Sonntag, 20. Juni 2021
In letzter Zeit öfters darüber nachgedacht, meine Wohnung zu verkaufen, ich könnte sie vermutlich für den doppelten Kaufpreis veräußern. Das würde mir dabei helfen, meinen weiteren Weg zu finanzieren, denn der wird steinig und teuer.

Heute dann aber mal wieder sowas gelesen: "Unser Zuhause, verkauft an einen Investor". Es ist ein Skandal was da in unseren Städten abläuft, im Jungbusch kann ich es auch hautnah erleben. Auf die Garagen im Nebenhof wird auch irgendwann ein Haus aufgesetzt vom Investorkönig Mannheims - verbaut ruhig die wenigen Frischluftzufuhrmöglichkeiten, kleistert die Stadt zu, mehr teure Luxusimmobilien braucht das Land. Könnt ich nur noch kotzen. Warum macht sich das Thema nicht mal eine Partei so richtig zu eigen??? Es betrifft so viele Menschen!

Da denk ich mir: lieber die Wohnung halten. Wer weiß was noch kommt.

 
Behalten Sie die Wohnung mal lieber.

Was die Garagen oder dieses Haus in Berlin-Neukölln betrifft, so gehörten die zuvor wohl Privatleuten, die jetzt halt Kasse machen. Kommt halt darauf an, was die Stadt Mannheim dem Investorkönig genehmigt. Könnte sein, dass das unter "innerstädtischer Nachverdichtung" läuft. Wenn das eine Frischluftschneise ist, hat aber auch das städtische Umweltamt mitzureden. Ich kenne weder das Stadtentwicklungskonzept noch den Flächennutzungsplan Mannheims, aber vielleicht liegt darin ein Problem.

Das Deutsche Institut für Urbanistik bietet einige Infos zum Thema Stadtentwicklung und Bodenpolitik. Siehe dazu außerdem:

Aktive Bodenpolitik - Fundament der Stadtentwicklung (kostenfreier Download)

Es ist aber in vielen Städten bereits ein Thema, und ich las das Stichwort "Konzeptverfahren" zumindest auch schon in lokalen Wahlprogrammen.

München praktiziert das bereits seit den 1990ern und gilt vielen anderen Großtstädten als Vorbild. Ulm macht es sogar schon viel länger, strategische Bodenpolitik gibt es dort seit mehr als 125 Jahren.

taz: Die Ulmer Bodenpolitik

Wie Ulm dafür sorgt, dass Spekulanten bei Grundstücken und Bauflächen seit mehr als 100 Jahren keine Chance haben

Und wenn Sie das Thema Bodenpolitik tiefergehend interessiert, googeln Sie mal nach Interviews mit Dirk Löhr. Er ist Professor der Volkswirtschaft an der Hochschule Trier und beschäftigt sich ausgiebig mit der Bodenpolitik in Deutschland.

Hans-Jochen Vogel schrieb ebenfalls ein Buch dazu: "Mehr Gerechtigkeit. Wir brauchen eine neue Bodenordnung - nur dann wird auch Wohnen wieder bezahlbar"

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@arboretum: vielen Dank für die vielen Links und Informationen, da störber ich nach der Abgabe gerne mal durch. Wie kommt es, dass Sie so gut informiert sind bei dem Thema?

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Zum einen finde ich das Thema Stadtplanung ganz spannend und besuche öfter einmal Veranstaltungen dazu bzw. höre sie mir an. Zum anderen bin ich mit einer Architektin und Stadtplanerin befreundet, die begeistert und begeisternd darüber spricht. Sie wohnt in Köln, deshalb sehen wir uns nicht so oft, aber es ist immer interessant.

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@arboretum: das ist toll, wenn jemand so begeistert und begeisternd über Dinge reden kann. Stelle ich mir sehr interessant vor, die Gespräche mit ihr.

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Das ist eine schwere Entscheidung zwischen Sicherheit und dem Wunsch, ein anderes Leben zu leben. Aber auf eine Wohnung kann man auch Kredit bekommen. Vielleicht wäre das etwas, was beide Bedürfnisse abdeckt.
Hier auf dem Land wird gerade gebaut auf Teufel komm raus. Es gibt diesen Paragraphen 13 B, nachdem man außerhalb des Flächennutzungsplans unter Umgehung alle üblichen behördlichen Wege Neubaugebiete ausweisen kann. So werden die ganzen Wiesen um die Dörfer herum darauf untersucht, ob da etwas passen könnte. Es ist aberwitzig! In den Dörfern ist überall noch Platz, alte verrottete Häuser, irgendwelche Weiden oder Sportplätze. Die können durchaus außerhalb liegen. Wohnungsnot, sagen sie. Die ist aber anderswo. Dieser Flächenfraß ist nicht nötig.
Die Nachverdichtung der Städte ist was anderes. Die hat tatsächlich Grenzen.

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@croco: stimmt, das mit dem Kredit ist keine schlechte Idee.

Der Flächenfraß ist wirklich nicht notwendig. Wenn jeder im Grünen wohnen will, ist das Grüne irgendwann auch nicht mehr Grün. :-) Auch wenn ich das ABSOLUT nachvollziehen kann, ich will ja auch. ;-) Muss aber nicht auf nem neuen Bauplatz auf der bunten Wiese sein.

Die Nachverdichtung ist wirklich besorgniserregend finde ich, vor allem angesichts des nahenden Klimawandels. Es ist jetzt schon so, dass ich gegen eine heiße Mauer fahre, wenn ich im Sommer vom Badesee in der Pfalz nach Mannheim reinfahre. Die Luft steht, flirrt.

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