Freitag, 1. Oktober 2021
Zugewandtheit.
Das gute an Trauerprozessen ist, dass sie gleichzeitig Heilungsprozesse sind.

Heute bei der Familie meines Bruders gewesen und die neue Erdenbürgerin kennengelernt. Ich hatte völlig vergessen, wie winzig sie so frisch geschlüpft sind.

Irgendwie dachte ich immer, das, was ich therapeutisch erfahren habe, könnte ich auf Distanz verinnerlichen und umsetzen, bzw. dass ich dafür nicht die Menschen brauche, die es mitbetrifft, in welcher Form auch immer. Vielleicht ist das aber Quatsch. Vielleicht braucht es für ein Vorankommen manchmal auch die Begegnung. Ich habe mich allerdings in den letzten Wochen, Monaten auch für einen grundsetzlichen Weg der Zuwendung entschieden. Während ich das tippe, taucht eine Erinnerung auf, dass ich hier schon mal davon geschrieben hätte, dass ich darauf achten will, mich trotz Enttäuschungen nicht abzuwenden von Menschen im allgemeinen, sondern weiterhin Zuwendung zu leben, einfach, weil ich das möchte, und weil ich glaube, dass das einem Teil meines Wesenskerns entspricht. Ich weiß, dass ich so schon einmal war, das intensiv gelebt habe. Über die Suche habe ich allerdings nichts dergleichen gefunden. Egal.

Ich habe lange Zeit vergessen, dass ich in dieser Zuwendung sein will, oder in einer Bejahung der Dinge, oder noch kitschiger: in der Liebe. Ich suche Verbundenheit, nicht Isolation. Nicht mit jedem und allem und um jeden Preis. Aber dann auch wieder doch mit allem, weil ich glaube, dass nun mal alles miteinander verbunden ist.

Etwas wichtiges ist heute geschehen. Ich kann es nur schlecht formulieren. Und es ist als hätte ich ein altes Puzzleteil meiner selbst gefunden, dass ich für sehr lange Zeit verloren hatte, ohne dass es mir in dieser Form bewusst war. Leicht ist es noch nicht, es fühlt sich wackelig an, ein bisschen wie nach langer Bettlägrigkeit wieder Gehen zu üben. Und es fühlt sich richtig an.

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Mir ist kotzübel und ich traue mich kaum aufzustehen. Ich weiß auch nicht mehr, was ich mir wünschen soll für den TA-Termin. Auf der einen Seite würde ich mir so sehr wünschen, dass das mit dem Ohr okay wird. Auf der anderen Seite, dass dieses ewige Hoffen und Bangen ein Ende hat. Doch es ist so unvorstellbar mit leblosem Körper nach Hause zu kommen. Ist das unser letzter Morgen? Kalt ist es draußen, ganz kalt, die Kälte drückt in die Wohnung, aber die Sonne scheint. Das Herz klopft mir bis zum Hals. Ich stehe jetzt auf.

[edit] Kurzfassung: nächster Schritt wäre definitiv minimum Röntgen/ CT und invasiver Eingriff. Wenn ich das nicht möchte, Antibiotikum zu Ende geben, abwarten. Der Zustand ist nicht so schlecht, dass man einschläfern muss. Sie frisst und ist soweit "da". Hat sogar etwas zugenommen. Bei der Tierklinik angerufen, Status berichtet, sie schlossen sich der Meinung an: Abwarten. Kommen kann ich ansonsten jederzeit. Hoffen und Bangen in der Endlosschleife, und doch wissen, dass das eine Frage der Zeit ist. Wie geht man damit um? Wie kann man das annehmen, ohne dass man ständig mitleidet, alle Höhen und Tiefen so intensiv mitgeht? Ohne jederzeit in Habacht- oder Alarmstellung zu sein? Alle Tipps willkommen.

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So habe ich das glaub ich noch nie formuliert, aber: es gefällt mir in der Heimat. Es zieht mich überhaupt nicht zurück nach Mannheim. Klar fehlt mir manches, z.B. das Programmkino, manche Bars, einige Bekannte, und die Diversität der Bevölkerung. Doch ich fühle mich hier durchaus aufgehoben, eingebettet. Habe ein aktiveres und regelmäßigeres Sozialleben - trotz permanentem Home Office. Und dann die Natur. Bis Ende Oktober werde ich auf jeden Fall hier bleiben, auch um die Filmtage noch mitzunehmen. Dann mal sehen. Wenns nur nicht so kalt wäre überm Hühnerstall... aktuell draußen 6 Grad. Vor allem bei Westwind merke ich das hier sofort. Der zieht richtig durch die schlecht isolierten Wände. Und doch kommt mir das viel wärmer vor als im Frühjahr... Man gewöhnt sich.

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