Samstag, 10. September 2022
Mein Bruder und ich telefonieren, unterhalten uns über unsere Mutter. Er hat gerade die zwei Kids ins Bett gebracht. Momentan ist er allein mit ihnen, die Mama ist ausgeflogen. Während wir sprechen, fängt die Kleine an zu weinen. Er geht hoch ins Kinderzimmer. Ich frage, ob ich später noch mal anrufen soll. Nein, sagt er, bleib doch kurz dran. In Ordnung. Ich sitze bei meinem Vater auf dem Sofa, eingemummelt in eine rote Wolldecke. Die Heizung rauscht leise, die Küchenuhr tickt, ansonsten ist es still. Durchs Telefon höre ich die intime Ruhe, die ich schon öfters bei Freund:innen erlebt habe, wenn sie ihre Kinder beruhigen und in den Schlaf begleiten. Ich höre, wie mein kleiner Bruder Papa ist. Völlig unerwartet bin ich unglaublich berührt. Sitze da, lausche mit gespitzten Ohren, fühle eine Ganzheit und für den Moment ergibt alles Sinn, alles. Vielleicht ist es manchmal so, wenn man selbst Kinder hat. Die Minuten vergehen. So sitze ich da, Tränen laufen mir übers Gesicht, und ich fühle mich meinem Bruder und seinen Kindern ganz nah. Irgendwann flüstert er fragend meinen Namen. Ich flüster "ja", er entschuldigt sich, und ich teile mit ihm, wie ich diesen Moment erlebt habe.

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Dienstag, 23. August 2022
Gefahrgutaustritt.
Es ist gerade etwas aufregend. Ziemlich nervös wurde ich bei den Sirenen. Ich hoffe, es ist keine weitere Evakuierung nötig. Sobald sie noch ein bisschen ausweiten, bin ich vermutlich mit betroffen. Schon etwas weird, dass keiner sich so wirklich über die Substanz äußern will. Manchmal ist von Flüssiggas die Rede, aber Polizei und Stadt machen z.B. keinerlei Angaben. Es hat jedenfalls übelst gestunken, ich radelte von der Post nach Hause, die Stadt apokalyptisch verstopft, Straßen gesperrt, Polizisten, Hubschrauber, Feuerwehr ohne Ende, Rotes Kreuz. War ein komisches Gefühl dahin zu fahren, wo die meisten weg wollten/sollten. Hoffentlich gehts glimpflich aus.






Samstag, 20. August 2022
And the winner is...
Das hier habe ich gestern getippt:
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Je mehr Tage vergehen, desto quälender wird das mit der Entscheidung. Nun habe ich herausgefunden, dass das, was für mich HD sehr attraktiv gemacht hat, nicht mehr ganz so gegeben ist. Bisher gab es hier auch psychodynamische Lehrinhalte. Diese Therapeutin ist nun nicht mehr da. Man versucht zwar, wieder jemanden aus TP einzustellen, aber wann und wie das passiert, ist unklar.

Das Hauptproblem mit Heidelberg ist, dass ich mir und meinem inneren Kind seit Monaten erzähle, dass wir spätestens im Oktober hier weg sind. Seit langer Zeit möchte ich hier nicht mehr wohnen, daher auch das Umsiedeln in die Heimat letztes Jahr. Das hatte mir so gut getan, auch die unmittelbare Nähe zur Natur. Hier empfinde ich alles als vollgestopft und furchtbar zersiedelt. Klar ist Heidelberg nicht Mannheim, aber es gehört für mich in das Rhein-Neckar-Gebiet, ist für mich wie erweiterter Landkreis Mannheim, hat das gleiche schreckliche Klima und ... es macht mir einfach Bauchschmerzen. Es ist, als hätte ich ich die ganze Zeit selbst verarscht mit: bald bin ich hier weg.

Jetzt versuche ich seit zwei Wochen, eine WG/ Zimmer im Umkreis von HD zu finden, näher am Grünen. Es ist eine Vollkatastrophe. Und ob ich dann 600 Euro, also nur 150 Euro weniger als hier all in (inkl. Strom, Heizung, Internet) für ein 22 Quadratmeterzimmer ohne Balkon in einem privaten Wohnheimzimmer, oder 500 - 600 Euro für ein WG-Zimmer in nicht völlig marodem Zustand zahlen möchte, wenn ich weiß, meine schöne Wohnung bleibt bewohnbar und ist sehr energieeffizient - i don't know! Gerade bei WGs werden oft nur Menschen bis 30 gesucht, und auch ich möchte nicht mehr mit Partyvolk eine Wohnung teilen. Ab und an finde ich Berufstätigen-WGs, aber da sind dann entweder Raucher, oder nur Männer (ne sorry) oder das Zimmer kostet 700 Euro. Und während all dem kauert sich meine Kleine in mir zusammen und traut sich kaum zu sagen: du wir wollten hier doch weg, was soll das denn jetzt alles? Es tut weh.

