Mittwoch, 1. August 2018
Schöpfung.
Kopfhörer rauf, Eulberg an, auf dem Rücken im Gras. Vögel, Blätter und Wolken tanzen am Himmel. Der Boden strahlt Hitze aus. Zarter Wind kühlt den Schweiß auf der Haut. Grillen Zirpen, Bäume rauschen.

Ich meine in seinen Sets die Liebe zur Schöpfung (im nichtreligösen Sinne, aber mir fällt kein besseres Wort ein für die Wunder die uns umgeben) zu hören, und damit transportiert er all das, was das Leben für mich lebenswert macht. Wenn ich das nicht mehr sehe, ist er Trapez, oft unerwartet obwohl ich es längst besser wissen müsste. Aber immer wieder schön, von diesen Emotionen überrascht zu werden.

Die Arme ausbreiten, das Gefühl zu fallen und getragen zu werden. Leuchtendes Glück im Herz für den Moment, und eine verstohlene Träne der Dankbarkeit im Auge.


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Freitag, 20. Juli 2018
Nach einer relativ entspannten und positiven Wochen heute ein großes Tief. Vielleicht angetriggert durch die gestrige Thera-Stunde. Schiebe ich ständig etwas weg? Das Gefühl nicht dazuzugehören, so grundsätzlich nicht dazuzugehören? Einsamkeit? Den Wunsch geliebt zu werden? Werde ich arm im Herz? Bin ich schon arm im Herz? Ist das Selbstmitleid? Oder was?

Dicke Krokodilstränen und Scham, dass ich nicht einfach zufrieden sein kann.

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Mittwoch, 18. Juli 2018
Sitze am Tisch und arbeite für die Uni, bei offenem Fenster mit halb runtergelassener Jalousie. Blick aufs Wasser. Die Katze schlummert auf dem Stuhl unter dem Tisch. Draußen kreischen Möwen.

Es kann so friedlich sein.






Freitag, 13. Juli 2018
F-Fehler.
Gestern bin ich zum Arzt, weil ich in den letzten Monaten immer wieder 1-2 Tage hatte, an denen ich mich fühlte wie mit Infekt, fiebrig ohne Fieber zu haben, z.T. mit Muskel- und Gelenksschmerzen. Im Juni kaum ein Wochenende, an dem ich nicht einen Tag mit migräneartigen Kopfschmerzen im Bett lag. Aber dann ist nie etwas ausgebrochen und zurück im Hamsterrad war es okay. Jetzt kam das wieder und ich dachte, ich sollte das mal anschauen lassen. Es folgen Blut- und Urinabgabe, sowie längere Ausschweifungen seinerseits über Mafia- und Mordverwicklungen in seiner Rolle als Arzt, außerdem der Nebenhinweis, dass man Symptome wie meine bei einem Freund nicht ernstgenommen hätte, und dann sei es Leukämie gewesen.

“Was schreiben wir denn da jetzt als Diagnose rein? Wir müssen doch immer so einen Code auf den Zettel schreiben. Was .. hmmm… Erschöpf… nein. Das will ich Ihnen nicht direkt unterstellen, wir warten mal das Blut ab. Und wissen Sie, wenn ich da jetzt so etwas wie Müdigkeit oder Erschöpfung reinschreibe, dann landen Sie sofort bei dem F-Fehler. Da landen Sie bei den Psychischen, neben den Schizophrenen und so, und da würde ich Sie jetzt nicht einordnen wollen.“

Ich kucke doof.

“Denn wissen Sie, wenn das mit dem Datenschutz alles mal nicht mehr so ist….“ Er kuckt bedeutungsschwanger.

“Aber ich bin doch schon ein F-Fehler.“

“Ahhh, sind Sie in Psychotherapie? Ah jaa. Dann ist das ja sowieso egal. Was schreiben wir also rein? Depressive Episode?“

„Aber ich fühle mich gar nicht depressiv. Ja, ich bin müde und ausgelaugt, aber ansonsten geht es mir ganz gut.“

“Aber irgendwas muss ich da jetzt reinschreiben. Ach nehmen wir ‚unklarer Infekt‘.“

Er entlässt mich mit der Bitte, am nächsten Vormittag anzurufen um die Blutergebnisse zu erfragen.

