle nie zugestanden als etwas, das natürlich und legitim ist. Vielleicht liegt es in der Natur des Menschen diese Gefühle dann auf die schwächste Person zu verschieben, und nicht auf die eigentliche Quelle. Mein Kopf versteht das. Mein Herz (noch) nicht. Und mein Bruder versteht nicht, was da eigentlich los ist seit einiger Zeit.

Das einzige, das mir einigermaßen treffend scheint, wäre von Susann Sitzler - "Geschwister: die längste Beziehung des Lebens.
Allerdings lassen mich die Kritiken daran zweifeln, dass mein Bruder ein solches Buch lesen und auch durchhalten würde. Ich habe es nun gekauft und werde es selbst querlesen. Empfinde ich es als passend, wird es eben ein verspätetes Geschenk.

Ähnlich verhält es sich bei den "Vater-Tochter" Büchern. Die Suchergebnisse erschlagen einen mit „Tipps für den werdenden/ frisch gebackenen Vater“. Das ist halt ein bisschen spät, und mag zwar der Reflexion dienlich sein, aber absolut nicht das was ich suche. Noch umfangreicher sind die Suchergebnisse zu Büchern, die sich mit der Reflexion der Tochter beschäftigen. Es erscheint mir schon logisch, dass es die betroffenen Töchter sind die irgendwann aus Gründen so wie ich das Verhältnis zum Vater hinterfragen. Klar, der (abwesende) Vater hat in seinem Leben diesbezüglich ja keinen offensichtlichen Leidensdruck (außer er sucht den Kontakt und er wird ihm immer wieder verwehrt, aber diese Konstellationen lasse ich hier jetzt außen vor). Die Tochter hingegen wird spätestens dann wenn eine Beziehung nach der nächsten scheitert – hässliches Wort in dem Kontext, aber auf die Schnelle fällt mir kein anderes ein – anfangen zu suchen, woher das eigentlich kommt. Und von dort aus ist es nicht weit zur Beziehung zum Vater.

Heißt: ich mutmaße dass es so wenig Bücher darüber gibt, weil es diese abwesenden/schwachen Väter selbst eben nicht wirklich beschäftigt oder beschäftigen will, zumindest scheint kaum einer von ihnen darüber schreiben zu wollen oder solche Bücher nachzufragen. Psychologen thematisieren diese Beziehungen zwar immer wieder, aber selten aus der Perspektive Erwachsener, die sich vielleicht beide annähern wollen aber nicht wissen wie, oder mit der Frage wieso es überhaupt soweit kam. Und ob das Ende des Annäherungsprozesses dann vielleicht doch die „Trennung“ ist. Oder ein Buch das Vätern anhand unterschiedlicher Beispiele erläutert, warum sich die erwachsene Tochter nach vielen Jahren der Annäherung plötzlich sukzessive abwendet. Und was er dazu beigetragen hat. Sieht so aus als müsste ich das selbst schreiben.

Sehr spannend finde ich, dass das Thema "Mütter-Töchter" sehr viel öfter in der Literatur behandelt wird. Oder nein, nicht öfter, aber sehr viel öfter aus anderen Perspektiven oder mit anderen Ansätzen. Dieses Buch hier beispielsweise würde ich mir für Väter und Töchter wünschen, ohne es nun gelesen zu haben, aber rein von der Inhaltsbeschreibung her. Wenn doch die Relevanz der Beziehung Vater-Tochter so sehr betont wird, wieso wird diese Beziehung nicht auch auf solche Aspekte hin beleuchtet? Oder finde ich einfach nur nicht die entsprechenden Bücher?
Ich glaube mir ist nun der springende Punkt eingefallen, der mich so stört: in den Mütter-Töchter-Büchern scheint durchaus der Punkt der "Gegenseitigkeit" betrachtet zu werden. Eine gemeinsame Aufarbeitung, gegenseitige Annahme. Keine einseitige Aufarbeitung, wie sie in der Väter-Töchter-Büchern vorherrschend zu sein scheint. Liegt der Dialog mit der Mutter vermeintlich näher als der mit dem Vater? Das ist äußerst interessant, denn entspräche das ja auch dem, was ich persönlich empfinde in diesen Beziehungen. Ich schätze das Thema wird mich noch eine ganze Weile umtreiben, auch aus wissenschaftlicher Neugierde.