Daneben bleibt unbestritten, dass in HD einfach sehr wenig Forschungsmethoden zu lernen sind: super für mich, ich muss hart ackern für Statistik & Co., auch wenn ich es interessant finde - neben dem Beruf möchte ich das Studium aber so machbar wie möglich halten. Kacke, wenn ich doch noch mal irgendwann eine Diss schreiben will, weil ich mir dann alles, was die anderen Unis wie Potsdam oder Ulm umfangreich lehren an Methoden und Diagnostik, selbst irgendwie draufschaffen muss. Was machbar wäre. Und eine Diss steht ja überhaupt nicht in meinem Fokus, sondern die Ausbildung zur Therapeutin, und da brauche ich keine Forschungsmethoden in tiefem Umfang.

Dazu kommt: ich fühle mich hier f*cking lost. Ich weiß nicht, ob das vielleicht eher etwas in mir ist, das ich überall mit hinnehmen würde. Aber es fühlt sich ein bisschen wie verbrannte Erde an. In meiner Heimat z.B. hatte ich das letztes Jahr überhaupt nicht. Ich fühle mich da sehr gut aufgehoben, obwohl ich da weniger Leute kenne als hier. Aber etlicher Kontakt besteht hier mit Menschen, die nicht mehr oder noch nie zu mir pass(t)en. Ich habe mich hier verloren und bin dabei mich zu finden, und das was ich über mich lerne, passt nicht zu meiner Situation hier. Also: nicht alles. Ich habe hier zwei tolle Meditationsgruppen gefunden, eine davon tatsächlich in HD, die ist super. Und die S. ist auch ein feiner Kerl, aber wir sehen uns so so so selten. Ich mag meine Yoga-Lehrerin, und angesichts der Myome bin ich auch sehr froh, bei meiner Frauenärztin gut betreut zu sein. Und dann ist da auch der Therapeut.

Vielleicht erinnert mich hier auch alles zu sehr an Depression, an dysfunktionale, toxische Beziehungen, an Burnout und schädliche Arbeitsbegebenheiten. Daran, wie schwer es mir fällt, gut für mich zu sorgen. Und nun erkannt zu haben, dass eine volle, laute, wenig grüne Stadt nicht gut für mich sorgt, aber aufgrund rationaler Studieninhalte hier zu bleiben.. uff.

Jetzt wäre es mit ausreichend Geld gar kein Problem, in Heidelberg ganz wunderschön und naturnah zu wohnen. Das Geld habe ich aber nicht.
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Dann musste ich los, Verabredung zum Sushi.

Heute habe ich viel Zeit und Gedanken investiert in Arbeit mit meinen inneren Anteilen und eine Bewertungsmatrix. Außerdem hatte ich über soziale Medien noch Kontakt zu einer, die gerade den Master beendet. Es klingt wirklich toll, was sie schreibt, auch TP-Themen sollten nicht zu kurz kommen, selbst wenn diese eine Dozentin wegfällt.

Es sieht sehr nach Heidelberg aus. Also ja. Es ist Heidelberg. ?!?!?!?!?

Ich schlaf noch eine Nacht drüber. Aber dann... Die Immatrikulationsseite ist schon offen.

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Mittwoch, 17. August 2022
Absage Freiburg, Zulassung Chemnitz. Jetzt ist nur noch Landau offen. Da gingen die Bescheide schon raus, mein Status im Portal ist noch offen, vielleicht wegen Nachrückverfahren? Werde meine Bewerbung zurückziehen, Landau wäre keine Option im Vergleich zu den anderen.

Als ich die Publikationen auf der Potsdamer Seite durchging, sprang mich ein Name an. Den kenne ich, mit dem war ich mal im Skiurlaub. Er ist klinischer Prof an einer Uni und leitet ein Ausbildungsinstitut. Warum hab ich da nicht früher dran gedacht? Kurz vorgetastet, was er mir von den vieren (Jena, Ulm, Heidelberg, Potsdam) empfehlen würde. Er meinte, HD oder Potsdam.

Bei Potsdam aktuell noch unklar, ob die Zulassung erlischt. Der erste Kontakt dort konnte mir die Frage nicht beantwortet, das Ticket ist weitergeleitet.

Im Kopf manifestiert sich Heidelberg.

[Edit] Eben Rückmeldung aus Potsdam. Die Zulassung bleibt doch gültig. Hm.






Sonntag, 14. August 2022
Zulassung für Potsdam. Langsam kann ich nur noch lachen. Vermute aber, dass mein Anspruch auf den Platz verfällt, sobald ich sage, dass ich die klinischen Punkte aus den Nachholkursen nun doch nicht vorweisen kann. Trotzdem. Bizarr.






Donnerstag, 11. August 2022
Das war die bisher einzige und vermutlich auch letzte Therapiestunde, in der Meister Yoda mal mehr erzählt hat als ich. Es ging um die Master-Entscheidung. Er kennt sich mit den Unis, Profs und Instituten ziemlich gut aus, auch weil er selbst mal ein Ausbildungsinstitut gegründet hat. Er konnte nicht verhehlen, dass er ein großer Fan von Heidelberg ist, die Gründe leuchteten mir auch alle gut ein. Auch die Gründe, warum er insbesondere Jena nicht so bevorzugen würde.