Heute also.
“Frau Okavanga! Sie sind geradezu beängstigend gesund. Alle Werte absolut im Normbereich. Sie können also weiterhin saufen und so wie Sie möchten. Ein bisschen mehr trinken könnten Sie [und ich glaube, hier meinte er nicht Akohol]. Aber ansonsten. Absolut gesund. Da bekomme ich als Arzt Existenzängste.“

„Sowas dachte ich mir schon. Hm. Was bedeutet das jetzt?“

“Das bedeutet, dass Sie in den nächsten 2 Wochen mal in aller Ruhe darüber nachdenken, was schief läuft in Ihrem Leben. Und wie Sie das ändern können.“

Hmhm. An dem Punkt war ich schon mal. Ne nicht mal. Öfters. Dachte eigentlich ist alles okay so wie es ist, nur eben viel zu viel. Vielleicht reicht das ja aber auch, das viel zu viel, zu viel von mir empfundener Druck, zu viel von mir selbst ausgeübter Druck, zu viel von anderen ausgeübter Druck, zu viele Baustellen. Zu viel.

„Hm. Okay. Ja.“

“Und denken Sie daran, wie sagte Karl Marx, oder war das Karl May. Karl Marx. Hm. Karl May? Naja das können Sie ja nachschauen. ‚Sie haben nichts zu verlieren außer Ihren Fesseln.‘ Karl Marx glaube ich hat das gesagt, könnte aber auch Karl May gewesen sein. Aber ich glaube es war Karl Marx.“

Ich muss in mich reingrinsen, weil ich Winnetou und Old Shatterhand vor mir sehe, wie sie sich gegenseitig aus Fesseln vom Marterpfahl befreien.

Karl Marx war es, und der Doc hat das schon mal im Frühjahr 2007 zu mir gesagt.
11 Jahre später, und echt keinen Schritt weiter?






Freitag, 6. Juli 2018
WmDedgT 07/18
Bitte sehr, meine Juli-Memoiren zu Frau Brüllens Frage: was machst du eigentlich den ganzen Tag?

Ich snooze heute, bis ich etwas tun muss weil der Wecker sonst nicht nochmal snoozed. In die Küche schlappen. Futter für die Katze. Zurück ins Bett. Noch 15 Minuten. Ich bin sehr platt.

15 Min. später aber immer noch nicht fitter. Ab unter die Dusche, katzenwäschenmäßig, dann in ein Kleid schmeißen, Haare zum Dutt im Nacken. Unters Kleid eine Sporthose, damit sich beim Radfahren meine Umgebung nicht an meinem Slip erfreuen kann.

Beim Bäcker gibt’s Franzbrötchen. Im Bürokühlschrank warten noch Aprikosen, Nektarinen, Mango, Apfel, Trauben. Mein Chef ist derzeit im Urlaub, etliche andere auch, was sich ENDLICH deutlich an Arbeitsumfang und -tempo bemerkbar macht. Ein ruhiger Arbeitstag mit angenehmen Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich zwischendrin fröhlich abspacken kann. Manchmal auch sexistisch. Oder vielleicht flirten wir auch eher. Um 10 Uhr habe ich einen Termin mit einem unserer DHler. Er ist schon etwas „älter“ (ähäm also schon über 25), weil er vorher eine Ausbildung zum Fachinformatiker gemacht hat. Das weiß ich alles, weil ich ihn viel ausgefragt habe. Ursprünglich wollte ich allerdings Feedback aus einem Pilotprojekt besprechen, das er auf IT-Seite betreut. Er erklärt mir ganz stolz wie die Prozesse im Hintergrund laufen, und zeigt mir wie er eine meiner Anforderungen sofort umsetzen kann. Als ich offen meine Freude zeige, wird er fast verlegen. Ich werde allerdings auch verlegen, denn, ich muss es leider zugeben, ich kann mich streckenweise nur schwer konzentrieren.

