Montag, 21. Dezember 2020
LL Tag 50: It’s getting hot in here.
Hof in Bayern ganz oben – bald haben sie’s mal wieder an die Spitze geschafft. Seit heute hat meine Heimatstadt in Bayern nach Regen den höchsten Inzidenzwert und gilt somit als Hotspot. Das ist eine gar nicht mal so lustige Parallele zu Mannheim. Auch wir hier hatten hinter Lörrach die BaWü-weit höchsten Werte, außerdem liegen wir, wie Hof, in einem Dreiländereck. Während sich hier Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen treffen, sind es bei Hof Bayern, Sachsen und Tschechien. Thüringen ist auch nicht weit. Kurz nach der Grenzöffnung 1989 konnte man auch „Hof in Sachsen ganz unten“ vernehmen. Ganz böse Zungen behaupten, das Autokennzeichen HO stünde für Halb-Ossi. Das mag heute völlig irrelevant erscheinen. Damals war uns (Kindern) das sehr peinlich. Der Osten stand nicht unbedingt für cool. Aber das ist eine andere Geschichte, ich schweife ab.

V. vermutet gerade die Nähe zum Osten und das Pendleraufkommen als Grund für die hohen Werte. Im Osten vermutet man die Nähe zu Bayern als mögliche Ursache für ihre hohen Werte. Es ist richtig, dass Bayern seit Beginn der Pandemie mit hohen Zahlen kämpft. Nachvollziehbar klingt für mich außerdem eine mögliche Korrelation zwischen Populismus / Rechtsextremismus und Zusammenhalt / Pandemiebekämpfung.

Die Frau meines Vaters arbeitet in Sachsen. Dort kann sie zum Glück den Großteil ihrer Zeit in ihrem Einzelbüro verbringen, denn Home Office ist bei dieser Firma nicht möglich, und das, obwohl sie es aus ihrer gar nicht mal so einflussarmen Position heraus gepusht hat ohne Ende. Keine Chance. Es scheitert schon an der Anzahl an Laptops, die auch nicht erhöht werden soll. Dafür gibt es dort mehr als genügend Corona-Leugner. Wohl geschweige denn sicher fühlt sie sich folglich nicht.

In Hof werden auch die Filmtage als Pandemietreiber diskutiert. Das höre ich nicht gerne, aber klar, man muss es in Erwägung ziehen. Ich kann es mir SEHR schwer vorstellen bei all der geringen Belegzahl in den Kinos, bei den guten Lüftungsanlagen der Maskenpflicht am Sitzplatz. Ich habe auch von keiner einzigen Infektion über das Kino dort bzw. über die Filmtage gehört. Aber Ja. Nur weil ich es nicht höre und nicht hören will, muss das natürlich nichts heißen.

Mal sehen, wie es weiter geht. Die “neue Mutation des Virus, B.1.1.7, wird inzwischen auch in Deutschland vermutet.

Was mich seit Tagen umtreibt: Alan Posener meint in seinem Kommentar, dass Amaz*n Bashing unchristlich sei. Freilich ist es unchristlich, die armen Paketzusteller:innen und Arbeiter:innen in den Verteilungszentren zu bashen. Das tut aber keiner, soweit ich weiß. Und ich finde, es gibt durchaus einiges an diesem Riesen zu bashen. Das Steuerzahlverhalten ist nach wie vor relativ intransparent, und während Konzern und Gründer sich in der Pandemie nochmal mehr mit Milliardensteigerungen ein goldenes Näschen verdienen, schafft er es nicht seine Mitarbeiter:innen nach Tarif zu bezahlen und ihnen ordentliche Arbeitsbedingungen zu bieten.

Überhaupt. Ich bin kein Freund dieser Geschäftsart und dessen Gebaren. Wenn so wenige so unfassbar reich werden - das klingt doch schon völlig falsch, vor allem wenn das auch noch auf Kosten anderer geht. DAS finde ich unchristlich.

Ich enthülle nun eine scheinbar heutzutage ganz und gar unglaubliche Tatsache: ich lebe ein Leben ohne Amaz*n. Meistens löst dieser Satz ein Entgleisen der Gesichtszüge aus, während ich völlig entgeistert bin, wieso man sich das gar nicht vorstellen kann. Das geht sehr einfach. Man konsumiert grundsätzlich wenig(er) und wenn dann einfach woanders. Die meisten Möbel habe ich beispielsweise entweder von Ebay Kleinanzeigen, aus Sozialkaufhäusern oder von Freund:innen und Familienmitgliedern, die sich Neues anschaffen wollten. So eben: das Sofa, die Musikanlage, der Esstisch, die Wohnzimmerstühle, die Bilder über dem Sofa, eine kleine sehr adrette antike Truhe, ein antikes Telefonschränkchen, das Holzbücherregal aus meinem Jugendzimmer, das Doppelbett, der antike Kleiderschrank, etc. Dabei bin ich mir sicher, dass man das überhaupt nicht erahnt, wenn man die Wohnung betritt.

Bücher kaufe ich lieber beim lokalen Buchhändler, die bringen während des LockDowns die Bücher auch nach Hause. Schuhe kaufe ich nur vor Ort, weil das bei meiner Größe zwischen 40 und 41 viel zu nervig ist mit hin- und herbestellen, abgesehen davon, dass ich Schuhekaufen möglichst vermeide weil ich es schlichtweg hasse. Matratzen gabs von Aldi. Nur Kleidung order ich manchmal online, und die dann über einen Laden in Amsterdam oder H*ssnatur. Muss man sich leisten können, ja, aber ich kaufe halt nicht viel, dafür lieber qualitativ. Statt 10 Pullis aus Plaste für 10 Euro kaufe ich mir lieber einen aus richtiger Wolle für 100.

Egal, dieses Thema, es erhitzt mich, wie man vielleicht merkt (haha, passt auch zu „It’s getting hot in here“, war aber gar nicht beabsichtigt). Es erschreckt mich einfach, dass ein Leben ohne diesen Konzern für die meisten nicht mehr vorstellbar ist, im Sinne von: ich weiß gar nicht, wie ich sonst an Dinge kommen soll. Denn ich frage mich, wozu die anderen eigentlich Amaz*n brauchen. Was bestellt man denn da, was man sonst nirgendwo kriegt? Naja. Bleibe ich eben im nerdigen Exotenstatus was das angeht.

In jedem Fall: JA, liebe Amaz*n-Mitarbeiter:innen, haut rein!

ZDF RKI: 16.643 [20.830] Neuinfektionen und somit mal wieder deutlich mehr als vor einer Woche.
Ich gedenke der vielen Verstorbenen.
Inzidenzwerte: Mannheim 290,7 [290,7]
Ludwigshafen 344,3 [362,3]
Hof Stadt 410,3 [397,2 – hatte da bei der ZEIT heute aber auch schon über 440 gelesen?] bzw. Land 291,1 [279,5]
[in eckigen Klammern ZEIT Online Daten direkt aus Städten und Landkreisen]

 
Lustiger Zufall, auf DLR Kultur läuft jetzt ein Beitrag über Amaz*n: "Die Macht des Handelsriesen"

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