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Donnerstag, 30. August 2018
okavanga, 19:48h
Heute wurde es so unangenehm, dass ich irgendwann fragte: "Wielang haben wir noch?" In der Stille zählte ich gedanklich von 100 an rückwärts, um nichts anderes in mir hören zu müssen. Nach einer Weile: "Kann ich nicht einfach gehen?"
"Er provoziert dich schon ziemlich heftig. Ich hab das Gefühl, er will dich mit aller Macht hinter dem Ofen vorlocken, und um dich hinter dem Ofen hervorzulocken, da muss man schon schwere Geschütze auffahren. N. hat recht, schätze ich.
"Es ist so unangenehm für Sie, dass Sie es kaum ertragen. So unangenehm, dass Sie raus wollen."
Wie passend, dachte ich mir. Wie passend. In jeder Hinsicht.
"Er provoziert dich schon ziemlich heftig. Ich hab das Gefühl, er will dich mit aller Macht hinter dem Ofen vorlocken, und um dich hinter dem Ofen hervorzulocken, da muss man schon schwere Geschütze auffahren. N. hat recht, schätze ich.
"Es ist so unangenehm für Sie, dass Sie es kaum ertragen. So unangenehm, dass Sie raus wollen."
Wie passend, dachte ich mir. Wie passend. In jeder Hinsicht.
Mittwoch, 29. August 2018
Stadtgespräch.
okavanga, 01:05h
Neulich morgens zufällig seit Jahren mal wieder den Klavierengel getroffen. Beim Bäcker, im fremden Kietz.
„Hey T, hallo, das ist ja lustig.“
“Ooooka, hallo, was machst du denn hier?“
„Ach ich geh fremd in dem Kietz. Haha. Nein. Ich sitte bei einer Freundin da hinten in der Straße die Katze.“
“Achso. Ja also ich kehre dem Kietz bald den Rücken. Ich bin ja Vater geworden und da haben wir jetzt ein Haus gekauft, in <Name anderes Viertel>. Da ziehen wir bald hin. Die <Name der anscheinend nun auch eine Familie Bekannte> ziehen in die gleiche Straße, die sind dann in Sichtweite. Arbeite immer noch 80%, aber nur noch die Woche, dann nehme ich zwei Monate Elternzeit. Ja. Also ich werde langsam spießig. Und bei dir?“
„Ach du, ich quäle mich immer noch mit meinem 75% Job, bin 5 Stunden in der Woche in <der neuen Welt>, studiere weiter vor mich hin und habe das Gefühl, es nimmt kein Ende und dass ich mich bald mit meinem Burn-out einäschern lassen kann, so schön brennt das. Hab auch grad ne scheiss Therapiephase. Anscheinend komische Identifikationsprozesse mit meiner Mutter. Mit Ende 30, wer hatte das nicht als Zielvision mit 18? Wäre ohne ihre Krankheit schon schräg genug, aber jetzt denk ich, hm, hoffentlich identifiziere ich mich nicht bis zum kleinsten Detail ihrer Schizophrenie mit ihr. Haha. Ja. Ziemlich ätzend sich wie meine Mutter zu fühlen. Und macht ziemlich einsam, wenn man so scheisse drauf, asozial und asexuell ist, und ständig schlafen könnte. Gibt wenig Typen, die das als Wunschkriterien in ihr Tinderprofil schreiben. Und die Freundinnen beklagen sich, weil ich so asozial wie meine Mutter (und anscheinend auch ihre Mutter, das sagen sie jedenfalls) bin, und nicht so verfügbar, vielleicht sollte ich mal ins Poesiealbum schreiben. Also nach meiner Prüfung Anfang September. Aber haha, ich funktioniere derweil einfach weiter, auch wenn ich eigentlich grad gar nix mehr raff.
--
„Ach du, nix besonderes, ich studiere weiter fröhlich vor mich hin, alles spitze. Du, ich stell mich jetzt mal bei der Schlange an.“
“Jo du, dann machs mal gut, bis bald.“
„Tschüss.“
„Hey T, hallo, das ist ja lustig.“
“Ooooka, hallo, was machst du denn hier?“
„Ach ich geh fremd in dem Kietz. Haha. Nein. Ich sitte bei einer Freundin da hinten in der Straße die Katze.“
“Achso. Ja also ich kehre dem Kietz bald den Rücken. Ich bin ja Vater geworden und da haben wir jetzt ein Haus gekauft, in <Name anderes Viertel>. Da ziehen wir bald hin. Die <Name der anscheinend nun auch eine Familie Bekannte> ziehen in die gleiche Straße, die sind dann in Sichtweite. Arbeite immer noch 80%, aber nur noch die Woche, dann nehme ich zwei Monate Elternzeit. Ja. Also ich werde langsam spießig. Und bei dir?“
„Ach du, ich quäle mich immer noch mit meinem 75% Job, bin 5 Stunden in der Woche in <der neuen Welt>, studiere weiter vor mich hin und habe das Gefühl, es nimmt kein Ende und dass ich mich bald mit meinem Burn-out einäschern lassen kann, so schön brennt das. Hab auch grad ne scheiss Therapiephase. Anscheinend komische Identifikationsprozesse mit meiner Mutter. Mit Ende 30, wer hatte das nicht als Zielvision mit 18? Wäre ohne ihre Krankheit schon schräg genug, aber jetzt denk ich, hm, hoffentlich identifiziere ich mich nicht bis zum kleinsten Detail ihrer Schizophrenie mit ihr. Haha. Ja. Ziemlich ätzend sich wie meine Mutter zu fühlen. Und macht ziemlich einsam, wenn man so scheisse drauf, asozial und asexuell ist, und ständig schlafen könnte. Gibt wenig Typen, die das als Wunschkriterien in ihr Tinderprofil schreiben. Und die Freundinnen beklagen sich, weil ich so asozial wie meine Mutter (und anscheinend auch ihre Mutter, das sagen sie jedenfalls) bin, und nicht so verfügbar, vielleicht sollte ich mal ins Poesiealbum schreiben. Also nach meiner Prüfung Anfang September. Aber haha, ich funktioniere derweil einfach weiter, auch wenn ich eigentlich grad gar nix mehr raff.