Es ist so, dass Stress und Libido bei mir negativ korrelieren. Seit einer Woche entspannt sich die Situation bzgl. ersterem deutlich. Jetzt sitzt da dieser knackig DH-ler (natürlich auch kompetent. Bin ich jetzt sexistisch? Vermutlich. Entschuldigen Sie bitte) und macht einen auf typische Männerpose (zumindest kann ich sie in meinem Arbeitsumfeld sehr oft beobachten), mit gespreizten Beinen und verschränkten Händen am Hinterkopf. Seine Oberarme in diesem T-Shirt! Huch. Also von denen würde ich ja wirklich gerne mal gehalten werden. So schöne starke Oberarme. Irritiert fange ich an ihn unauffällig zu mustern. Überhaupt ist er echt sexy. Ich schätze ich stehe inzwischen echt auf den Typ knapp U30. So ein Scheiss, echt. Aber das sucht man sich ja nicht aus. Oder? Mir wäre es auch lieber ich fände den Typen um die 40 sexy, den ich nun ein paar mal seit März gedated habe. Aber is halt nicht so. Er ist nett und lustig. Aber nicht heiss. Leider bin ich sehr empfänglich für heiss. Ähm bevor ich mich jetzt hier aber um Kopf und Kragen rede… weiter im Text.

An der Kaffeemaschine treffe ich später HaGa. Er ist heute extrem casual unterwegs. Normalerweise werfen wir uns immer die flotten Sprüche zu, heute sind wir beide eher still. Aber aaaaha, denke ich mir. Der is ja auch einiges über 40 und EXTREM heiss. Das beruhigt mich etwas. Während der Kaffee durchläuft phantasiere ich davon, wie er mich heimlich antextet um mir zu sagen, dass er mich unbedingt treffen muss. Wir treffen uns und er erzählt, dass er sich endlich getrennt hat und unserer gemeinsamen Zukunft in einem kleinen Häuschen mit verwunschenem Garten nun nichts mehr im Wege steht. Völlig euphorisiert lieben wir uns an Ort und Stelle und …. Ich werde rot und hoffe er geht schnell.

Als ich nach Hause will, schaut E. noch an meinem Platz vorbei. Wir necken uns, und verheddern uns dann mit meinem anderen Lieblingskollegen in einem Gespräch über den Kiez in dem ich wohne, wie der früher aussah, wo E. früher gewohnt hat. Es folgen akribische Map-Studien. Irgendwann stehen um C.‘s Rechner 5 Leute und diskutieren und kucken mit. Und so komme ich erst 30 Min. später los.

Im Bioladen kaufe ich dann doch mehr als ich will. Zuhause ziehe ich mir gierig den Leberkäs mit Brötchen rein, dazu Chinakohl-Salat. Danach verlangt das Bett nach mir. Der 30-Minuten-Schlaf am Nachmittag ist so obligatorisch geworden, dass ich immer, außer ich bin/werde krank, von alleine nach 25 Minuten aufwache. Ab hier komme ich nicht mehr richtig in Schwung. Seit dem Stressabfall fühle ich noch viel mehr, wie ausgelaugt ich bin. Zufrieden, aber ausgelaugt.

Zum Wachwerden schaue ich einen Film zuende, den ich gestern angefangen habe. „Ferien“. Startet stark, fällt aber zum Ende hin immer weiter ab. Wie ich mich letztendlich doch noch an den Schreibtisch quäle, ist mir nicht ganz klar. Vielleicht weil die Katze wieder Anfälle hat und ich denke, ich sollte mal mit ihr spielen und die Heilpraktikerin nochmal googeln.

Die Vorlesung die ich mir ansehe ist sehr kurz und nicht flüssig gesprochen. So etwas nervt mich. Doch wenigstens ein bisschen was will ich noch schaffen, also arbeite ich sie nach und beginne dann mit einer englischen Studie zum Thema Versöhnung. So richtig komme ich nicht rein. Prokrastiniere zwischendrin mit Tomaten-, Blumen- und Kräutergießen, Aufräumen, Whatsapp-chatten, Telefonat mit LeSchwe, Überlegungen über ein Konzert in toller Location Mitte August, Gedanken an ein kleines Abendessen, Tee Kochen. Um 21:30 Uhr kapituliere ich vor der Studie und tippe diese Zeilen. Das Bett zieht mich magisch an. Mal sehen, vielleicht lese ich noch ein bisschen, trinke meinen Tee, gleite sanft in die Nacht.

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