Sonntag, 13. Dezember 2020
LL Tag 42: verärgert? Total egal.
Ich bin sehr aufgebracht, werde aber wohl an der Situation nichts ändern können. Vielleicht schreibe ich später mehr dazu, vielleicht aber auch nicht. Möchte mich nicht nochmal aufregen, Aufregung bringt da leider gar nichts. Man, was bin ich verärgert.

Abgesehen davon geht es mir wie Herrn Referral.

~ Mantra des Tages: Herr Tischbein - Total egal


Die Zahl der Covid-19-Toten zu Weihnachten steht jetzt schon fest"

Für die Zeit ab Mittwoch, insgesamt vom 16.12. - voraussichtlich 10.1., hat man sich nun geeinigt auf einen bundesweiten Teil-Lockdown. Erst meinte ich gelesen zu haben, dass es nun auch endlich Einschränkungen für Weihnachten gibt, aber eigentlich doch nicht wirklich, auch wenn sich das erstmal so liest, jedenfalls für mein Empfinden. Können jetzt je nach eigener Haushaltsgröße ja auch bis zu 10 Leute werden. Egal. Echt, ich kann nach meinen heutigen Erfahrungen zu dem Thema nur noch sagen, egal, und wünsche allen einfach viel Glück und den Intensivstationen ein Wunder.

ZDF RKI: 20.200 [21.654] neue Corona-Infektionen und somit 2.433 [bzw. 26%] mehr als vor einer Woche.
Verstorbene: 321
Sieben-Tage-R-Wert: 1,17 (Vortag: 1,11)
Indizenzwert Mannheim 250,1 [249,1]
Ludwigshafen 325,1 [371,5]
Hof Stadt 390,6 [427,7] bzw. Land 262,7 [262,7]
[in eckigen Klammern die ZEIT Online Daten, die direkt aus den Städten und Landkreisen stammen]

[Edit] Schätze die Bluttherapie zur Verjüngung der geheimen Echsen-Elite funktioniert.
(So gesehen heute im Livestream des ZDF heute journals um 22:00 Uhr)


 
Lese gerade im "Guardian":
Has a year living with Covid-19 rewired our brains?

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@arboretum: vielen Dank für diesen tollen Artikel. Der psychologische Aspekt der Pandemie wird zwar auch in der deutschen Presse immer mal wieder angesprochen, aber so richtig Beachtung findet es (in unseren Medien; in der Forschung mag das anders sein) bisher eher nicht, oder? Ich bin auch sehr gespannt, was die Pandemie und ihre Folgen mit uns als Individuen und als Gesellschaft macht.

Bei mir selbst merke ich z.B., dass ich kognitiv angestrengt bin. Das ständige Abwägen: was kann ich noch tun, was nicht? Dabei meine ich nicht (nur): was ist jetzt eigentlich erlaubt, und was nicht, sondern: will ich das denn jetzt tun, obwohl es offiziell noch erlaubt wäre? Kann ich das mit mir und meinen Ansichten vereinbaren, kann ich das gegenüber dem bzw. den anderen Menschen verantworten, z.b. wenn ich mich jetzt mit ihm treffe, auch wenn es unter freiem Himmel ist? Und so weiter. Das macht mich ziemlich müde und führt letztendlich auch dazu, dass ich die persönlichen Kontakte auf ein absolutes Minimum reduziert habe. Da muss ich nicht soviel nachdenken und better safe than sorry. Und doch fehlt mir dadurch natürlich auch etwas, auch wenn das momentan noch nicht so richtig weh tut, vielleicht aber ist es auch nur noch nicht so richtig durchgesickert.

Es geht mir erstaunlich gut, vielleicht weil mir durch die letzten Monate viele meiner Privilegien und Ressourcen, auch mentaler und emotionaler, bewusster wurden und ich diese anders zu schätzen weiß. Und irgendwoher, keine Ahung woher, ist da (derzeit! kann auch schnell kippen bei mir) dieses Vertrauen, dass es irgendwie schon immer weitergehen wird.

Manchmal habe ich auch so Momente, in denen mir mit einem Schlag so völlig klar ist, in was für einer Situation wir da gerade alle eigentlich sind. Klar ist die Situation ständig und allgegenwärtig, aber zum Glück ist sie nicht permanent in all ihrem Ausmaß und Bedeutung im Bewusstsein. Das wäre kaum handhabbar und auszuhalten im Alltag. Das sind dann auch schon mal Momente, in denen ich mich gerne hinsetzen und heulen würde, über die Verstorbenen, die Kinder und Jugendlichen, die jungen Erwachsenen, die anfangen zu Studieren, über Querdenker, Verharmloser, das unterbezahlte und nicht ausreichend besetzte Klinikpersonal, die Freischaffenden und Gastronomen am bzw. unter dem Existenzminimum. Die Liste lässt sich ja weiter und weiter führen.

Und tatsächlich merke ich auch, dass ich viel krasser auf mögliche Gefahren reagiere, wie im Artikel beschrieben. Vor allem wenn es um die Bedrohung anderer wie z.B. meiner Eltern geht.

"The old “social dances” [...] of finding a seat in a cafe or on the bus have not only vanished, taking with them opportunities to experience a sense of belonging, but have been replaced with dances of rejection."

Sich das bewusst zu machen, ist wirklich depremierend. Soviel Vorsicht, soviel Misstrauen, soviel Ängstlichkeit. Fast beneide ich dann meinen Bruder und seine Frau, wenn sie mit ihrem "ach ganz kann man das Risiko eh nicht ausschalten" nur nicht andere so gefährden würden.
Mal wieder zu daten erscheint mir Stand heute jedenfalls als sehr weit weg, geschweige denn ein nächster Kuss.

Doch auch ich hege die Hoffnung, dass in dieser Situation die Chance für Wandel liegt, individuell wie gesellschaftlich.

Wie geht es Ihnen in dieser Zeit?

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