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„Ach du, nix besonderes, ich studiere weiter fröhlich vor mich hin, alles spitze. Du, ich stell mich jetzt mal bei der Schlange an.“
“Jo du, dann machs mal gut, bis bald.“
„Tschüss.“
Samstag, 25. August 2018
Projektionen.
okavanga, 20:43h
Meister Yoda erzählte neulich, dass Söhne, deren Väter im 2. Weltkrieg kämpften, Phantomschmerzen an den gleichen Körperstellen empfanden, an denen ihre Väter im Krieg Schussverletzungen erlitten hatten. Das sind wohl unbewusste psychologische Identifikationsprozesse. Sie wollten sich mit eben jenen Vätern identifizieren um sich ihnen nah zu fühlen, da diese Väter psychisch/ emotional ja oft nicht verfügbar waren für diese Söhne wenn sie aus dem Krieg zurückkehrten.
Es wäre gelogen wenn ich behaupten würde, dass mir das alles gerade keine Angst macht, v.a. wenn ich an die Schizophrenie meiner Mutter denke.
Vermutlich nicht der beste Zeitpunkt mir "3 Tage in Quiberon" auf dem Filmfestival anzusehen - gerade sehr schräg auf einer Leinwand in mehrerlei Hinsicht überdimensional das Gefühl eines fehlenden Zuhauses mit einhergehender Leere projiziert zu bekommen. Wie sehr Romy mich an sie erinnert. Oder an mich? Oder an das was.. ? Es ist kompliziert mit der Projektion.
Herbstlich ist es geworden.

Es wäre gelogen wenn ich behaupten würde, dass mir das alles gerade keine Angst macht, v.a. wenn ich an die Schizophrenie meiner Mutter denke.
Vermutlich nicht der beste Zeitpunkt mir "3 Tage in Quiberon" auf dem Filmfestival anzusehen - gerade sehr schräg auf einer Leinwand in mehrerlei Hinsicht überdimensional das Gefühl eines fehlenden Zuhauses mit einhergehender Leere projiziert zu bekommen. Wie sehr Romy mich an sie erinnert. Oder an mich? Oder an das was.. ? Es ist kompliziert mit der Projektion.
Herbstlich ist es geworden.

Freitag, 24. August 2018
okavanga, 12:13h
Meister Yoda sagt Dinge, die mich überfordern und die ich nicht begreife. Große Abwehr.
"Aber vielleicht muss ich Ihnen da jetzt einfach vertrauen."
"Vielleicht sagen Sie das jetzt, weil Sie mir inzwischen tatsächlich ein Stück weit vertrauen. Vor einem halben Jahr wäre das vielleicht nicht möglich gewesen. Da hätten Sie das [was er zuvor gesagt hatte] für irgendein Wunderding der Psychotherapie gehalten. Mit Pyrotechnik! Und allem drum und dran."
Sehr wahrscheinlich.
"Aber vielleicht muss ich Ihnen da jetzt einfach vertrauen."
"Vielleicht sagen Sie das jetzt, weil Sie mir inzwischen tatsächlich ein Stück weit vertrauen. Vor einem halben Jahr wäre das vielleicht nicht möglich gewesen. Da hätten Sie das [was er zuvor gesagt hatte] für irgendein Wunderding der Psychotherapie gehalten. Mit Pyrotechnik! Und allem drum und dran."
Sehr wahrscheinlich.
Donnerstag, 16. August 2018
Kernphase
okavanga, 19:35h
in der Therapie. Er kommt an mich ran. Wir haben uns viel Zeit gelassen, aber die Basis (insb. die Stabilität und das Vertrauen) haben wir, habe ich gebraucht um an dem Punkt weiterzumachen, an den wir nun gekommen sind. Schmerzhaft. Anstrengend. "Aber wird ja auch mal Zeit", sagt Meister Yoda.
Er hat mich an den Eiern gepackt, letztes mal. Zum ersten mal seit ich überhaupt bei ihm bin, habe ich das zugelassen. Ich glaube, es sind tatsächlich schon 3 Jahre. Was hatte ich einen Hass auf ihn. Die Therapie canceln wollte ich, sofort. Ihm ins Gesicht schlagen, die Augen auskratzen.
Das Gefühl, wenn jemand an deinen Kern gekommen ist und du das zulassen kannst. Unbeschreiblich, in jeglicher Hinsicht.
Er hat mich an den Eiern gepackt, letztes mal. Zum ersten mal seit ich überhaupt bei ihm bin, habe ich das zugelassen. Ich glaube, es sind tatsächlich schon 3 Jahre. Was hatte ich einen Hass auf ihn. Die Therapie canceln wollte ich, sofort. Ihm ins Gesicht schlagen, die Augen auskratzen.
Das Gefühl, wenn jemand an deinen Kern gekommen ist und du das zulassen kannst. Unbeschreiblich, in jeglicher Hinsicht.
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