In Kombination mit dem, was ich gestern mit der Studienfachberaterin in HD gesprochen hatte, verstärkt das meine Tendenz für Heidelberg. Heute Nachmittag spreche ich noch mit einer Freundin einer Kollegin. Diese Freundin hat wohl den klinischen Master in HD gemacht. Auf diesen Austausch bin ich sehr gespannt. Bisher habe ich noch keine ausführlichere Info oder Meinung ehemaliger oder noch Studierender erhalten, auch in den öffentlichen Social Media oder Messenger Gruppen zeigen sich die Leute ungewohnt maulfaul.

Parallel gestern Anfragen für Zimmer/ Appartements angestoßen. Das schwierigste in HD wäre wohl der Wohnungsmarkt.

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Donnerstag, 4. August 2022
Sommer.
Was ich im Sommer sehr gerne mache: wie heute an einem See auf der Wiese liegen, auf dem Rücken, und in den Himmel schauen. Da wiegen sich Zweige und Blätter einer Birke im Wind. Eine Krähe flattert vorbei. An dem Zugseil, dass sich vom Kletterpark hinter mir über den See auf die gegenüberliegende Seite spannt, sitzt eine blauschillernde Libelle. Ganz hoch oben düst ein Flugzeug ins Blickfeld. Ein kleiner Vogel tanzt durch das Himmelblau. Ein Spatz? Ich höre. Fröhlich kreischende Kinder. Schräg hinter mir unterhalten sich zwei Frauen. Wasser spritzt. Es riecht nach Sommer, nach warmer Erde, trockenem Wald, fast wie im Süden, in Pinienhainen, und auch nach frischem Seewasser. Links und rechts von meinem Handtuch streichel ich über vertrockneten Rasen. Ich spüre nur stachelige Halme und staubige Erde

Ich versuche mir alles ganz genau einzuprägen, denn in letzter Zeit denke ich öfters, vielleicht ist die Welt bald nicht mehr so wie ich sie kenne. Dann schiebe ich ich den Gedanken schnell zur Seite, und sauge den Moment doch tief in mich ein.

***

Am Montag war ich bei dem Ehepaar, auf dessen Hof ich letztes Jahr lebte. Sie freuten sich so, mich zu sehen, wollten mich gar nicht mehr gehen lassen. Ich erinnere mich an die saftigen Grüntöne, die klaren Farben, in denen das Umland letztes Jahr erstrahlte. Nun gleichen die Wiesen, Felder und Wälder einer Steppe. Franken hat Dürre, in diesem Jahr besonders schlimm. Es tut mir in der Seele weh, höre Mutter Erde beinahe stöhnen. Mit Mann und Hofhund gehe ich eine Runde übers Land. Am Horizont quellen fette, dunkle Wolken, dazwischen hellere, die helleren sind die, die den Regen bringen, erklärt er mir. Zweifelnd wiegt er den Kopf. "Des kommt net rüber, wahrscheinlich. Des wird sich, wie so oft, da vorne teilen, und links und rechts vorüberziehen." Ganz so wird es nicht sein. Aber viel bleibt nicht hängen. Viel zu wenig.

***

Gestern mit einigen Familienmitgliedern, meine Patin aus den USA weilt derzeit auch mit einer Tochter und deren Tochter in der Heimat, auf dem Volksfest gewesen.



Nach über zwei Jahren Pandemie für mich völliger Overkill an Menschen, Eindrücken, Geräuschen, Gerüchen, Farben - und ganz wunderbar, faszinierend, fröhlich, lebendig. Wie schön, dass wir das erleben dürfen. Ich freue mich so über sich freuende Menschen.

Denke, als ich den Freefall Tower ansehe: es ist vielleicht ein bisschen, als befänden wir alle uns im freien Fall, ahnten es, wollten es aber noch nicht so ganz wahrhaben. Bleibt vielleicht nur Fallenlassen. Ins Jetzt.



~ Hans Zimmer - Interstellar (Gabriel Ananda Bootleg)

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Montag, 1. August 2022
Jammern auf hohem Niveau.
Mein Kopf platzt. Jena, Ulm, Heidelberg. Je mehr ich darüber nachdenke, desto gelähmter fühlt sich mein Hirn. Vielleicht hilft ein Termin mit der Studienberatung. Heidelberg klingt weniger methodenlastig - das käme mir sehr entgegen. Ulm ist sehr methodenlastig. Aber Ulm wäre endlich mal weg aus dem Rhein-Neckar-Bums, ich hab so Lust rauszukommen, und dann ist da noch das Wäldchen, und die junge Frau. Aber ich muss schon sagen, dass die Inhalte in HD echt gut klingen.

Ach fickifucky.






Sonntag, 31. Juli 2022
Erfreue mich sehr an den jubelnden Frauen und dem feiernden Stadion in England. So schöne Bilder!

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Mittwoch, 27. Juli 2022
Oh öhm... Zulassung für Jena. Das kam jetzt auch extrem unerwartet. Mist. Was nun?