Tja. Mag ja auch ein doofes Geschenk sein, so ein Buch für den eigenen Vater. Aber. Einen Handkehrbesen fänd ich blöder. Und unpersönlicher.

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Montag, 20. November 2017
Gar kein guter Abend. Hab grad den Eindruck es geht mit jedem Tag mal wieder ein bisschen weiter runter. Finde mich selbst zum Kotzen. Große Lust wieder an mir rumzuritzen. Oder mich zu schlagen, mir ein Bein abzuhacken, oder einfach ne Kugel in den Kopf zu jagen. Mach ich nich. Aber wohin sonst mit dem Scheiß? Keine Ahnung. Versuch zu schlafen. Hass Hass Hass. Abgrundtief.

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Sonntag, 19. November 2017
Heute war das 2. Date mit M. Eigentlich wollten wir ins Kino, sind aber spontan doch was Essen und Trinken gegangen, um den 23-Uhr-Film anzupeilen. Wie Sie sehen, es ist 23:28 Uhr, und ich bin nicht im Kino. Die Zeit zog sich elend. Ich war sehr müde. Er auch, und deswegen nicht so gesprächig. Ich wusste nicht was ich erzählen soll. Von seinen Witzen fand ich nur noch jeden 2. lustig. Dabei ist er nicht unattraktiv. Er hat einen schönen Mund, und ... ich kann mir vorstellen dass der Sex mit ihm gar nicht so übel wäre, aber ... mit jeder Minute die verging wühlte sich Quinten immer weiter hoch in mein Bewusstsein, und wuchs zu einem ordentlichen Quinten-Kummer aus, wie auch nach dem 1. Date mit M.

Sind dann noch eine Runde um den Block, aber irgendwann meinte ich, dass mit uns heute wohl einfach nicht so viel anzufangen sei. "Ist halt echt schwach grad", meinte er. "Ja", sagte ich, "da hilft alles Rumeiern nix. Am besten geht jeder in sein Bett." "Allein? Ich bräuchte ja gar nicht so viel Gespräch, Taten würden reichen." Ich glaube er meinte das echt ernst. Aber ich bin nach Hause geradelt und habe dort geweint. Noch kurz überlegt ob ich allein in den Film gehe, den will ich nämlich unbedingt noch sehen, aber die Wimperntusche war überall, und ich immer noch totmüde. Und deswegen schreibe ich das hier nun in meinem Bett.

"Muss langsam aufpassen dass ich nicht schwach werde und ihm schreibe", tippe ich in den Chat mit Leschwe. Sie ist eigentlich derzeit die einzige in meinem direkten Umfeld, die noch nach Quinten fragt und wie es mir damit geht, und die mich dazu ermuntert den Kummer zuzulassen und das auszutrauern. "Das ist wichtig" sagt sie, und ich weiß dass es stimmt, auch wenn ich sicher nicht nur wegen Quinten weine.

Das Daten wühlt mich auf. Mir fehlt dieses Gefühl das ich bei Quinten hatte. Ich glaube, man nennt es wirklich einfach Verliebtheit.

[Edit] Später wird M. schreiben: "Du warst heute von der Gestik so gegen mich. Hat mich etwas gebremst. Ich hab aber keine Deutungshoheit. Und ich mag dich." Und ich werde ratlos daliegen, Columbo hören, weiterweinen, denken, dass er ja recht hat, habe selbst gemerkt dass ich nicht offen bin, und mich fragen wie komisch das Leben ist.

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Donnerstag, 16. November 2017
Ohrwurm des Tages: Wanda - Columbo.


Und sonst so: ganz schön viel Flüssigkeit fließt da derzeit aus den Augen. Aber is gut. Spür mich.

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